Haus der Ärztekammer

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
1., Weihburggasse 10-12, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1911
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Zum gelben Adler, Ärztehaus
Benannt nach Ärztekammer für Wien
Einlagezahl
Architekt Guido Gröger
Prominente Bewohner Johannes Tichtel, Nikolaus Lenau
PageID 27542
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 15.09.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Weihburggasse10-12.jpg
Bildunterschrift 1., Weihburggasse 10-12, um 1940
  • 1., Weihburggasse 10-12

Frühere Adressierung
  • Nr.: 922 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 923 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 924 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 953 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 954 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 955 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 978 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 979 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 980 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

Die Karte wird geladen …

48° 12' 23.76" N, 16° 22' 24.93" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Haus der Ärztekammer (1, Weihburggasse 10-12; Konskriptionsnummer 922-924; Gedenktafel mit Hausgeschichte im Hausflur).

Vorgängergebäude

Haus Stadt 924 / Weihburggasse 10 "Ärztehaus"

Die älteste urkundliche Erwähnung dieses dem Schottenstift dienstbaren Gebäudes stammt aus dem Jahr 1385. Im 15. Jahrhundert stand es im Besitz des Arztes Niklas von Hebersdorf († 1419; Gedenktafel: Dr. Hebreinstorf, genannt Niclas der Bucharzt). Ihm gehörte auch das Haus Stadt 926 B (Weihburggasse 6), das er 1411 verkaufte, als er wahrscheinlich dieses Gebäude erwarb, das er samt seiner darin befindlichen Bibliothek der medizinischen Fakultät der Universität Wien vermachte. Die Bibliothek wurde ab 1421 für Studienzwecke verwendet und bildete den Grundstock der Fakultätsbibliothek. 1440 wird der Arzt Peter Volczian als Eigentümer genannt. Wahrscheinlich wohnte hier auch Johannes Tichtel. 1525 wurde das Haus (wie auch die beiden unten genannten Gebäude) Opfer des großen Stadtbrandes. Dr. Johann Entzianer kaufte es 1526 und übergab das wiederaufgebaute Haus 1546 seinem Schwiegersohn Mathias Cornax. Er war der letzte Arzt, der das Gebäude besaß.

Im 16. Jahrhundert gehörte das einstöckige Gebäude längere Zeit verschiedenen Mitgliedern der Familie Heussenstamm. 1664 werden hier erstmals drei Stockwerke verzeichnet. Am 30. März 1707 erwarben es der kaiserliche Rat und Regent der niederösterreichischen Lande Prokop Gervasius Freiherr von Gollen (siehe auch Fragamt) und seine Gattin Maria Anna, die 1720 auch das Haus Stadt 923 kauften, sodass beide je ein Haus besaßen. Danach befanden sich beide Häuser stets in einer Hand. Im Jahr 1795 hatten beide Gebäude bereits vier Stockwerke.

Haus Stadt 923 / Weihburggasse 10 A

Dieses Haus wird erstmals im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert gehörte es einer ewigen Messstiftung bei St. Stephan (Stephansdom), wobei das Haus stets zwei Priester gemeinsam innehaben sollten. Danach kam das Haus "in Abbau", das heißt es wurde nichts mehr in die Erhaltung investiert und somit baufällig. Daher wurde es von der Stadt als Lehensherrn mit Wissen des Prälaten des Schottenstiftes eingezogen und 1533 an neue Besitzer übergeben, die sich im Gegenzug verpflichten mussten, den ewigen Jahrtag stets pünktlich verrichten zu lassen. 1598 kam es über seine Gattin in den Besitz des kaiserlichen Rates und Hofkammersekretärs Vinzenz Muschinger, dessen Grabmal sich in der Schottenkirche befindet. 1664 wird das schon im Jahr 1566 dreistöckige Gebäude nur mehr als zweistöckig verzeichnet. Am 5. Oktober 1720 wurde es von Prokop Gervasius Freiherr von Gollen und seiner Frau erworben, die bereits das Haus Stadt 924 besaßen.

Haus Stadt 922 / Weihburggasse 12 "Zum gelben Adler"

Haus Stadt 922 gehörte einer Messstiftung, die "weilent der Drescher gestiftet hat", der selbst Eigentümer des Gebäudes gewesen war. Die Benefiziaten der Stiftung sind ab dem Jahr 1400 namentlich bekannt. 1525 ist es bei der großen "Prunst verprunnen und verdorben". Damit es wiederaufgebaut werden konnte, wurde es 1531 von der Stadt Wien an den Priester Hanns Kessler vergeben, der jedoch nicht zur alten Stiftung, sondern zum Tröschenstift gehörte. In dieser Urkunde wird der Schildname "Zum gelben Adler" erwähnt. Kessler verkaufte es noch im selben Jahr. 1664 wurde das noch 1566 als einstöckig beschriebene Haus als zweistöckig verzeichnet, 1795 hatte es drei Stockwerke. 1829/1830 wohnte hier Nikolaus Lenau.

1., Weihburggasse 12, 14, 16, um 1940


Weihburggasse 10-12

1911 wurde nach Plänen von Guido Gröger ein Neubau (Nummer 10-12) errichtet, der die drei alten Häuser ersetzte. Die Front wurde dabei deutlich nach hinten verlegt und somit die Weihburggasse an dieser Stelle verbreitert. Aufgrund einer Widmung fiel das Gebäude 1934 der "Alterswohlfahrtsstiftung der Wiener Ärzte" zu, nachdem es mit Kaufvertrag von 4. Juli 1932 von der "Wirtschaftsorganisation der Ärzte Wiens" gekauft worden war. Durch zwei Bescheide des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten wurde es 1939 der "Reichsärztekammer München" einverleibt, das Rückstellungsverfahren wurde am 3. Mai 1954 eingeleitet. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (8. April 1945) schlug eine Bombe in das Dach des Hauses ein. Dadurch entstanden hofseitig (vor allem im vierten Stockwerk) mäßige Bau-, Wohnungs-, Balkon- und Fensterschäden.

Haus der Ärztekammer

1956 bezog die Ärztekammer für Wien das Gebäude. Es wurde zwischen 1979 und 1984 renoviert (Gedenktafel nach Abschluss der Arbeiten).


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Weihburggasse 10:


Literatur

  • Richard Perger: Universitätsgebäude und Bursen vor 1623. In: Das alte Universitätsviertel in Wien 1385-1985 (Schriftenreihe des Universitätsarchivs 2 [1985]), S. 89
  • Camillo List: Steintafel mit Inschrift am Hause Nummer 12 in der Weihburggasse in Wien. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1896, S. 86
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 113-119