VS Rothenburgstraße 1

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1784
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 68459
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 12., Rothenburgstraße 1
  • Rothenburgschule

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48° 9' 44.28" N, 16° 19' 14.09" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die VS Rothenburgstraße 1 ist eine öffentliche Volksschule im 12. Wiener Gemeindebezirk, Meidling. In unmittelbarer Nähe befand sich eine Volksschule Hetzendorfer Straße 9. Beide Schulen waren historisch eng miteinander verknüpft.

Schulanfänge in Altmannsdorf

Die Schulanfänge in Altmannsdorf gehen bis in das Jahr 1783/1784 zurück, in dem eine einklassige Volksschule für Knaben und Mädchen am Khleslplatz 11 errichtet wurde. Durch einen Tausch mit dem Gönner Johann Hoffinger übersiedelte die Volksschule im Jahr 1875 in ein Bauernhaus in die heutige Hetzendorfer Straße 9.[1] Diese wurde am 4. Oktober 1875 eröffnet. Die Schulleitung übernahm Oberlehrer Josef Steininger.[2] Im Jahr 1892 wurde das Schulhaus durch unter anderem die Auflassung der Oberlehrerwohnung erweitert.

Im Schuljahr 1895/1896 leitete Oberlehrer Johann Kotrasch die Schule, die von fünf Knabenklassen mit 227 Schülern und fünf Mädchenklassen mit 244 Schülerinnen besucht wurde. Die Konfessionsverteilung war ziemlich homogen: Neben der römisch-katholischen Mehrheit besuchten nur drei protestantische und sechs jüdische Schulkinder die Schule. Im Winter wurde eine Klasse in der Hetzendorfer Straße 102 untergebracht. Die Schule besaß einen Turnsaal sowie einen Sommerturnplatz. Außerdem gab es an der Schule einen gewerblichen Vorbereitungskurs.

Ende des 19. Jahrhunderts dürfte das Schulhaus in einem solch desolaten Zustand gewesen sein, dass ein Schulzu- beziehungsweise Neubau notwendig wurde.

Zubau in der Rothenburgstraße 1904/1905

Im Jahr 1904 wurde der Zubau eines Volksschultraktes in der Hetzendorfer Straße 11 entlang der Rothenburgstraße zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 18. Oktober 1904 genehmigt. Das Schulgebäude sollte auf dem Platz des ehemaligen Gemeindehauses erbaut werden. Am 12. Dezember 1904 wurde bereits mit der notwendigen Demolierung des sich auf diesem Grund befindlichen alten Zinshauses begonnen. Nur ein Teil des Hauses, in welchem die Löschrequisiten der freiwilligen Feuerwehr Altmannsdorf untergebracht waren, blieb zunächst hiervon ausgenommen und wurde erst im August 1905 demoliert, nachdem das neuerbaute provisorische Feuerwehrdepot am 14. Juli 1905 gleich nebenan in der Rothenburgstraße 1 vollendet war und in Benützung genommen werden konnte.[3] Am 2. Jänner 1905 wurde mit dem Aushub für die Fundamente in der Hetzendorfer Straße 11 begonnen. Aufsteigendes Grundwasser erschwerte die Arbeiten, sodass die Fundamente aus Beton hergestellt werden mussten. Am 18. September 1905 konnte das Schulhaus für Volksschulzwecke in Benützung genommen. Johann Kotrasch übernahm als Oberlehrer die Schulleitung der Knabenschule. Am 19. Oktober 1905 fand die feierliche Einweihung statt.[4]

Das neue Schulgebäude, ein Eckhaus mit zwei Stockwerken, enthielt 15 Lehrzimmer, einen Turnsaal samt Ankleideraum, eine Kanzlei, ein Konferenzzimmer und ein Lehrmittelzimmer. Die Beheizung der Lehrzimmer erfolgte mittels Regulierfüllöfen für reinen Lüftungsbetrieb, die Beheizung der Kanzlei, des Konferenzzimmers und der Lehrmittelzimmer erfolgte mittels Regulierfüllöfen für Kreisluftheizung. Die künstliche Beleuchtung sämtlicher Räume geschah mittels elektrischen Lichtes. In den für diffuse Beleuchtung eingerichteten Lehrzimmern waren je zwölf Osmium-Glühlampen angebracht, außerdem zur Verwendung während der Reinigungsarbeiten nach Schluss des Abendunterrichtes je eine Kohlenfadenglühlampe. Glühlampen dienten auch zur Beleuchtung des Konferenz- und Lehrmittelzimmers, der Kanzlei, Gänge, Stiegen, der Eingangshalle und der Keller- und Aborträume. Der Turnsaal wurde von vier Stück Jandus-Bogenlampen beleuchtet. Da es in der Hetzendorfer Straße noch keine Kanalisation gab und somit eine Senkgrube angelegt werden musste, waren die Aborte als Sammelaborte ausgeführt. Die Pissoire waren für Ölbehandlung eingerichtet. In jedem Geschoß befand sich ein Auslauf der Hochquellenleitung.

