Brauhaus der Stadt Wien: Unterschied zwischen den Versionen

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Brauhaus der Stadt Wien ([[Rannersdorf]], [[Niederösterreich]]).
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Brauhaus der Stadt Wien ([[Rannersdorf]], [[Schwechat]], [[Niederösterreich]]).
  
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==Gründung==
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Die Wiener [[Wirte|Gastwirte]] hatten im ausgehenden [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] mit der Preisgestaltung der [[Brauhäuser|Großbrauereien]] immer größere Probleme und forderten 1881 die Errichtung eines städtischen Brauhauses. Der Wiener [[Brauherrenverein]] konnte dies lange Zeit erfolgreich gemeinsam mit der [[Liberale (im Gemeinderat)|liberalen Fraktion]] im Wiener [[Gemeinderat]] verhindern.
  
==Vorspiel als Genossenschaftsbrauhaus==
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Die Gastwirte setzten ihre Bemühungen fort und konnten in Rannersdorf bei [[Schwechat (Ort)|Schwechat]] das rund 80.000 m² große „landtäfliche Gut Wallhof“ vom [[Dominikaner]]orden kaufen und 1901 mit dem Bau des auch aus architektonischer Sicht durchaus beachtenswerten Brauhauses beginnen. 1903 konnte das "Wiener Brauhaus" mit der [[Bier]]produktion begonnen werden, doch aufgrund von Konflikten zwischen den Genossenschaftern stand das Projekt bereits 1904 vor dem Ende.<ref> Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat, S. 123.</ref>  
Die Wiener Gastwirte hatten im ausgehenden 19. Jahrhundert mit der Preisgestaltung der Großbrauereien immer größere Probleme und forderten 1881 die Errichtung eines städtischen Brauhauses. Der Wiener [[Brauherrenverein]] konnte dies lange Zeit erfolgreich gemeinsam mit der liberalen Fraktion im Wiener Gemeinderat verhindern.
 
   
 
Die Gastwirte setzten ihre Bemühungen fort und konnten in Rannersdorf bei Schwechat das rund 80.000 m² große „landtäfliche Gut Wallhof“ vom Dominikanerorden kaufen und 1901 mit dem Bau des auch aus architektonischer Sicht durchaus beachtenswerten Brauhauses beginnen. 1903 konnte mit der Bierproduktion begonnen werden, doch aufgrund vieler Streitereien der Genossenschafter stand das Projekt bereits 1904 vor dem Zusammenbruch.<ref> Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat, S. 123.</ref> 1905 beschloss die „Wiener Brauhaus Reg. Gen. m.b.H.“ bei einer dramatischen Generalversammlung in der Volkshalle des Wiener Rathauses – mit 1.436 gegen 108 Stimmen – die Genossenschaft aufzulösen und das Brauhaus der Gemeinde Wien zu übergeben.
 
  
Inzwischen war [[Karl Lueger]] Bürgermeister und konnte ohne größere Schwierigkeiten die Rettung der Brauerei durchsetzen. Das Brauhaus Rannersdorf wurde als „Brauhaus der Stadt Wien“ kommunalisiert. So konnte die Gemeinde Wien 1.200 Wiener Gastwirte und sonstige Kleinanleger vor dem wirtschaftlichen Ruin retten, weil diese große Teile ihres Vermögens in Anteilscheine am Genossenschaftsbrauhaus investiert hatten.<ref>Brigitte Pellar: Geschichte nicht ohne uns, S.144; Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.</ref>
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==Übernahme durch die Stadt Wien==
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1905 beschloss die „Wiener Brauhaus Reg. Gen. m.b.H.“ bei einer dramatischen Generalversammlung in der Volkshalle des Wiener [[Rathaus]]es – mit 1.436 gegen 108 Stimmen die Genossenschaft aufzulösen und das Brauhaus der Gemeinde Wien zu übergeben.
  
==Die Blütezeit des Brauhauses der Stadt Wien==
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Inzwischen war [[Karl Lueger]] [[Bürgermeister]] und konnte ohne größere Schwierigkeiten die Rettung der Brauerei durchsetzen. Das Brauhaus Rannersdorf wurde als „Brauhaus der Stadt Wien“ kommunalisiert. So konnte die Gemeinde Wien 1.200 Wiener Gastwirte und sonstige Kleinanleger vor dem wirtschaftlichen Ruin retten, welche große Teile ihres Vermögens in Anteilscheine am Genossenschaftsbrauhaus investiert hatten<ref>Brigitte Pellar: Geschichte – nicht ohne uns, S.144; Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.</ref>.
Das 1905 durch die Erwerbung des Brauhauses in Rannersdorf geschaffene „Brauhaus der Stadt Wien" nahm am 1. September 1905 seinen Betrieb auf. Die Produktionsstätte wurde zügig ausgebaut und bald zeigte sich, dass das „Brauhaus der Stadt Wien“ trotz des weiteren Widerstandes des Wiener Brauherrenvereins gut geführt wurde. Die Straßenbahn stellte Waggons zum Biertransport zur Verfügung und die städtischen Markthallen wurden als Bierdepots verwendet. Bereits bei den von den Wirten heftig bekämpften Bierpreiserhöhungen der Jahre 1908 und 1911 ließ das städtische Brauhaus in den Zeitungen verkünden, dass man den Kartellbeschluss zur Preiserhöhung nicht befolgen werde.<ref>Neue Zeitung, 26.7.1908, S.4; Reichspost, 26.9. 1911, S.6.</ref> 1912 wurde mit 257.981 Hektolitern der Höchstausstoß der Vorkriegszeit gemeldet. Die Schulden der Genossenschaft wurden weiter reduziert und die ehemaligen Genossenschafter wurden letztendlich mit 70 Prozent des Nominalwertes ausbezahlt.
 
   
 
Für die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung, die ab 1919 die Verwaltung übernahm, war das Brauhaus ein wichtiger städtischer Betrieb. 1930 wurde nur in den [[Vereinigte Brauereien|Vereinigten Brauereien]] mehr Bier produziert als in Rannersdorf. Es gab hohe Investitionen in den Maschinen- und Fuhrwerkspark und das Sudhaus soll damals das modernste Europas gewesen sein. Es gab viele soziale Einrichtungen, wie ein „Wohlfahrtsgebäude“ mit modernen Umkleideräumen und Bädern, ein Freibad für die Beschäftigten sowie ein Brauhaus-Restaurantsaal mit einer günstigen Werksküche. Es wurden Löhne und Zuwendungen weit über dem Kollektivvertrag ausgezahlt.<ref>Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993, S.19-20.</ref>  
 
   
 
Der politischen Umsturz 1933/34 hatte fatale Folgen für das Brauhaus, es gab eine umfangreiche Kündigungswelle für die meist sozialdemokratischen Angestellten und Arbeiter und 1937 wurde nicht einmal die Hälfte des Jahres 1930 produziert. Als die Nationalsozialisten in Österreich einmarschierten, wurde die gesamte Führungsmannschaft aus politischen Gründen entlassen und ein großer Teil der Arbeiter ausgetauscht. 
 
   
 
==Das langsame Ende des Brauhaus nach 1945==
 
1945 besetzten russische Truppen den Betrieb und richteten das Direktionsgebäude sowie die Mälzerei als Lazarett ein, die Werkskantine wurde in einen Operationssaal verwandelt. Trotz dieser Verhältnisse konnte im Juni 1945 mit dem Brauen begonnen werden, aber wegen des fehlenden Hopfens und der geringen Gerstezuteilung konnte im Jahre 1946 nur ein Bruchteil der Betriebskapazität ausgenützt und nur Leichtbier ausgeschenkt werden. Erst im Oktober 1948 konnte man mit der Erzeugung von höhergrädigem, also wieder normalem Bier beginnen. Ab 1950 setzte eine umfangreiche Werbeaktion für das „Stadtbräu“ und das „Stefflbräu“ ein, wobei der bekannte Schauspieler [[Fritz Imhoff]] als „Werbe-Ikone“ diente.  
 
