Karmeliterkirche (2)

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Karmeliterplatz 5, Karmeliterkloster und Teil der Fassade der Karmeliterkirche, um 1902
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1624
Datum bis
Andere Bezeichnung Josefskirche
Frühere Bezeichnung Jungfrau vom Berge Karmel und heilige Theresia von Avila
Benannt nach Karmeliten
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 26603
GND
WikidataID
Objektbezug Kirchen, Sakralbau, Erzdiözese Wien, Katholische Kirche, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname HMW_028267.jpg
Bildunterschrift Karmeliterplatz 5, Karmeliterkloster und Teil der Fassade der Karmeliterkirche, um 1902
  • 2., Karmeliterplatz

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48° 12' 57.75" N, 16° 22' 48.62" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Karmeliterkirche (2., Karmeliterplatz; ursprünglich [1639] "Jungfrau vom Berge Karmel und heilige Theresia von Avila"; Pfarrkirche [seit 20. April 1783] Zum heiligen Josef).

Nachdem 1554 das Kloster der Karmeliten Am Hof aufgelöst und im Anschluss daran den Jesuiten eingeräumt worden war, genehmigte Ferdinand II. den Unbeschuhten Karmeliten (deren Ordensgeneral Dominikus die kaiserlichen Truppen 1620 in der denkwürdigen Schlacht am Weißen Berg angefeuert haben soll) die Errichtung eines neuen Klosterhauses im Unteren Werd. Zu diesem Zweck wurden mehrere Bürgerhäuser angekauft, außerdem erhielten die Karmeliten 1623 das Recht zum Almosensammeln. Die kleine Kirche, von Nuntius Caraffa eingeweiht, war 1624 vollendet, wurde aber bis 1626 vergrößert. Der Grundstein zum Kloster wurde erst 1627 gelegt; 1639 waren dieses, ein Exerzitienhaus und die neue (1639 durch Bischof Graf Breuner zu Ehren der Jungfrau Maria und der heiligen Theresa geweihte) Kirche vollendet. Der Bau war durch eine Stiftung des Hartmann Fürst Liechtenstein ermöglicht worden. 1683 wurden das Klostergebäude und die Kirche (die den Türken als Pferdestall diente) verwüstet, beide Objekte jedoch bald wiederhergestellt.

Der Platz vor der Kirche wurde 1713 mit einer hölzernen, 1723 statt dieser mit einer steinernen Dreifaltigkeitssäule geziert. 1783 wurde die nunmehr dem heiligen Josef geweihten Kirche im Zuge der Josephinischen Klosterreform an Weltgeistliche übergeben, der Klostergarten (der sich bis zur Großen Sperlgasse erstreckt hatte) auf Anordnung Josephs II. parzelliert; damals wurde die Josefsgasse (heute Karmelitergasse) angelegt, außerdem entstand auf dem Areal eine Anzahl von Häusern). Am 8. Februar 1843 wurde das Klostergebäude (nachdem der Konvent 1838 nach Linz übersiedelt war) Barmherzigen Schwestern übergeben, die aus Zams in Tirol nach Wien kamen.

Karmeliterkirche ca. 1724 (Stich von Salomon Kleiner)
Karmeliterkirche (1767)

Nachdem diese 1898 in ein Kloster in Döbling übersiedelt waren, wurde das alte Klostergebäude (das sich damals noch über die Areale 2., Karmelitergasse 9-13 und 10, Karmeliterplatz 5 sowie Taborstraße 19-21 erstreckte) 1904-1910 abgerissen; dadurch konnte die Karmelitergasse bis zur Taborstraße durchgebrochen werden. Das Gnadenbild "Maria mit dem geneigten Haupt" (vermutlich eine Kopie der Ikone von Fermo) befindet sich seit dem 14. September 1901 in der Döblinger Karmeliterkirche, wogegen sich auf dem Dreifaltigkeitsaltar von St. Josef (linkes Querschiff) über dem Tabernakel nur dessen Kopie befindet. Nach der Legende wurde das (möglicherweise aus dem 16. Jahrhundert stammende) Bild 1631 von Rom nach Wien gebracht und in der Hofkammerkapelle aufgestellt (es wurde der "Schutzschild" des kaiserlichen Hauses; man schrieb ihm die Rettung Ferdinands II. bei einem Schiffsunglück auf der Donau 1631 ebenso zu wie den Sieg bei Lützen 1632 über die Schweden). 1634 kam das Bild zu den Siebenbüchnerinnen und am 10. Juli 1655 zu den Karmeliten. Von der Taborstraße aus ist die Marienkapelle zugänglich. (Immaculatabild von Alonso Cano, † 1667). An der Kirche wirkte 1902-1904 Ignaz Seipel als Kooperator.

