Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.31
Devise: Ausdauernd
Verfasser: unbekannt
Projekt Nr. 31 wurde am 30. Juli 1858 im Ministerium des Innern abgelegt.[1] Es wurde bei der Sitzung der Beurteilungsommission am 6. November 1858 besprochen. Berichterstatter an jenem Tag war Heinrich Ferstel, der das Projekt, da es "zur Preisvertheilung […] nicht geeignet"[2] wäre, vom weiteren Wettbewerb ausschloss. Obschon nur der Situationsplan erhalten blieb, sind darin Schnitte (I–XVI) angedeutet, auch in der Denkschrift wurde auf Quer- und Längenprofilpläne verwiesen.
Städtebaulicher Entwurf
In seiner Denkschrift beschreibt der Planverfasser sehr detailliert die verschiedenen Arbeiten an den einzelnen Stellen des Glacis. Seine Ausführungen beziehen sich nur selten auf städtebauliche Aspekte. An zwei Stellen – vor den beiden Kärntnertoren und zwischen der Franz-Josefs-Kaserne und dem Stubenthor – überwölbte er den ehemaligen Stadtgraben, um ihn als mehrgeschossigen Lagerraum für die nahegelegenen Märkte nutzbar zu machen, an allen anderen Stellen wurde der Stadtgraben verfüllt. Die Karlskirche wollte er von Bauten freistellen, um gleichzeitig aber einen neuen Baukörper vorzuschlagen, der die räumlich-visuelle Fassung des Bauwerkes steigern sollte.
Angaben über Planungen, die die ganze Stadt betreffen, fehlen vollständig, lediglich an einer Stelle wurde auf eine Verbindung zwischen innerer Stadt und Südbahnhof verwiesen.
Im Zusammenhang mit der Kanalisation und der Wasserversorgung wurden andere Städte als Vorbilder herangezogen. Paris für die Senkgruben, Berlin und New York für die Wasserleitungen.
Der Wettbewerbsteilnehmer projektierte einen mehrfach geknickten Boulevard knapp vor der Stadtmauer. Dadurch ergaben sich auf der innerstädtischen Seite Ansichten von bestehenden Bauten, die neben den Neubauten ein eher kärgliches Bild abgegeben hätten. Er schlug an verschiedenen Stellen mehrere öffentliche – als Hofbauten organisierte – Monumentalbauten in Gruppen vor. Von Ensembles war hier aber kaum zu sprechen, da ein ausgewogener Bezug aufeinander meist nicht gegeben war. Der Votivkirche stellte er zwei Gebäude an die Seite, um ihr, wie der Karlskirche, eine gebührende Fassung zu verleihen.
In der Innenstadt kam es zu drei größeren Straßendurchbrüchen, die gemeinsam mit dem Graben ein effizienteres Straßenkreuz für die Innenstadt ergeben sollte. Er begradigte den Donaukanal und den Wienfluss, wobei die daraus resultierenden Bebauungsvorschläge diesen Aufwand keineswegs rechtfertigten.
Dem Entwerfer waren die Grünräume wichtig, denn auf diese richtete er sein besonderes Augenmerk. Entlang des Wienflusses gab es einen durchgängigen Grünbereich, er gestaltete den Raum zwischen der Hofburg und den Hofstallungen ebenso wie den vor dem Polytechnikum mit Grünflächen und nahm darüber hinaus den Stadtpark als englischen Landschaftsgarten vorweg.
Stellenwert
Der Autor dieses Planes hielt sich sehr genau an die Wettbewerbsausschreibung und erfüllte sie in vollem Maße. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, konnte er keinen überzeugenden Beitrag liefern, zumal auch seine ungelenke Behandlung der Blöcke eher als Auffüllungen von Restflächen denn als wohldurchdachte Vorschläge anzusehen sind.[3]
Siehe auch:
- Ringstraße
- Ringstraßenwettbewerb
- Ringstraße (Arbeiterschaft)
- Ringstraße (Bewohner)
- Ringstraße (Viertel)
Quellen
- WStLA, Kartographische Sammlung, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.8 - Concursprojekt Nr. 31 | 1858
- Denkschrift zu Concursprojekt Nr. 31: WStLA, Kartographische Sammlung, Pläne aus der Bibliothek des Stadtbauamts, P1.201372.31 - Concursprojekt Nr. 31 | 1858