Intimes Theater (Praterstraße 34)
48° 12' 52.01" N, 16° 23' 5.41" E zur Karte im Wien Kulturgut
Intimes Theater (2). Auf Anregung des Theaterenthusiasten und Finanzbeamten Felix Fischer (* 1879), der für Zeitungen Theaterkritiken schrieb, wurde im zweiten Bezirk ein Verein "Intimes Theater" gegründet, der 1904 mit einer Dichterlesung an die Öffentlichkeit trat; es folgte am 5. August 1904 im Badener Stadttheater die erste theatralische Darbietung. Danach wurde an verschiedenen Orten gespielt: 1904 in dem von Josef Jarno für elf Theaterabende zur Verfügung gestellten Lustspieltheater, 1905 im Schubert-Saal (18., Währinger Straße) beziehungsweise im Nestroyhof (2., Praterstraße 34). Hier bestand 1899 eine Singspielhalle ("Nestroysäle"), für die Ernst Friedrich Mayer die Konzession für das Lokal, der Volkssänger Karl Steidler jene für den Betrieb besaß. Als die Singspielhalle nach verschiedenen Turbulenzen 1900 geschlossen werden musste, pachtete der Verein Intimes Theater 1905 die Nestroysäle und eröffnete sie am 1. November als Dilettantenbühne (der Saal fasste 311 Personen). Die literarische Verantwortung trug Oskar Friedmann (der Bruder von Egon Friedell); er hatte mithilfe des ererbten Vermögens (Vater Moritz war Seidenwarenfabrikant) den "Wiener Verlag" gegründet und sich später dem Theater zugewendet. Das Intime Theater entwickelte sich zwar rasch zu einer literarischen Kleinbühne von Rang, doch konnte das anspruchsvolle Programm nur kurz durchgehalten werden; das Theater wurde daraufhin mit reinem Unterhaltungsprogramm geführt. Erst 1907 wurde von Friedmann (nach energischen Drängen der Behörde) eine Theaterkonzession beantragt, die nach einiger Überlegung erteilt wurde; am 3. August 1907 wurde das Intime Theater als Volltheater eröffnet. Ende 1907 übernahm der Schauspieler Emil Richter-Roland die Bühne (nachdem Fischer und Friedmann aus verschiedenen Gründen ausgeschieden waren), die am 8. Mai 1914 an dessen Gattin Josefine, geborene Jungreithmayr überging, die das Intimes Theater über das Ende der Monarchie hinaus weiterführte.
Literatur
- Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 762 ff.