Bronzezeit

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Schmuck (Hand- bzw. Beinspiralen) einer Mädchenbestattung in Wien 23, Sulzengasse (Frühbronzezeit)
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Epoche
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Datum bis -0800 JL
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PageID 8662
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Objektbezug Vorgeschichte
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.12.2021 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Bronzeschmuck.jpg
Bildunterschrift Schmuck (Hand- bzw. Beinspiralen) einer Mädchenbestattung in Wien 23, Sulzengasse (Frühbronzezeit)

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Die Bronzezeit ist ab circa 2.200 vor Christus in Mitteleuropa faßbar. Ihren Namen erhält die Epoche aufgrund der Verwendung von Bronze als dominierenden Werkstoff. Es entstand durch die Zugabe von Zinn im Rahmen der bereits seit der Jungsteinzeit bekannten Kupferverarbeitung. Die Verarbeitung von Bronze setzte beträchtliches handwerkliches und künstlerisches Können voraus.

Frühe Bronzezeit

Durch die naturräumliche und geographische Lage kam dem Wiener Raum stets eine Übergangs- beziehungsweise Vermittlerrolle in der kontinentaleuropäischen Geschichte zu. Zu Beginn der Frühbronzezeit (circa 2.200 v. Chr. – 1.600 v. Chr.) wird dies besonders gut durch den Umstand veranschaulicht, dass sich hier der karpatenländische, der nord-mitteleuropäische (sogenannte Aunjetitzer) und der süddeutsche Kulturkomplex treffen. Deckten anfänglich die ostmitteleuropäischen Kupfervorkommen auch den Bedarf in unserem Raum, bekam im Laufe der frühen Bronzezeit auch die Ausbeutung der ostalpinen Lagerstätten immer größere Bedeutung.

Bei Grabungen anlässlich eines Hotelneubaus am 3., Rennweg 16 wurde 2016 eine kleine Gräbergruppe mit Hockerbestattungen aufgedeckt, wobei u.a. bronzener Schmuck, ein Dolch sowie ein Beil als Grabbeigaben geborgen werden konnten. Aufgrund der charakteristischen Keramikgefäße kann diese Bestattungsgemeinschaft der sogenannten Wieselburger Kulturgruppe zugeordnet werden, die im Wiener Becken beziehungsweise am westlichsten Rand des Karpatenbeckens beheimatet war.

Mittlere Bronzezeit

Lanzenspitzen aus Bronze von verschiedenen Wiener Fundorten, Mittlere bis Späte Bronzezeit. Copyright: Stadtarchäologie Wien/Martin Penz

Herausragend im Wiener Raum ist ein bereits frühmittelbronzezeitliches Doppelgrab eines jugendlichen Mädchens und einer erwachsenen Frau, das in der Sulzengasse in Wien Liesing entdeckt wurde. Die hier beigesetzten Frauen waren mit reichem Bronzeschmuck wie Arm- und Beinspiralen, sichelförmige Gewandnadeln, Spiralröllchen, Stäbchen- und Scheibenanhänger ausgestattet. Bestattungen unter Grabhügel, wie sie für die Mittelbronzezeit (circa 1.600 v. Chr. – 1.250 v. Chr.) charakteristisch sind, konnten im Halterbachtal in Wien-Hütteldorf untersucht werden. Sowohl das Skelettmaterial als auch etwaige weitere Beigaben dürften sich im sauren Waldboden nicht erhalten haben. Immerhin konnte aber die Grabkonstruktion dokumentiert sowie zwei übergroße, reich verzierte Bronzenadeln geborgen werden.

Hinweise zu Siedlungen im Wiener Stadtgebiet aus diesen beiden Zeitstufen gibt es nur wenige. Zuletzt wurden in der Wallgasse in Mariahilf einige aufgedeckte Gruben untersucht, hier befand sich offensichtlich an den nördlichen Abhängen zum Wienfluss eine kleine mittelbronzezeitliche Siedlung.

Späte Bronzezeit

In der Spätbronzezeit (circa 1.250 v. Chr. bis 800 v. Chr.) ist, ähnlich wie in benachbarten Regionen, auch im Wiener Stadtgebiet ein markanter Anstieg an Fundplätzen zu verzeichnen, wobei dieser Umstand oft auf bessere klimatische Bedingungen und einen daraus resultierenden Bevölkerungsanstieg zurückgeführt wird.

Größere Flachlandsiedlungen sind aus Aspern und aus dem Bereich Csokorgasse/Mühlsangergasse in Simmering bekannt, wo man jeweils auch zugehörige Urnenfriedhöfe gefunden hat. Bemerkenswert ist auch die dichte Kette kleiner Siedlungseinheiten entlang des Liesingbachtales zwischen Inzersdorf und Unterlaa. In der Seestadt Aspern bzw. rund um das hier zuvor bestehende Flugfeld, wurden zahlreiche Speicher- beziehungsweise Kellergruben sowie auch vereinzelte einschiffig-langrechteckige Pfostenhäuser und Grubenhütten aufgefunden. In dieser mindestens 1.100 x 500 m großen Siedlung, die von der späten Mittelbronzezeit bis zur mittleren Urnenfelderzeit von circa 1.400 – 1.000 v. Chr. bestand, ist neben der Nutztierhaltung (Schwein, Rind und Schaf/Ziege) auch intensivierter Ackerbau (Einkorn, Emmer, Hirse, Gerste, Dinkel und Hülsenfrüchte) sowie Textilhandwerk nachgewiesen. Einer großen Rolle bei der Siedlungsplatzwahl kamen hier nicht nur den angrenzenden fruchtbaren Schwarzerdeböden im Hinterland zu, sondern auch den unmittelbar verfügbaren Ressourcen der Donau und ihrer Auwälder (Jagd, Fischfang, Wasser und Holz).

Die am besten bekannte spätbronzezeitliche Höhensiedlung befindet sich am Leopoldsberg. Hier wurde beim Bau der Höhenstraße ein Brandgräberfeld der jüngeren Urnenfelderzeit freigelegt; zuvor wurde bereits beim Bau einer Fliegerabwehrbatterie während des Ersten Weltkrieges am Plateau vor der Burg ein verziertes Vollgriffschwert aus Bronze zusammen mit einem ebensolchen Messer gefunden. Die zugehörige Siedlung konnte auf der Südterrasse nachgewiesen werden, wobei jedoch darüber hinaus auch die Nutzung weiterer Bereiche durch verschiedene Streufunde angedeutet wird.


Literatur

  • Bernhard Hahnel: Ein frühmittelbronzezeitliches Grab aus Wien 23, Sulzengasse, Fundberichte aus Österreich 34, 1995, 293-300.
  • Volker Lindinger: Urnenfelderzeitliche Siedlungen in Wien, Untersuchungen zum Siedlungswesen der älteren Urnenfelderzeit in Ostösterreich. Saarbrücken (VDM) 2008.
  • Martin Penz/Zoja Benkovsky-Pivovarová: Bronzezeitliche Hügelgräber im Halterbachtal, Wien 14, Fundort Wien, 20/2017, 88-99.
  • Martin Penz: Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung in Aspern, Wien 22 – ein Überblick, Fundort Wien 16, 2013, 84-95.
  • Christine Ranseder: Mittelbronze- und neuzeitliche Siedlungsbelege aus Wien 6, Wallgasse 15-17, Fundort Wien 16, 2013, 96-127.
  • Otto H. Urban: Der Leopoldsberg. Archäologische Forschungen auf dem Wiener Hausberg, Wiener Archäologische Studien 2, 1999.