  
Gleichzeitig beschäftigte sich die Stadt Wien mit Verkaufsstrategien des Brauhauses. Die Wiener Stadträte [[Felix Slavik]] und [[Josef Afritsch]] nahmen Kontakt mit einem Konsortium österreichischer Brauereiinhaber auf, in dem die Familie Mautner Markhof 52 Prozent der Anteile hielt. Obwohl ein deutscher Konzern ein höheres Kaufangebot gelegt hatte, beschloss der Gemeinderat 1959, das Angebot der Interessengruppe österreichischer Brauereien auf Ankauf des Brauhauses der Stadt Wien anzunehmen. Das Brauhaus wurde mit [[Gemeinderat]]sbeschluss vom 17. Juli 1959 verkauft. Der Betrieb wurde mit Ende des Jahres 1959 stillgelegt und der „Karl-Oppolzer-Kommanditgesellschaft“ übergeben. Es gab zwar einen umfangreichen Sozialplan für die MitarbeiterInnen, aber trotzdem längere Proteste der Belegschaft und der Öffentlichkeit, die aber wirkungslos blieben. Hauptgewinner des Verkaufs blieb die [[Schwechater Brauerei]], die weitgehend das Absatzgebiet, aber auch einen Teil der Arbeiter übernahm.<ref>Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien</ref>  
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Das „Brauhaus der Stadt Wien" nahm am 1. September 1905 seinen Betrieb auf. Die Produktionsstätte wurde zügig ausgebaut und bald zeigte sich, dass das „Brauhaus der Stadt Wien“ trotz des weiteren Widerstandes des Wiener Brauherrenvereins gut geführt wurde. Die [[Straßenbahn]] stellte Waggons zum Biertransport zur Verfügung und die städtischen [[Markthallen]] wurden als Bierdepots verwendet. Bereits bei den von den Wirten heftig bekämpften Bierpreiserhöhungen durch das [[Brauherrenverein|Bier-Kartell]] in den Jahren 1908<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzg&datum=19080726&query=%22Brauhaus+der+Stadt+Wien%22&ref=anno-search&seite=4 ANNO: Neue Zeitung vom 26.07.1908, S.4]</ref> und 1911<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19110926&query=%22Brauhaus+der+Stadt+Wien%22&ref=anno-search&seite=6 ANNO: Reichspost vom 26.09.1911, S.6]</ref> ließ das städtische Brauhaus in den [[Zeitung]]en verkünden, dass man den Kartellbeschluss zur Preiserhöhung nicht befolgen werde. 1912 wurde mit 257.981 Hektolitern der Höchstausstoß der Vorkriegszeit gemeldet. Die Schulden der Genossenschaft wurden weiter reduziert und die ehemaligen Genossenschafter wurden letztendlich mit 70 Prozent des Nominalwertes ausbezahlt.
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==Zwischenkriegszeit==
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[[Datei:Brauhaus der Stadt Wien - Werbung.jpg|390px|thumb|right|Brauhaus der Stadt Wien, Werbekalender (Ausschnitt), um 1920]]
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Für die [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|sozialdemokratische]] Gemeindeverwaltung, die ab 1919 die Verwaltung übernahm, war das Brauhaus ein wichtiger städtischer Betrieb (siehe [[Rotes Wien]]). Es wurden erhebliche Investitionen in den Maschinen- und Fuhrpark getätigt und das Sudhaus soll damals das modernste Europas gewesen sein. 1930 wurde nur von den "[[Vereinigte Brauereien|Vereinigten Brauereien]]" mehr Bier produziert als in Rannersdorf. Für die Bediensteten gab es viele soziale Einrichtungen, wie ein „Wohlfahrtsgebäude“ mit modernen Umkleideräumen und [[Bad|Bädern]], ein Freibad sowie ein Brauhaus-Restaurantsaal mit einer günstigen Werksküche. Es wurden Löhne und Zuwendungen weit über dem Kollektivvertrag ausgezahlt<ref>Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993, S.19-20.</ref>.
