Fritz Brügel

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Fritz Brügel (mit Katze) im Dezember 1938 in der Provence, Frankreich
Daten zur Person
Personenname Brügel, Fritz
Abweichende Namensform Sladek, Wenzel; Dubski, Dedrich
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 10068
GND 116742712
Wikidata Q1465855
Geburtsdatum 13. Februar 1897
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 4. Juli 1955
Sterbeort London 4074335-4
Beruf Lyriker, Historiker, Journalist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 27.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname FritzBruegel.jpg
Bildunterschrift Fritz Brügel (mit Katze) im Dezember 1938 in der Provence, Frankreich
  • 6., Köstlergasse 14 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1926)


Fritz Brügel, * 13. Februar 1897 Wien, † 4. Juli 1955 London, Schriftsteller, Historiker, Bibliothekar.

Biografie

Fritz Brügel, Sohn des Historikers und Journalisten Ludwig und seiner Ehefrau Susanne Brügel (geborene Königsfeld), studierte nach seinem Kriegsdienst Geschichte an der Universität Wien und schloss 1921 mit der Dissertation "Beiträge zur Geschichte der Deutschen in Böhmen" ab. Anschließend begann Brügel für die Arbeiterzeitung zu arbeiten, wo er zunächst Theaterkritiken verfasste. 1922 trat er aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Von 1922 bis Februar 1934 war er Leiter der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek der Wiener Arbeiterkammer. In dieser Funktion baute er die Bestände maßgeblich aus, etwa durch die Aufnahme der Privatbibliotheken von Victor Adler, Engelbert Pernerstorfer oder Leopold Winarsky. Bis zum Ende seiner Tätigkeit zählte die wissenschaftliche Bibliothek als eine der weltweit wichtigsten für Bestände zur Geschichte des Sozialismus. Als Bibliotheksleiter wurde er 1927 in einen Rechtsstreit mit Karl Kraus verwickelt. Dieser sah sich in einem Beitrag der Zeitschrift "Arbeit und Wirtschaft" geschmäht. Da der Verfasser des Artikels nicht eindeutig war, vermutet wurde dahinter Johann Hannak, wurde Brügel als Zeuge geladen. Er konnte (oder wollte) jedoch nicht zur Aufklärung beitragen. Es kam schließlich zu einem Vergleich und der Einstellung des Gerichtsverfahrens. Hannak veröffentlichte im Gegenzug die von Kraus geforderte Ehrenerklärung.

Brügel betätigte sich auch vielfältig in der sozialdemokratischen Bildungsarbeit. Außerdem war er Verwaltungsbeirat der RAVAG.

Brügels schriftstellerische Karriere begann 1923 mit der Veröffentlichung seines ersten Gedichtbandes "Zuneigung" im E. P. Tal & Co. Verlag. Neben lyrischen und politischen Gedichten verfasste er Schriften zur Geschichte der Arbeiterbewegung und zu aktuellen politischen Fragen sowie Nachdichtungen griechischer Tragödien. Von Brügel stammt außerdem der Liedtext zu "Die Arbeiter von Wien". Zum Teil verwendete er das Pseudonym Wenzel Sladek. 1930/1931 gab er mit Schiller Marmorek, Otto Erich Deutsch und Leopold Ziegler die Literaturzeitschrift "Die Freyung" heraus. Gemeinsam mit Josef Luitpold, Theodor Kramer, Rudolf Brunngraber und anderen begründete er 1933 als Reaktion auf die Bücherverbrennungen in Deutschland die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller, deren stellvertretender Obmann er wurde.

Aus Protest gegen die immer häufiger auftretenden antisozialistischen und antisemitischen Ausschreitungen an den österreichischen Universitäten schickte Brügel Ende des Jahres 1931 sein Doktordiplom zerrissen an die Universität Wien zurück und proklamierte damit seinen Verzicht. Im Promotionsprotokoll der Institution wurde vermerkt, dass Brügel ab diesem Zeitpunkt seinen Doktortitel nicht mehr führen durfte.

Als Mitglied des sozialdemokratischen Schutzbundes war Brügel in die Februarkämpfe involviert und musste aufgrund des Ausganges in die Tschechoslowakei flüchten. Dort veröffentlichte er im sozialdemokratischen Exil-Verlag "Der Kampf" die "Februarballade" zum Andenken an die hingerichteten Widerstandskämpfer. 1935 wurde ihm die österreichische Staatsbürgerschaft aberkannt – eine Maßnahme, die zur Annahme der tschechischen Staatsbürgerschaft und letztendlich zum Bruch mit Österreich führen sollte. In den Jahren 1936 und 1937 reiste Brügel auf Einladung des Verbandes sowjetischer Schriftsteller durch die Sowjetunion und berichtete begeistert von seinen Erlebnissen dort. Das Münchner Abkommen 1938 zwang Brügel ein neues Zufluchtsland zu suchen. Die Wahl fiel zunächst auf Frankreich, wo er im Dezember 1938 den Gründungsaufruf der "Liga für das geistige Österreich" unterzeichnete. Von dort gelangte er 1940/1941 über Portugal und Spanien nach England. Dort wurde er Mitarbeiter der tschechoslowakischen Exilregierung.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Brügel 1945 in die Tschechoslowakei zurück und wurde Diplomat. 1946 leitete er zunächst stellvertretend, ab 1949 dann hauptverantwortlich, die tschechoslowakische Militärmission in Berlin. Die kommunistische Machtübernahme der Tschechoslowakei veranlasste ihn zum Rücktritt seiner Funktionen aus Protest. Brügel emigrierte daraufhin ein weiteres Mal. Sein Weg führte ihn über Deutschland in die Schweiz und schließlich zurück nach England. Dort verstarb er in London 1955.

In der Wienbibliothek im Rathaus befindet sich sowohl eine Sammlung, als auch der Teilnachlass von Fritz Brügel, die Werke, Briefe und Lebensdokumente beinhalten.

Werke (Auswahl)

  • Fritz Brügel: Zuneigung. Leipzig / Wien: E. P. Tal & Co 1923
  • Fritz Brügel: Aischylos: Agamemnon. Konstanz: O. Wöhrle 1923
  • Fritz Brügel: Die Perser: Dem Aischylos. Wien: Münster-Verlag 1927
  • Fritz Brügel: Aus den Anfängen der deutschen sozialistischen Presse. Wien: Vorwärts 1929
  • Fritz Brügel: Klage um Adonis. Gedichte. Wien: Hess & Co 1931
  • Fritz Brügel / Benedikt Kautsky [Hg.]: Der deutsche Sozialismus von Ludwig Gall bis Karl Marx. Ein Lesebuch. Wien: Hess & Co. 1931
  • Fritz Brügel / Robert Danneberg / Julius Deutsch: Der Weg der Internationale. Hochverräter der Wirtschaft und der Republik. Unter roten Fahnen! Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1931
  • Fritz Brügel: Andreas Freiherr von Stifft. Eine biographische Skizze. Leipzig: C. L. Hirschfeld 1932
  • Fritz Brügel: Die Hauptsache ist. Leipzig: Hess 1932
  • Fritz Brügel: alltag. Gedichte. Wien: Krystall 1933
  • Fritz Brügel: Februarballade. Prag: Der Kampf 1935
  • Fritz Brügel: Gedichte aus Europa. Zürich: Oprecht 1936

Quellen

Literatur


Fritz Brügel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks