Emmy Freundlich: Unterschied zwischen den Versionen

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Emmy Freundlich, * 25. Juni 1878 Aussig, Böhmen (Ústí nad Labern, Tschechische Republik), † 17. März 1948 New York, Politikerin, Schriftstellerin. Nach Absolvierung nationalökonomischen Studiums engagierte sie sich in sozialen Fragen und schloß sich 1911 der Wiener Genossenschaftsbewegung an (insbesondere deren Frauenorganisation). 1919-1934 war sie im Bundesministerium für Volksernährung und als Mitglied der genossenschaftlichen Fraueninternationale tätig, 1919-1923 auch Mitglied des Gemeinderats. 1939 emigrierte sie nach Großbritannien, 1947 ging sie nach New York.
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Emmy Freundlich, * 25. Juni 1878 Aussig (Böhmen), † 17. März 1948 New York, Schriftstellerin, Politikerin.
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==Biografie==
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Emmy Freundlich wuchs als Tochter des Eisenbahntechnikers und liberalen Politikers Alfred Kögler und dessen Frau Emma im protestantischen deutschsprachigen Milieu Böhmens auf. Emmy hatte einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern übernahm sie schon in jungen Jahren Verantwortung für die Familie. Ihr Onkel Carl Kögler machte die junge Frau mit der Sozialdemokratie vertraut. Bei einem Wien-Aufenthalt 1899 intensivierte sie ihren Kontakt zu sozialdemokratischen Funktionärinnen.
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1900 heiratete sie den Herausgeber der sozialdemokratischen Zeitung "Volkswacht" in Mährisch-Schönberg, Leo Freundlich. Das Paar hatte zwei Töchter. In Mährisch-Schönberg engagierte sich Emmy Freundlich bei der Organisation von Textil-, Tabak- und Heimarbeiterinnen und half ihrem Mann bei der Errichtung eines Arbeiterheimes, das neben der Redaktion der "Volkswacht" Vereinsräume des sozialdemokratischen Arbeitervereins "Arbeiterheim", ein Gasthaus mit Theatersaal und auch ein Verkaufslokal des [[Konsumgenossenschaft|Konsum]] beherbergte. Emmy Freundlich hielt hier Kurse für Frauen und arbeitete publizistisch für die sozialdemokratische Monatszeitschrift "Der Kampf" von 1907 bis 1928. 1908 wurde sie als Landesvertrauensperson mit der Betreuung und dem Ausbau von politischen Frauenvereinen in Böhmen betraut.
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1911 zerbrach die Ehe der Freundlichs. Emmy war aufgrund des Erbes ihrer Eltern finanziell unabhängig und ging mit ihren Töchtern nach Wien.  Hier arbeitete sie auf Empfehlung [[Karl Renner]]s in der Konsumgenossenschaftsbewegung und widmete sich der Erziehungs- und Bildungsarbeit wie etwa als Sekretärin des [[Österreichische Kinderfreunde|Reichsverbandes Kinderfreunde]] von 1917 bis 1923 und als Redakteurin der Zeitschrift "Kinderland". Aufgrund ihrer leitenden Funktion im Verband der Konsumgenossenschaften wirkte Emmy Freundlich im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] in Bereich der Lebensmittelverteilung und der Volksernährung.
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Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie dem Provisorischen [[Gemeinderat]] der Stadt Wien an. Sie kandidierte für die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] im [[Döbling|19. Bezirk]] und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1923 Abgeordnete zum [[Wiener Landtag]] und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Emmy Freundlich zählte zu den [[Politikerinnen in der Ersten Republik|ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern]]. Zudem war sie Mitglied der [[Provisorische Nationalversammlung|Konstituierenden Nationalversammlung]] und bis 1934 Abgeordnete des [[Nationalrat]]es. In dieser Zeit war Emmy Freundlich Direktorin im Ministerium für Approvisionierung (späteres Ernährungsamt) und fungierte 1928 als österreichische Delegierte auf der Weltwirtschaftskonferenz, 1929 als Delegierte im Komitee der Wirtschaftssektion des Völkerbundes und von 1921 bis 1948 als Präsidentin der "International Cooperative Womens Guild" (ICWG). Als führende Funktionärin der Sozialdemokratie wurde sie im [[Februar 1934]] vom [[Ständestaat|Dollfuß-Schuschnigg-Regime]] verhaftet, jedoch nach internationalen Interventionen am 26. März 1934 wieder freigelassen.
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1938 sprach sie sich offen für ein "Nein" bei der [[Volksabstimmung zum Anschluss|Volksabstimmung über den "Anschluss"]] aus. 1939 emigrierte sie nach London. Hier wurde sie Mitglied des "Austrian Labour Clubs" und war 1943 Mitbegründerin des "Austrian Committee for Relief and Reconstruction", dessen Vorsitzende sie auch wurde. 1947 ging sie mit ihren beiden Töchtern nach New York und war Beobachterin der "International Cooperative Women's Guild" (ICWG) beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen.
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2004 wurde die [[Emmi-Freundlich-Gasse]] im 21. Bezirk nach der Politikerin benannt.
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==Werke (Auswahl)==
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*Emma Freundlich: Frührot. Wien: Heller 1907
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*Emma Freundlich: Die Frauenfrage. Zehn Vortragsdispositionen. Wien: Danneberg 1912
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*Emma Freundlich: Unser tägliches Brot. Eine Einführung in die Fragen der Zoll- und Handelspolitik. Wien: H. Heller 1917
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*Emma Freundlich: Die Macht der Hausfrau. Ein Aufruf an Hausfrauen. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1927
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*Emma Freundlich: Die Genossenschaftsbewegung im Lande und der Gemeinde Wien. Ihre Entwicklung, ihr Aufbau und ihre Zukunft. Wien: "Vorwärts" 1930
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*Emma Freundlich / Karl Renner: Die Internationale der Genossenschaften. Der Mensch in der Wirtschaft und der Sozialismus. Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1930
  
