Stadtschreiber

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Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.03.2020 durch WIEN1.lanm08wei


In Wien wird ein Stadtschreiber 1276 erstmalig erwähnt. Er wurde vom Rat auf unbestimmte Zeit angestellt und erhielt neben einem Gehalt aus dem städtischen Budget auch eine Weihnachtsremuneration. Der Stadtschreiber stand der städtischen Kanzlei vor. Zu seinem Aufgabenbereich gehörte die Führung der gesamten städtischen Korrespondenz, die Ausfertigung der Beschlüsse und Verordnungen des Rats, die Herstellung beglaubigter Abschriften, die Führung des großen und des kleinen Stadtbuchs sowie die Archivierung von Dokumenten. Bei den Ratssitzungen hatte er das Protokoll zu führen, war aber nicht stimmberechtigt. Zu seinen Mitarbeitern gehörten mehrere besoldete Schreiber, die fallweise auch einzelnen Verwaltungsressorts zur Verfügung gestellt werden mussten. Ab dem 16. Jahrhundert musste der Stadtschreiber ein abgeschlossenes Jusstudium, ab 1591 das juridische Doktorat nachweisen. Mit 1526 bestand eine unmittelbare Gehorsamspflicht auch gegenüber dem Landesfürsten. Der Stadtschreiber mußte daher seinen Amtseid in Anwesenheit des Stadtanwalts leisten und wurde damit zu einem städtisch bestellten landesfürstlichen Kontrollorgan.[1] Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts führte er den Titel "Syndicus", das heißt Rechtsberater der Stadt. Das Amt des Stadtschreibers bestand bis zur josephinischen Magistratsreform 1783 (Magistratsdirektor).


Liste der Stadtschreiber

  • Friedrich (1276)
  • Ortolf Hopfer (1288-1302)
  • Walchun (1309-1320)
  • Eberhard Zendel (1329-1341)
  • Bernhard von Ybbs (1348-1350)
  • Heinrich Waller (1353-1356)
  • Leopold Strobel aus Feldsberg (1358-1381)
  • Ulrich Herwart (1396-1416)
  • Konrad Kufstainer (1416/1417)
  • Ulrich Sunkler (1417-1422)
  • Mert Knab (1422-1429)
  • Ulrich Hirssauer (1429-1461)
  • Ulrich Griessenpeck (1461-1467)
  • Veit Griessenpeck (1468-1487)
  • Hans Menesdorfer (der Jüngere) (1488-1495)
  • Wolfgang Rieder (1496-1499)
  • Stefan Vorchtenauer (1499-1506)
  • Gabriel Gutrater (der Jüngere) (1506-1521, 1524-1527)
  • Viktor Gamp
  • Ulrich Kuck (beide 1522)
  • Hans Murringer (1522/1523)
  • Hans Hoffmann (1527-1540)
  • Franz Igelshofer (1541-1576)
  • Hans Springer (interimistisch 1577)
  • Johann Pampel (1578-1579)
  • Matthias Moll (interimistisch 1579)
  • Adam Altensteiger (1580-1590)
  • Stefan Schlachter (1591-1602)
  • Matthias Kapeller (1603-1612)
  • Johann Widmer (1613-1631)
  • Johann Jakob von Scholzen (1631-1642)
  • Andreas Leonhard Denk (1643-1655)
  • Tobias Augustin Schmid (1656-1662)
  • Johann Matthias Mulle (1663-1666)
  • Theobald Franck (1667-1675)
  • Johann Eilers (1676-1681)
  • Nikolaus Hocke (1681-1692)
  • Franz Andreas Gall (1692-1717)
  • Zacharias Adalbert Hüttner (1718-1731)
  • Joachim Ehrenreich Managetta von Lerchenau (1731-1736)
  • Franz Rieger (1737-1748)
  • Joseph Ferdinand Riedl (1749-1761)
  • Franz Joseph Hacker (ab 1773 zu Hart; 1762-1774)
  • Leopold von Moßbach (1775-1782; ab 1783 Vizebürgermeister).


Literatur

  • Codex Austriacus 22 (1704), S. 492 ff.
  • Felix Czeike: Vom Stadtschreiber zum Magistratsdirektor. In: Einheit der Vielfalt. Josef Bandion Magistratsdirektor von Wien. Festschrift zum 60. Geburtstag. Wien: Gerold 1990, S. 109 ff.
  • Leopold Fischer: Brevis notitia urbis Vindobonae. Potissimum veteris. Ex variis documentis collecta 2. Vindobonae: Jahn 1768, S. 141 ff.
  • Ivo Luntz: Beiträge zur Geschichte der Wiener Ratsurkunde. In: Abhandlung zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien 2. Teil. Wien: Verlag d. Vereins f. d. Geschichte d. Stadt Wien 1917, S. 78-162
  • Josef Pauser: Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien, in: Karl Vocelka - Anita Traninger [Hg.]: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (Peter Csendes - Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2), Wien/Köln/Weimar: 2003, S. 64 f.
  • Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396–1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18), S. 23, 29 ff.
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 129
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Hs. B 85 (Ratslisten)

Einzelnachweise:

  1. Josef Pauser: Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien, in: Karl Vocelka - Anita Traninger [Hg.]: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (Peter Csendes - Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2), Wien/Köln/Weimar: 2003, S. 64.