Amalienburg

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Die Amalienburg mit ihrem ursprünglich massiven Turm. Gemälde von Samuel van Hoogstraten, 1652
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1582
Datum bis
Andere Bezeichnung Neue Burg, Erzherzogliche Burg, Erzherzoglicher Stock, Amalientrakt
Frühere Bezeichnung Cillierhof, Zeughaus
Benannt nach Amalie Wilhelmine von Habsburg
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Amalie Wilhelmine von Habsburg, Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Leopold Wilhelm, Karl I., Karl VI., Leopold II., Ferdinand III. (Heiliges Römisches Reich)
PageID 21657
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg, Frühe Neuzeit, Appartements (Hofburg)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 31.10.2022 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Rudolfsburg.jpg
Bildunterschrift Die Amalienburg mit ihrem ursprünglich massiven Turm. Gemälde von Samuel van Hoogstraten, 1652
  • 1., Ballhausplatz 1
  • 1., In der Burg

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48° 12' 29.21" N, 16° 21' 51.47" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Amalienburg (1., Hofburg, zwischen den Plätzen In der Burg und Ballhausplatz). Der nordwestliche Trakt der Hofburg wurde in zwei Phasen, nämlich zwischen 1582 bis 1585 und 1604 bis 1609 auf den Resten des Cillierhofes errichtet.

Vorgängerbau - Der Cillierhof

1456 wurde der Cillierhof, welcher der Hofburg gegenüber lag, von Friedrich III. als Eigentum beansprucht und als kaiserliches Zeughaus eingerichtet. 1525 war der Cillierhof Ausgangspunkt eines verheerenden Stadtbrands, durch den rund 40% der Stadt eingeäschert wurden. Die Brandruine wurde nur teilweise wieder aufgebaut. Um 1554 wurde ein großer Teil abgetragen, da man vor der Burg einen repräsentativen Turnierplatz schuf.

Errichtung der Residenz Erzherzog Ernsts

Prozess gegen Friedrich Graf Hardegg vor der Amalienburg, 1595

1576 wurde Erzherzog Ernst, zweiter Sohn Maximilians II. (1564-1576), von seinem Bruder Rudolf II. zum Statthalter in Niederösterreich eingesetzt. 1582 bis 1585 ließ er sich auf den Resten des ehemaligen Cillierhofes eine Residenz errichten. Das Zeughaus wurde dazu in einen 1584 bis 1587 errichteten Neubau in der Renngasse umgesiedelt. Die bestehenden Gebäudeteile wurden in den von Pietro Ferrabosco geplanten und geleiteten Bau integriert. Daher wurde auch der heute noch vorhandene, trapezförmige Grundriss des Vorgängerbaues übernommen. Der im Gegensatz zur gegenüberliegenden Alten Burg als Neue Burg bezeichnete Bau bildete den repräsentativen Abschluss des Turnierplatzes. Erzherzog Ernst residierte im Flügel am Turnierplatz. Die hinteren Gebäudeteile dienten unterschiedlichen Zwecken. Der Innenhof des dreistöckigen, mit einem kleinen, von einer welschen Haube bekrönten Turm versehenen Gebäudes wurde an drei Seiten mit offenen Arkadengängen konzipiert. Diese wurden zwar im 17. und 18. Jahrhundert vermauert, sind aber teilweise noch in der Fassade erkennbar. Dieses architektonische Motiv wurde bereits bei der in den 1550er Jahren errichteten Stallburg und dem Kindertrakt verwendet. Der Bau war über einen gedeckten, auf Bogennischen ruhenden Gang entlang der Kurtine mit der Alten Burg baulich verbunden.

Rudolfinischer Umbau und herrschaftliche Appartements

Die Amalienburg wurde gegenüber der Alten Burg als getrennter Baukörper errichtet. Vogelschau von Jakob Hoefnagel, 1609

Nach dem Weggang Erzherzog Ernsts 1594 als Statthalter in die Niederlande, wo er bereits im folgenden Jahr verstarb, wurde der vordere Flügel nicht genutzt. Die Anlage war 1604 bereits baufällig. Daher ordnete Rudolf II. von Prag aus dessen Sanierung und Umbau an. 1604 bis 1609 wurde die Vorderseite um zwei Achsen erweitert, der ganze Bau mit einer Rustikafassade versehen und der Turm in vergrößerter Form neu errichtet. Er erhielt eine astronomische Uhr. Im 17. Jahrhundert residierten hier Ferdinand III. als Thronfolger und Leopold Wilhelm schon vor seiner Berufung 1646 als Statthalter der Niederlande und nach seiner Rückkehr nach Wien 1656 bis zu seinem Tod 1662. Als ab 1622 die Befestigung vor dem Burgbereich massiv erweitert wurde, bot die neue Kurtine Platz für einen Garten mit Lusthaus, die dem ab 1660 errichteten Leopoldinischen Trakt weichen mussten. 1659 wurde für den Thronfolger Karl Joseph (1646-1664), Sohn Ferdinands III., ein Appartement in der Neuen Burg eingerichtet. Um 1660 wurde die Burg mit dem Verwaltungstrakt, den Vorgängerbau des Reichskanzleitraktes, baulich verbunden. Nach dem Tod Ferdinand III. 1657 übersiedelte dessen Witwe Eleonora (1628-1686) in die Neue Burg, wo sie mit einer kurzen Unterbrechung bis zu ihrem Tod residierte.

