MS Herzgasse 27

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Neue Mittelschule
Datum von 1889
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 68496
GND
WikidataID
Objektbezug Schulen
Quelle
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  • 10., Herzgasse 27
  • Mittelschule mit Herz

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48° 10' 38.53" N, 16° 22' 2.78" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Mittelschule Herzgasse 27 ist eine öffentliche Mittelschule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten.

Schulgründung

Am 16. September 1887 beschloss der Gemeinderat den Beginn der Baustelle in der Herzgasse an der Kreuzung mit der Erlachgasse und Eugengasse im 10. Bezirk zur Erbauung einer Doppelvolksschule und Doppelbürgerschule, also einer Volksschule und Bürgerschule, an der sowohl Knaben als auch Mädchen unterrichtet werden sollten, jedoch in getrennten Abteilungen. Im Schulhaus sollte außerdem auch eine Knabenbeschäftigungsanstalt untergebracht werden.

Der Bau wurde am 7. August 1888 begonnen und im Laufe der Sommermonate des Jahres 1889 beendet, sodass dieser bereits am Beginn des Schuljahres 1889/1890 seinen Zweck als neues Schulgebäude erfüllen konnte. Die Projektskizzen für den neu zu erbauenden zweiten Turnsaal wurden vonseiten des Stadtbauamts vorgelegt; eine Beschlussfassung erfolgte im Jahr 1888 allerdings noch nicht.

Die vier Schulen, die gemeinsam in der Herzgasse 27 untergebracht waren, hatten jeweils eine eigene Leitung. Im Schuljahr 1895/1896 stand die dreistufige Bürgerschule für Knaben unter der Leitung von Direktor Hans Sacher und beherbergte eine Gesamtzahl von 552 Schülern, die auf zehn Klassen aufgeteilt waren. Zehn Schüler gehörten der evangelischen Konfession an, 22 Schüler waren jüdisch und der Rest war römisch-katholisch.

Die dreistufige Bürgerschule für Mädchen wurde von Direktor Karl Walter geleitet und beherbergte im gleichen Schuljahr 566 Schülerinnen, die ebenfalls auf zehn Klassen aufgeteilt waren. Neun Schülerinnen waren evangelisch, 16 Schülerinnen jüdisch und der Rest wiederum römisch-katholisch.

Die Volksschule für Knaben stand hingegen unter der Leitung von Oberlehrer Anton Vellerer. Die fünfstufige Volksschule war auf neun Klassen aufgeteilt, die von 517 Schülern besucht wurden. Neben den 500 römisch-katholischen Schülern gab es sechs evangelische, neun jüdische sowie zwei konfessionslose Schüler. Unter den Lehrkräften befand sich jeweils eine Person des evangelischen sowie des jüdischen Glaubens.

Die Volksschule für Mädchen schlussendlich wurde von Oberlehrer Clemens Dorn geführt. Die insgesamt neun Klassen waren auf fünf Stufen verteilt und wurden von 536 Schülerinnen besucht. Auch hier gestalteten sich die Verhältnisse der Konfessionen unter den Schülerinnen ähnlich wie an den anderen Schulen: Zwölf Schülerinnen gehörten der evangelischen Konfession an, 23 Schülerinnen waren jüdisch und der Rest war römisch-katholisch.

Schulausstattung

Das Schulgebäude bestand aus zwei dreistöckigen Doppeltrakten, wovon einer an der Eugengasse, der andere an der Erlachgasse lag. Der durch diese drei Gassendoppeltrakte umschlossene Hofraum war gegen die Nachbarbauten durch das ebenerdige Turnsaalgebäude abgeschlossen. Das Gebäude enthielt 33 Lehrzimmer, drei Zeichensäle, einen Handarbeitssaal, zwei Säle für die Knabenbeschäftigungsanstalt, vier Schulleiterkanzleien, sechs Lehrmittelzimmer, zwei Turnsäle samt Garderoben und zwei Schuldienerwohnungen, aber keine Schulleiterwohnungen.