[[Emmi-Freundlich-Gasse]]
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==Quellen==
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++0315b13f-e8d0-451c-91e7-d35ea3e1b484VERA#Akt_____0315b13f-e8d0-451c-91e7-d35ea3e1b484VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 − Prominentensammlung, 19. Jh.−20. Jh.: Meldezettel von Freundlich Emma, 25.6.1878]
 +
*[https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?query=any,contains,TP-013661&tab=defaul_tab&search_scope=default_scope&vid=WBR&offset=0 Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Emmy Freundlich [Signatur: TP-013661<nowiki>]</nowiki>]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
+
* Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A−H. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 910 f.
*Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
+
*Gabriella Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus. Frauen im Parlament 1919−1933. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 259 ff.  
*Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
+
* Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918−1934. Wien: 1995
*Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
+
*Edith Prost [Hg.]: "Die Partei hat mich nie enttäuscht". Österreichische Sozialdemokratinnen. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1989, S. 88 ff.
*Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
+
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/1811455 Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861−1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963] [Stand: 11.11.2019]
*Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 168
+
 
*Die Frau im Korsett. Wiener Frauenalltag zwischen Klischee und Wirklichkeit 1848 - 1920. Hermesvilla, Lainzer Tiergarten, 14. April 1984 - 10. Februar 1985. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1984 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 88), S. 214
+
== Weblinks ==
*Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 09.03.1973
+
*[https://www.wien.gv.at/advuew/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=politiker&Type=K&PERSONCD=2014091210173924&POLLAY=histpolsuche&HP=Y&RF=01&ICD=2011021810214075 POLAR − Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv − Gemeinderätinnen 1918−1934: Emmy Freundlich]
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*[http://www.dasrotewien.at/seite/freundlich-emmy-geb-koegler Das rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Freundlich, Emmy (geb. Kögler)]
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*[https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_00392/index.shtml Österreichisches Parlament: Emmy Freundlich]
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Emmy_Freundlich Wikipedia: Emmy Freundlich]

Aktuelle Version vom 10. November 2023, 16:46 Uhr

Emmy Freundlich. In: Adelheid Popp: Der Weg zur Höhe. Wien: Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1929
Daten zur Person
Personenname Freundlich, Emmy
Abweichende Namensform Freundlich, Emma; Freundlich, Emmi
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 26646
GND 137683693
Wikidata Q88920
Geburtsdatum 25. Juni 1878
Geburtsort Aussig (Böhmen)
Sterbedatum 17. März 1948
Sterbeort New York
Beruf Politikerin, Schriftstellerin, Journalistin, Leitende Angestellte
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 19. März 1948
Friedhof Friedhof Riverside Chapel, New York
Grabstelle
Bildname EmmyFreundlich.jpg
Bildunterschrift Emmy Freundlich. In: Adelheid Popp: Der Weg zur Höhe. Wien: Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1929

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung (04.03.1919 bis 09.11.1920)
  • Abgeordnete zum Nationalrat (10.11.1920 bis 17.02.1934)
  • Präsidentin der "International Cooperative Women's Guild (1921 bis 1948)
  • österreichische Delegierte auf der Weltwirtschaftskonferenz (1928)
  • Delegierte im Komitee der Wirtschaftssektion des Völkerbundes (1929)
  • Beobachterin der „International Cooperative Womens Guild“ (ICWG) beim Wirtschafts- und Sozialrat der UNO in New York (1947)
  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 22.5.1919)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.5.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 13.11.1923)

Emmy Freundlich (2. Reihe links) mit Amalie Seidel, Therese Schlesinger, Adelheid Popp, Anna Boschek und Maria Tusch bei einer Sitzung der konstituierenden Nationalversammlung, 1919

Emmy Freundlich, * 25. Juni 1878 Aussig (Böhmen), † 17. März 1948 New York, Schriftstellerin, Politikerin.