Aufstockung für Erzherzog Karl

Platz In der Burg mit Leopoldinischem Trakt, Amalienburg und Kanzleitrakt, 1725

1696 bis spätestens 1701 (belegte Anfertigung der zentral auf der Fassade angebrachten Sonnenuhr) wurde die gesamte Neue Burg um ein Geschoß erhöht. Der massive Turm wurde dabei abgetragen und durch einen wesentlich kleineren Zwiebelturm ersetzt. Die Neue Burg diente nun als Residenz für Erzherzog Karl. Um 1683 wurde an der Rückseite Hieronymus Grafen Scalvinoni, dem kaiserlichen Hofkammerrat und Kammerzahlmeister, der Platz für die Errichtung eines Hauses zur Verfügung gestellt, das direkt an die Neue Burg angebaut wurde. Um 1764 wurde dieses Scalvinonische Haus abgerissen. 1710 wurde der Verbindungsbogen zum Leopoldinischen Trakt bis auf die Höhe beider Gebäudeteile geführt. 1764 schloss Nikolaus Pacassi bei Umbauarbeiten den Bogen. Nach dem Tod Josephs I. 1711 bezog dessen Witwe Amalie Wilhelmine die Neue Burg, für die in der Folge der noch heute gebräuchliche Name Amalienburg üblich wurde.

Königsresidenz Josephs II.

Mit der Krönung Josephs II. zum römisch-deutschen König war die Einrichtung eines dem Zeremoniell entsprechenden Appartements nötig. Dafür wurde 1764 bis 1765 die Amalienburg im Inneren durch Nikolaus Pacassi massiv umgebaut. Wichtig war die Erbauung einer Treppenanlage, deren Eingang über ein Vestibül beim Ballhausplatz erfolgte. Die damalige Raumausstattung ist bis heute weitgehend erhalten. Da Joseph II. durch den frühen Tod Franz Stephans bereits 1765 Kaiser wurde und ihm ab da das Kaiserappartement im Leopoldinischen Trakt zur Verfügung stand, bezog er die Räumlichkeiten in der Amalienburg wahrscheinlich nie.

Toilettezimmer im Appartement der Kaiserin Elisabeth in der Amalienburg, um 1900

Hier wurden häufig hohe Besuche und Familienbesuche untergebracht. 1782 residierten hier der russische Thronfolger, Großfürst Paul, und seine Frau Maria Fjodorowna. 1790 bezog Leopold II. mit seiner Familie die Amalienburg. Während des Wiener Kongresses wohnte hier Zar Alexander I. von Russland (Alexander-Appartement) und im Stock darunter der König von Württemberg. 1857 wurde das Piano Nobile für die Gattin Franz Josephs, Elisabeth adaptiert (Elisabeth-Appartement). Ihre Räume schlossen an jene von Franz Joseph I. im Reichskanzleitrakt an. Als letzter Herrscher hat Karl I. 1916 bis 1918 die Räumlichkeiten genutzt (Kaiserappartements).

Literatur

  • Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien: Brandstätter Verlag 2018
  • Maria Welzig [Hg.]: Die Wiener Hofburg seit 1918. Von der Residenz zum Museumsquartier. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2018 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 5)
  • Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
  • Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
  • Werner Telesko [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1835-1918. Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des "Kaiserforums". Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 4)
  • Harry Kühnel: Die Hofburg. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 5), S. 45 ff. (Die Errichtung der Amalienburg und der Kunstkammer Erzherzog Ernsts)
  • Harry Kühnel: Die Hofburg zu Wien. 1964, S. 40 ff.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 72
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 47
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 327 (Cillierhof)
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 16 (Amalienhof), 39 (Cillierhof), 153 (Pfannbergerhof)
  • Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Wien: F. Berger 1941 (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 1). Band 1, S. 6, 9
  • Karl Lind: Der Amalienhof der Wiener Burg im Jahr 1652. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 11. Wien: Gerold 1870, S. 323 ff.