Annakirche (1)

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Annagasse 3b - Turm der Annakirche, 1899
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1510
Datum bis
Andere Bezeichnung Kirche der Oblaten des heiligen Franz von Sales, Kirche des einstigen Pilgrimhauses
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Anna
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 24701
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Kirchen, Sakralbau, Erzdiözese Wien, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 5.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname HMW 197249.jpg
Bildunterschrift Annagasse 3b - Turm der Annakirche, 1899
  • 1., Annagasse 3B
  • Nr.: 1011 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1039 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 980 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)

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48° 12' 15.93" N, 16° 22' 19.03" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Annakirche (1., Annagasse 3B; Konskriptionsnummer 980, Teil; seit 21. Oktober 1906 Kirche der Oblaten des heiligen Franz von Sales; Kirche des einstigen Pilgrimhauses).

Die erstmals 1702 in der Literatur auftauchende Behauptung, dass hier schon 1320 eine Kapelle errichtet worden sei, lässt sich mit den mittelalterlichen Belegen nicht in Einklang bringen und wurde schon früh angezweifelt. Das von Elisabeth Wartenauer in einem 1415 angekauften Haus 1418 gegründete Pilgrimhaus (Teil von Nummer 3A; Annakloster) hatte zunächst kein eigenes Gotteshaus. Erst 1510/1520 entstand eine der heiligen Anna geweihte Kapelle. 1530 wurde das einstige Pilgrimhaus den Clarissen übergeben, die 1529 nach Judenburg geflüchtet waren und nach ihrer Rückkehr ihr Kloster (Klarakloster am Schweinemarkt, heute 1, Lobkowitzplatz) dem Bürgerspital überlassen mussten. 1540 übergab die Stadt Wien den Clarissen auf kaiserlichen Befehl das Pilgrimhaus samt der Annakapelle in freien Besitz, doch konnten sich diese nicht entfalten (1552 Einweisung ins Himmelpfortkloster, 1557 nach St. Jakob erwogen, 1570 Übersiedlung der Äbtissin [alle Nonnen waren verstorben] nach St. Jakob). 1582 übergab Rudolf II. das Kloster den Jesuiten, die es zunächst vermieteten, dann jedoch eine rege Bautätigkeit entfalteten und schließlich 1627 hier ihr Noviziathaus einrichteten (Annakloster). Nach Auflösung dieses Ordens blieb die Kirche in Betrieb und ist heute als einziges Gebäude des ehemaligen Annaklosters erhalten geblieben.

Äußeres

"Die St. Annakirche mit dem Novitat-Haus der Jesuiten zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts."

Die Kirche ist äußerlich schlicht (nur an der Südseite frei sichtbar). Über dem Eingang ist die Skulptur "Heilige Anna Selbdritt" (Mitte 17. Jahrhundert) angebracht. Der barocke Umbau erfolgte zwischen 1629 und 1634 unter Benützung alter Bauteile. An der Ostseite wurde ein Turm angefügt, der bereits von der Kärntner Straße aus sichtbar ist. In ihrem Kern blieb die Kirche jedoch gotisch. Die Kirchengruft wurde 1629-1773 belegt. Durch einen Brand wurden am 25. Juni 1747 Turm und Dachstuhl zerstört (Blitzschlag). Heftige Streitigkeiten mit der Stadt wegen der aufgelaufenen Löschkosten waren die Folge. Die Kirche wurde neuerlich umgebaut.

Inneres

Kirche zu St. Anna

Die einschiffige Saalkirche mit ihrem basilikalen Querschnitt besitzt Gurttonnengewölbe mit Stichkappen, einen eingezogenen Chor und beiderseits drei Kapellen, von denen nur die erste links über ovalem Grundriss größere Ausmaße hat (Franz-Xaver-Kapelle, angeblich die alte Annakapelle, 1679 umgebaut). Die Holzgruppe "Heilige Anna Selbdritt" am Altar ist ein letzter Rest der gotischen Kirchenausstattung (um 1510, zugeschrieben dem Nürnberger Veit Stoß oder dem Meister von Mauer bei Melk). Die Barockisierung des Kircheninneren (seit 1715) stand unter der Leitung des Jesuitenfraters und Malers Christoph Tausch, eines Schülers von Andrea Pozzo, unter Mitarbeit von Daniel Gran und Johann Georg Schmidt. Gran schuf die Deckenfresken (Unbefleckte Empfängnis und die daraus erwachsende Erlösung; 1747/1748) und das Hochaltarbild "Heilige Familie", Schmidt die Altarbilder "Heiliger Ignatius von Loyola" (1719) sowie "Heiliger Sebastian" (rechts) und "Heiliger Josef (links). Es besteht ein Zusammenhang verschiedener Altarbilder (einschließlich des Hochaltars) mit der 1694 von Leopold I. und seiner Gattin begründeten "Bruderschaft zur heiligen Anna". Mitte 18. Jahrhundert entstanden auch Kanzel und Orgel. Letztere wurde 1848 von Johann Hencke erbaut. Stuckmarmorverkleidung und Vergoldung geben dem Innenraum ein festliches Gepräge. Die Kirche ist eine alte Stätte der Annenverehrung. Eine Reliquie (rechte Hand der heiligen Anna in kostbarer Barockfassung) wurde von Königinwitwe Maria Anna von Portugal gestiftet (1743).

Siehe auch Pilgrimhaus.

Quellen

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 71 ff.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 8 f.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 31
  • Czeike: Das Feuerlöschwesen in Wien. In: Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Band 18: Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1962, 200ff. (Brand 1747)
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 2 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 122 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 311-315
  • Alois Hauser: Die Gruft zu St. Anna in Wien. In: Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 24: Wien. Wien: Hollinek 1887, S. 43 ff.
  • Eckhart Knab: Daniel Gran. 1977, Register
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 86 f.
  • Richard Perger: Zur Baugeschichte und Ausstattung der Annakirche in Wien, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 40 (1986), S. 8 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 254 f.