Johann Strauss (Vater): Unterschied zwischen den Versionen

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Johann Baptist Strauss, * 14. März 1804 [[Leopoldstadt (Vorstadt)|Leopoldstadt]], † 25. September 1849 Wien, [[Komponist]], Kapellmeister.
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==Biografie==
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Johann Strauss (Vater) war das dritte Kind des Wirten Franz Borgias Strauss und der Fuhrunternehmerstochter Barbara Dollmann. 1811 starb seine Mutter. Nachdem sein Vater 1816 tot in einem Donauarm gefunden worden war, übernahm der bürgerliche Kleidermacher Anton Müller die Vormundschaft über den Jugendlichen. Von 1817 bis 1822 absolvierte Johann Strauss bei Johann Lichtscheidl eine Buchbinderlehre, übte den Beruf jedoch nie aus, sondern schlug die Laufbahn als Musiker ein, nachdem er neben seiner Buchbinderlehre beim Theatergeiger Johann Pollischanzky Violinunterricht genommen hatte.
|Name=Johann
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Strauss spielte zunächst in verschiedenen Kleinensembles. Belegt ist die Zusammenarbeit mit [[Joseph Lanner]] und den Gebrüdern Scholl. Möglicherweise spielte er auch im Orchester [[Michael Pamer]]s. 1824 wurde er als Landwehrmann bei den "[[Hoch- und Deutschmeister]]n" konskribiert. Damit hatte er nach wie vor die Möglichkeit zur Musikausübung.
|Verwandtschaftsgrad=Sohn
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[[Anton Diabelli]] war der Erste, der eine Komposition von Strauss druckte: "Sieben Walzer in F" (1825). Strauss war damals Bratschist in der Kapelle Lanners und gab außerdem Musikunterricht.  
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|Name=Josef Streim
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Im Juli 1825 heiratete er die Wirtstochter Anna Streim (1801 – 1870). Im Oktober desselben Jahres wurde das erste von sechs gemeinsamen Kindern, Sohn [[Johann Strauss (Sohn)|Johann]], geboren. Es folgten [[Josef Strauss|Josef]] (1827 – 1870), die Töchter Anna (1829 –1903) und Therese (1831–1915). Ferdinand (1834) starb bereits im Säugingsalter. Der Jüngste in der Geschwisterfolge war [[Eduard Strauss|Eduard]] (1835 – 1916).
|Verwandtschaftsgrad=Schwiegervater
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Ab 1827 trat Johann Strauss mit einem eigenen Orchester in Wiener Vorstadtlokalen auf. Sein neuer Verleger [[Tobias Haslinger]] war ein begabter Geschäftsmann, der völlig neue Marketingwege beschritt. Mit seiner Hilfe löste Strauss 1829 Lanner als Musikdirektor im führenden Unterhaltungslokal Wiens, dem "[[Zum Sperl|Sperl]]", ab. 1832 wurde er Leiter der Kapelle des ersten Bürgerregiments.
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|Name=Emilie Trampusch
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1831 spielte er erstmals mit seinem Orchester bei einem Hofball, exklusiv in den Jahren 1833 bis 1837 und nach Lanners Tod 1843. Für Strauss wurde 1846 die Ehrentitel "k. k. Hofballmusik-Direktor" geschaffen.  
|Verwandtschaftsgrad=Lebensgefährtin
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1833 entwickelte er mit seinem rund 30-köpfigen Reiseorchester eine rege und sehr erfolgreiche Tourneetätigkeit, die ihn unter anderem nach Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Irland führte. Man konzertierte an den Höfen in Berlin und St. Petersburg ebenso wie bei der Krönung [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinands]] zum böhmischen König in Prag (1836) und der Krönung Victorias in London (1837).
