Slovan (Sportklub)

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1902
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Josef Bican, Karl Zischek, Antonín Panenka
PageID 46067
GND
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
  • 14., Steinbruchstraße 5a

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48° 12' 14.19" N, 16° 18' 26.92" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der SK Slovan-Hütteldorfer AC (wienerisch: „der Slovan“) ist ein Fussballverein (Farben: blau-weiß), der in Penzing, dem 14. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt ist. Er ging 1976 aus einer Fusion des 1902 gegründeten S.K. Slovan mit dem Hütteldorfer Athletiksport Club (HAC) hervor.

Gründung und Aufstieg

Die im Zuge der Industrialisierung während der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg stets wachsende Gemeinde der Wiener Tschechen setzte dem Assimilationsdruck insbesondere in der Ära des slawophoben Bürgermeisters Karl Lueger (1897-1910) ein reges Vereinsleben entgegen. Unter den rund 300 tschechischen Vereinen dieser Epoche befanden sich auch eine Reihe an Sportklubs, deren größter der bereits 1867 gegründete und heute noch aktive Turnerbund „Sokol“ (Falke) war. Auch einige Fussballvereine riefen die besonders diesem Sport verbundenen Wiener Tschechen ins Leben; ihre zweite, assimilierte Generation sollte in den 1920er- und 1930er-Jahren Weltklassespieler wie Josef Bican, Matthias Sindelar und Josef Uridil hervorbringen. Der tschechische Wiener Fußball konzentrierte sich vor allem in Favoriten und in den Bezirken rund um die Schmelz, wo der Bevölkerungsanteil von Zuwanderern aus den Kronländern Böhmen und Mähren besonders hoch war. Es entstanden Klubs wie „S. K. Moravia 10“, „S. K. Čechie 11“, „Vídeňská Slavie 14“ und „S. K. Slavoj 18“.

Am 11. Jänner 1902 schließlich wurde in der „Pilser Bierhalle“ (Habsburgergasse) der „Sportovni Klub Slovan ve Vídni“ (Sportklub der Slawen in Wien, kurz S.K. Slovan (Vereinsfarben: grün-weiß) ins Leben gerufen, welcher aus der 1898 gegründeten „Vereinigung tschechischer Sportfreunde in Wien“, hervor ging, und mit dem Anspruch auftrat, der fußballerische Vertreter aller Wiener Tschechen zu sein. Schon am 11. Mai 1902 trat Slovan erstmals auswärts an und wählte programmatisch Slavia (II) in Prag zum Gegner. Am 13. und 20. Juli 1902 sammelte Slovan beim Blitzturnier des SK Rapid auf der Hohen Warte zum ersten Mal auch Turniererfahrung. Ab Herbst 1904 ist erstmals die Teilnahme der Grün-Weißen an einem saisonalen Bewerb für die zweithöchste Spielklasse belegt, in welcher der Klub sich aber erst ab 1915 dauerhaft festsetzte. In diesen Anfangsjahren trug Slovan seine Spiele in Ermangelung einer eigenen Heimstätte an verschiedenen Orten aus. Mal auf Brachflächen der Vorstädte (auf dem Laaer Berg, nahe der Triester Straße oder auf der Schmelz, mal als Mieter auf Sportplätzen anderer Klubs (dem Innenfeld der Margaretner Radrennbahn, dem Cricketer-Platz, dem Platz des Rennweger SV oder der Hohen Warte.

Aufstieg und Fall in der Zwischenkriegszeit

Nach mehreren Spielzeiten im Spitzenfeld der 2. Klasse gelang Slovan in der Saison 1922/1923 schließlich der Aufstieg in die oberste österreichische Spielklasse, in der man sich bis 1930/31 achtmal behaupten konnte. Der größte Erfolg der Grün-Weißen war dabei der Einzug ins Cupfinale vom 6. Juli 1924, das in einem dramatischen Spiel gegen die Amateure mit 6:8 n.V. verloren ging und bis heute als das trefferreichste Endspiel der österreichischen Pokalgeschichte gilt. Auch betrieb Slovan damals eine erfolgreiche Eishockey-Sektion. Der sportliche Aufstieg des Klubs erforderte nun auch endlich eine standesgemäße Spielstätte. Ab Herbst 1921 fand Slovan auf dem alten Wacker-Platz in der Meidlinger Edelsinnstraße ein erstes Zuhause, orientierte sich aber schon bald nach Favoriten, genauer auf den Laaer Berg, wo der Hilfsverein „České srdce“ (Tschechisches Herz) 1922 ein Areal erworben hatte, auf dem Slovan bis 1925 ein großes, in der Endausbaustufe für 80.000 Zuschauer konzipiertes Stadion errichtete. Heute befindet sich dortselbst die Generali Arena, Heimstätte der Austria, die den Platz 1973 von der Stadt Wien übernahm. Das ambitiöse Projekt und der abermalige, diesmal dauerhafte Abstieg in die 2. Klasse stürzten den Verein in eine Existenzkrise. Am Beginn der Saison 1935/1936 musste Slovan schließlich den Profibetrieb einstellen.