Den Turnsaal sowie den Sommerturnplatz teilten sich jeweils die Kinder eines Geschlechts, das bedeutet die Knaben aus der Volks- und Bürgerschule einerseits sowie die Mädchen aus der Volks- und Bürgerschule andererseits. Das Schulgebäude schien mit den vier untergebrachten Schulen mehr als ausgelastet zu sein, da beispielsweise Zeichensaal und Handarbeitssaal der Bürgerschule für Mädchen als Klassenzimmer herhalten mussten.

Erster Weltkrieg

Ihre Funktion als fachliche Fortbildungsschule für Schuhmacher musste die Knabenbürgerschule im ersten Kriegsjahr sistieren. In den restlichen Kriegsjahren konnte sie wieder als fachliche Fortbildungsschule für Metallarbeiter und Schuhmacher dienen. Der Knabenturnsaal diente als Raum für die Ausspeisestelle für arme Kinder und Erwachsene, während der Mädchenturnsaal noch im zweiten Kriegsjahr drei Brotkommissionen beherbergte. Ab dem dritten Kriegsjahr wurde der Turnsaal von sieben anderen Schulen mitbenützt. In den Jahren des Ersten Weltkriegs fungierte die Doppelvolksschule zeitweise als Religionssammelstelle für evangelische Kinder.

Außerdem war seit Kriegsbeginn die Doppelbürgerschule Sicccardsburggasse 55-57 in der Herzgasse 27 untergebracht, da jenes Schulgebäude für militärische Zwecke benützt wurde.

Die Mädchenvolksschule der Herzgasse 27 war wohl aus Platzgründen in den Schuljahren 1915/1916 sowie 1916/1917 im Schulgebäude am Keplerplatz 7 untergebracht, wo ebenfalls die Doppelvolksschule der Uhlandgasse 1/1a untergebracht war.

Zweiter Weltkrieg: Bombenschäden

Im Zuge der Kriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs und der Bombenangriffe wurde am 11. Februar 1945 der rechtsseitige Trakt der Mädchenschule von einer Fliegerbombe getroffen. Dabei kam niemand ums Leben, jedoch war der materielle Schaden hoch. Am 3. April 1945 zerstörten zudem Artilleriegeschosse alle Fensterscheiben und es kam zu Schäden am Luftschutzraum.

Nachkriegszeit

Einen Tag nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde aus Anlass der Friedenskundgebungen das Schulgebäude beflaggt. In der ersten Leitersitzung unter dem Vorsitz des neuen Herrn Bezirksschulinspektors Josef König wurde der Volksschullehrer Josef Louczek zum provisorischen Leiter der Knaben- und Mädchenschule bestellt. Der Unterrichtsbeginn wurde auf den 14. Mai 1945 festgesetzt, für den sich nur 111 Kinder einschrieben.

Da zu diesem Zeitpunkt eine russische Besetzung des Schulblocks in Aussicht stand, wurde der Unterricht vorübergehend im Gebäude der Mädchenvolksschule Herzgasse 87 erteilt. Die russische Besetzung des Schulgebäudes unterblieb jedoch, sodass die Schule bereits am 25. Juni 1945 in den unbeschädigten Knabentrakt der Herzgasse 27 zurückkehren konnte.

Mitte Juli 1945 wurde die Knabenvolksschule aus der Rotenhofgasse 35-37 im 10. Bezirk, deren eigenes Schulgebäude durch Bomben vollständig zerstört worden war, ebenfalls in das Schulgebäude der Herzgasse 27 einquartiert. Aufgrund des Platzmangels musste Wechselunterricht erteilt werden. Im Zuge der Entnazifizierung lässt sich im Juni 1945 der Austausch des Lehrpersonals mit entsprechendem NSDAP-Hintergrund feststellen. Auch kam es zu Kontrollen durch die russische Besatzung, die sich beispielsweise der Ausscheidung von Werken mit nationalsozialistischem Gedankengut aus der Schulbibliothek vergewisserte.

Zusammenlegungen mit Bernhardtstalgasse 19

Die Kriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs und die damit einhergehenden Zerstörungen am Schulgebäude hatten für die Schule in der Herzgasse 27 mehrere Ortswechsel und Zusammenlegungen mit anderen Schulen und sogar eine Namensänderung zur Folge.

