Karmeliterkirche (2): Unterschied zwischen den Versionen

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Karmeliterkirche ([[2]], [[Karmeliterplatz]]; ursprünglich [1639] "Jungfrau vom Berge Karmel und heilige Theresia von Avila"; [[Pfarre|Pfarrkirche]] [seit 20. April 1783] „Zum heiligen Josef).  
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Karmeliterkirche ([[2]], [[Karmeliterplatz]]; ursprünglich [1639] "Jungfrau vom Berge Karmel und heilige Theresia von Avila"; [[Pfarre|Pfarrkirche]] [seit 20. April 1783] „[[St. Josef (Pfarre)|Zum heiligen Josef]]).  
  
Nachdem 1554 das Kloster der [[Karmeliten]] Am Hof aufgelöst und im Anschluss daran den Jesuiten eingeräumt worden war, genehmigte [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand II.]] den Unbeschuhten Karmeliten (deren Ordensgeneral Dominikus die kaiserlichen Truppen 1620 in der denkwürdigen Schlacht am Weißen Berg angefeuert haben soll) die Errichtung eines neuen Klosterhauses im [[Unterer Werd|Unteren Werd]]. Zu diesem Zweck wurden mehrere Bürgerhäuser angekauft, außerdem erhielten die Karmeliten 1623 das Recht zum Almosensammeln. Die kleine Kirche, von Nuntius Caraffa eingeweiht, war 1624 vollendet, wurde aber bis 1626 vergrößert. Der Grundstein zum Kloster wurde erst 1627 gelegt; 1639 waren dieses, ein Exerzitienhaus und die neue (1639 durch Bischof Graf Breuner zu Ehren der Jungfrau Maria und der heiligen Theresa geweihte) Kirche vollendet. Der Bau war durch eine Stiftung des Hartmann Fürst Liechtenstein ermöglicht worden. [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|1683]] wurden das Klostergebäude und die Kirche (die den [[Türken]] als Pferdestall diente) verwüstet, beide Objekte jedoch bald wiederhergestellt. Der Platz vor der Kirche wurde 1713 mit einer hölzernen, 1723 statt dieser mit einer steinernen Dreifaltigkeitssäule geziert. 1783 wurde die nunmehr dem heiligen Josef geweihten Kirche im Zuge der Josephinischen Klosterreform an Weltgeistliche übergeben, der Klostergarten (der sich bis zur [[Große Sperlgasse|Großen Sperlgasse]] erstreckt hatte) auf Anordnung [[Joseph II.|Josephs II.]] parzelliert; damals wurde die Josefsgasse (heute [[Karmelitergasse]]) angelegt, außerdem entstand auf dem Areal eine Anzahl von Häusern). Am 8. Februar 1843 wurde das Klostergebäude (nachdem der Konvent 1838 nach Linz übersiedelt war) Nonnen übergeben, die aus Zams in Tirol nach Wien kamen.
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Nachdem 1554 das Kloster der [[Karmeliten]] Am Hof aufgelöst und im Anschluss daran den [[Jesuiten]] eingeräumt worden war, genehmigte [[Ferdinand II. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand II.]] den Unbeschuhten Karmeliten (deren Ordensgeneral Dominikus die kaiserlichen Truppen 1620 in der denkwürdigen Schlacht am Weißen Berg angefeuert haben soll) die Errichtung eines neuen Klosterhauses im [[Unterer Werd|Unteren Werd]]. Zu diesem Zweck wurden mehrere Bürgerhäuser angekauft, außerdem erhielten die Karmeliten 1623 das Recht zum Almosensammeln. Die kleine Kirche, von Nuntius Caraffa eingeweiht, war 1624 vollendet, wurde aber bis 1626 vergrößert. Der Grundstein zum Kloster wurde erst 1627 gelegt; 1639 waren dieses, ein Exerzitienhaus und die neue (1639 durch Bischof Graf Breuner zu Ehren der Jungfrau Maria und der heiligen Theresa geweihte) Kirche vollendet. Der Bau war durch eine Stiftung des Hartmann Fürst Liechtenstein ermöglicht worden. [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|1683]] wurden das Klostergebäude und die Kirche (die den [[Türken]] als Pferdestall diente) verwüstet, beide Objekte jedoch bald wiederhergestellt. Der Platz vor der Kirche wurde 1713 mit einer hölzernen, 1723 statt dieser mit einer steinernen Dreifaltigkeitssäule geziert. 1783 wurde die nunmehr dem heiligen Josef geweihten Kirche im Zuge der Josephinischen Klosterreform an Weltgeistliche übergeben, der Klostergarten (der sich bis zur [[Große Sperlgasse|Großen Sperlgasse]] erstreckt hatte) auf Anordnung [[Joseph II.|Josephs II.]] parzelliert; damals wurde die Josefsgasse (heute [[Karmelitergasse]]) angelegt, außerdem entstand auf dem Areal eine Anzahl von Häusern). Am 8. Februar 1843 wurde das Klostergebäude (nachdem der Konvent 1838 nach Linz übersiedelt war) Nonnen übergeben, die aus Zams in Tirol nach Wien kamen.
 
