Altmannsdorf (Vorort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von 1136
Datum bis 1890
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Altmann von Passau
Bezirk 12
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Altmannsdorfer Kirche, Altmannsdorfer Wirtschaftshof
PageID 21437
GND 2156907-1
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 17.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns

Altmannsdorf (12.), Vorortgemeinde.

Dürfte bereits Anfang zwölftes Jahrhundert als Ort bestanden haben, wird jedoch erst um 1136 erstmals urkundlich genannt; der älteste Ortskern ist der Dreiecksanger des Khleslplatzes. Ob eine Verbindung zu Altmann von Passau besteht, lässt sich nicht beweisen, doch ist dies (besonders im Hinblick auf Besitzungen der Augustiner in Altmannsdorf) nicht auszuschließen (Altmann musste auf dem Höhepunkt des Investiturstreits aus Passau fliehen und gründete Göttweig, während mit ihm geflüchtete Bayern in Niederösterreich mehrere Orte gründeten und nach ihrem Bischof benannten); etymologisch leitet sich der Ortsname jedenfalls von einem Mann namens Altmann ab. Im 13. und 14. Jahrhundert kennen wir Ritter von Altmann; in Urkunden (Mitte 15. Jahrhundert) ist vom Dorf und einer St.-Oswald-Kapelle die Rede (Altmannsdorfer Kirche, Altmannsdorfer Schloß). Die Beschuhten Augustiner auf der Landstraße (Augustiner-Eremiten, gegründet 1256) besaßen 1444-1812 (Jahr der Ordensauflösung) die Herrschaft Altmann, die ihnen der Wiener Bürger und Ratsherr Erhart Griesser 1443 testamentarisch hinterlassen hatte († 1444). Die Augustiner begannen sogleich mit dem Bau eines Verwaltungssitzes; der Oswaldhof wird zum Augustinerhof (Altmannsdorfer Schloß).

1539 wurde den Augustinern die Verwaltung der Altmannsdorfer Güter entzogen und einem kaiserlichen Administrator unterstellt; der Augustinerhof wird als „öder Hof" bezeichnet. 1584 kam die Grundherrschaft als Leibgedinge an den protestantischen kaiserlichen Rat Daniel Rehling. 1588 wurde Melchior Khlesl Verwalter des Bistums Wiener Neustadt; Altmannsdorf (als Teil der Pfarre Atzgersdorf) unterstand diesem Bistum. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung (1683) sind verschiedene Lehensempfänger bekannt. 1683 wurde Altmannsdorf weitgehend niedergebrannt; viele Bewohner waren 1679 der Pest zum Opfer gefallen, die restlichen kamen durch die Türken um. Der Wiederaufbau ging schleppend vor sich. Am 29. Mai 1721 erwarben die Augustiner den ehemaligen Bischofshof am Khleslplatz, 1736 auch den Altmannsdorfer Pfarrhof (12, Khleslplatz 10), der ursprünglich dem Schottenstift gehört hatte; 1784 wurde der Altmannsdorfer Friedhof angelegt. Nach Auflösung des Ordens (1812) wurde der Gutshof zum Religionsfonds eingezogen. 1819 kam die Herrschaft an den Wiener Bürger Johann Baptist Hoffmann.

Lange hatte Altmannsdorf überwiegend ländlichen Charakter; industriellem Einschlag begegnen wir erst nach der Eingemeindung, vorwiegend in den stadtnäheren Ortsteilen. 1890/1892 kam Altmannsdorf größtenteils zum zwölften Bezirk Meidling (eigene Katastralgemeinde), der Rest (17 Prozent der Fläche, aber nur ein Prozent der Bevölkerung) zu Inzersdorf (1893 „Inzersdorf bei Wien"). Die Altmannsdorfer Kirche und der ehemalige Altmannsdorfer Wirtschaftshof der Beschuhten Augustiner sind die bedeutendsten Baudenkmäler.

Siegel

Der Vorort Altmannsdorf führte ein Siegel, das einen teils schrägrechts abwärts, teils schräglinks aufwärts fliegenden, teils flugbereiten Raben mit einem Ring im Schnabel als Attribut des heiligen Oswald, des Patrons der Kirche von Altmannsdorf. Umschriften: a) ¤ [Rosette] GEMEINDE ALTMANSDORF; b) * GEMEINDE * ALTMANSDORF; c) • BÜRGERMEISTERAMT • ALTMANSDORF b. WIEN; d) * BÜRGERMEISTERAMT * ALTMANNSDORF b. WIEN.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Meidling.

Häuser

  • 15. Jh.: 18
  • 1562: 16
  • 1590: 22
  • 1751: 35
  • 1783: 37
  • 1794: 46
  • 1800: 48
  • 1806: 50
  • 1822: 52
  • 1830: 52
  • 1851: 77
  • 1869: 103
  • 1880: 175
  • 1890: 191
  • 1900: 214
  • 1910: 270
  • 1930: 692
  • 1971: 667
  • 1981: 1.158
  • 1991: 1.276
  • 2001: 1.403

Einwohner

  • 1653: 102 (Kommunikanten)
  • 1770: 200
  • 1783: 306
  • 1794: 300
  • 1806: 306
  • 1823: 300
  • 1830: 310
  • 1837: 510
  • 1846: 600
  • 1851: 669
  • 1857: 815
  • 1869: 1.036
  • 1880: 2.068
  • 1890: 3.057
  • 1961: 4.434
  • 1971: 4.963
  • 1981: 4.920
  • 1991: 4.943
  • 2001: 5.125

Ortsrichter

Liste bei Haldovsky.

Bürgermeister

  • Baumeister Wenzel Hornek (1850-?)
  • Josef Winter (1864-1889; Wintergasse)
  • Wilhelm Kunisch (1889)

Quellen

Literatur

  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIV, Taf. H
  • Hans Rotter: Altmannsdorf. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band 12 (1930), S. 71 ff.
  • Peter Haldovsky: Altmanns 1138-1983. 1984
  • Peter Haldovsky: Altmanns 1138-1983, S. 175 (Ortsrichter, Häuser, Einwohner)
  • Peter Haldovsky: Altmanns 1138-1983, S. 49 (Liste der Pfarrer)
  • Felix Olegnik [Red.]: Historisch-statistische Übersichten von Wien. Wien: Magistrat der Stadt Wien 1956-1958, Band 1 (Naturverhältnisse, Gebiet, Bevölkerung, Gesundheits- und Wohlfahrtswesen) 1956 (Statistische Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1956, Sonderh. 1), S. 24
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 94 f.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 27
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Band 1: Einleitung, Abkürzungsverzeichnisse, Ortsnamen A bis E. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), S. 173
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 313
  • Topographie von Niederösterreich. Band 2. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 50
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 1.Wien: Holzhausen 1897-1918, S. 229
  • Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 69, 136
  • Johann Strizsik: Altmannsdorf und Hetzendorf. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums 1/1968, S. 13 f.
  • Johann Strizsik: Altmannsdorf und Hetzendorf. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums 27/1991, S. 45 f.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Band 1. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964 S. 41
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 24 ff.
  • Robert Waissenberger: Altmannsdorf, ein alter Ort in der Großstadt. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 32/1959, S. 3f. (älteste Nennung unbelegt)
  • Wolfgang Mayer: XII. Meidling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 12), S. 4
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 329 f.

Bevölkerungsgeschichte