Joseph II.: Unterschied zwischen den Versionen

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Joseph II., * 13. März 1741 Wien, Hofburg, † 20. Februar 1790 Wien (Kapuzinergruft), römisch-deutscher König (1764), römisch-deutscher Kaiser (1765-1790) und Mitregent seiner Mutter in den Erbländern (1765-1780), erste Gattin (1760) Isabella von Parma (1741-1763), zweite Gattin Maria Josepha von Bayern (1739-1767), ältester Sohn von [[Franz I.]] (Franz Stephan von Lothringen) und dessen Gattin Königin [[Maria Theresia]].
 
Joseph II., * 13. März 1741 Wien, Hofburg, † 20. Februar 1790 Wien (Kapuzinergruft), römisch-deutscher König (1764), römisch-deutscher Kaiser (1765-1790) und Mitregent seiner Mutter in den Erbländern (1765-1780), erste Gattin (1760) Isabella von Parma (1741-1763), zweite Gattin Maria Josepha von Bayern (1739-1767), ältester Sohn von [[Franz I.]] (Franz Stephan von Lothringen) und dessen Gattin Königin [[Maria Theresia]].

Version vom 18. März 2014, 18:28 Uhr

Daten zur Person
Personenname Joseph II.
Abweichende Namensform Josef II.
Titel römisch-deutscher König, römisch-deutscher Kaiser
Geschlecht männlich
PageID 21455
GND
Wikidata
Geburtsdatum 13. März 1741
Geburtsort Wien, Hofburg
Sterbedatum 20. Februar 1790
Sterbeort Wien
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 18.03.2014 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Kapuzinergruft

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (1765 bis 1790)