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Hausmarke des Brauhauses der Stadt Wien war das Stadtbräu-Lager, ein lichtes Lagerbier. 1930 wurde mit dem Wiener Stadtbräu – Spezial Märzen, kurz Stadtbräu-Märzen genannt, eine neue Feinbiertype auf den Markt gebracht. 1932 wurde unter der registrierten Marke "Stefflbräu" ein dunkles Doppelmalzbier nach Münchner Art hergestellt<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Brauhaus_der_Stadt_Wien wikipedia.org: Brauhaus der Stadt Wien]</ref>.
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Der [[Ständestaat|politische Umsturz 1933/34]] hatte fatale Folgen für das Brauhaus. Unter dem Dollfuß-Schuschnigg Regime  gab eine umfangreiche Kündigungswelle für die meist sozialdemokratischen Angestellten und Arbeiter und 1937 wurde nicht einmal die Hälfte des Jahres 1930 produziert. Als die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] in Österreich einmarschierten, wurde die gesamte Führungsmannschaft aus politischen Gründen entlassen und ein großer Teil der Arbeiter ausgetauscht.
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[[Datei:WSTLA Staeditsches Brauhaus B1 3 00001.jpg|390px|thumb|right|Betriebs-Manuale des [[Brauhaus der Stadt Wien|Brauhauses der Stadt Wien]] (Auszug), 1940]]
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==Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit==
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[[Datei:Brauhaus der Stadt Wien.jpg|390px|thumb|right|Brauhaus der Stadt Wien, 1948]]
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Gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] erlitt das Brauhaus der Stadt Wien schwere Schäden durch [[Luftkrieg|Bombentreffer]] und Kämpfe. Nach Kriegsende 1945 besetzten [[Russen|russische Truppen]] den Betrieb und richteten das Direktionsgebäude sowie die Mälzerei als Lazarett ein, die Werkskantine wurde in einen Operationssaal verwandelt. Trotz dieser Verhältnisse konnte im Juni 1945 wieder mit dem Brauen begonnen werden, aber wegen des fehlenden Hopfens und der geringen Gerstezuteilung konnte im Jahre 1946 nur ein Bruchteil der Betriebskapazität ausgenützt und nur Leichtbier produziert werden. Erst im Oktober 1948 konnte man mit der Erzeugung von höhergradigem, "normalem" Bier beginnen.
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Ab 1950 setzte eine umfangreiche Werbeaktion für das „Stadtbräu“ und das „Stefflbräu“ ein, wobei bekannte Persönlichkeiten wie die Schauspieler [[Fritz Imhoff]] und [[Else Rambausek]] als „Werbe-Ikonen“ dienten.
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==Verkauf des Brauhauses==
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Gleichzeitig beschäftigte sich die Stadt Wien in den 1950er Jahren mit Verkaufsstrategien des Brauhauses. Die Wiener Stadträte [[Felix Slavik]] und [[Josef Afritsch]] nahmen Kontakt mit einem Konsortium österreichischer Brauereiinhaber auf, bei dem die Familie [[Mautner-Markhof|Mautner Markhof]] 52 Prozent der Anteile hielt. Obwohl ein deutscher Konzern ein höheres Kaufangebot gelegt hatte, beschloss der Gemeinderat 1959, das Angebot der Interessengruppe österreichischer Brauereien auf Ankauf des Brauhauses der Stadt Wien anzunehmen. Das Brauhaus wurde mit Gemeinderatsbeschluss vom 17. Juli 1959 verkauft. Der Betrieb wurde mit Ende des Jahres 1959 stillgelegt und der „Karl-Oppolzer-Kommanditgesellschaft“ übergeben. Es existierte ein umfassender Sozialplan für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotzdem gab es längere Proteste seitens der Belegschaft und der Öffentlichkeit, die jedoch wirkungslos blieben. Hauptgewinner des Verkaufs blieb die [[Schwechater Brauerei]], die weitgehend das Absatzgebiet, aber auch einen Teil der Arbeiterinnen und Arbeiter übernahm.<ref>Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien</ref>  
  