Bei Vollendung des Schulzubaus Hetzendorfer Straße 11 wurden in den Schulferien auch im bestehenden Schulhaus Hetzendorfer Straße 9 einige bauliche Änderungen größeren Umfangs zur Verbindung mit der neuen Schule und Schaffung eines Konferenzzimmers vorgenommen. So befand sich im Parterre sowie im zweiten Stockwerk die Knabenvolksschule, im ersten Stockwerk waren mehrere Klassen der Mädchenvolksschule provisorisch untergebracht.

Trennung der beiden Schulen 1908

Bereits im Jahr 1901 wurden die Klassen der Doppelvolksschule Hetzendorfer Straße 9 nach Geschlechtern getrennt. Im Jahr 1902 tauchte die Volksschule in der Hetzendorfer Straße 9 im Wiener Kommunal-Kalender[5] sowie in den Standesausweisen nurmehr als reine Mädchenvolksschule auf.

Dies war allerdings nicht von langer Dauer, denn im Schuljahr 1906/1907 wurde die Schule wiederum kurzzeitig als Doppelvolksschule für Knaben und Mädchen Hetzendorfer Straße 9/11 geführt[6], nunmehr auch auf Nummer 11, die durch den Zubau des Traktes an der Ecke Rothenburgstraße 1/Hetzendorfer Straße 11 im Jahr 1905 zustande kam.[7] Im Kommunal-Kalender aus dem Jahr 1908[8] schien die Doppelvolksschule dann unter beiden Adressen (Rothenburgstraße 1/Hetzendorfer Straße 9) auf. Zu diesem Zeitpunkt bestand aber noch immer eine gemeinsame Leitung unter Oberlehrer Johann Kotrasch. Ein Jahr später erfolgte dann endgültig die Trennung zwischen der Knabenvolksschule Rothenburgstraße 1 und der Mädchenvolksschule Hetzendorfer Straße 9, welche zur reinen Mädchenschule umgewandelt wurde.[9] Es wurden zwei selbstständige Leitungen geschaffen (laut Erlass des Landesschulrates vom 21. August 1908 [Zahl 3817], Bezirksschulrat [Zahl 9685]. Oberlehrer Johann Kotrasch wurde an die Knabenvolksschule Rothenburgstraße 1 versetzt. Ferdinand Wurst übernahm vorerst als provisorischer Leiter die Agenden der Mädchenvolksschule Hetzendorfer Straße 9.

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges im Schuljahr 1913/1914 fungierte Oberlehrer Klemens Splichal als Schulleiter der Knabenvolksschule. Die Schule führte sieben Knabenklassen mit 317 Schülern. Davon waren 306 römisch-katholisch, sieben protestantisch und vier jüdisch. Die Mädchenschule wurde von Oberlehrer Ferdinand Wurst geleitet. Die Schule führte neun Mädchenklassen mit 375 Schülerinnen, wovon 362 römisch-katholisch waren, acht protestantisch, vier jüdisch und ein Kind konfessionslos war. Die Schule fungierte außerdem als Religionssammelstelle für den protestantischen Religionsunterricht.