Joseph II., * 13. März 1741 Wien, Hofburg, † 20. Februar 1790 Wien (Kapuzinergruft), römisch-deutscher König (1764), römisch-deutscher Kaiser (1765-1790) und Mitregent seiner Mutter in den Erbländern (1765-1780), erste Gattin (1760) Isabella von Parma (1741-1763), zweite Gattin Maria Josepha von Bayern (1739-1767), ältester Sohn von Franz I. (Franz Stephan von Lothringen) und dessen Gattin Königin Maria Theresia. Als Mitregent waren ihm vor allem finanzielle und militärische Agenden (Bau von Kasernen) übertragen, er betrieb jedoch auch Kulturpolitik (1776 Eröffnung des Burgtheaters als deutsches Nationaltheater); auf zahlreichen Reisen, die ihn größtenteils inkognito durch Europa führten, sammelte er Eindrücke und weitete seinen Horizont. Als Alleinherrscher (1780-1790) realisierte er zahlreiche Reformen. Da diese jedoch das Denken seiner Zeitgenossen oftmals überforderten, stießen sie auf Kritik, sodaß einige (wie etwa die Beerdigungsordnung) von ihm oder von seinem Nachfolger Leopold II. zurückgenommen werden mussten. Joseph II. war ein Hauptvertreter des aufgeklärten Absolutismus, dessen österreichische Sonderentwicklung als Josephinismus in die europäische Geschichte eingegangen ist. Wichtiger als seine außenpolitischen und kriegerischen Aktivitäten (1772 Gewinn von Galizien im Zuge der ersten Teilung Polens, 1775 Abtretung der Bukowina durch die Türken, 1779 Gewinn des Innviertels nach dem Bayerischen Erfolgekrieg, 1781 Verteidigungsbündnis mit Russland, 1788 erfolgreicher Krieg gegen die Türken) waren seine innenpolitische Maßnahmen. Er beseitigte die Reste der ständischen Verfassung und setzte an ihre Stelle eine Beamtenverwaltung, milderte die Zensur, schaffte Folter und Zunftzwang ab und führte eine allgemeine Grundsteuer (auch für den Adel) ein. Der Josephinische Kataster ist die erste militärkartographisch planmäßige Aufnahme der österreichischen Länder (Maßstab 1 : 28.000; Original im Kriegsarchiv). Das am 13. Oktober 1781 erlassene Toleranzpatent gewährte den nichtkatholischen Christen freie Religionsausübung (Einschränkungen nur beim Kirchenbau: keine Türme, keine Glocken, keine Straßenportale). Nach der am 12. Jänner 1782 verfügten Aufhebung aller beschaulichen (das heißt nicht der Krankenpflege oder dem Unterricht dienenden) Klöster und Orden (in Wien wurden elf Männer- und sieben Frauenklöster geschlossen, wodurch die Zahl der Regulären von 946 auf 347 zurückging), eilte noch im selben Jahr Papst Pius VI. nach Wien (Papstbesuch), der jedoch trotz zäher Verhandlungen lediglich einige Härten der Klosterreform mildern konnte. Das Vermögen der aufgehobenen Klöster wurde einem Religionsfonds übergeben, die Gebäude erhielten neue Zweckbestimmungen (das Königinkloster kam beispielsweise an die beiden evangelischen Glaubensgemeinschaften, das Dorotheerkloster nahm das 1707 von Joseph I. gegründete Versatzamt Dorotheum auf, der kleine Hof des Jakobsklosters die Orientalische Akademie, das Laurenzerinnenkloster eine Fabrik), andere wurden abgerissen, die entweihten Kirchen blieben jedoch in ihrem architektonischen Bestand zunächst erhalten; verschiedene Klosterareale (beispielsweise jene der Kapuziner [1] und Karmeliten [2]) wurden wesentlich verkleinert (insbesondere Parzellierung der Klostergärten). Gleichzeitig wurde Österreich neu in Diözesen (Diözesanregulierung) eingeteilt (wobei Josephs Ziel eine Art österreichische Staatskirche war). Die Öffnung des Praters (1766) und des Augartens (1775), die Magistratsreform (1783) sowie die Eröffnung des Allgemeinen Krankenhauses (1784) und des Josephinums (1785) waren weitere für Wien nachhaltige Entscheidungen. Das Ausbildungswesen unterstellte Joseph einer strengen staatlichen Kontrolle; die von van Swieten geleitete Bildungspolitik förderte planmäßig alle Arten von Unterrichtsanstalten für die Erziehung des Volks zu Staatsbürgern. Er setzte nach seinem Vater eine merkantilistisch orientierte Wirtschaftspolitik (Förderung von Handel und Industrie, Gründung von Manufakturen, Zollpatent [1784], gesetzliche Regelung der Kinderarbeit [1786; erste Ansätze eines Arbeitsschutzes]) fort und übertrug dem Staat grundsätzlich die Aufgabe der Kranken- und Armenfürsorge. 1787 führte Joseph eine neue Gerichtsordnung ein (Trennung der Justiz von der Verwaltung, Auflösung aller Sondergerichte, auch jener der Kirche), die nach Veröffentlichung des Josephinischen Gesetzbuchs (1787) in Kraft trat (Todesstrafe nur noch bei Standrecht, ansonsten Ersetzung durch Zwangsarbeit); damit trat die Constitutio Criminalis Theresiana (1770) außer Kraft. Die 1781 verfugte Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern hatte für Wien nur geringe Auswirkungen.


Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begr. von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearb. von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Ernst Benedikt: Joseph II. 1936
  • Viktor Bibl: Kaiser Josef II., ein Vorkämpfer der großdeutschen Idee. 1943
  • T. C. W. Blanning: Joseph II. and enlightened despotism. London 1970
  • Elisabeth Bradler-Rottmann: Die Reformen Kaiser Josephs II. Göppingen 1973
  • Hans Magenschab: Josef II. Revolutionär von Gottes Gnaden. Graz 1979
  • Lorenz Mikoletzky: Kaiser Joseph II. Herrscher zwischen den Zeiten. Göttingen 1979
  • Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs (19), S. 279 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974, S. 294 ff.
  • Friedrich Walter: Die österreichische Zentralverwaltung. Die Zeit Josephs II. und Leopolds II. 1950
  • Fred Hennings: Das josephinische Wien. 1974
  • Friedrich Engel-Janosi: Josefs II. Tod im Urteil der Zeitgenossen. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 41 (1930)
  • Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse, S. 339 ff.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 377
  • Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 360