 
Nachdem die Brauanlagen einige Jahre leer standen, wurden einige Gebäude 1968 von der Firma Rohr-Mertl angekauft und zum größten Röhrenlager Österreichs umfunktioniert. Das ehemalige Sudhaus wurde in den Jahren 1969 bis 1971 umgebaut, und diese Gebäude bestehen Großteils noch.
 
Nachdem die Brauanlagen einige Jahre leer standen, wurden einige Gebäude 1968 von der Firma Rohr-Mertl angekauft und zum größten Röhrenlager Österreichs umfunktioniert. Das ehemalige Sudhaus wurde in den Jahren 1969 bis 1971 umgebaut, und diese Gebäude bestehen Großteils noch.
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==Bilder==
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WSTLA Fotosammlung FF 148G 00005.jpg|Sudhaus (innere Ansicht), um 1908
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WSTLA Fotosammlung FF 148G 00015.jpg|Kessel- und Maschinenhaus (äußere Ansicht), um 1908
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WSTLA Fotosammlung FF 148G 00013.jpg|Abfüllraum, um 1908
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WSTLA Fotosammlung FF 148G 00032.jpg|Biertransportwagen, um 1908
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WSTLA Staeditsches Brauhaus A3 2 8 01.jpg|Werbeplakat, um 1950
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Briefmarke Brauhaus der Stadt Wien.jpg|Briefmarke, um 1950
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WSTLA Staeditsches Brauhaus A3 1 7 02.jpg|Flaschenetikett, um 1950
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WSTLA Staeditsches Brauhaus A3 2 8 04.jpg|Werbeflächen für [[Gasthäuser]], um 1950
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Bierdeckel.jpg|Bierdeckel des Brauhauses der Stadt Wien
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WSTLA Staeditsches Brauhaus A3 2 1.jpg|Messestand, [[Wiener Messe]] 1949
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==Quellen==
 
==Quellen==
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Best++++00000373ma8Invent#Best____00000373ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Städtische Unternehmungen, Städtisches Brauhaus | 1905, 1945-1959]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Best++++00000373ma8Invent#Best____00000373ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Städtische Unternehmungen, Städtisches Brauhaus | 1905, 1945-1959]
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++000000295m08konvhs#Akt_____000000295m08konvhs Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, A 102 - Inventar des Wiener Brauhauses | 1905]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++000000295m08konvhs#Akt_____000000295m08konvhs Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, A 102 - Inventar des Wiener Brauhauses | 1905]
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++00003284ma8Invent#Akt_____00003284ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv - Akten - Kleine Bestände: Verwaltungsgebiete und Unternehmungen | 1778-ca. 1960, A26 - II/26 - Brauhaus | 1906-1914.]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++00003284ma8Invent#Akt_____00003284ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv - Akten - Kleine Bestände: Verwaltungsgebiete und Unternehmungen | 1778-ca. 1960, A26 - II/26 - Brauhaus | 1906-1914.]
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*Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fotosammlung allgemein, FF: 148G - Wiener Brauhaus Rannersdorf
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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* Heinrich Berg, Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Zur Geschichte des Bieres in Wien. Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Hg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien: 1992 (Wiener Geschichtsblätter Beiheft 3, 1992).
 
* Heinrich Berg, Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Zur Geschichte des Bieres in Wien. Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Hg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien: 1992 (Wiener Geschichtsblätter Beiheft 3, 1992).
 
* Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.
 
* Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.
* Neue Zeitung, 26.7.1908
 
 
* Brigitte Pellar: Geschichte nicht ohne uns: die ersten 100 Jahre Gewerkschaft Agrar, Nahrung, Genuß. Wien: ÖGB Verlag 1992
 
* Brigitte Pellar: Geschichte nicht ohne uns: die ersten 100 Jahre Gewerkschaft Agrar, Nahrung, Genuß. Wien: ÖGB Verlag 1992
* Reichspost, 26.9. 1911
 
 
* Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993
 
* Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993
 
* Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien: Löcker Verlag 2016, S. 218-227
 
* Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien: Löcker Verlag 2016, S. 218-227
  
==Einzelnachweise:==
+
==Referenzen==
 
<references/>
 
<references/>

Aktuelle Version vom 7. März 2024, 15:00 Uhr

Werbeplakat des Brauhauses der Stadt Wien, um 1950
Daten zur Organisation
Art der Organisation Brauerei
Datum von 1905
Datum bis 1959
Benannt nach Stadt Wien
Prominente Personen
PageID 5085
GND 402323-7
WikidataID Q900508
Objektbezug Bier, Brauhäuser
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.03.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname WSTLA Staeditsches Brauhaus A3 2 8 02.jpg
Bildunterschrift Werbeplakat des Brauhauses der Stadt Wien, um 1950

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  • Wiener Stadtbräu

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48° 7' 35.43" N, 16° 27' 48.70" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Brauhaus der Stadt Wien (Rannersdorf, Schwechat, Niederösterreich).

Gründung

Die Wiener Gastwirte hatten im ausgehenden 19. Jahrhundert mit der Preisgestaltung der Großbrauereien immer größere Probleme und forderten 1881 die Errichtung eines städtischen Brauhauses. Der Wiener Brauherrenverein konnte dies lange Zeit erfolgreich gemeinsam mit der liberalen Fraktion im Wiener Gemeinderat verhindern.

