Gablitzer Bürgerspitalwald

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Der Gablitzer Bürgerspitalwald, Franziszeischer Kataster Gablitz 1819
Daten zum Objekt
Art des Objekts Wald
Datum von 1226
Datum bis
Name seit 1706
Andere Bezeichnung Marxer Wald
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Bürgerspital
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 70204
GND
WikidataID
Objektbezug Bürgerspital, Spital zu St. Marx, Bürgerspitalwald, Bürgerspital (Grundherrschaft)
Quelle
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Letzte Änderung am 9.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname GablitzerBürgerspitalwald.jpg
Bildunterschrift Der Gablitzer Bürgerspitalwald, Franziszeischer Kataster Gablitz 1819

Der ehemalige St. Marxer Wald gut erkennbar neben dem Gemeindegebiet von Gablitz inmitten des landesfürstlichen Wienerwalds, 1759

Ein Wald an der Grenze zwischen Purkersdorf und Gablitz im Gablitzbachtal, einem Seitental des Wientals in Niederösterreich.

Waldnutzung im Mittelalter

Am 1. Mai 1387 übernahm das Wiener Bürgerspital von den Johannitern einen Wald in Gablitz an der Grenze zu Purkersdorf am Buchberg zur Nutzung. Das Bürgerspital durfte in den folgenden sechs Jahren ab dem nächsten Sankt Georgstag (23. April) den gesamten Nutzen und Ertrag aus diesem Wald ziehen. Nach dieser Frist sollte der Wald und auch der Grund an die Johanniter in der Kärntnerstraße zurückfallen.

Bereits 1226 hatte Chadold von Feldsberg seine Zustimmung zur Schenkung ebendieses Waldes durch seine Schwester Diemut von Gnadendorf an die Johanniterkommende Wien erteilt. In diesem Rechtsakt sind die Grenzen des Holzes beschrieben: Einerseits ist ein campus, möglicherweise die heutige Hochramalpe, die Grenze, andererseits der Talgrund. Außergewöhnlich ist allerdings die Begrenzung in der Breite mittels offensichtlich künstlich aufgeschütteter Wälle (aggeribus).[1]

Vom Spital zu St. Marx 1706 übernommener Wald

Schon zwischen 1198 und 1230 schenkten Hadmar von Schönberg, sein Bruder und seine Mutter einen Wald bei Purkersdorf an das Kloster St. Niklas vor dem Stubentor.[2] Das Kloster vermehrte im Lauf des 13. und 14. Jahrhunderts seinen Besitz im Gablitzbachtal an der Grenze der Gemeinden Purkersdorf und Gablitz. 1321 tauschte es einen Wald in Hütteldorf (Vorort), gegen einen "zwischen Purchhatzdorf und Keplitz" gelegenen ein, der zuvor dem Heiligengeistspital gehört hatte.[3] Vermutlich war es dieser Wald, der vor 1572 in den Besitz des Spitals zu St. Marx gelangte. 1706 wurde der St. Marxer Besitz in jenen des Bürgerspitals inkorporiert.[4] Ältere Grenzsteine in diesem Wald, die bereits 1572 dokumentiert sind, weisen einen Bischofsstab als Symbol auf. Möglicherweise wurden diese Steine gesetzt, als der Wald im Besitz des Klosters St. Niklas war, bevor er an das St. Marxer Spital gekommen ist.[5]

Bereits unter der Verwaltung des Bürgerspitalfonds stehend wurde 1870 die benachbarte Hochramalpe, ein Komplex aus Äckern und Wiesen im Umfang von 57 Joch 428 Quadratklaftern, ergänzend erworben.[6]

Übertragung an die Bundesforste

Am 25. Mai 1975 genehmigt der Wiener Gemeinderat den Abschluss des Generalbereinigungsvertrages mit der Republik Österreich. Dadurch ging der Marxerwald bzw. der ehemalige Wiener Bürgerspitalwald in Gablitz an den Bund über.[7] Der Wald wird heute als Teil des Forstreviers Stadlhütte von den Österreichischen Bundesforsten bewirtschaftet.

Grenzsteine

Siehe auch:

Quellen

Literatur

  • Christoph Sonnlechner: Bürger und Wald. Überlegungen zur Nutzung von Wiener Bürgerspitalwäldern im Mittelalter. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 66 (2010), S. 236 f.

Einzelnachweise

  1. Max Weltin: Die Urkunden des Archivs der niederösterreichischen Stände (6). In: nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 8 (1984), Nr. 100, S. 46
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Urkunden, 1
  3. Diözesanarchiv Wien, Urkunde 1321 01 08; zum Erwerb eines weiteren Waldes in Gablitz durch das Kloster St. Niklas siehe QGStW III/1 Nr. 3495
  4. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerspital-Akten, Schachtel A5, Faszikel XIV Zl. 20: Bereits im Jahr 1753 bemühte man sich seitens des Bürgerspitals vergeblich zu eruieren, woher das Spital zu St. Marx den Wald erworben hatte (Punkt 6); Die Unterlagen zum Erwerb werden wohl bei einer der beiden Türkenbelagerungen verbrannt sein; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerspital-Akten, Schachtel A5, Faszikel V Zl. 6: Grenzbeschreibung dieses Waldes aus 1737, innenliegend ältere Grenzbeschreibung desselben Waldes mit gezeichneten Grenzsteinsymbolen aus dem 17. Jahrhundert (undatiert) „Marx Holz/Waldung“. Die Beschreibung ist ident mit jener des Waldbuchs von 1572.
  5. Möglich wäre auch, dass der Wald vor dem Übergang an St. Marx an das Bistum Wien verkauft wurde, da die Urkunde über den Tausch des Waldes zwischen St. Niklas und dem Heiligengeistspital im Diözesanarchiv überliefert ist.
  6. Wienbibliothek im Rathaus: Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch (1872), S. 150
  7. Amtsblatt der Stadt Wien vom 2. August 1973, S. 11; mittlere Spalte ganz oben Siehe dazu auch den dazu gehörigen Gesetzesentwurf vom 23. Mai 1973. Der Marxerwald ist auf den Seiten 5 (1. Spalte unterer Teil) und Seite 6 (Einheitswert, 2. Spalte, Mitte) zu finden: parlament.gv.at