Billard

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Das Löwsche Kaffeehaus auf der Landstraße/Ecke Beatrixgasse, Innenansicht 1842
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
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Bildunterschrift Das Löwsche Kaffeehaus auf der Landstraße/Ecke Beatrixgasse, Innenansicht 1842

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Bauplan für ein neu zu bauendes Billardzimmer in einem Kaffeehaus in der Leopoldstadt 270, 1817

Das im 15. Jahrhundert als Rasenspiel entstandene Spiel fand erst im 18. Jahrhundert als Tischspiel Verbreitung. In der Favorita (Theresianum) wird bereits 1699 ein Billardzimmer erwähnt, in der Hofburg erst 1745 (Franz I.). 1745 wird durch Maria Theresia die Aufstellung von Billardtischen in Kaffeehäusern geregelt, sie müssen also bereits verbreitet gewesen sein. Es war nur gestattet, Billardtische in ebenerdigen Schankräumen aufzustellen, die Fenster auf die Gasse hatten. Anfangs hauptsächlich von Adeligen gepflegt, fand Billard Ende 18. Jahrhundert auch Eingang ins Bildungsbürgertum (unter anderem von Mozart gerne gespielt) und galt als „nobles" Spiel. 1784 wird das Billard bereits in den Eipeldauerbriefen erwähnt, 1806 beklagt sich der Autor jedoch darüber, dass das Spiel nun auch schon von unteren Schichten der Bevölkerung gepflegt würde. Allerdings dürfte die Gefahr infolge der hohen Preise für das Spielen noch gering gewesen sein. 1781 erhielt der Leopoldstädter Kaffeesieder Leichnamschneider erstmals die Bewilligung, ein Billardzimmer im ersten Stock seines Kaffeehauses einzurichten. Profis spielten damals vor allem in Hugelmanns Kaffeehaus, später bei Neuner in der Plankengasse (wo unter anderem Baron Natorp spielte). Als Peter Corti 1808 das in Verfall geratende Milanische Kaffeehaus übernahm, fand das Billardspiel dort eine besondere Heimstätte. 1805 brachten Offiziere der französischen Armee das noch heute übliche „französische Billard" nach Wien (grüne Bespannung und ohne die Löcher, in die die Bälle früher fielen). Die größte Verbreitung fand Billard seit dem Vormärz, insbesondere als Billardtische in besseren oder darauf spezialisierten Kaffeehäusern (Stadt und Vorstadt, in manchen Lokalen vier bis fünf Billardtische), aber auch Billardzimmer in Restaurants (etwa Augarten) und Vergnügungsetablissements (etwa Apollosaal [ 7. ], Kolosseum [ 20. ] und Prater) nicht mehr fehlen durften.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Spielen (laut Franz Gräffer) billiger und verbreitete sich rascher. Man kannte die immer kleiner werdenden französischen und die großen englischen Billardtische. Bekannt waren die Billardzimmer beziehungsweise Billardtische in Adamis Kaffeehaus, im Regensburger Hof, im Silbernen Kaffeehaus, in Stierböcks Kaffeehaus und im Café Hugelmann in der Leopoldstadt, beim Eisvogel im Prater, im Café Paulanerhof, im Café im Rüdiger-Hof (5., Hamburgerstraße 20), im Café Museum, im Café Sperl, im Café Weghuber sowie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einigen Ringstraßencafés. Aus dem Jahr 1830 sind „Billardregeln" erhalten. 1845 wurde den Kaffeesiedern eine Billardabgabe auferlegt (1894 forderte die Genossenschaft deren Abschaffung). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte es zum guten Ton, Billard zu spielen. 1931 wurde der Österreichische Amateur-Billard-Verein gegründet, 1936 der „Erste Ottakringer Billardclub", der seinen Stammsitz im Billard-Café Ritter (16., Ottakringer Straße 117) aufschlug. Zu den Billard-Cafés gehört auch das Café Weingartner (15., Goldschlagstraße 6; Turniertische).

Literatur

  • Gerhard H. Oberzill: Ins Kaffeehaus! Geschichte einer Wiener Institution. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1983, S. 37 ff.
  • Christian Brandstätter [Hg.]: Das Wiener Kaffeehaus. Wien [u.a.]: Molden 1978, S. 105 ff.
  • Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. Wien: Kremayr & Scheriau 1989, S. 83, 100 f.