Café Ducati

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1783
Datum bis
Benannt nach Johann Baptist Ducati
Prominente Personen
PageID 45272
GND
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Letzte Änderung am 23.11.2022 durch WIEN1.lanm08jan
  • 1., Bräunerstraße

Frühere Adressierung

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Café Ducati (1, Dorotheergasse 1, Singerstraße 2, Bräunerstraße)

Das Kaffeehaus unter Johann Baptist Ducati

In josephinischer Zeit nahm die Anzahl der Kaffeehäuser zu und allein in der Innenstadt, wo sich nach wie vor die meisten Cafés befanden, entstanden beinahe zwei Dutzend neue Kaffeehäuser. Johann Baptist Ducati hatte schon seit 1765 ein Café an der Schönbrunner Gartenmauer betrieben. Als der Habsburger Hof in die Innenstadt übersiedelte, blieben die Gäste aus, sodass ihm 1778 erlaubt wurde, das Café an die bürgerlichen Kaffeesieder abzutreten. Maria Theresia verlieh Ducati bereits 1776 ein neues Kaffeehaus, das allerdings wiederum in der Vorstadt gelegen war und der Gastwirt musste bald darauf erneut Insolvenz anmelden. 1783 übersiedelte er schließlich in das sogenannte Ankerhaus in der Innenstadt, in der Dorotheergasse, Ecke Graben, an der Seite des Gasthofes Zum goldenen Jägerhorn. Im zweistöckigen Café waren im ersten Stock ein Billard- und zwei Raucherzimmer untergebracht. Ducati war einer der Ersten, der den Rauchern einen Raum bot, da in josephinischer Zeit in Kaffeehäusern nur äußerst selten eigene, für Raucher vorgesehene Zimmer eingerichtet wurden. Des Weiteren war das Café Ducati besonders für seine große Auswahl an Eissorten bekannt, die auch in der Gasse vor dem Kaffeehaus verkauft wurden. In den 1780er Jahren waren unter anderem die Geschmacksrichtungen Vanille, Johannisbeere, Himbeere, Weichsel, Erdbeere, Zitrone, Schokolade und Ananas im Sortiment enthalten.

1788 errichtete Johann Baptist Ducati im sogenannten Schabenrüsselhaus, Rabensteig 8, ein neues Kaffeehaus, während sein Sohn Josef Ducati den alten Betrieb übernahm. Josef Ducati richtete das Café Ducati in der Dorotheergasse vollkommen neu ein und erwarb zwei neue Billardtische. Von 1786 bis 1788 wurde das Kaffeehaus renoviert und am 6. April 1788 neu eröffnet. 1792 übersiedelte Josef Ducati mit dem Café in die Singerstraße, Ecke Kärntner Straße (Singerstraße 2) und 1802 in die Untere Bräunerstraße. Dort richtete er zwei Billard- und zwei Spielzimmer ein. Der Betrieb blühte erneut auf und die Gäste kamen zahlreich. Johann Baptist Ducati aber konnte sein Lokal im Schabenrüsselraus nicht mehr zu gleichem Ruhm führen und es gelang ihm nicht, einen ähnlich hohen Gewinn wie sein Sohn in der Bräunerstraße zu erzielen. Seit dem Sommer 1792 betrieb der Vater auch ein Kaffeezelt im Stadtgraben am Burgtor, wo er wiederum mit der reichen Auswahl an Eissorten brillieren konnte. Dennoch schrieb er weiterhin rote Zahlen und 1794 wurde sein Gewerbe der Verwaltung seiner Gläubiger übertragen. Johann Baptist Ducati starb im Jahr 1795. Ein Jahr darauf wurde das Café an Ambrosius Augustini verpachtet, der es zu neuer Blüte führte.

Das Kaffeehaus unter Ambrosius Augustini

Augustini pachtete das Lokal von der Witwe Ducatis, der die Verpachtung des Personalrechtes auf Lebzeiten zugestanden worden war. Augustini bezog mindestens acht zusätzliche Zimmer in das Café mit ein, wovon er aber fünf selbst bewohnte. Im ersten Stock waren Spielzimmer untergebracht. In zwei Zimmern wurde Billard gespielt, in einem Karten. Augustini wandelte das Café in ein Luxuskaffeehaus, wie es zu dieser Zeit üblich war. Durch die gediegene und kostbare Ausstattung wurde dem Lokal der Beiname "Silbernes Kaffeehaus" zuteil. Im Café wurden Konzerte veranstaltet und im Sommer wurde zusätzlich ein Erfrischungszelt auf der Bastei aufgeschlagen. Der Literat Grässer schrieb über das Kaffeehaus: "Da war wirklich alles von Silber, was nur immer von Silber sein kann, und alles von Mahagoni, was nur immer von Mahagoni sein kann. Der Kaffee selbst, nicht von Silber und nicht von Mahagoni, wie billig, nur Nebensache: nun ganz passabel."[1] Und in den Eipeldauerbriefen steht geschrieben: "Die Täg bin ich in ein Kafehaus kommen, wo ich mein Lebtag noch nicht gwesen bin. Da sitzt statt den Ofen ein großmächtige goldene Dam da, und da wird man bloß auf Silber bedient […]."[2]

1799 kündigte Augustini an, dass er im Sommer verschiedene Eissorten anbieten wolle und dreimal wöchentlich die Gäste mit Harmoniemusik unterhalten möchte. 1802 richtete er im ersten Stock einige Zimmer für Nichtraucher ein, denn nun waren Nichtraucher im Gegensatz zum vorigen Jahrhundert im Vergleich zu den Rauchern in der Minderzahl. Seit 1811 war das Café Ducati bei dem gelben Adler auf dem Hafnersteig untergebracht. Um 1814 erbaute Augustini auf der Bastion des Rotenturmtores einen Sommerpavillon, der aber schon 1819 wieder entfernt werden musste. Das kleine Gebäude wurde im Ganzen auf Walzen auf die Biberbastei überführt. Dies war ein großes Schauspiel, dem zahlreiche Zuschauer und unter anderem sogar der Kaiser beiwohnten. Auf der Biberbastei errichtete Augustini mit Erlaubnis von 1820 und Baubefugnis von 1821 ein "chinesisches Dörfchen". Mehrere Zelte und Blumenanlagen wurden errichtet. 1822 übersiedelte Augustini Zum roten Apfel in der Nähe der Rotenturmbastei. Er war allerdings nach wie vor nur Pächter des Kaffeehauses und die eigentliche Besitzerin war nach wie vor die Witwe Christine Ducati. 1824 war Augustini zwar die Limonadenhütte auf der Bastei auf Lebzeiten zugestanden worden, doch diese musste schon 1825 abgetragen werden. Der Pächter Ambrosio Augustini führte das Café Ducati zu Ruhm, allerdings kam er nie in dessen Besitz.

Quellen

Literatur

  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 78-79, 82-83 und 141-143
  • Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 29 und 64

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 142
  2. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 142