Karmeliterkirche (2016)

Äußeres

Die Kirchenfassade bildete für Wien eine Novität (die erste der im 17. Jahrhundert nach italienischem Vorbild entstandenen Fassaden): turmlos, dreigeschossig, mit abnehmender Vertikalgliederung, durchziehender Pilasterordnung und glattem Dreieckgiebel; den Unterschied zu italienischen Kirchen bilden die Höhenstreckung und die Ausgestaltung der oberen Kante durch Voluten und Obelisken.

Das untere Geschoß wird durch ein einfaches toskanisches Portal und Statuennischen belebt: über dem Portal Maria mit Jesuskind, seitlich die Kirchenpatrone, der heilige Josef und die heilige Theresia von Avila, darüber die Propheten Elias und Elisäus (als "Stammväter" des Ordens) sowie die beiden Patres, der heilige Angelus von Jerusalem und der heilige Albert, der Gesetzgeber des Ordens.

An der Seitenfassade in der Taborstraße befindet sich ein Sgraffito zur Geschichte der Taborstraße von Georg Samwald (1941), das einen Landsknecht mit Hellebarde vor dem Hintergrund der Festung Wien zeigt. Bei der Wiederherstellung der Kirche nach der Zweiten Türkenbelagerung wurde an der Nordseite des Turmes eine Türkenkugel eingemauert.

Inneres

Zweijochiger frühbarocker Saalbau mit Vierungskuppel (ohne Tambour). Der Hochaltar wurde von Jakob Schletterer entworfen (Altarbild "Vision der heiligen Theresia" von Martin Johann Schmidt, 1771, dazu Statuen der Propheten Elias und Elisäus sowie des heiligen Cyrillus und des heiligen Andreas Corsini). Über dem Tabernakel des Josef-Altars (rechtes Querschiff, mit Bild "Vermählung Mariens"; Altar gestiftet von Erzherzog Leopold Wilhelm, 1659) Nachbildung des Prager Jesulein (wohl die älteste in Österreich befindliche Kopie des Originals).

Der linken Querschiffaltar (mit dem Gnadenbild) wurde von Kaiserin Eleonore gestiftet. In den linken Seitenkapellen befinden sich der Johannes-vom-Kreuz-Altar ("Christusvision des Heiligen" von Johann Ignaz Bendl [?]) und der Anna-Altar ("Tod der heiligen Anna", 1657), gestiftet von Anna Gräfin Harrach.

Rechte Seitenaltäre: Skapulier-Altar ("Heilige Therese vor der Gottesmutter betend", 1667); Albert-Altar ("Albert vor Maria", 1658), gestiftet von der Familie Herberstein. Die Kreuzwegbilder schuf Josef Keßler (1879). Auf der Barockorgel (eines unbekannten Meisters aus dem böhmisch-mährischen Raum) spielte unter anderem Johann Georg Albrechtsberger.

Quellen

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 100 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 92 f.
  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 19 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde 1929, S. 81 (Sprengel), S. 232 f. (Matrikenbestand)
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 51 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 220 ff.
  • Sigismund Herzmansky: Führer durch die Pfarrkirche St. Josef. 1923
  • Karl Janecek: Lateinische Inschriften an Bauwerken und Denkmälern Wiens. Horn: Berger in Komm. 1956, S. 24
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 130 ff.
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 38 ff.
  • Franz Loidl: 350 Jahre Karmeliterkirche in der Leopoldstadt. In: Beiträge Wiener Diözesangeschichte 16 (1975), Nummer 5, S. 35
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 75 f.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 121
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 108 f.
  • S. Prandauer: Alt-Wiener Marienlegenden. Wien 1922, S. 33 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 98 f.
  • Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich / Wien: Amalthea 1921 (Amalthea-Bücherei, 24), S. 136 f.
  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt. Band 4/1 (2.-6. Bezirk). Graz: Weishaupt-Verlag 2017, S. 49
  • Ursprung oder Grundbericht des Marianischen Gnadenbildes in dem Gotteshause der Carmeliter Barfüsser in Wien. 1750. Landesbibliothek Niederösterreich
  • 350 Jahre Karmeliterkirche in der Leopoldstadt, Pfarrkirche St. Josef. In: Der Treffpunkt 20 (1947), Nummer 8