Franz Wilhelm Natorp

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Daten zur Person
Personenname Natorp, Franz Wilhelm
Abweichende Namensform
Titel Freiherr
Geschlecht männlich
PageID 15741
GND 139979581
Wikidata Q94782393
Geburtsdatum 1729
Geburtsort
Sterbedatum 24. August 1802
Sterbeort Lainz
Beruf Großhändler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 3.03.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Hoher Markt 9 (Wohnadresse)
  • 1., Judengasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Natorp Franz Wilhelm (Freiherr von 1801), * 1729, † 24. August 1802 Lainz, Großhändler, Medikamentenlieferant.

Biografie

Kam 1760 aus Westfalen nach Wien und übernahm 1772 die Leitung der Alten Feldapotheke. Am 10. März 1778 beschloss das Apothekerkollegium über Aufforderung, dem Hofkriegsrat Bedingungen für die Lieferung der Medikamente an die k. k. Armee zu überreichen; die Vorschläge wurden akzeptiert. Für die Errichtung des nötigen Feldlaboratoriums wurde das Eckersche Gartengebäude in der Leopoldstadt angemietet. Am 20. März 1778 wurde Apotheker Franz X. Greimolt mit den Lieferungsgeschäften betraut; die Waren sollten vom Materialisten Natorp bezogen werden.

Als sich in der Folge Probleme hinsichtlich eines vom Militär angestrebten Rabatts ergaben, bewarb sich Natorp um die Erzeugung der Armeemedikamente, worauf Joseph II. über Empfehlung des Hofkriegsrats am 16. November 1778 ihm zum Generalpächter der Armee-Medikamenten-Lieferungen ernannte; am 12. Dezember 1778 schloss das Apothekergremium mit Natorp einen Vertrag, wonach dieser vom Gremium das in der Vorstadt Landstraße befindliche Laboratorium samt einem Großteil der Einrichtung sowie das gemeinschaftliche Laboratorium in Prag gegen eine Ablösungssumme von 1.800 Gulden per 1. Februar 1779 übernahm. Am 10. März 1779 erhielt das Gremium außerdem vom Militärgeneralkommando den Auftrag, das auf dem Getreidemarkt befindliche Interimsspital an Natorp zu übergeben.

Am 26. Mai 1779 entschied das Militärgeneralkommando weiters, dass die Feldspitäler ausschließlich von Natorp mit Medikamenten beliefert werden dürften. Die bis dahin betriebenen Feldapotheken wurden geschlossen, und an sämtliche Feldscherer (Militärärzte) erging der Befehl, die Arzneien für Truppen und Feldspitäler nur von Natorp zu beziehen. Daraufhin baute Natorp sein Gartenhaus (3., Rennweg 12) in ein "pharmazeutisches Laboratorium und Depositorium" um. Seine Absicht, eine allgemeine Apothekerschule für Studierende einzurichten, fand keine Realisierung.

Kompagnon Natorps war der gewesene Apotheker „Zum Greif", Josef Seyfried; nach Auslaufen des Vertrags (1794) übernahm Natorp die Apotheke in Gumpendorf.

Die Meinung innerhalb des Gremiums war hinsichtlich der Medikamentenlieferungen an Natorp geteilt. Nach Ablauf des Vertrags kam die Militärmedikamentenerzeugung wieder in die Hand des Staats (Militär-Medikamenten-Direktion); die Leitung übernahm als Feldapothekendirektor der frühere Apotheker in der Leopoldstadt Martin Leßner, der 1807 aufgrund seiner Verdienste den Titel Feldapotheken-Oberdirektor und bald darauf den Adelsstand erhielt.

Natorp erwarb am 19. Dezember 1791 das Haus Stadt Nummer 541 (1., Hoher Markt 1) und ließ es 1796 neu erbauen. Er wohnte im Haus Nr. 552 (1, Hoher Markt 9, Judengasse 1); seine Tochter Maria Barbara (genannt Babette; 1769-1844) war Pianistin (Schülerin Mozarts) und heiratete 1792 Franz von Jacquin.

Literatur

  • Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien. Band 3. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1930, S. 18 ff., S. 24, S. 28
  • Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (Wiener Stadt- und Landesarchiv), Band 7, S. 93 f.
  • Hans Pemmer: Der Graben und seine Bewohner, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 14 (1958), S. 118
  • Ricarda Oettinger: Wien, III. Bezirk. Beschreibung der nicht mehr bestehenden Profanbauten. Wien: Institut für Österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes 1971 (Archivalische Vorarbeiten zur Österreichischen Kunsttopographie), S. 59 f.