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Version vom 20. Februar 2017, 18:49 Uhr

Karmeliterplatz 5, Karmeliterkloster und Teil der Fassade der Karmeliterkirche, um 1902
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Josefskirche
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Karmeliten
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 26603
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 20.02.2017 durch WIEN1.lanm08mic
Bildname HMW_028267.jpg
Bildunterschrift Karmeliterplatz 5, Karmeliterkloster und Teil der Fassade der Karmeliterkirche, um 1902
  • 2., Karmeliterplatz

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

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48° 12' 57.75" N, 16° 22' 48.62" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Karmeliterkirche (2, Karmeliterplatz; ursprünglich [1639] "Jungfrau vom Berge Karmel und heilige Theresia von Avila"; Pfarrkirche [seit 20. April 1783] „Zum heiligen Josef).

Nachdem 1554 das Kloster der Karmeliten Am Hof aufgelöst und im Anschluss daran den Jesuiten eingeräumt worden war, genehmigte Ferdinand II. den Unbeschuhten Karmeliten (deren Ordensgeneral Dominikus die kaiserlichen Truppen 1620 in der denkwürdigen Schlacht am Weißen Berg angefeuert haben soll) die Errichtung eines neuen Klosterhauses im Unteren Werd. Zu diesem Zweck wurden mehrere Bürgerhäuser angekauft, außerdem erhielten die Karmeliten 1623 das Recht zum Almosensammeln. Die kleine Kirche, von Nuntius Caraffa eingeweiht, war 1624 vollendet, wurde aber bis 1626 vergrößert. Der Grundstein zum Kloster wurde erst 1627 gelegt; 1639 waren dieses, ein Exerzitienhaus und die neue (1639 durch Bischof Graf Breuner zu Ehren der Jungfrau Maria und der heiligen Theresa geweihte) Kirche vollendet. Der Bau war durch eine Stiftung des Hartmann Fürst Liechtenstein ermöglicht worden. 1683 wurden das Klostergebäude und die Kirche (die den Türken als Pferdestall diente) verwüstet, beide Objekte jedoch bald wiederhergestellt. Der Platz vor der Kirche wurde 1713 mit einer hölzernen, 1723 statt dieser mit einer steinernen Dreifaltigkeitssäule geziert. 1783 wurde die nunmehr dem heiligen Josef geweihten Kirche im Zuge der Josephinischen Klosterreform an Weltgeistliche übergeben, der Klostergarten (der sich bis zur Großen Sperlgasse erstreckt hatte) auf Anordnung Josephs II. parzelliert; damals wurde die Josefsgasse (heute Karmelitergasse) angelegt, außerdem entstand auf dem Areal eine Anzahl von Häusern). Am 8. Februar 1843 wurde das Klostergebäude (nachdem der Konvent 1838 nach Linz übersiedelt war) Nonnen übergeben, die aus Zams in Tirol nach Wien kamen.

Karmeliterkirche (2016)

Nachdem diese 1898 in ein Kloster in Döbling übersiedelt waren, wurde das alte Klostergebäude (das sich damals noch über die Areale 2, Karmelitergasse 9-13 und 10, Karmeliterplatz 5 sowie Taborstraße 19-21 erstreckte) 1904-1910 abgerissen; dadurch konnte die Karmelitergasse bis zur Taborstraße durchgebrochen werden. Das Gnadenbild "Maria mit dem geneigten Haupt" (vermutlich eine Kopie der Ikone von Fermo) befindet sich seit 14. September 1901 in der Döblinger Karmeliterkirche, wogegen sich auf dem Dreifaltigkeitsaltar von St. Josef (links Querschiff) über dem Tabernakel nur dessen Kopie befindet. Nach der Legende wurde das (möglicherweise aus dem 16. Jahrhundert stammende) Bild 1631 von Rom nach Wien gebracht und in der Hofkammerkapelle aufgestellt (es wurde der "Schutzschild" des kaiserlichen Hauses; man schrieb ihm die Rettung Ferdinands II. bei einem Schiffsunglück auf der Donau 1631 ebenso zu wie den Sieg bei Lützen 1632 über die Schweden). 1634 kam das Bild zu den Siebenbüchnerinnen und am 10. Juli 1655 zu den Karmeliten. Von der Taborstraße aus ist die Marienkapelle zugänglich. (Immaculatabild von Alonso Cano, † 1667). An der Kirche wirkte 1902-1904 Ignaz Seipel als Kooperator.

