Caroline Leopoldine Schöner: Unterschied zwischen den Versionen

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Caroline „Lina“ Leopoldine Schöner, geb. Caroline Eder (1882 in Wien 1965 in Wien ) war eine österreichische Gastronomin, die ab 1918 die „ Schöner-Betriebe „ gründete und mit ihre Kaffeehäuser in Wien Innere Stadt und mit der [[Meierei Krieau]] bis 1938 die Wiener Kaffeehauskultur prägend veränderte. Frau Lina geriet ab etwa 1920 direkt in Konkurrenz mit Frau Anna Sacher und erlangte als Betreiberin ihres im Volksmund „Vorstadtsacher „in Wien Neubau während der Vorkriegsjahre Berühmtheit.
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Caroline Leopoldine ("Lina") Schöner, * 1882 Wien, † 1965 Wien, Gastwirtin.
  
== Biografie ==
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==Biographie==
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Lina Schöner gründete nach Ihrer Hochzeit mit dem Gastwirtesohn [[Andreas Carl Schöner]] im Mai 1903 ein Wiener Gastronomie-Imperium, an dessen Anfang das ca. 1750 gegründete Bürgerhaus "[[Zur goldenen Krone (7)|Zur Goldenen Krone]]" in der Siebensterngasse 19 im Bezirk [[Neubau]] stand. Das Ehepaar Schöner wurde im Verlauf der nächsten Jahre Inhaber des Hauses Siebensterngasse 17 "[[Zur grünen Säule|Zur Grünen Säule]]". Dieses Haus steht heute unter Denkmalschutz und ist zusammen mit Haus Nummer 19 ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocker Fassade.
  
Lina Eder wurde 1882 in Wien Josefstadt-Vorstadt Breitenfeld geboren und lebte bis etwa 1903 bei Ihre Eltern, bei Vater Josef und Mutter Aloisia Eder. Der Vater Josef, geb 1855 stammte ursprünglich aus Schärding am Inn. Die Mutter Aloisia, geb 1857 kam aus Loucovice, Böhmen und Mähren nach Wien. Linas Eltern betrieben ab 1890 eine Gastwirtschaft, in Wien Josefstadt, im Haus Josefstädter Straße 89, die bis etwa 1904 aufgaben.
 
  
Am 23. Februar 1903 lernten sich Lina Eder und Andreas Carl Schöner am Gastwirteball in Wien kennen. Am 14. Mai 1903 schlossen sie in der Pfarre Mariahilf den Bund der Ehe. Lina und [[Andreas Carl Schöner]] übernahmen noch 1903 den Betrieb von [[Andreas Schöner]], zumal sich der Vater von Andreas Carl seit 1900 zunehmend als Bezirksrat von Wien Neubau unter Bürgermeister [[Karl Lueger]] politisch engagierte. Linas Eltern Josef und Aloisia übersiedelten ab 1904 in Wohnungen des Hauses [[Siebensterngasse]] 19 wo sie im Betrieb, dem Restaurant Schöner Mitarbeiter wurden. Andreas Schöner galt ab 1890 als Hausbesitzer der Siebensterngasse 19. Im Jahr 1923 kaufte Lina Schöner das heute Denkmalgeschützte Haus Siebensterngasse 17, bekannt als Bürgerhaus Zur Grünen Säule.
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Das 1903 in der Siebensterngasse 19 neueröffnete "[[Restaurant Schöner]]" war ursprünglich ein Einkehrgasthof, gegründet 1632 als Weinhaus, umgeben von Viehweiden und Weingärten nahe St. Ulrich und dem Spitalberg, heute [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]]. Lina Schöner erlangte mit ihrem Lokal als "Vorstadtsacher" Berühmtheit und Erfolge. Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war Edward VII., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, auf Staatsbesuch in Wien. Die "Kleine Chronik" des Hauses erwähnt außerdem den Wiener Schauspieler [[Alexander Girardi]], [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Sascha Kolowrat-Krakowsky]], Begründer der österreichischen Filmindustrie ("Sascha-Film") als Gäste.
  
Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war außer protokollarisch der britische König, Edward VII auf Staatsbesuch in Wien, in dessen Folge immer mehr und mehr namhafte Gäste wie die Familie Habsburg bis weit in die 80er Jahre anzutreffen waren. Der Stammsitz der Familie Schöner in Wien Neubau, in der Siebensterngasse 19 erlangte bis 1938 mehr und mehr Berühmtheit als Vorstadtsacher.
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Der Ruf als "Vorstadtsacher" beruht darauf, dass sich die beiden Damen [[Anna Sacher]] und Lina Schöner in einen gastronomischen Wettbewerb herausforderten. Ein Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 1980er Jahre im "Roten Zimmer" mit holzvertäfelten Wänden des Restaurants Schöner zu sehen, galt aber eindeutig nicht als Bildnis der Frau Schöner.  
Die Bezeichnung Vorstadtsacher beruhte darauf, das sich die beiden Damen [[Anna Sacher]] und Lina Schöner einen Wettbewerb in der Wiener Gastronomie lieferten. Das Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 80er Jahre im "Roten Zimmer" des [[Restaurant Schöner|Schöner Stammsitzes]] auf dessen holzvertäfelten Wänden zu sehen. Das Ölgemälde galt eindeutig aber als kein Bildnis der Frau Schöner. Aus der Zeit des Besuches des Herzoges von Windsor stammt das sogenannte „Windsor Zimmer „neben dem „Königszimmer im ersten Stock des Hinterhauses der Siebensterngasse 19. Neben der Gastwirtschaft wurden diese Gästezimmer bis 1990 angeboten, sprach man aber nie von einem Hotel der Frau Schöner, sondern zuletzt 1990 vom „Restaurant Schöner – im Filmhaus, mit Beerbung „.
 
  
Nach erfolgreiche Jahre am Stammsitz gründete Lina Schöner zusammen mit Andreas Carl Schöner (1876–1951) im Jahr 1918 ein „Wiener Gastronomie-Imperium“ das bis 1938 als Schöner-Betriebe bekannt wurde. Während sich Andreas Carl Schöner im Betrieb des Restaurant Schöners engagierte, wurde Frau Lina als eine Art „Gastronomie Managerin „tätig. Lina Schöner galt als die treibende Kraft rund um die Erweiterungen der Schöner Betriebe.
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Die Schöner-Betrieben wurde 1918 um das Café [[Casa piccola]] in der Mariahilfer Straße 1b in Wien-Mariahilf erweitert. 1927 folgten das Café Carlton (Maysedergasse 2), 1932 das [[Café Fenstergucker]] (Kärntner Straße 47) und das [[Café Heinrichhof]] (Opernring 3), alle in der Inneren Stadt. Zu den Familienbetrieben gehörten auch Pachtbetriebe wie die [[Meierei Krieau]] sowie die Restaurantbetriebe im Wiener [[Stadion]], im [[Stadionbad]], und das Buffet im [[Messepalast]].  
1918 wurden mit dem Kauf des [[Casa piccola|Cafe Casa Piccola]]Mariahilfer Straße 1b in Mariahilf. die Schöner-Betriebe gegründet. 1927 folgte das Café Carlton (Maysedergasse 2), in dessen Haus, in der ersten Etage des [[Hotel Astoria]] das Zentralbüro eingerichtet wurde. Um 1923 folgte die Übernahme der [[Meierei Krieau]] der [[Wiener Molkerei]], die als „ Schöner`s Meierei in der Krieau „ bis 1945 bestand.
 