Die am 25. Mai 1945 auf Antrag der Leiter Josef Souczek und Karl Weimann stattgefundene Zusammenlegung der Schulen Herzgasse 27 und Bernhardtstalgasse 19 aufgrund der geringen Anzahl an eingeschriebenen Kindern wurde mit der Rückübersiedlung in das Schulgebäude in der Herzgasse 27 vorerst wieder aufgelöst.

Auf Anordnung des Stadtschulrats übersiedelte die Schule Herzgasse 27 im November 1945 ein weiteres Mal in die Mädchenvolksschule Bernhardtstalgasse 19, da das Schulgebäude in der Herzgasse 27 nunmehr für die Mädchenhauptschule Herzgasse 27 sowie für die Mädchen aus der Erlachgasse 91 zur Verfügung gestellt wurde, deren Schulgebäude ebenfalls völlig zerbombt worden war.

Aber auch in der Bernhardtstalgasse 19 hatte man mit den Nachwirkungen der Kriegsschäden zu kämpfen. Aufgrund des beschädigten Daches und des dadurch eintretenden Wassers kam es zum Beispiel wiederum zu Wechselunterricht. Am 19. Juni 1950 veranlasste das Schulamt die Überstellung der restlichen Möbel aus dem Schulgebäude der Herzgasse 27, da letzteres schlussendlich als baufällig erklärt wurde. Das im Oktober 1945 durch die Elternschaft initiierte Aktionskomitee zur Behebung der Schäden an der Schule hatte daran nichts ändern können.

Namenswechsel in Bernhardtstalgasse 19

Die nunmehr lang anberaumte Unterbringung der ursprünglichen Schule Herzgasse 27 in der Bernhardtstalgasse 19 hatte einen Namenswechsel zur Folge, sodass die Schule Herzgasse 27 den offiziellen Namen "Allgemeine öffentliche Volksschule für Knaben und Mädchen / Wien X., Bernhardtstalgasse 19" annahm. Zur Unterscheidung zur bereits bestehenden Schule in der Bernhardtstalgasse 19 wurde auf die Verwendung von Anführungszeichen im Stempelzug zurückgegriffen.

Mit Verfügung des Stadtschulrats im September 1952 wurde die Mädchenschule Bernhardtstalgasse 19 dann wegen geringer Klassenzahl aufgelöst und die restlichen Klassen der Knaben- und Mädchenvolksschule Herzgasse 27, die ja ohnehin auch den Namen Bernhardtstalgasse 19 trug und auch an diesem Ort untergebracht war, zugewiesen. Daraufhin mussten 86 Knaben der ehemaligen Knabenmädchenvolksschule Herzgasse 27 in die Knabenvolksschule der Sonnleithnergasse 32 umgeschult werden.

Wann genau das Schulgebäude in der Herzgasse 27 wieder für Schulzwecke bezogen werden konnte, ist ungewiss. Sicher ist, dass die Knabenhauptschule unter der Leitung von Alois Bernatek sowie die Mädchenhauptschule unter der Leitung von Marie Holubowsky spätestens im Handbuch der Stadt Wien von 1955 wieder unter ihrer ursprünglichen Adresse Herzgasse 27 aufgelistet werden.

Gegenwart

Heute ist die Mittelschule Herzgasse eine der größten Mittelschulen in Wien mit über 500 Schülerinnen und Schülern in 22 Klassen, welche von rund 60 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden.

Die Schule legt einen Schwerpunkt auf Informatik. Als Expertschule nimmt die MS Herzgasse bei der Initiative "eEducation Austria" teil, bei der es vor allem um die digitale Bildung und das Erlernen informatischer Kompetenzen geht. Seit dem Schuljahr 2016/2017 wird außerdem ein weiterer Schwerpunkt auf Ökologie gelegt. So gehört die Schule etwa dem Netzwerk "ÖKOLOG" an und betreibt einen eigenen Schulgarten.

Neben den normalen Klassenräumen gehören zur schulischen Ausstattung ein Werkraum für textiles Werken, ein technischer Werkraum, ein Physikraum, EDV-Säle, ein Musikraum, die Schulbibliothek, eine Schulküche, ein Turnsaal und Gymnastikraum sowie ein Schulhof und ein Schulgarten.

Quellen

Weblinks