Paradeisgartel (Löwelkurtine)

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Paradeisgartel auf der Löwelkurtine, links unten die Amalienburg, rechts die Löwelbastei, Standort des späteren Kaffeehauses. Ausschnitt aus der |Vogelschau von Joseph Daniel von Huber, 1778
Daten zum Objekt
Art des Objekts Grünfläche
Datum von 1752
Datum bis 1872
Name seit
Andere Bezeichnung Paradeisgarten, Basteigarten, Burgbasteigarten, Garten auf der Bastion
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Paradies
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 60676
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle
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Letzte Änderung am 3.10.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Paradeisgarten Huber.jpg
Bildunterschrift Paradeisgartel auf der Löwelkurtine, links unten die Amalienburg, rechts die Löwelbastei, Standort des späteren Kaffeehauses. Ausschnitt aus der [[Vogelschauplan, Joseph Daniel Huber (1778) Vogelschau von Joseph Daniel von Huber]], 1778

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48° 12' 32.95" N, 16° 21' 43.30" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Am Stadtplan von Anton Behsel (1825) - Innere Stadt 1824

Paradeisgartel (Paradeisgarten, 1., auf der Kurtine zwischen Löwelbastei und Burgbastei).

Mit der Verbauung des Lustgartens der Hofburg durch die Winterreitschule ab 1729 existierte kein nennenswerter Hofgarten. Es dauerte einige Jahre, bis an einem neuen Standort ein Garten errichtet wurde. Als Standort wählte man die Kurtine zwischen Löwelbastei und Burgbastei, die 1596 erbaut und bis zur Einrichtung des Gartens als kaiserliche Schießstätte genutzt wurde. Das genaue Jahr der Einrichtung ist nicht überliefert, aber dies dürfte spätestens 1752 erfolgt sein. Der Entwurf zum Garten stammte wahrscheinlich von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey, der auch für die 1752 in Schloss Schönbrunn eingerichtete Menagerie verantwortlich zeichnete. Der Garten hatte ein langgestrecktes Rechteck als Grundriss. In der Mitte lag ein Lustgebäude mit chinesischem Salon. Als Rest der Gartenanlage hat bis heute das prächtige schmiedeeiserne Tor überdauert, das nach Schönbrunn zum Meidlinger Eingang des Parks transferiert wurde. Er wird in den Quellen häufig als auf der Löwelbastei gelegen genannt, da umgangssprachlich offenbar nicht zwischen Bastei und Kurtine unterschieden wurde. 1778 wurde die Gestaltung der Beete stark vereinfacht. Joseph II. liess um 1783 zahlreiche Kastanien pflanzen und den Hofgarten für die Bevölkerung öffnen. Um 1790 wurde der Zutritt wieder beschränkt. Franz II. liess durch Gottlieb Nigelli an versetzter Stelle ein neues, größeres Gartengebäude errichten und den Garten formal umgestalten. 1797 wurde das Reiterdenkmal von Franz Stephan von Balthasar Ferdinand Moll hier aufgestellt. Es wurde 1819 in den Burggarten transferiert, als der Paradeisgarten im Zuge der Errichtung des Volksgartens wieder geöffnet wurde.

Umgestaltung und Öffnung

Die Errichtung des Volksgartens bedingte für das Paradeisgartel wesentliche Veränderungen. Die Gartenfläche auf der Kurtine wurde aufgelassen, mit der allgemeinen Promenade vereinigt und als Allee gepflanzt. Das Gartengebäude (Burgbasteigebäude) wurde 1821 zum Kaffeehaus umgebaut. Dies wurde nach seinem Besitzer, dem aus Bergamo stammenden Italiener Peter Corti, als Erstes, jenes neue, 1822/1823 im Volksgarten errichtete als Zweites Cortisches Kaffeehaus bezeichnet. Die bislang freie Fläche der Löwelbastei wurde als Gastgarten adaptiert. Da man von einer räumlichen Verlegung des Paradeisgartels sprechen kann, finden sich für die Gärten in der Literatur manchmal die Bezeichnungen älteres und jüngeres Paradeisgartel. Vor diesem Kaffeesalon auf der Kurtine, der 1855 renoviert wurde, konzertierte des öfteren Josef Lanner mit seiner Kapelle. Der Paradeisgarten entwickelte sich zum Treffpunkt der gehobenen Bürgerschaft und der aristokratischen Gesellschaft Wiens. Gegen die Mölker Bastei zu entwickelte sich ein großer Korso. 1872 wurde das Kaffeehaus demoliert. Auf einem Teil des Paradeisgartens entstand das neue Burgtheater, der Rest verbreiterte den Volksgarten.

Literatur

  • Jochen Martz, Hofgärten, frühe öffentliche Gärten und Gartenprojekte. In: Hellmut Lorenz/Anna Mader-Kratky (Hg.): Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 3; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 14; Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW 445), Wien 2016, S. 527-532
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 88
  • Moriz Dreger: Baugeschichte der k.k. Hofburg in Wien bis zum XIX. Jahrhunderte. Wien: Schroll 1914 (Österreichische Kunsttopographie, 14), Abb. 304.