Carl Julius Rothberger

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Daten zur Person
Personenname Rothberger, Carl Julius
Abweichende Namensform
Titel Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
PageID 29033
GND 127867228
Wikidata Q60820940
Geburtsdatum 14. Oktober 1871
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. März 1945
Sterbeort Wien
Beruf Experimenteller Pathologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Augustinerstraße 8 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rothberger Carl Julius, * 14. Oktober 1871 Wien, † 13. März 1945 Wien 1, Augustinerstraße 8 (Philipphof; Hietzinger Friedhof), experimenteller Pathologe, Sohn des Jakob Rothberger (Rothbergers Warenhaus).

Studium an der Universität Wien. (Dr. med. univ. 1897). Nach bakteriologischer Arbeit bei Richard Paltauf an der Krankenanstalt Rudolfstiftung und klinischer Tätigkeit bei Hermann Nothnagel an der I. Medizinischen Universitäts-Klinik (Allgemeines Krankenhaus) trat Rothberger 1899 in das von Salomon Stricker gegründete Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie ein, dessen Vorstand Paltauf Rothberger nach St. Petersburg zu I. P. Pawlow schickte, um dort Anregungen und Pläne für das später in 9, Kinderspitalgasse 15 errichtete Gebäude des Hygienischen Instituts der Universität Wien zu erhalten. 1905 habilitierte sich Rothberger für experimentelle Pathologie (ao. Prof. 1912), 1908 begann er mit Untersuchungen der Herzstromkurve an Elektrokardiogrammen (EKG). Mit Heinrich Winterberg gelang es ihm 1909, als Ursache der stets unregelmäßigen Herztätigkeit (Arrhythmia perpetua) ein Flimmern der Herzvorhöfe nachzuweisen. Weitere Experimente betrafen das Bild der Reizausbreitung am Herzen (Schenkelblock) im EKG und den Vergleich mit Befunden an Patienten, ferner die Suche nach der Ursache des automatischen Herzschlags ("Geheimnis der Automatie"). Dabei waren Hans Eppinger junior und der später emigrierte David Scherf treue Mitarbeiter. Ab 1924 leitete Rothberger (nach Paltauf) das Institut für experimentelle Pathologie als stellvertretender Vorstand. Sparmaßnahmen des Ministeriums führten 1936 zur Pensionierung Rothbergers; auf seinen Wunsch wurde ihm aber gestattet, das Institut ohne Entgelt bis zum Erreichen der Altersgrenze (1941) zu leiten und Vorlesungen zu halten. Am 13. März 1938 wurde Rothberger allerdings wegen seiner jüdischen Abstammung verhaftet und interniert. Über Intervention des damaligen Dekans der medizinischen Fakultät, Eduard Pernkopf, wurde Rothberger nach einigen Wochen enthaftet.


Literatur

  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon-Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Rudolf Rigler: Die Automatie des Herzens. In: Wiener klinische Wochenschrift 17 (1950), S. 289-292
  • David Scherf: A Cardiologist remembers. In: Perspectives in Biology and Medicine 4 (1968), S. 615–630
  • Helmut Wyklicky: Wiener Experimentalkardiologie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Rothbergers Untersuchungen zur Klärung der Herzstromkurve. Wien: Hollinek 1974 (Beihefte zur Wiener medizinische Wochenschrift, 7)