  
1932 wurde Frau Lina unter 4 Bewerber ausgewählt. Frau Lina übernahm anstatt dem Favorit Hans Hübner, Pächter des Kursälen in Wien Stadtpark das [[Café Fenstergucker]] (Kärntner Straße 47) 
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Das Zentralbüro der Schöner-Betriebe befand sich im ersten Stock des [[Hotel Astoria|Hotels Astoria]], gleich gegenüber dem Hotel Sacher. Einige Räume wurden von Lina Schöner und Maria Hanl, Betreiberin des Hotels Astoria, gemeinsam genutzt. Zum Wiener [[Opernball]] 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet. Auch bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel war die Gastronomin mit einem gastronomischen Beitrag vertreten.  
Das Cafe Fenstergucker entwickelte sich nach der Neueröffnung durch Frau Schöner zu einem beliebten Stadtkaffeehaus und wurde 1940 in die Wiener [[ Rosenhügel Studio|Rosenhügel Studios]] nachgebaut, eine Kulisse für den Film mit [[Hans Moser]] und [[Paul Hörbiger]] „Wiener  G`schichten „
 
Am 19 Februar 1932, wird in Danzers Armeezeitung von Major Zitterhofer berichtet, dass Frau Schöner, als die neue Besitzerin des beliebten Treffpunktes der Offiziere aller Ränge im Cafés Fenstergucker, es in „ so charmanter Art verstand, gesellschaftliche und kulinarische Brücken aus der neuen in die alte Zeit und umgekehrt zu schlagen“.  
 
  
Zusammen mit den zuletzt übernommenen Restaurationsbetrieben im [[Stadionbad|Stadion Bad]], im Wiener [[Stadion]], im Messepalast, und mit dem [[Café Heinrichhof]] (Opernring 3) prägte Frau Lina in Folge der Jahre bis 1938 eine neue Wiener Kaffeehauskultur, was immer wieder Thema in Tageszeitungen wurde. Neben der Klaviermusik war es neu, dass man bei Frau Schöner im Kaffeehaus auch kleine Speisen serviert bekam, wie z.B. das Fiaker Gulasch.
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Nach 1945 wurde in Folge von Bombenschäden nur das Café [[Casa piccola]] von der Familie bis 1962 weitergeführt. Das Stammhaus in der Siebensterngasse war von 1945 bis 1949 ein Militär-Restaurant der US-amerikanischen Armee. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Schöner ab 1950 an einen neuen Betreiber verpachtet.  
Frau Schöner nutzte zusammen mit der Inhaberin des [[Hotel Astoria]], Maria Hanl einige Räume im ersten Stock des damaligen Hotels Astoria gegenüber dem Hotel Sacher. 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet des [[Opernball|Wiener Opernball]] 1935, im Kaisersaal der Wiener Oper. In einem Medienbericht der 30er Jahre wird berichtet, das sich Frau Schöner bei der [[Weltausstellung|Weltausstellung 1935]] in Brüssel mit einem gastronomischen Beitrag beteiligte.
 
Nach 1945 wurden in Folge von Bombenschäden verteilt auf die Schöner-Betriebe nur das Cafe Casa Piccola bis 1962 von Frau Lina selbst, und das Stammhaus Restaurant Schöner bis 1951 vom Ehepaar Schöner weitergeführt. 1948 beschrieb Eduard Heinl in einem seiner Bücher die Atmosphäre bei Frau Schöner als eine Erinnerung nach seiner Freilassung von der GESTAPO am 9 April 1945 ... “ So fand man sich unauffällig bei Frau Schöner im Gasthaus ein wo man Freunde und Gleichgesinnte traf und über das Schicksal anderer erfahren konnte....  Die Atmosphäre  des Widerstandes schlug einem entgegen.
 
