Franziskanerkirche

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
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Architekt
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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  • 1., Franziskanerplatz

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48° 12' 22.22" N, 16° 22' 28.70" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Franziskanerkirche (1, Franziskanerplatz; heiliger Hieronymus; Franziskanerkloster). Der Orden der Franziskaner kam 1451 nach Wien und richtete den ersten Konvent in St. Theobald auf der Laimgrube ein (Theobaldkirche). Am 10. Mai 1589 wurde den Franziskanermönchen, die während der Türkenbelagerung (1529) dieses Stammhaus verloren hatten, das Büßerinnenkloster zu St. Hieronymus übergeben. Sie ließen es größtenteils niederreißen und einige ihnen geschenkte kleine Nachbarhäuser ebenfalls demolieren. Am 14. August 1603 wurde der Grundstein zur neuen, möglicherweise von P. Bonaventura Daum(ius) in Formen süddeutscher Renaissance mit starken gotischen Nachklängen erbauten Kirche gelegt, die mit der alten kleinen Hieronymuskapelle im Büßerinnenkloster vereinigt, jedoch an die Ecke zur Weihburggasse hin situiert wurde (Franziskanerplatz); sie wurde am 11. Dezember 1611 geweiht. Obwohl sich damals bereits der Einfluß der römischen Barockarchitektur durchsetzte, ist die Franziskanerkirche noch ein Werk spätmittelalterlicher Baugesinnung. Der Bau der Franziskanerkirche bildete in Wien den Auftakt der „Klosteroffensive" Kardinal Melchior Khlesls zur Wiederbelebung des katholischen Glaubens. Da das Gotteshaus bald großen Zulauf hatte, mußte das Problem der Zufahrt gelöst werden; Ordensgeneral Sebastian Didaker richtete am 12. Jänner 1621 an Ferdinand II. einen Bericht, in dem er als Geschenk ein Haus erbat, das man gegen das dicht gegenüber der Franziskanerkirche liegende Oellerische Stiftungshaus eintauschen könne; tatsächlich wurde dieses 1624 abgerissen (Franziskanerplatz mit Mosesbrunnen [1798]). 1783-1792 war die Franziskanerkirche vorübergehend eine eigene Pfarre.

Äußeres

Die schlichte schmale Westfassade besitzt einen hohen Giebel (der die Vertikale weiter betont) sowie Rund- und Spitzbogenfenster, die Südfassade ein strenges Portal aus dem beginnenden 17. Jahrhundert (um 1750 durch einen Vorbau [mit Statue des heiligen Hieronymus] verdeckt) sowie einen kleineren Turm. Am Renaissancegiebel Statuen und Obelisken; ganz oben Statue mit Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit mit drei gleichen Köpfen (1604), Giebelgrund mit Darstellungen der heiligen Clara und des heiligen Ludwig von Frankreich. Der östliche hinter dem Chor situierte Turm wurde erst 1614 vollendet, ein ursprünglich vorhandenes Querschiff wieder abgetragen. Das Klostergebäude errichtete 1616-1621 Abraham Mall.

Inneres

Einschiffiger langgestreckter Raum (A) mit polygonalem Chorschluß und hochbarocker Ausgestaltung; die zwischen den Kapellen eingezogenen Strebepfeiler und die Stuckrippen der Gewölbe vermitteln einen gotischen Eindruck, die übrige Stuckierung ist barock. Die Wiederverwendung spätmittelalterlicher Formen steht im Zusammenhang mit der Absicht, die Kraft mittelalterlichen Predigertums neu zu erwecken; damit wird erstmals den Bestrebungen der Khleslschen Klosterreform Rechnung getragen. Der hinter dem Hochaltar liegende Mönchschor (B) ist über die Sakristei zugänglich; Barockorgel von Johann Wöckerl (1643, mit teils gemalten, teils geschnitzten Flügeltüren; älteste Kirchenorgel Wiens). Bemerkenswerter Lesepult (17. Jahrhundert). - Hochaltar in Baldachinform (1) von Andrea Pozzo (1707); die vorderen Säulen sind plastisch, der hintere Teil wurde illusionistisch gemalt; qualitätvolle gotische Holzskulptur (Gnadenstatue „Madonna mit Kind") um 1500 (die Hacke in der Schulter erinnert an den Versuch, sie während der Reformationszeit zu vernichten; Maria mit der Axt). Rechte Seitenaltäre: 2 Altar mit Bild „Heiliger Petrus von Alcantara, verehrt von Kaiser Leopold I. und seiner Familie (Gattin Margarita Theresia)" (1672, mit Wiendarstellung); 3 Altar mit Bild „Kreuzigung" von Carlo Carlone (erste Hälfte 18. Jahrhundert); 5 Altar (Ende 17. Jahrhundert) mit Bild „Christus als guter Hirte"; 6 Altar mit Bild „Heiliger Antonius" (zweite Hälfte 18. Jahrhundert). Linke Seitenaltäre: 7 Altar mit Statue des heiligen Sebastian (Entwurf vielleicht von Matthias Steinl, 1696) und Aufsatzbild „Maria Immaculata" (Art des Johann Michael Rottmayr); 8 Altar von Steinl (1723) mit Bild „Marter des heiligen Johannes Capistran" (von Franz Xaver Wagenschön) und Statuen des heiligen Georg und heiligen Florian; 10 Altar mit Bild „Unbefleckte Empfängnis" und Aufsatzbild „Engelsturz" (von Martin Johann Schmidt, um 1725); 11 Altar mit Bild „Heiliger Franziskus" (von Schmidt, 1722). Links befindet sich 9 die Kanzel (1726), rechts (4) die Skulpturengruppe „Martyrium des heiligen Johannes Nepomuk" (1735).

- Das Klostergebäude (Franziskanerplatz 4) hat eine markante Fassade mit vertieften Kreisfeldern; Ecke Singerstraße Statue „Christus an der Geißelsäule". Das sogenannte Kapitelhaus (12) wurde im 17. Jahrhundert zu einer zweischiffigen Kapelle umgestaltet. In der Kirche, die 1893-1895 grundlegend restauriert wurde, werden verschiedene Kultgegenstände verwahrt (neben „Maria mit der Axt" Reliquien der heiligen Filomene und ein Muttergottesbild des heiligen Aloysius).

Literatur

  • Bandion, 66ff.;
  • Missong, 70ff.;
  • Perger-Brauneis, 230ff.;
  • KKL, 68f.;
  • BKF l, 44f.;
  • Kat. HM 92, 59f.;
  • Gugitz, Gnadenstätten l, 6ff. (Lit.: I0f.);
  • Josef Kopallik, Heinrich Holzeland, Gesch. des Franziskanerkonventes in W. (1894);
  • M. Kupf, Die F. in W. Methoden u. Erkenntnisse der Restaurierung 1974, in: ÖZKD 29 (1975), 140;
  • Edmund Fricß, Gustav Gugitz, Zum gegenreformator. Bilderkult in W. Das Standbild Maria Grünberg oder Maria mit der Axt, in: Jb. 3/4 (1942), 73ff.;
  • Geyer, 229;
  • Bibl. 3, 141 ff.