Die Gastwirte setzten ihre Bemühungen fort und konnten in Rannersdorf bei Schwechat das rund 80.000 m² große „landtäfliche Gut Wallhof“ vom Dominikanerorden kaufen und 1901 mit dem Bau des auch aus architektonischer Sicht durchaus beachtenswerten Brauhauses beginnen. 1903 konnte das "Wiener Brauhaus" mit der Bierproduktion begonnen werden, doch aufgrund von Konflikten zwischen den Genossenschaftern stand das Projekt bereits 1904 vor dem Ende.[1]

Übernahme durch die Stadt Wien

Bürgermeister Karl Lueger und Mitglieder des Gemeinderats zu Besuch im Wiener Brauhaus

1905 beschloss die „Wiener Brauhaus Reg. Gen. m.b.H.“ bei einer dramatischen Generalversammlung in der Volkshalle des Wiener Rathauses – mit 1.436 gegen 108 Stimmen – die Genossenschaft aufzulösen und das Brauhaus der Gemeinde Wien zu übergeben.

Inzwischen war Karl Lueger Bürgermeister und konnte ohne größere Schwierigkeiten die Rettung der Brauerei durchsetzen. Das Brauhaus Rannersdorf wurde als „Brauhaus der Stadt Wien“ kommunalisiert. So konnte die Gemeinde Wien 1.200 Wiener Gastwirte und sonstige Kleinanleger vor dem wirtschaftlichen Ruin retten, welche große Teile ihres Vermögens in Anteilscheine am Genossenschaftsbrauhaus investiert hatten[2].

Das „Brauhaus der Stadt Wien" nahm am 1. September 1905 seinen Betrieb auf. Die Produktionsstätte wurde zügig ausgebaut und bald zeigte sich, dass das „Brauhaus der Stadt Wien“ trotz des weiteren Widerstandes des Wiener Brauherrenvereins gut geführt wurde. Die Straßenbahn stellte Waggons zum Biertransport zur Verfügung und die städtischen Markthallen wurden als Bierdepots verwendet. Bereits bei den von den Wirten heftig bekämpften Bierpreiserhöhungen durch das Bier-Kartell in den Jahren 1908[3] und 1911[4] ließ das städtische Brauhaus in den Zeitungen verkünden, dass man den Kartellbeschluss zur Preiserhöhung nicht befolgen werde. 1912 wurde mit 257.981 Hektolitern der Höchstausstoß der Vorkriegszeit gemeldet. Die Schulden der Genossenschaft wurden weiter reduziert und die ehemaligen Genossenschafter wurden letztendlich mit 70 Prozent des Nominalwertes ausbezahlt.

Zwischenkriegszeit

Brauhaus der Stadt Wien, Werbekalender (Ausschnitt), um 1920

Für die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung, die ab 1919 die Verwaltung übernahm, war das Brauhaus ein wichtiger städtischer Betrieb (siehe Rotes Wien). Es wurden erhebliche Investitionen in den Maschinen- und Fuhrpark getätigt und das Sudhaus soll damals das modernste Europas gewesen sein. 1930 wurde nur von den "Vereinigten Brauereien" mehr Bier produziert als in Rannersdorf. Für die Bediensteten gab es viele soziale Einrichtungen, wie ein „Wohlfahrtsgebäude“ mit modernen Umkleideräumen und Bädern, ein Freibad sowie ein Brauhaus-Restaurantsaal mit einer günstigen Werksküche. Es wurden Löhne und Zuwendungen weit über dem Kollektivvertrag ausgezahlt[5].

Hausmarke des Brauhauses der Stadt Wien war das Stadtbräu-Lager, ein lichtes Lagerbier. 1930 wurde mit dem Wiener Stadtbräu – Spezial Märzen, kurz Stadtbräu-Märzen genannt, eine neue Feinbiertype auf den Markt gebracht. 1932 wurde unter der registrierten Marke "Stefflbräu" ein dunkles Doppelmalzbier nach Münchner Art hergestellt[6].

