Communalloch

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Situationsplan zum Bauwettbewerb zum neuen Rathaus am Stadtort beim Stadtpark (sogenanntes Communalloch). Unten im Bild ist ein Teil des Stadtparks mit dem Kursalon zu erkennen, darüber in roter Farbe der geplante Rathausbau (Projekt Thienemann, 6. Preis beim Rathaus-Wettbewerb 1868/69)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Sonstiges Topografisches Objekt
Datum von
Datum bis 1871
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Commune Wien
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Henckel-Donnersmarck-Palais, Palais Leitenberger, Palais Helfert, Wohn-, Büro- und Geschäftshaus Arthur Schnapper
PageID 21962
GND
WikidataID
Objektbezug Rathaus, Ringstraßenzone, Ringstraße, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.04.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Communalloch.jpg
Bildunterschrift Situationsplan zum Bauwettbewerb zum neuen Rathaus am Stadtort beim Stadtpark (sogenanntes Communalloch). Unten im Bild ist ein Teil des Stadtparks mit dem Kursalon zu erkennen, darüber in roter Farbe der geplante Rathausbau (Projekt Thienemann, 6. Preis beim Rathaus-Wettbewerb 1868/69)

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48° 12' 14.46" N, 16° 22' 36.66" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Communalloch (1., Parkring 14-20, zwischen Johannesgasse und Weihburggasse; volkstümlich-spöttische Bezeichnung für das lange Zeit unverbaut gebliebene, für die Commune Wien reservierte Terrain, auf dem sich zwischen den beiderseits entstandenen Ringstraßenbauten die riesige Grube des ehemaligen Stadtgrabens erstreckte.

Im Zuge der Ringstraßenzonenplanung hatte der Stadterweiterungsfonds als Standort für das neu zu erbauende Rathaus einen Baugrund (7.200 Quadratmeter) am Ausgang der Wipplingerstraße (heutiger Börseplatz) in Aussicht genommen, der jedoch nicht den Vorstellungen des Gemeinderats entsprach. Mit Vertrag vom 15. November 1863 erhielt die Gemeinde Wien vom Stadterweiterungsfonds gegen eine Aufzahlung von 250.000 Gulden im Tauschweg einen Baugrund (14.600 Quadratmeter) vor dem ehemaligen Karolinentor (Baugruppen III und IV am Parkring zwischen Johannes-und Weihburggasse).

Es wurde zwar eine Bauausschreibung durchgeführt, aus der Friedrich Schmidt als Sieger hervorging, mit dem Bau wurde jedoch nicht begonnen. Der Platz war im Gesamtgefüge der Ringstraße nicht besonders prominent. Es war kein Vorplatz vorgesehen und daher war es für die Architekten schwierig, eine monumentale und wirkungsvolle Außengestaltung zu planen. Allerdings war der Bauplatz an zwei Fronten, nämlich an der Ringseite zum Stadtpark sowie an der Weihburggassenseite zur Gartenbaugesellschaft hin nicht beziehungsweise nur niedrig verbaut. Als Franz Joseph I. am 17. September 1868 die Auflassung des Exerzier- und Paradeplatzes auf dem Josefstädter Glacis genehmigte, motivierte dies Bürgermeister Cajetan Felder, einen neuerlichen Tausch des Baugrunds gegen ein noch größeres Grundstück auf diesem Terrain ins Gespräch zu bringen.

Nach schwierigen Verhandlungen, die äußerste Diskretion und Diplomatie erforderten, konnte Felder den Kaiser für seinen Plan gewinnen und auch Schmidts Zustimmung erlangen. Als er jedoch dem Gemeinderat am 14. Juni 1870 die drei Tage zuvor erfolgte Genehmigung bekanntgab (Übergabe der Grundfläche am 1. Juli 1870), kam es zu tumultartigen Debatten, weil sich die oppositionellen Gemeinderäte hintergangen fühlten.

1872 bis 1883 wurde das (Neue) Rathaus von Friedrich Schmidt erbaut. Auf dem freigewordenen Areal am Parkring, das daraufhin in mehrere Baublöcke neu aufgeteilt und vom Stadterweiterungsfonds an Private verkauft wurde, entstanden ab 1871 vier palaisartige Gebäude:

  • Parkring 14 (Weihburggasse 32, Hegelgasse 1): Henckel-Donnersmarck-Palais, erbaut 1871/1872 von Johann Romano und August Schwendenwein (1985 unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Grundsätze Umgestaltung zum SAS-Palaishotel, das 1990 zwecks Erweiterung auch das Nebenhaus Nummer 16 pachtete).
  • Parkring 16 (Himmelpfortgasse 31-33, Hegelgasse 3): Leitenbergerpalais, errichtet von Ludwig Zettl (Baukonsens vom 15. Juni 1871) für Helene Freifrau von Leitenberger; fünfgeschossiges palaisartiges Nobelmiethaus, das zu den für die Parkringverbauung typischen Häusern gehört (1990 Umgestaltung beziehungsweise Erweiterung des SAS-Palaishotels auf der Basis langfristiger Miete).
  • Parkring 18 (Himmelpfortgasse 30): Palais Helfert, erbaut 1871-1873 von Ludwig Tischler; fünfgeschossiges Geschäfts- und Wohnhaus (Omegahaus; nach dem Zweiten Weltkrieg Beeinträchtigung der Fassade durch Abtragung des alten Säulenportals und des Balkons).
  • Parkring 20 (Johannesgasse 31): Wohn-, Büro- und Geschäftshaus Arthur Schnapper; fünfgeschossiges Nobelhaus mit Portalgruppe (vier Säulen); im Hof alter Wandbrunnen (Löwenmaul).

Literatur

  • Felix Czeike: Das Rathaus. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 12), S. 20 ff.
  • Felix Czeike (Hg.): Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters (21984), S. 344 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 1, S. 53, 57; Band 4, S. 486 ff.; Band 7, S. 331 ff., 379 ff. (Parkring 16)
  • Das Zeitalter Franz Josephs. Katalog 1984, Band 2, S. 196
  • Renata Kassal-Mikula: Heinrich von Ferstel. Katalog 1983, S. 84
  • Manuel Swatek, Jakob Wührer: „Der Würde der ersten Stadt des Reiches.“ Die Projekte zum Wettbewerb des Wiener Rathausbaues 1868/69. In: Susanne Claudine Pils, Martin Scheutz, Christoph Sonnlechner, Stefan Spevak (Hg.): Rathäuser als multifunktionale Räume der Repräsentation, der Parteiungen und des Geheimnisses. (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 55) Wien 2012

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