Aus Slovan wird Sparta

In der „angeschlossenen“ Ostmark und insbesondere nach dem „Münchner Abkommen“ vom September 1938 waren die Wiener Tschechen seitens der Nationalsozialisten rassischer und politischer Diskriminierung und teilweise auch Verfolgung ausgesetzt. Mitglieder von Slovan, die sich zur „tschechischen Volkszugehörigkeit“ bekannten, galten zwar als wehruntauglich, mussten aber meist zum Arbeitseinsatz insbesondere in Rüstungsbetriebe einrücken, weshalb viele dem Klub nicht zur Verfügung standen. Da Vereine wie Slovan unter Generalverdacht standen, tschechische Widerstandsgruppen zu unterstützen, sollen einige Funktionäre auch in KZ-Haft gewesen, einer ermordet worden sein. Um im Zuge der Germanisierung nicht als „fremdvölkisch“ eingestuft und zwangsaufgelöst zu werden, benannte sich der Klub 1940 in AC Sparta um. Trotz dieser widrigen Umstände konnten in den Saisonen 1939/1940 und 1940/1941 die Meisterschaften der Klasse II D errungen werden.

Wiederbeginn, Abstiege und Fusionen

Unmittelbar nach Kriegsende wurde aus dem AC Sparta wieder der SK Slovan, und den Grün-Weißen wurde die Genugtuung zuteil, am 29. April 1945 das erste Match auf befreitem Wiener Boden zu spielen. Auf dem Ottakringer Helfort-Platz trat ein Team von Wiener Tschechen, das aus Spielern des Slovan und Mitgliedern des von den Nazis aufgelösten Sokol zusammengesetzt war, gegen den SC Helfort an. 1946 kehrte Slovan Favoriten den Rücken und wanderte wieder zurück auf die historische Schmelz, wo der Verein bis heute Zuhause ist. Bis 1960 spielten die Grün-Weißen auf dem Red Star-Platz (heute das Areal der Stadthalle (Vogelweidplatz). In der Saison 1949/1950 wurde Slovan in die neu gegründete Staatsliga eingereiht und spielte ein letztes Mal erstklassig, stieg aber sofort wieder ab. In der Folgesaison wurden die Grün-Weißen auch in der Staatsliga B durchgereicht. 1960 erfolgte die Fusion mit dem Nachfolgeverein von Olympia 33. Die Mitgift der Olympia war deren Platz in der Steinbruchstraße 5a, der noch dem heutigen SK Slovan-HAC als Heimstätte dient. 1964/1965 spielte der bis 1969 als SK Slovan-Olympia titulierte Verein dann ein letztes Mal in der zweithöchsten Spielklasse, seitdem pendelt Slovan zwischen der dritten und fünften Leistungsstufe. Erfolgreicher als die Fußballer war übrigens die Volleyballmannschaft der Damen des noch immer als Mehrspartenverein fungierenden Klubs, die zwischen 1961-1966 fünfmal österreichische Meister wurde. 1976 schließlich kam es zur Fusion des Slovan mit einem weiteren Traditonsklub des Wiener Westen, dem 1911 gegründeten Hütteldorfer Athletiksport Club (HAC), dessen Vereinsfarben blau-weiß übernommen wurden. 1983 wurde der Sportplatz in der Steinbruchstraße, der heute 3.000 Zuschauer fasst, generalsaniert, mit einer Tribüne und einem Kunstrasenspielfeld ausgestattet. Heute spielt der SK Slovan-HAC in der Oberliga A, der vierten Leistungsstufe.

Bekannte Spieler

Als erfolgreichster und populärster Fußballklub der Wiener Tschechen war Slovan stets ein Magnet für deren talentierte Jugend. Unter anderem lernten der als „weltbester Torjäger des 20. Jahrhunderts“ geehrte Josef Bican und Wunderteam-Stürmer Karl Zischek das Fußballspielen im Nachwuchs von Slovan. Als Nachruf auf den nach 1945 schrittweise schwindenden und spätestens mit den Fusionen erloschenen tschechischen Charakter des Klubs kann wohl das Engagement des tschechoslowakischen Europameisters Antonín Panenka (1987-1989) gesehen werden, der nach vier erfolgreichen Saisonen bei Rapid unter anderem beim SK Slovan-HAC sein Ausgedinge fand und den Klub in der Saison 1987/1988 zum Meistertitel in der Regionalliga Ost führte. Aufgrund des lizenzwidrigen Kunstrasenbelags seiner Heimstätte durfte der Verein den Aufstieg in die 2. Division damals allerdings nicht vollziehen.

Literatur

  • Karl M. Brousek: Wien und seine Tschechen. Integration und Assimilation einer Minderheit im 20. Jahrhundert. Wien: 1980
  • David Forster: Favoriten – das tschechische Herz. In: Peter Eppel et al., Hg.: Wo die Wuchtel fliegt. Wien: Löcker 2008, S. 96f.
  • David Forster: „Nicht minder schädlich wie die Juden“. Wiener Tschechen. (= Fußball unterm Hakenkreuz, 11). In: ballester fm, Nr. 27 (2007), S. 22f.
  • Josef Huber: 75 Jahre Wiener Fußball Verband. Wien: 1998
  • Adolf Navratil: SK Slovan 1902-1952. Wien: 1952
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsportes in Österreich. Wien / Wels [u.a.]: Traunau 1951
  • Edgar Schütz: Franz-Horr-Stadion (Tschechisches-Herz-Platz). In: Andreas Tröscher, Matthias Marschik, Edgar Schütz: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen: Werkstatt 2007, S. 63-67