Erster Weltkrieg

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste bereits im ersten Schul- und Kriegsjahr 1914/1915 die Volksschule Rothenburgstraße 1 in das Schulgebäude in der Hetzendorfer Straße 66 ausweichen, weil ihr eigenes Schulhaus für militärische Zwecke benützt wurde. Dort befand sich ebenfalls die Volksschule Hetzendorfer Straße 9/11, die zuvor in der Rothenburgstraße 1 unterkam, bis dass beide Schulen die Räumlichkeiten aufgeben mussten. Dies galt für alle vier Kriegsjahre. Diese Unterbringung dauerte den ganzen Krieg hindurch. Während der Kriegsjahre blieb die Schülerzahl relativ konstant:

Knabenvolksschule:

  • 1914/1915: sechs Klassen mit 303 Knaben
  • 1915/1916: fünf Klassen mit 288 Knaben
  • 1916/1917: sechs Klassen mit 316 Knaben
  • 1917/1918: sechs Klassen mit 299 Knaben

Mädchenvolksschule:

  • 1914/1915: acht Klassen mit 396 Mädchen
  • 1915/1916: acht Klassen mit 374 Mädchen
  • 1916/1917: sieben Klassen mit 352 Mädchen
  • 1917/1918: sieben Klassen mit 345 Mädchen

Erste Republik

Im Jahr 1930 befanden sich bereits aus Platznot Mädchenklassen im ersten Stock des Gebäudes der Knabenschule. Am 15. Februar 1931 wurde die Knabenvolksschule Rothenburgstraße 1 dann auch organisatorisch mit der Mädchenschule Hetzendorfer Straße 9/11 vereinigt und somit in eine Doppelvolksschule umgewandelt. Diese Entwicklung ist insbesondere vor dem Hintergrund der von der Gemeinde Wien initiierten Sparmaßnahmen infolge der Weltwirtschaftskrise 1929 zu verstehen, da zu diesem Zeitpunkt viele Schulen zusammengelegt wurden. Erst im Jahr 1939 wurden die Verbindungsgänge zum benachbarten Schulgebäude Hetzendorfer Straße 9-11 abgemauert.

Februar 1934

Im Schuljahr 1933/1934 war Karl Haager provisorischer Leiter der Doppelvolksschule Rothenburgstraße 1, die zu diesem Zeitpunkt neun Klassen führte (vier Knabenklassen, drei Mädchenklassen und zwei gemischte Klassen). Sie wurde von insgesamt 190 Schülern und 150 Schülerinnen besucht. Davon waren 276 römisch-katholisch, vier altkatholisch, 15 protestantisch, sechs jüdisch, ein Kind griechisch-orientalischen und 38 konfessionslos. Der Turnsaal wurde von vier Expositurklassen der Hauptschule Hetzendorfer Straße 66 mitbenützt. Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Ab dem Schuljahr 1934/1935 war Oberlehrer Rudolf Baier Leiter der Schule.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Im Schuljahr 1937/1938 war Oberlehrer Johann Eckhart Leiter der Schule. Unter den 353 Schulkindern (215 Knaben und 138 Mädchen in insgesamt zehn Klassen) befanden sich nur noch drei jüdische Schulkinder. Nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 besuchten keine jüdischen Schulkinder mehr die Schule. Der Bund deutscher Mädel sowie die Hitlerjugend nahmen den Turnsaal der Schule in Anspruch. Auch die Kindergruppe der NS-Frauenschaft beziehungsweise der NSDAP-Ortsgruppe Altmannsdorf benützen Räume mit.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden Zimmer von kriegsbedingten Organisationen und Körperschaften in Anspruch genommen, so beispielsweise ab dem Schuljahr 1940/1941 von der Kartenstelle 90 zur Vergabe von Lebensmittelkarten. Der Turnsaal wurde zwischendurch als Sammelstelle für Altstoffe benützt. 1940 wurde das Militär einquartiert, sodass die Schulkinder in der Knabenvolksschule Johann-Hoffmann-Platz 19 sowie Mädchenvolksschule Johann-Hoffmann-Platz 20 Wechselunterricht erhielten. Am 31. März 1941 kehrten die Schulkinder in ihr Schulgebäude zurück. Die Zahl der Schülerinnen- und Schüler ging in den Kriegsjahren deutlich zurück:

  • 1939/1940: vier Klassen mit 136 Knaben, vier Klassen mit 115 Mädchen. Gesamt: 251
  • 1940/1941: drei Klassen mit 103 Knaben, vier Klassen mit 133 Mädchen, eine gemischte Klasse mit 28 Knaben und vier Mädchen. Gesamt: 268
  • 1941/1942: Keine Angaben
  • 1942/1943: zwei Klassen mit 66 Knaben, zwei Klassen mit 58 Mädchen, zwei gemischte Klassen mit 31 Knaben und 39 Mädchen. Gesamt: 194
  • 1943/1944: eine Klasse mit 34 Knaben, eine Klasse mit 32 Mädchen, drei gemischte Klassen mit 69 Knaben und 44 Mädchen. Gesamt: 179
  • 1944/1945: vier gemischte Klassen mit 82 Knaben und 55 Mädchen. Gesamt: 137


Am 29. März 1945 steifte eine Bombe das Schulgebäude, wodurch ein Teil des Daches beschädigt wurde und zahlreiche Fensterscheiben zertrümmerten. Am 10. September 1945 wurde der Unterricht bereits mit sechs Klassen aufgenommen. Die Bombe flog weiter und explodierte im freien Feld.