Strauß Johann Baptist („Strauß Vater"), * 14. März 1804 Leopoldstadt 53 (2, Floßgasse 7; Gedenktafel), † 25. September 1849 Stadt 817 (1, Kumpfgasse 11; Todesursache Scharlach; Döblinger Ortsfriedhof [Grabmal erhalten]; nach Exhumierung [13. Juni 1904] Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 32A, Nummer 15 [Stadtrats-Beschluss vom 29. Oktober 1903]; Marmormedaillon von A. Weinkopf junior, 1909), Komponist, Kapellmeister, Gattin (11. Juli 1825) Wirtstochter Maria Anna Streim (* 30. August 1801 St. Ulrich, † 23. Februar 1870 Wien 2, Taborstraße 17 [Zentralfriedhof, Grab 32A, Nummer 44, im Ehrengrab von Josef Strauß; sie hatte Thury 81 [9, Thurygasse 3] gewohnt), Sohn eines Gastwirts (Besitzer des Lokals „Zum guten Hirten" am Donaukanal, der am 5. April 1816 Selbstmord beging). Bewies sein Talent im Schankterzett, begann jedoch im Oktober 1817 eine Buchbinderlehre (Gesellenprüfung am 13. Jänner 1822) und wurde am 15. September 1824 als Landwehrmann zu den Hoch- und Deutschmeistern eingezogen (wo er auch musizierte). In den Gasthäusern 2, Praterstraße 27 und 2, Zirkusgasse 10 („Zum grünen Jäger") musizierte er frühzeitig in der Öffentlichkeit. Durch Gönner erhielt er Unterricht beim Violinisten Polischansky und lernte Musiktheorie bei [[Ignaz Xaver Seyfried|Ignaz von Seyfried]]. Er spielte in der Kapelle der Brüder Scholl (bezeugt noch 1825 durch eine Angabe seines Vormunds Anton Müller beim Magistrat). Hier spielten auch Michael Pamer und [[Josef Lanner]], der sich aber allmählich zurückzog. 1825 begann Lanner im „Schwarzen Bock" als Musikdirektor mit einer eigenen Kapelle seine Laufbahn, wenig später verließ auch Strauß die Brüder Scholl. Das in der Literatur häufig erwähnte Jahr 1819, in dem die Lannersche Kapellengründung erfolgt sein soll, sowie die Mitwirkung der Bruder Drahanek (die im übrig beide Geiger waren) und Strauß' in dieser zu diesem Zeitpunkt wird durch Forschungen von Norbert Linke widerlegt (die Änderungen betreffen analog auch die Stichwörter Drahanek, Lanner und Panier). Nach Linke erfolgte die Trennung von Lanner und Strauß (der am 1. September 1825 beim „Bock" auf der Wieden in dessen Kapelle gespielt hatte) zunächst friedlich, und es kam erst zum Streit, als sich zwölf Musiker der Kapelle mit Strauß solidarisch erklärten; der Überlieferung, dass sie bereits im Karneval 1826 im Gasthaus „Zum Schwan" in der Roßau mit Strauß Kapellmeister eines Orchesters von 14 Personen gestanden hätten, widerspricht die Tatsache, dass Strauß dort erst am 30. September 1827 Musikdirektor geworden war (wenige Wochen nach dem Tod des dortigen Musikdirektors Pamer); Strauß begann auch erst nach Ostern 1827 mit zwölf Personen im Lokal „Zu den Zwey Tauben" (ein Orchester von 14 Mann stand ihm erst im „Sperl" am 4. Oktober 1829 zur Verfügung). Unhaltbar ist auch die Legende vom Primgeiger, weil Strauß bei Lanner nachweislich die Bratsche spielte, sowie jene von der Teilung des Orchesters zwischen Strauß und Lanner. Strauß konnte sich von Lanner im September 1825 gar nicht getrennt haben, um ein eigenes Orchester zusammenzustellen, weil ihm aufgrund des „Eheabkommens" durch seinen Schwiegervater, den Bierwirt Josef Streim, verboten worden war, eine eigene Kapelle zu gründen beziehungsweise „Musik-Produktionen" durchzuführen (er sollte auf Wunsch Streims als Musiklehrer Geld verdienen). Strauß erhielt, da er im Februar 1827 noch für eine Lanner-Produktion als „Unternehmer" aufgetreten war, erst danach eine „Bewilligung zur Abhaltung einer großen Instrumental-Musik" und startete, nachdem er ab 1826 mit eigenen Kompositionen an die Öffentlichkeit getreten war, sein eigenes Unternehmen nach Ostern 1827 im Gasthausgarten „Zu den Zwey Tauben" (3, Ungargasse). Zu einem besonderen Erfolg gestaltete sich der im Leopoldstädter Kettenbrückensaal uraufgeführte „Kettenbrückenwalzer". Strauß unternahm ab 1833 größere Konzertreisen, 1829-1835 war er Musikdirektor des Besitzers der Sperlsäle ([[Zum Sperl]]), [[Johann Georg Scherzer der Ältere|Johann Georg Scherzer]], und trat bei diesem regelmäßig auf. 1832 wurde er Leiter der Kapelle des ersten Bürgerregiments, Hofballmusikdirektor (bei Hof ursprünglich nicht zugelassen, sollte nach dem Wiener Kongreß der Walzer anstelle des althöfischen Menuetts hoffähig werden). 