Meldezettel von Emmy Freundlich.

Biografie

Emmy Freundlich wuchs als Tochter des Eisenbahntechnikers und liberalen Politikers Alfred Kögler und dessen Frau Emma im protestantischen deutschsprachigen Milieu Böhmens auf. Emmy hatte einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern übernahm sie schon in jungen Jahren Verantwortung für die Familie. Ihr Onkel Carl Kögler machte die junge Frau mit der Sozialdemokratie vertraut. Bei einem Wien-Aufenthalt 1899 intensivierte sie ihren Kontakt zu sozialdemokratischen Funktionärinnen.

1900 heiratete sie den Herausgeber der sozialdemokratischen Zeitung "Volkswacht" in Mährisch-Schönberg, Leo Freundlich. Das Paar hatte zwei Töchter. In Mährisch-Schönberg engagierte sich Emmy Freundlich bei der Organisation von Textil-, Tabak- und Heimarbeiterinnen und half ihrem Mann bei der Errichtung eines Arbeiterheimes, das neben der Redaktion der "Volkswacht" Vereinsräume des sozialdemokratischen Arbeitervereins "Arbeiterheim", ein Gasthaus mit Theatersaal und auch ein Verkaufslokal des Konsum beherbergte. Emmy Freundlich hielt hier Kurse für Frauen und arbeitete publizistisch für die sozialdemokratische Monatszeitschrift "Der Kampf" von 1907 bis 1928. 1908 wurde sie als Landesvertrauensperson mit der Betreuung und dem Ausbau von politischen Frauenvereinen in Böhmen betraut.

1911 zerbrach die Ehe der Freundlichs. Emmy war aufgrund des Erbes ihrer Eltern finanziell unabhängig und ging mit ihren Töchtern nach Wien. Hier arbeitete sie auf Empfehlung Karl Renners in der Konsumgenossenschaftsbewegung und widmete sich der Erziehungs- und Bildungsarbeit wie etwa als Sekretärin des Reichsverbandes Kinderfreunde von 1917 bis 1923 und als Redakteurin der Zeitschrift "Kinderland". Aufgrund ihrer leitenden Funktion im Verband der Konsumgenossenschaften wirkte Emmy Freundlich im Ersten Weltkrieg in Bereich der Lebensmittelverteilung und der Volksernährung.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie dem Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien an. Sie kandidierte für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 19. Bezirk und war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1923 Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Emmy Freundlich zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern. Zudem war sie Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und bis 1934 Abgeordnete des Nationalrates. In dieser Zeit war Emmy Freundlich Direktorin im Ministerium für Approvisionierung (späteres Ernährungsamt) und fungierte 1928 als österreichische Delegierte auf der Weltwirtschaftskonferenz, 1929 als Delegierte im Komitee der Wirtschaftssektion des Völkerbundes und von 1921 bis 1948 als Präsidentin der "International Cooperative Womens Guild" (ICWG). Als führende Funktionärin der Sozialdemokratie wurde sie im Februar 1934 vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime verhaftet, jedoch nach internationalen Interventionen am 26. März 1934 wieder freigelassen.

1938 sprach sie sich offen für ein "Nein" bei der Volksabstimmung über den "Anschluss" aus. 1939 emigrierte sie nach London. Hier wurde sie Mitglied des "Austrian Labour Clubs" und war 1943 Mitbegründerin des "Austrian Committee for Relief and Reconstruction", dessen Vorsitzende sie auch wurde. 1947 ging sie mit ihren beiden Töchtern nach New York und war Beobachterin der "International Cooperative Women's Guild" (ICWG) beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen.

2004 wurde die Emmi-Freundlich-Gasse im 21. Bezirk nach der Politikerin benannt.

Werke (Auswahl)

  • Emma Freundlich: Frührot. Wien: Heller 1907
  • Emma Freundlich: Die Frauenfrage. Zehn Vortragsdispositionen. Wien: Danneberg 1912
  • Emma Freundlich: Unser tägliches Brot. Eine Einführung in die Fragen der Zoll- und Handelspolitik. Wien: H. Heller 1917
  • Emma Freundlich: Die Macht der Hausfrau. Ein Aufruf an Hausfrauen. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1927
  • Emma Freundlich: Die Genossenschaftsbewegung im Lande und der Gemeinde Wien. Ihre Entwicklung, ihr Aufbau und ihre Zukunft. Wien: "Vorwärts" 1930
  • Emma Freundlich / Karl Renner: Die Internationale der Genossenschaften. Der Mensch in der Wirtschaft und der Sozialismus. Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1930

Quellen

Literatur

Weblinks