Der politische Umsturz 1933/34 hatte fatale Folgen für das Brauhaus. Unter dem Dollfuß-Schuschnigg Regime gab eine umfangreiche Kündigungswelle für die meist sozialdemokratischen Angestellten und Arbeiter und 1937 wurde nicht einmal die Hälfte des Jahres 1930 produziert. Als die Nationalsozialisten in Österreich einmarschierten, wurde die gesamte Führungsmannschaft aus politischen Gründen entlassen und ein großer Teil der Arbeiter ausgetauscht.

Betriebs-Manuale des Brauhauses der Stadt Wien (Auszug), 1940

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Brauhaus der Stadt Wien, 1948

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erlitt das Brauhaus der Stadt Wien schwere Schäden durch Bombentreffer und Kämpfe. Nach Kriegsende 1945 besetzten russische Truppen den Betrieb und richteten das Direktionsgebäude sowie die Mälzerei als Lazarett ein, die Werkskantine wurde in einen Operationssaal verwandelt. Trotz dieser Verhältnisse konnte im Juni 1945 wieder mit dem Brauen begonnen werden, aber wegen des fehlenden Hopfens und der geringen Gerstezuteilung konnte im Jahre 1946 nur ein Bruchteil der Betriebskapazität ausgenützt und nur Leichtbier produziert werden. Erst im Oktober 1948 konnte man mit der Erzeugung von höhergradigem, "normalem" Bier beginnen.

Ab 1950 setzte eine umfangreiche Werbeaktion für das „Stadtbräu“ und das „Stefflbräu“ ein, wobei bekannte Persönlichkeiten wie die Schauspieler Fritz Imhoff und Else Rambausek als „Werbe-Ikonen“ dienten.

Verkauf des Brauhauses

Gleichzeitig beschäftigte sich die Stadt Wien in den 1950er Jahren mit Verkaufsstrategien des Brauhauses. Die Wiener Stadträte Felix Slavik und Josef Afritsch nahmen Kontakt mit einem Konsortium österreichischer Brauereiinhaber auf, bei dem die Familie Mautner Markhof 52 Prozent der Anteile hielt. Obwohl ein deutscher Konzern ein höheres Kaufangebot gelegt hatte, beschloss der Gemeinderat 1959, das Angebot der Interessengruppe österreichischer Brauereien auf Ankauf des Brauhauses der Stadt Wien anzunehmen. Das Brauhaus wurde mit Gemeinderatsbeschluss vom 17. Juli 1959 verkauft. Der Betrieb wurde mit Ende des Jahres 1959 stillgelegt und der „Karl-Oppolzer-Kommanditgesellschaft“ übergeben. Es existierte ein umfassender Sozialplan für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotzdem gab es längere Proteste seitens der Belegschaft und der Öffentlichkeit, die jedoch wirkungslos blieben. Hauptgewinner des Verkaufs blieb die Schwechater Brauerei, die weitgehend das Absatzgebiet, aber auch einen Teil der Arbeiterinnen und Arbeiter übernahm.[7]

Nachdem die Brauanlagen einige Jahre leer standen, wurden einige Gebäude 1968 von der Firma Rohr-Mertl angekauft und zum größten Röhrenlager Österreichs umfunktioniert. Das ehemalige Sudhaus wurde in den Jahren 1969 bis 1971 umgebaut, und diese Gebäude bestehen Großteils noch.

Bilder

Quellen

Literatur

  • Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat. Schwechat: Verlag der Stadtgemeinde Schwechat 1929
  • Heinrich Berg, Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Zur Geschichte des Bieres in Wien. Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Hg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien: 1992 (Wiener Geschichtsblätter Beiheft 3, 1992).
  • Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.
  • Brigitte Pellar: Geschichte nicht ohne uns: die ersten 100 Jahre Gewerkschaft Agrar, Nahrung, Genuß. Wien: ÖGB Verlag 1992
  • Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993
  • Christian M. Springer, Alfred Paleczny, Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte, Wien: Löcker Verlag 2016, S. 218-227

Referenzen

  1. Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat, S. 123.
  2. Brigitte Pellar: Geschichte – nicht ohne uns, S.144; Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien.
  3. ANNO: Neue Zeitung vom 26.07.1908, S.4
  4. ANNO: Reichspost vom 26.09.1911, S.6
  5. Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993, S.19-20.
  6. wikipedia.org: Brauhaus der Stadt Wien
  7. Adolf Eszöl: Das Brauhaus der Stadt Wien