1834 zog er ins „Hirschenhaus" (2, Taborstraße 17), wo er für sich und seine Familie sowie für die Schwiegereltern vier Wohnungen mietete (eine davon war für seine Arbeit reserviert). Am 25. Februar legte Strauß den Bürgereid ab. Strauß schuf insgesamt 251 Werke, darunter 152 Walzer, 32 Quadrillen, 24 Galopps, 13 Polkas und 18 Märsche (von denen der Radetzky-Marsch der bekannteste wurde). Seine Verleger waren Tobias Haslinger und [[Anton Diabelli]]. 1843 geleitete er mit der Bürgermusik Josef Lanner zu Grabe. In seinem Sohn Johann erwuchs ihm ab 1844 ein gefährlicher Konkurrent. Strauß hatte seine Familie verlassen und war mit der Modistin Emilie Trampusch eine Lebensgemeinschaft eingegangen. Gedenktafel (19, Döblinger Hauptstraße 76; Kasino Zögernitz, bei dessen Eröffnung am 21. Juni 1837 Strauß mit seiner Kapelle spielte);
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Strauß-Lanner-Denkmal (ein weiteres befindet sich im Badener Kurpark; 1912), [[Strauß-Lanner-Park]].
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1834 zog er ins "Hirschenhaus" (2., [[Taborstraße]] 17), wo er für sich und seine Familie sowie für die Schwiegereltern vier Wohnungen mietete. Mit der Näherin Emilie Trampusch ging er eine außereheliche Beziehung ein, der ab 1835 acht Kinder entstammten, von denen drei das Erwachsenenalter reichten.  
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Obwohl ihn verbotenes Glückspiel, Verstöße gegen feuerpolizeiliche Auflagen und das Spielen von Tanzmusik in verbotener Zeit wiederholt in Konflikte mit den Behörden brachten, erhielt Strauss 1836 das Wiener Bürgerrecht-
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Nachdem sich Sohn Johann, der spätere "Walzerkönig", 1844 für einen Karriereweg als Berufsmusiker entschieden hatte, reichte Anna Strauss die Scheidung ein, Strauss Vater unternahm jährlich eine Herbsttournee.
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Strauss schuf insgesamt 251 Werke, darunter 152 Walzer, 32 Quadrillen, 24 Galopps, 13 Polkas und 18 Märsche. Seine bis heute populärste Komposition ist der "[[Johann Joseph Wenzel Radetzky von Radetz|Radetzky]]marsch", mit der er sich nach anfänglichen Sympathien für die [[Revolution 1848|Revolution von 1848]] als kaisertreu deklarierte.
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Im September 1849 erkrankte der Musiker nach der Rückkehr von einer Konzertreise nach England an Scharlach und starb 45-jährig. Er wurde zunächst am [[Alter Döblinger Friedhof|Döblinger Ortsfriedhof]], der in den 1920er-Jahren in den [[Strauß-Lanner-Park]] umgewandelt wurde, begraben, 1904 exhumiert und in ein Ehrengrab auf dem [[Zentralfriedhof]] umgebettet.  
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An den Komponisten erinnern in Wien unter anderem das [[Strauß-Lanner-Denkmal]] im [[Rathauspark (1)|Rathauspark]], Gedenktafeln an seinem Geburtshaus (2., [[Floßgasse]] 7) und am ehemaligen [[Casino Zögernitz]] (19., [[Döblinger Hauptstraße]] 76).
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==Quelle==
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* [https://www.digital.wienbibliothek.at/nav/classification/301787 Wienbibliothek digital: Handschriften von Johann Strauss (Vater)]
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* [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/nav/classification/2042499 Wienbibliothek digital: Korrespondenzen von Johann Strauss (Vater)]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/2982619 Wienbibliothek Digital: Johann Strauss (Vater)]
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==Literatur==
 
