Grabmal

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Daten zum Begriff
Art des Begriffs Begriffsklärung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
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Nachweisbar bis
Objektbezug Friedhöfe
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm08krd

Grabmal („Mal“ von Mittelhochdeutsch „meil“ für „Zeichen“). Ein Bauwerk, das als Erinnerungszeichen am Grab eines Toten angebracht wird. Ein Grabmal kann ein kleines (Sarkophag) oder großes Monument (Mausoleum), eine Grabstele, Porträtbüste, ein schlichter Grabstein oder einfaches Holzkreuz sein.

Gesellschaftliche Funktion

Ein Grabmal erfüllt eine doppelte Funktion für den Menschen:

  • Es ist ein mahnender sowie lehrender Hinweis auf den Tod und das Sterben für die Lebenden.
  • Ein Ort, um zu trauern, dem Toten zu gedenken, und ihn so im Bewusstsein der Lebenden wieder lebendig werden zu lassen.

Kulturelle Bedeutung

Grabmäler liefern historische und kulturelle Informationen über die Gesellschaften und Epochen, in denen sie errichtet wurden, und enthalten häufig religiöse und spirituelle Symbole. Grabmale sind nicht nur wichtige Gedenkstätten für Verstorbene, sondern auch ein Ausdruck der kulturellen, künstlerischen und historischen Entwicklung einer Gesellschaft. Sie dienen als Ort des Gedenkens, der Trauer und des Erinnerns und bieten Einblicke in die Vergangenheit und die Werte einer Kultur. Von schlichten Grabeinfassungen bis hin zu prunkvollen Mausoleen repräsentieren Grabmale die Vielfalt der menschlichen Bestattungstraditionen und -kreativität.

Die Geschichte des Grabmals reicht bis in die Antike zurück. Schon in der ägyptischen Kultur wurden aufwendige Gräber und Grabmäler für Pharaonen und Würdenträger errichtet, um deren Leben und Bedeutung zu würdigen. Ähnliche Traditionen finden sich in anderen antiken Kulturen wie der griechischen und römischen, wo Mausoleen und Monumente für wichtige Persönlichkeiten errichtet wurden.

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Stile und Formen von Grabmalen entwickelt, von schlichten Grabeinfassungen bis hin zu aufwendigen Skulpturen und Mausoleen. Während des Mittelalters und der Renaissance erlebte die Kunst der Grabmalgestaltung einen Höhepunkt und viele prachtvolle Grabmäler wurden in Kirchen und auf Friedhöfen errichtet.

Die Materialien für Grabmale variieren je nach kulturellem Hintergrund und historischem Kontext. Häufig verwendete Materialien sind Marmor, Granit, Sandstein, Bronze und Holz. Die Gestaltung von Grabmalen kann von schlichten Grabsteinen mit Inschriften bis hin zu aufwendigen Skulpturen und Reliefs reichen.

Bronzezeit

Die ältesten Gräber im Wiener Raum lassen sich bis in die Bronzezeit zurückdatieren. Freigelegt wurden Hockergräber, Hügelgräber sowie Urnengräber, nicht selten mit Grabbeilagen in Form von Schmuck, Werkzeug und Waffen ausgestattet.

Hügelgräber kannte man auch noch zur Römerzeit. Ein Grabmal, ob zur Markierung oder Verzierung der Grabstelle, wurde spätestens in der Antike für höhergestellte oder besonders verdienstvolle Menschen an deren Grab angebracht.

Ältestes Grabmal im Stadtgebiet

Beim ältesten Grabstein in Wien dürfte es sich um jenen des C. Atius, einem Soldaten der römischen Truppe legio XV Apollinaris in Vindobona, handeln. Datiert wird die Stele, die in der Nähe des Stephansdoms gefunden wurde, auf 14 bis 39 nach Christi Geburt.

Aufklärung

Die rasant steigende Bevölkerungszahl in europäischen Großstädten und die mit der Beisetzung verbundenen hygienischen Missstände sowie der Gestank führten zu Ekel und Hysterie bei den Bürgerinnen und Bürgern. Aus Paris wurden die ersten Rufe der Positivisten laut, man möge Friedhöfe baulich außerhalb oder am Rande der Stadt und geräumig errichten.

Um dem Platzmangel in Wien entgegenzuwirken, erließ Kaiser Joseph II. im 18. Jahrhundert eine Bestattungsreform, die Einzelgräber sowie Grabsteine untersagte, lediglich an der Umfassungsmauer eines Friedhofs durften „Gedenkmale“, ähnlich Epitaphen, angebracht werden. Beigesetzt wurden die Toten in sogenannten Schachtgräbern, die bis zu 15 Leichname fassten. Diese Regelung hielt jedoch nicht lange, da das Mauerwerk durch die Grabmale stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und mit der Jahrhundertwende auch eine gewisse Sensibilität und Wertschätzung von Friedhof und Grabmal in Kultur und Gesellschaft Einzug fanden.

Im Jahr 1830 wurde die Errichtung von Einzelgräbern und Grabmälern gegen Sondergebühr wieder gestattet, die Schachtgräber jedoch blieben für die Mehrheit der Menschen in Wien das einzig leistbare Mittel der Beisetzung. Erst durch die Eröffnung des Zentralfriedhofs im Jahr 1874 war endlich ausreichend Platz geschaffen worden für die Verstorbenen der Stadt. Einzelgräber mit eigenem Grabmal wurden nach und nach die Regel.

Bedeutende Grabmäler und Grabdenkmäler in Wien

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Werner Kitlitschka: Grabkult & Grabskulptur. In Wien und Niederösterreich – Vom Historismus bis zur Moderne. Klosterneuburg: Verlag Niederösterreichisches Presshaus. 1987