Johanna Meynert

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Daten zur Person
Personenname Meynert, Johanna
Abweichende Namensform Fleischer, Jeannette; Fleischer, Johanna; Meynert, Jeannette
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50495
GND 1024464636
Wikidata Q59653283
Geburtsdatum 31. März 1837
Geburtsort Klosterneuburg
Sterbedatum 20. Jänner 1879
Sterbeort Wien
Beruf Frauenrechtlerin, Sozialarbeiterin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 22. Jänner 1879
Friedhof
Grabstelle
  • 9., Mariannengasse 12 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johanna Meynert, * 31. März 1837 Klosterneuburg, † 20. Jänner 1879 Wien, Frauenrechtsaktivistin, Mäzenin, Sozialarbeiterin.

Biografie

Johanna Meynert wurde als Johanna Carolina Fleischer in Klosterneuburg geboren. Ihre Eltern waren Johann Fleischer, ein Grundbuchführer des Stifts Klosterneuburg, und seine Frau Anna, geborene Schwarzbauer. 1861, im Alter von 24 Jahren, heiratete sie den aus Dresden stammenden Doktor der Medizin und Magister der Geburtshilfe Theodor Meynert. Als Mitglied der Medizinischen Fakultät in Wien machte er sich vor allem als Psychiater einen Namen. Das Paar hatte drei Kinder, von denen Tochter Dora als Schriftstellerin Bekanntheit erlangte.

Den Erinnerungen ihrer Tochter Dora zufolge versuchte sich Johanna Meynert kurzzeitig als Redakteurin einer Modezeitung namens "Iris", ehe sie sich der Arbeit in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen zuwandte. Ab den 1870er Jahren entfaltete sie ein starkes soziales Engagement. Ausschlaggebend dafür dürfte auch der Börsenkrach von 1873 gewesen sein, der sich auf viele mittelständische Haushalte in ihrem Umfeld auswirkte. Gemeinsam mit Ottilie Bondy und Adolf Taussig gründete Johanna Meynert 1875 den Wiener Hausfrauenverein, dem sie bis zu ihrem Tod als Präsidentin vorstand. Nach dem Vorbild des Hausfrauen-Vereins in Berlin sollten die Mitglieder des Wiener Hausfrauenvereins von verbilligten Lebensmitteln profitieren und Rabatte auf bestimmte Waren und bei ausgewählten Händlern erhalten. Angeboten wurden auch eine kostenlose Stellenvermittlung für Hausbedienstete, eine Prämienkasse für Dienstmädchen und die Organisation von Verkäufen von Frauenhandarbeiten.

Viele namhafte Mitglieder des Wiener Hausfrauenvereins, wie beispielsweise Ottilie Bondy, Marie von Ebner-Eschenbach, Betty Paoli oder Anna Forstenheim, finden sich später in dem 1885 gegründeten Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien wieder beziehungsweise gehörten sogar zu dessen Gründungsmitgliedern.

Johanna Meynert war mit vielen Frauen und Männern aus dem Künstlerkreis, dem Bürgertum und dem Adel befreundet. Ihr Haus in der Mariannengasse war ein Treffpunkt und Ort der Diskussion, wo beispielsweise Marianne Hainisch, Marie von Najmájer, Molly von Miller-Aichholz, Josephine von Wertheimstein, Josef Schalk, Ferdinand von Saar oder Caroline Gomperz-Bettelheim regelmäßig zu Gast waren und sich vernetzten. Dieses soziale Netzwerk kam auch bei ihren wohltätigen Aktivitäten immer wieder zum Tragen. In einem von ihr herausgegebenen Sammelband, der zugunsten des Vereins der Jugendfreunde (auch: Verein von Kinderfreunden) verkauft wurde, erschienen zahlreiche Beiträge von namhaften, mit ihr befreundeten Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

Johann Meynert setzte sich zeitlebens für wohltätige Zwecke ein. Ihr Ziel war die Besserstellung von Frauen und Kindern, wobei sie ein Augenmerk auf Bildung und Gesundheit legte. Als Vizepräsidentin des Vereins der Jugendfreunde in Wien organisierte sie 1873 ein Kinderasyl für Waisenkinder mit angeschlossener Volksschule in Zillingdorf bei Wiener Neustadt. Anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 veranstaltete sie ein Fest in der Rotunde, dessen Einnahmen der Zillingdorfer Kinderkolonie gespendet wurden. Darüber hinaus übernahm sie die Leitung des Maria-Theresien-Frauenhospitals, nachdem es in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Die von ihr angeregte Dienstbotenschule, von der sie sich bessere Berufschancen für Mädchen aus armem Haus erwartete, wurde erst nach ihrem Tod vom Wiener Hausfrauenverein umgesetzt. Ihre Pläne für ein Asyl für Arbeitslose blieben unverwirklicht.

Die Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus hält vereinzelte Autographen von Johanna Meynert, wie beispielsweise Briefe an Ludwig Foglar oder Karl Emil Franzos.

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2246
  • Marianne Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938). Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2015, S. 33 f., 250, 319
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 44
  • Karlheinz Rossbacher: Literatur und Bürgertum. Fünf Wiener jüdische Familien von der liberalen Ära zum Fin de Siècle. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2003, S. 42
  • Dora Stockert-Meynert: Theodor Meynert und seine Zeit. Zur Geistesgeschichte Österreichs in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wien / Leipzig: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1930
  • Frauen in Bewegung: Johanna Meynert [Stand: 04.12.2017]
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Meynert, Theodor (1833−1892), Psychiater [Stand: 05.12.2017]

Weblinks