==Literatur==
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*Michael Lorenz: "Familie Trampusch - geliebt und totgeschwiegen". Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 62/63, 2006/2007. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2011, S. 135-149.
 
*Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987  
 
*Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987  
*Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961
 
*Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
 
 
*Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Verzeichnis. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1)  
 
*Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Verzeichnis. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1)  
 
*Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 345
 
*Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 345
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*Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949  
 
*Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949  
 
*Wien aktuell. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt 39 (1974), S. 21 ff.  
 
*Wien aktuell. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt 39 (1974), S. 21 ff.  
*Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008)
+
==Weblinks==
*Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 81
+
*[https://www.johann-strauss.at/forschung/biografien/jsv/ Wiener Institut für Strauss-Forschung: Johann Strauss Vater]]
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*[https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Strauss_Familie_JOHANN.xml Österreichisches Musiklexikon online: Familie Strauß]
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*[http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Strauss_Johann_1804_1849.xml?frames=yes Österreichisches Biographisches Lexikon: Johann Strauß (Strauss) (Vater)]

Version vom 10. November 2023, 15:03 Uhr

Floßgasse 7 - Geburtshaus Johann Strauss-Vater, 1907
Daten zur Person
Personenname Strauss, Johann Baptist
Abweichende Namensform Strauß, Johann Baptist; Strauß Vater
Titel
Geschlecht männlich
PageID 19441
GND 118619098
Wikidata Q184178
Geburtsdatum 14. März 1804
Geburtsort Wien
Sterbedatum 25. September 1849
Sterbeort Wien
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Musiksammlung
Objektbezug Revolution 1848
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32 A, Nummer 15
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname HMW 076613 00058.jpg
Bildunterschrift Floßgasse 7 - Geburtshaus Johann Strauss-Vater, 1907
  • 2., Floßgasse 7 (Geburtsadresse)
  • 1., Kumpfgasse 11 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Baptist Strauss, * 14. März 1804 Leopoldstadt, † 25. September 1849 Wien, Komponist, Kapellmeister.

Biografie

Johann Strauss (Vater) war das dritte Kind des Wirten Franz Borgias Strauss und der Fuhrunternehmerstochter Barbara Dollmann. 1811 starb seine Mutter. Nachdem sein Vater 1816 tot in einem Donauarm gefunden worden war, übernahm der bürgerliche Kleidermacher Anton Müller die Vormundschaft über den Jugendlichen. Von 1817 bis 1822 absolvierte Johann Strauss bei Johann Lichtscheidl eine Buchbinderlehre, übte den Beruf jedoch nie aus, sondern schlug die Laufbahn als Musiker ein, nachdem er neben seiner Buchbinderlehre beim Theatergeiger Johann Pollischanzky Violinunterricht genommen hatte. Strauss spielte zunächst in verschiedenen Kleinensembles. Belegt ist die Zusammenarbeit mit Joseph Lanner und den Gebrüdern Scholl. Möglicherweise spielte er auch im Orchester Michael Pamers. 1824 wurde er als Landwehrmann bei den "Hoch- und Deutschmeistern" konskribiert. Damit hatte er nach wie vor die Möglichkeit zur Musikausübung.

Anton Diabelli war der Erste, der eine Komposition von Strauss druckte: "Sieben Walzer in F" (1825). Strauss war damals Bratschist in der Kapelle Lanners und gab außerdem Musikunterricht.

Im Juli 1825 heiratete er die Wirtstochter Anna Streim (1801 – 1870). Im Oktober desselben Jahres wurde das erste von sechs gemeinsamen Kindern, Sohn Johann, geboren. Es folgten Josef (1827 – 1870), die Töchter Anna (1829 –1903) und Therese (1831–1915). Ferdinand (1834) starb bereits im Säugingsalter. Der Jüngste in der Geschwisterfolge war Eduard (1835 – 1916).