  
 
 
== Literatur ==
 
  
Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hrsg. von Eva-Marie Csaky. Böhlau, Wien u. a. 1992, ISBN 3-205-05531-4
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==Literatur==
•      Eduard Heinl: Über ein halbes Jahrhundert - Zeit und Wirtschaft. Hrsg. Wilhelm Braumüller, Universität Verlagsbuchhandlung GmbH, Wien IX, 1948, Seite 300
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* Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992 (enthält ein Lebensbild der Familie Schöner)

Version vom 20. April 2018, 10:34 Uhr

Daten zur Person
Personenname Schöner, Caroline Leopoldine
Abweichende Namensform Schöner, Lina; Eder, Caroline Leopoldine; Schöner, Karoline
Titel Kommerzialrat
Geschlecht weiblich
PageID 55841
GND
Wikidata
Geburtsdatum 9. Oktober 1882
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Dezember 1965
Sterbeort Wien
Beruf Gastwirtin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 20.04.2018 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum 7. Jänner 1966
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 30B, Reihe 14, Nummer 19
  • 7., Siebensterngasse 19 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Caroline Leopoldine ("Lina") Schöner, * 1882 Wien, † 1965 Wien, Gastwirtin.

Biographie

Lina Schöner gründete nach Ihrer Hochzeit mit dem Gastwirtesohn Andreas Carl Schöner im Mai 1903 ein Wiener Gastronomie-Imperium, an dessen Anfang das ca. 1750 gegründete Bürgerhaus "Zur Goldenen Krone" in der Siebensterngasse 19 im Bezirk Neubau stand. Das Ehepaar Schöner wurde im Verlauf der nächsten Jahre Inhaber des Hauses Siebensterngasse 17 "Zur Grünen Säule". Dieses Haus steht heute unter Denkmalschutz und ist zusammen mit Haus Nummer 19 ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocker Fassade.


Das 1903 in der Siebensterngasse 19 neueröffnete "Restaurant Schöner" war ursprünglich ein Einkehrgasthof, gegründet 1632 als Weinhaus, umgeben von Viehweiden und Weingärten nahe St. Ulrich und dem Spitalberg, heute Spittelberg. Lina Schöner erlangte mit ihrem Lokal als "Vorstadtsacher" Berühmtheit und Erfolge. Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war Edward VII., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, auf Staatsbesuch in Wien. Die "Kleine Chronik" des Hauses erwähnt außerdem den Wiener Schauspieler Alexander Girardi, Sascha Kolowrat-Krakowsky, Begründer der österreichischen Filmindustrie ("Sascha-Film") als Gäste.

Der Ruf als "Vorstadtsacher" beruht darauf, dass sich die beiden Damen Anna Sacher und Lina Schöner in einen gastronomischen Wettbewerb herausforderten. Ein Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 1980er Jahre im "Roten Zimmer" mit holzvertäfelten Wänden des Restaurants Schöner zu sehen, galt aber eindeutig nicht als Bildnis der Frau Schöner.

Die Schöner-Betrieben wurde 1918 um das Café Casa piccola in der Mariahilfer Straße 1b in Wien-Mariahilf erweitert. 1927 folgten das Café Carlton (Maysedergasse 2), 1932 das Café Fenstergucker (Kärntner Straße 47) und das Café Heinrichhof (Opernring 3), alle in der Inneren Stadt. Zu den Familienbetrieben gehörten auch Pachtbetriebe wie die Meierei Krieau sowie die Restaurantbetriebe im Wiener Stadion, im Stadionbad, und das Buffet im Messepalast.

Das Zentralbüro der Schöner-Betriebe befand sich im ersten Stock des Hotels Astoria, gleich gegenüber dem Hotel Sacher. Einige Räume wurden von Lina Schöner und Maria Hanl, Betreiberin des Hotels Astoria, gemeinsam genutzt. Zum Wiener Opernball 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet. Auch bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel war die Gastronomin mit einem gastronomischen Beitrag vertreten.

Nach 1945 wurde in Folge von Bombenschäden nur das Café Casa piccola von der Familie bis 1962 weitergeführt. Das Stammhaus in der Siebensterngasse war von 1945 bis 1949 ein Militär-Restaurant der US-amerikanischen Armee. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Schöner ab 1950 an einen neuen Betreiber verpachtet.


Literatur

  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992 (enthält ein Lebensbild der Familie Schöner)