Äußeres

Die Kirchenfassade bildete für Wien eine Novität (die erste der im 17. Jahrhundert nach italienischem Vorbild entstandenen Fassaden): turmlos, dreigeschossig, mit abnehmender Vertikalgliederung, durchziehender Pilasterordnung und glattem Dreieckgiebel; den Unterschied zu italienischen Kirchen bilden die Höhenstreckung und die Ausgestaltung der oberen Kante durch Voluten und Obelisken.

Das untere Geschoß wird durch ein einfaches toskanisches Portal und Statuennischen belebt (über dem Portal Maria mit Jesuskind, seitlich die Kirchenpatrone heiligen Josef und heiligen Theresia von Avila, darüber die Propheten Elias und Elisäus (als "Stammväter" des Ordens) sowie die Patres heiliger Angelus von Jerusalem und Albert (Gesetzgeber des Ordens). An der Seitenfassade (Taborstraße) befindet sich ein Sgraffito von Georg Samwald (1941), das auf die Geschichte der Taborstraße Bezug nimmt (Landsknecht mit Hellebarde vor dem Hintergrund der Festung Wien).

Inneres

Zweijochiger frühbarocker Saalbau mit Vierungskuppel (ohne Tambour). Der Hochaltar wurde von Jakob Schletterer entworfen (Altarbild "Vision der heiligen Theresia" von Martin Johann Schmidt (1771), dazu Statuen der Propheten Elias und Elisäus sowie des heiligen Cyrillus und des heiligen Andreas Corsini. Über dem Tabernakel des Josef-Altars (rechts Querschiff, mit Bild "Vermählung Mariens"; Altar gestiftet von Erzherzog Leopold Wilhelm, 1659) Nachbildung des Prager Jesulein (wohl älteste in Österreich befindliche Kopie des Originals).

Der linken Querschiffaltar (mit dem Gnadenbild) wurde von Kaiserin Eleonore gestiftet. Linke Seitenkapellen: Johannes-vom-Kreuz-Altar ("Christusvision des Heiligen" von Johann Ignaz Bendl [?]); Anna-Altar ("Tod der heiligen Anna", 1657), gestiftet von Anna Gräfin Harrach.

Rechte Seitenaltäre: Skapulier-Altar ("Heilige Therese vor der Gottesmutter betend", 1667); Albert-Altar ("Albert vor Maria", 1658), gestiftet von der Familie Herberstein. Die Kreuzwegbilder schuf Josef Kessler (1879). Auf der Barockorgel (eines unbekannten Meisters aus dem böhmisch-mährischen Raum) spielte unter anderem Johann Georg Albrechtsberger.


Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 100 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 92 f.
  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 19 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 81 (Sprengel), S. 232 f. (Matrikenbestand)
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 51 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 220 ff.
  • Sigismund Herzmansky: Führer durch die Pfarrkirche St. Josef. 1923
  • Karl Janecek: Lateinische Inschriften an Bauwerken und Denkmälern Wiens. Horn: Berger in Komm. 1956, S. 24
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 130 ff.
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 38 ff.
  • Franz Loidl: 350 Jahre Karmeliterkirche in der Leopoldstadt. In: Beiträge Wiener Diözesangeschichte 16 (1975), Nummer 5, S. 35
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 75 f.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 121
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 108 f.
  • S. Prandauer: Alt-Wiener Marienlegenden. 1922, S. 33 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 98 f.
  • Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich / Wien: Amalthea 1921 (Amalthea-Bücherei, 24), S. 136 f.
  • Ursprung oder Grundbericht des Marianischen Gnadenbildes in dem Gotteshause der Carmeliter Barfüsser in Wien. 1750. Landesbibliothek Niederösterreich
  • 350 Jahre Karmeliterkirche in der Leopoldstadt, Pfarrkirche St. Josef. In: Der Treffpunkt 20 (1947), Nummer 8