Ab 1827 trat Johann Strauss mit einem eigenen Orchester in Wiener Vorstadtlokalen auf. Sein neuer Verleger Tobias Haslinger war ein begabter Geschäftsmann, der völlig neue Marketingwege beschritt. Mit seiner Hilfe löste Strauss 1829 Lanner als Musikdirektor im führenden Unterhaltungslokal Wiens, dem "Sperl", ab. 1832 wurde er Leiter der Kapelle des ersten Bürgerregiments.

1831 spielte er erstmals mit seinem Orchester bei einem Hofball, exklusiv in den Jahren 1833 bis 1837 und nach Lanners Tod 1843. Für Strauss wurde 1846 die Ehrentitel "k. k. Hofballmusik-Direktor" geschaffen.

1833 entwickelte er mit seinem rund 30-köpfigen Reiseorchester eine rege und sehr erfolgreiche Tourneetätigkeit, die ihn unter anderem nach Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Irland führte. Man konzertierte an den Höfen in Berlin und St. Petersburg ebenso wie bei der Krönung Ferdinands zum böhmischen König in Prag (1836) und der Krönung Victorias in London (1837).

1834 zog er ins "Hirschenhaus" (2., Taborstraße 17), wo er für sich und seine Familie sowie für die Schwiegereltern vier Wohnungen mietete. Mit der Näherin Emilie Trampusch ging er eine außereheliche Beziehung ein, der ab 1835 acht Kinder entstammten, von denen drei das Erwachsenenalter reichten.

Obwohl ihn verbotenes Glückspiel, Verstöße gegen feuerpolizeiliche Auflagen und das Spielen von Tanzmusik in verbotener Zeit wiederholt in Konflikte mit den Behörden brachten, erhielt Strauss 1836 das Wiener Bürgerrecht-

Nachdem sich Sohn Johann, der spätere "Walzerkönig", 1844 für einen Karriereweg als Berufsmusiker entschieden hatte, reichte Anna Strauss die Scheidung ein, Strauss Vater unternahm jährlich eine Herbsttournee.

Strauss schuf insgesamt 251 Werke, darunter 152 Walzer, 32 Quadrillen, 24 Galopps, 13 Polkas und 18 Märsche. Seine bis heute populärste Komposition ist der "Radetzkymarsch", mit der er sich nach anfänglichen Sympathien für die Revolution von 1848 als kaisertreu deklarierte.

Im September 1849 erkrankte der Musiker nach der Rückkehr von einer Konzertreise nach England an Scharlach und starb 45-jährig. Er wurde zunächst am Döblinger Ortsfriedhof, der in den 1920er-Jahren in den Strauß-Lanner-Park umgewandelt wurde, begraben, 1904 exhumiert und in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof umgebettet.

An den Komponisten erinnern in Wien unter anderem das Strauß-Lanner-Denkmal im Rathauspark, Gedenktafeln an seinem Geburtshaus (2., Floßgasse 7) und am ehemaligen Casino Zögernitz (19., Döblinger Hauptstraße 76).

Quelle

Literatur

  • Michael Lorenz: "Familie Trampusch - geliebt und totgeschwiegen". Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 62/63, 2006/2007. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2011, S. 135-149.
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Ein Verzeichnis. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1993 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1)
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 345
  • Norbert Linke: Musik erobert die Welt. Oder: Wie die Wiener Familie Strauß die "Unterhaltungsmusik" revolutionierte. Wien: Herold 1987
  • Max Schönherr / Karl Reinöhl: Johann Strauß Vater. Ein Werkverzeichnis. London / Wien [u.a.]: Universal-Edition 1957 (Das Jahrhundert des Walzers, 1)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Johann Strauß, der Walzerkönig und seine Dynastie. Familiengeschichte, Urkunden. Wien [u.a.]: Verlag für Jugend und Volk 1965 (Wiener Schriften, 22)
  • Fritz Lange: Joseph Lanner und Johnann Strauß. Ihre Zeit, ihr Leben und ihre Werke. Wien: Selbstverlag 1904
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Band 2. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 207 f.
  • Helga Maria Wolf. Die Familie Strauß auf dem Alsergrund. In: Heimatmuseum Alsergrund 32 (1967), S. 4 f.
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 462 ff.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 166, S. 171, S. 296, S. 367 f.
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949
  • Wien aktuell. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt 39 (1974), S. 21 ff.

Weblinks