Julius Wagner-Jauregg

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Daten zur Person
Personenname Wagner-Jauregg, Julius
Abweichende Namensform
Titel o. Univ. Prof., Dr. phil. h. c., Dr. med. univ., Ritter von
Geschlecht männlich
PageID 3329
GND
Wikidata
Geburtsdatum 7. März 1857
Geburtsort Wels, Oberösterreich
Sterbedatum 27. September 1940
Sterbeort Wien
Beruf Psychiater
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.08.2013 durch WIEN1.lanm08w14
Begräbnisdatum 3. Oktober 1940
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 32C, Nummer 18
  • 1., Landesgerichtsstraße 18 (Sterbeadresse)
  • 1., Landesgerichtsstraße 18 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften (Verleihung: 1929)
  • Dr. phil. h. c. Universität Wien (Verleihung: 1937)
  • Cameron-Preis der Universität Edinburgh
  • Nobelpreis für Medizin (Verleihung: 1927)
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 27. Mai 1927)

Wagner-Jauregg Julius Ritter von * 7. März 1857 Wels, Oberösterreich, † 27. September 1940 Wien 1, Landesgerichtsstraße 18 (Wohnung ab 1892 [Gedenktafel]; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 32C, Nummer 18 [Grabdenkmal von Josef Müllner, 1940]), Psychiater.

Besuchte das Schottengymnasium und studierte an der Universität Wien (Dr. med. univ. 1880). Schon während seiner Studienzeit (1878) erschienen zwei seiner experimentellen Arbeiten in den Sitzungsberichte der Akadamie der Wissenschaft. Der experimentelle Pathologe Salomon Stricker, dessen Assistent Wagner-Jauregg 1880-1882 war, erkannte seine Begabung und ließ ihm bereits ab 1876 Förderung angedeihen. Am 1. Jänner 1883 erhielt Wagner-Jauregg eine Stelle in der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt (Leitung Maximilian Leidesdorf) und wandte sich ganz der Psychiatrie zu. 1885 habilitierte er sich an der Universität Wien für Neurologie, 1887 für Psychiatrie (1889 außerordentlicher Professor für Psychiatrie an der Universiät Graz, 1893, ordentlicher Professor an der Universität Wien und Direktor der Wiener Psychiatrischen Klinik).

Unermüdlich setzte er seine Studien zur Heilung progressiver Paralyse mittels der von ihm 1887 entdeckten Fiebertherapie fort ("Beginn der Behandlung durch Einimpfung von Malaria tertiana", 1917; "Verhütung und Behandlung der progressiven Paralyse durch Impfmalaria", 1931); Wagner-Jauregg hatte durch genaue klinische Beobachtung festgestellt, daß psychotische Symptome bei Patienten mit fieberhaften Erkrankungen vorübergehend eine Besserung erfuhren. 1887 publizierte er darüber erstmals im "Jahrbuch für Psychiatrie" (Band 7, Seite 94) und empfahl die Verwendung von Malariakeimen, um periodische Fieberschübe zu erzeugen. Aufgrund der anfänglichen praktischen Undurchführbarkeit versuchte er die Fiebererzeugung zunächst mit Tuberkulin und Vakzinen. 1917 begann er schließlich erfolgreich mit der Malariatherapie bei progressiver Paralyse und anderen Psychosen (Psychologisch-neurologische Wochenschrift 20 [1918/1919], Seiten 132, 251). Für dieses Heilverfahren erhielt er den Nobelpreis (1927). Wagner-Jaureggs zweites pionierhaftes Arbeitsgebiet betraf den endemischen Kretinismus. Er erkannte den Jodmangel als Ursache des (angeborenen) Kropfes und stellte die klinische Verbindung zur geistigen Retardierung her.

Wagner-Jauregg errichtete aus eigenen Mitteln in Zeltweg (Steiermark) eine Anstalt für Kropfforschung und schlug 1898 prophylaktisch den Verkauf von jodiertem Kochsalz in Kropfgegenden vor.

Wagner-Jauregg erwarb sich besondere Verdienste um die Erblichkeitslehre psychischer Erkrankungen, die forensische Psychiatrie, den Ausbau der somatischen Symptomatologie und der somatischen Pathogenese zahlreiche Psychosen.

Bürger der Stadt Wien (27. Mai 1927), Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften (1929), Dr. phil. h. c. Universität Wien (1937).

Wagner-Jauregg-Denkmal, Wagner-Jauregg-Hof, Wagner-Jauregg-Weg.

Literatur

  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon-Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 10
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Große Österreicher 10, S. 123 ff.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 91, Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1941, S. 171 ff. (Späth); 197 ff. (Hochstetter)
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 401 ff.
  • Leopold Schönbauer, Marlene Jantsch: Julius Wagner Ritter von Jauregg 1857-1940. In: K. Rolle (Hg.). Große Nervenärzte. London 1993
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, S. 368 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3, Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974, S. 403 ff. (Helmut Wyklicky)
  • Josef Gicklhorn / Renée Gicklhorn: Die österreichischen Nobelpreisträger. Wien: Bergland-Verlag 1966 (Österreich-Reihe, 48), S. 32 ff.
  • Alexander Pilcz: Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten des ... Wagner-Jauregg. In: Wiener medizinische Wochenschrift 78 (1928), S. 892;
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  • Wiener medizinische Wochenschrift 87 (1937), S. 254
  • Hans Hoff: Gedächtnisvortrag zum 100. Geburtstag Wagner-Jaureggs. In; Wiener medizinische Wochenschrift 107 (1957), S. 618 ff.
  • Wiener medizinische Wochenschrift 50 (1937), S. 654 ff. (Ehrendoktorat)
  • Wiener medizinische Wochenschrift 69 (1957), Nummer 38/39
  • Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 103 (1940), S. 186 ff.
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 83
  • Julius Wagner-Jauregg: Lebenserinnerungen. herausgegeben und ergänzt von L. Schönbauer und M. Jantsch, 1950