Nachkriegszeit

In den 1950er Jahren erfolgten einige bauliche Arbeit. So erhielt die Schule etwa im Jahr 1953 einen Kanalanschluss. Ende der 1960er wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen. Im Jahr 1968 wurde das alte Schulgebäude in der Hetzendorfer Straße 9 abgerissen und eine Grünfläche angelegt, auf der in späteren Jahren immer wieder mobile Klassenräume in Pavillons untergebracht wurden. Für die Zeit der Renovierungsarbeiten übersiedelten die Schulkinder in das leerstehende Schulgebäude Hetzendorfer Straße 66. Am 1. September 1969 konnte das neue Schuljahr im frisch renovierten Schulgebäude beginnen.

Mit Blick auf die Schulanfänge 1784 in Altmannsdorf wurde anlässlich des 200-jährigen Schuljubiläums im Jahr 1987 eine Ausstellung mit dem Titel "Schule in Altmannsdorf: Zwei Jahrhunderte Schulgeschichte" in der Volksschule Rothenburgstraße 1 von Direktorin Martha Marx erarbeitet, die am 15. Mai 1987 eröffnet wurde. Der dreijährige zeitliche Verzug wurde mit einem schwierigen Zugang zu den historischen Quellen erklärt, die der Schule damals noch nicht zur Verfügung standen.

Im Jahr 2005 feierte man abermals das 100-jährige Jubiläum des Zubaus in der Rothenburgstraße 1.

Gegenwart

Heute ist die Rothenburgstraße 1 eine öffentliche Volksschule mit Möglichkeit zur Nachmittagsbetreuung. Seit 2011 bezeichnet sich die Schule als "Zentrum für Begabungsförderung". Seit dem Schuljahr 2016 hat die Schule ihren Schwerpunkt auf Naturwissenschaften (NAWI) gesetzt. Englisch wird ab der 1. Klasse von "English Native Speaker" unterrichtet. Außerdem führt die Schule eine Mehrstufenklasse, in der Kinder von der 1. Bis zur 4. Schulstufe gemeinsam unterrichtet werden. Kinder mit Wahrnehmungsschwächen können durch eine Förderlehrerin betreut werden. Sprachheilpädagogische Betreuung kann ebenfalls durch eine Sprachheillehrerin erfolgen. Die Schule ist Teil des EU-Mobilitätsprojektes "Donauwelle Plus" für Lehrpersonen und Schulleiterinnen und -leiter im Programm Erasmus+ Schulbildung (KA1).

Quellen

Literatur

  • Wolfgang Mayer: XII. Meidling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 12), S. 52

Einzelnachweise

  1. Karl Hilscher: Wiens 12. Gemeindebezirk Meidling. Für Schule und Haus. Wien/Leipzig: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1923, S. 84.
  2. Meidlinger Heimatbuchausschuss [Hg.]: Meidling. Der 12. Wiener Gemeindebezirk in Vergangenheit und Gegenwart. Mit 2 Farbendrucktafeln, 164 Voll- und Textbildern und einem Übersichtsplan des 12. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Österreichische Verlags- und Betriebsgesellschaft 1930, S. 460-461.
  3. Karl Hilscher: Wiens 12. Gemeindebezirk Meidling. Für Schule und Haus. Wien/Leipzig: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1923, S. 88.
  4. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Migazziplatz 8 (12/8), B51: Schulchronik (1869-1939), Eintrag vom 19. Oktober 1905.
  5. Wiener Kommunal-Kalender 1902, S. 400.
  6. Wiener Kommunal-Kalender 1906, S. 416.
  7. Generalstadtplan 1912 in Wien Kulturgut.
  8. Wiener Kommunal-Kalender 1908, S. 447.
  9. Wiener Kommunal-Kalender 1909, S. 455.

Weblinks