Josef Uridil

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Daten zur Person
Personenname Uridil, Josef
Abweichende Namensform Uridil, Pepi; Pepi der Tank
Titel
Geschlecht männlich
PageID 2376
GND 126974381
Wikidata Q45149
Geburtsdatum 24. Dezember 1895
Geburtsort Wien
Sterbedatum 20. Mai 1962
Sterbeort Wien
Beruf Sportler, Fußballspieler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 13., Wolkersbergenstraße 1 (Sterbeadresse)
  • 16., Grundsteingasse 47 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Josef ("Pepi") Uridil , * 24. Dezember 1895 Wien † 20. Mai 1962 Wien, Fußballer (Rapid).

Biografie

Uridil war der populärste Stürmer seiner Generation; er begeisterte seine Anhänger durch sein direktes Spiel und seine Schussgewalt. Seine fußballerischen Höhepunkte lagen in den Jahren 1919-1926, in denen er mehrmals mit Rapid die Meisterschaft gewann. Mit dem Schlager "Heute spielt der Uridil" hat ihm Hermann Leopoldi ein Denkmal gesetzt; ein Stummfilm beschäftigte sich mit seinem Leben.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Josef Uridil ab 1938 Mitglied der NSDAP und trainierte während der NS-Zeit die Fußballvereine Schwarz-Weiß-Essen sowie den VfL Altenbögge, mit dem er zwei Mal Vizemeister wurde. Nach Kriegsende wurde er als "Minderbelasteter" geführt, später jedoch durch den Bundespräsidenten amnestiert.

Josef-Uridil-Gasse

Josef Uridil, genannt der "Tank"

Auf der Besetzungsliste des abendfüllenden Spielfilms Pflicht und Ehre, so das Rapidblatt vom 28. Oktober 1923, erscheine in einer der Hauptrollen schlicht und einfach "Uridil". Und das sei der letzte Beweis für den wohl höchsten Grad wienerischer Popularität. Schließlich habe man ja auch vom "Girardi" und nicht von einem Herrn Alexander Girardi gesprochen. Der Start des Films am 1. Februar 1924 in den größten Kinos der Stadt fiel zusammen mit der Premiere der Revue "Seid umschlungen, Billionen" an der Rolandbühne, wo Uridil im grün-weißen Fußballdress unter anderem neben Hans Moser auftrat. Bereits ein Jahr davor war der von Hermann Leopoldi mitverfasste Football-Walk "Heute spielt der Uridil" veröffentlicht worden. Zudem konnten zahlreiche Wiener Unternehmen den Fußballer als Werbeträger für ihre Produkte gewinnen. Sein Name zierte Bonbonpackungen und Limonadeflaschen. Auch Schnäpse, Seifen, Wäsche, Weine, Liköre, Sportbekleidung und eine Reihe anderer Alltagsgebrauchsartikel wurden nach ihm benannt. Pepi Uridil, den sie in Anlehnung an die gepanzerten Kettenfahrzeuge des Ersten Weltkrieges den "Tank" nannten, war der erste Superstar des Wiener Fußballs.

Inkarnation des Rapidgeistes

Seine Spielauffassung und seinen besonderen Stil hatte er sich bereits in frühen Jahren in den Auseinandersetzungen der Buben aus der Hasnerstraße gegen die "Brocken" aus der Koppstraße angeeignet, in denen mit Verbissenheit und hohem Einsatz um das symbolische Kapital der Ehre gestritten wurde. Über die zweitklassige Blue Star kam er während des Ersten Weltkrieges zum SK Rapid, dem er mit Ausnahme eines einjährigen Gastspiels bei der Vienna (1925/26) bis 1929 ununterbrochen angehörte. Uridil wurde zur Inkarnation des Rapidgeistes, respektive zu dessen eigentlichem Erfinder. Er repräsentierte in vielerlei Hinsicht die vorstädtischen Tugenden des Vereins und wurde zu einem körper-, kraft- und kampfbetonten Scorer der Sonderklasse. 1921 erzielte er in einem Meisterschaftsspiel gegen den WAC alle Tore Rapids zum 7:5 Erfolg, nachdem seine Mannschaft schon 1:5 zurückgelegen war.

Internationaler "Fußballlehrer"

Sein letztes aktives Jahr verbrachte Uridil als Legionär beim AS-Bari, danach begann er ein eher unstetes Wanderleben als (seiner Eigendefinition nach) "Fußballlehrer". Dieses brachte ihn über die Niederlande nach Rumänien, dessen Nationalmannschaft er bei der WM 1934 in Italien betreute. Stationen in der Schweiz und Deutschland folgten. Von Juni 1937 an wurde er ein Jahr lang in den Mitgliedslisten der NSDAP Ortsgruppe "Rosegger" Wien XVI geführt; in seinem an Bundespräsident Renner gerichteten Schreiben um Befreiung von der NS-Registratur sprach von einem offensichtlichen Missverständnis und einem ihm unbekannten Umstand, umso mehr, als er in der fraglichen Zeit als Trainer beim FC Luzern gewirkt hatte.

Erfolge als Rapid-Trainer

In der Saison 1953/54 kehrte er noch einmal zu seinen Hütteldorfern zurück und übernahm das Rapid-Traineramt. Die Mannschaft um Walter Zeman, Max Merkel, Ernst Happel, Gerhard Hanappi, Dienst, Probst und die beiden Körner, in deren Kader sich noch Ausnahmekönner wie Halla, Gernhardt, Golobic, Musil und Kaffka befanden, stellte das vermutlich beste Rapidteam aller Zeiten dar und repräsentierte absolute Europaspitze. In einem sensationellen Auftritt wurde in einem von einer belgischen Brauerei gesponserten und in Brüssel abgehaltenen Match Arsenal London (mit fünf Internationalen) 6:1 besiegt, wobei die Kritik unisono davon ausging, dass es der Mannschaft und ihrem Trainer gelungen sei, die klassische Wiener Schule mit allen wesentlichen Momenten des modernen Fußballs zu verbinden. In Uridils Amtszeit fiel ein weiterer spektakulärer Auftritt: Mitte Oktober 1953 gastierte man auf Einladung der sowjetischen Sportbehörden in Moskau und absolvierte Partien gegen Spartak und Dynamo, die beide, wie die Hütteldorfer, zur Weltspitze zählten. Unter den Bedingungen des Kalten Krieges wurde das Gastspiel von den sowjetischen Medien gefeiert, aber auch von der westlichen internationalen Presse mit außergewöhnlicher Aufmerksamkeit registriert.

Von 1954 bis 1957 übernahm Uridil das Traineramt bei SSV Jahn Regensburg in der Nachfolge Franz "Bimbo" Binders, 1962 verstarb er praktisch mittellos in Wien.

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 218
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Die Eleganz des runden Leders: Wiener Fußball 1920-1965. Informationsblatt zur Ausstellung im Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wien: 2008, Text: Wolfgang Maderthaner, Wien (Eine Kooperation zwischen Wiener Stadt- und Landesarchiv und der Wienbibliothek im Rathaus)
  • Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Die Wiener Schule. Eine Geschichte des Wiener Fußballs in elf Porträts. Wien: 2008, S. 9-10

Weblinks