Ambraser Sammlung

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1567 JL
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 22002
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri

Es wurden noch keine Adressen erfasst!

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Ambraser Sammlung des Kunsthistorischen Museums. Von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529-1595), Sohn Ferdinands I. und ab 1564 Landesfürst von Tirol, im Schloß Ambras bei Innsbruck angelegte Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäte, die die Bezeichnung "Kunst- und Wunderkammer" im 16. Jahrhundert prägte und damit die älteste am selben Ort erhaltene Sammlung dieser Art ist. Im Laufe der Jahrhunderte wurden wesentliche Teile der Sammlung in die kaiserlichen Sammlungen nach Wien überführt beziehungsweise bildete die Grundlagen dieser, dies gilt vor allem für die Kunstkammer Wien, die Gemäldegalerie, das Münzkabinett, der Sammlung alter Musikinstrumente und die Hofjagd- und Rüstkammer.

Der Sammler Erzherzog Ferdinand II.

Während Erzherzog Ferdinand II. die Regierung von Prag aus führte, schlug er 1567 seinen Hof in Innsbruck auf. Er ließ die mittelalterliche Burg Ambras zum Wohnschloss im Stil der Renaissance ausbauen. Unterhalb des Hochschlosses gab er eine der künstlerisch bedeutendsten Saalbauten der Spätrenaissance in Auftrag (1569–1572), die seit dem 19. Jahrhundert "Spanischer Saal" genannt wird. Südwestlich vom Hochschloss veranlasste er den Bau eines Ballspielhauses sowie des so genannten Unterschlosses (1570–1583), das er eigens als Museum konzipiert hatte. Ferdinand füllte das Schloss mit seiner bereits damals weithin berühmten Sammlung von Harnischen, Waffen, Portraits und Naturalien, Raritäten, "Wunder der Natur", neuesten naturwissenschafltichen Intrumenten, Musikinstrumenten und Kostbarkeiten. 1589 ließ er ein zusätzliches Gebäude westlich an das Unterschlosses, die sogenannte Heldenrüstkammer, anbauen.

Ferdinands II. Erbe

Marktgraf Karl von Burgau, der zweite Sohn von Philippine Welser und Ferdinand II., erbte 1595 das Schloss mit seinen Sammlungen. Dieser hatte jedoch wenig Interesse an Ambras oder der Sammlung und verkaufte das Erbe 1605/1606 an Kaiser Rudolf II. Rudolf unterhielt selbst in Prag eine eigene Sammlung und wusste das Erbe von Ferdiand II. zu schätzen. Er beließ die Sammlung als geschlossene Einheit auf Schloss Ambras, wo sie allerdings aufgrund mangelnder Sorgfalt und Pflege verwahrloste. Nach dem Aussterben der Tiroler Linie 1665 gelangte Kaiser Leopold I. in den Besitz der Ambraser Sammlung und ließ nach und nach die gefährdeten wertvollsten Bestände an Büchern, Manuskripten und frühen Druckwerken in die Hofbibliothek in Wien zu bringen. 1773 folgte der Großteil der Gemälde. Nach der Niederlage Österreichs gegen das Kaiserreich Frankreich 1805 gerieten die Bestände in Gefahr. Erst als Napoleon I. den privatrechtlichen Charakter der Ambraser Sammlung anerkannte, konnte der Rest der Sammlung (vor allem Bücher, Waffen und Harnische) 1806 nach Wien in Sicherheit gebracht werden. Sie fand im Unteren Belvedere ihren Aufstellungsort. 1890 wurde sie in die Bestände des Kunsthistorischen Museums eingegliedert, als die kaiserlichen Sammlungen im neuen Gebäude am Ring zusammengezogen wurden.

Die Ambraser Sammlung in den kaiserlichen Sammlungen

Herzstück der Sammlungen Erzherzog Ferdinands II. bildete die "Heldenrüstkammer". Sie enthält die Harnische und Porträts von mehr als 120 Feldherren. Es handelte sich hierbei sowohl um Prunkrüstungen für den eigenen Gebrauch als auch Harnische berühmter Feldherren. Als fürstliche Repräsentationsobjekte sind sie Goldschmiede- und Metallarbeiten der bedeutendsten Künstler jener Zeit und verleihen der Hofjagd- und Rüstkammer einen einzigartigen Charakter. Kostbare Kabinettschränke, kunstvolle Handsteine und Bronzen, wertvolle Gemälde und einzigartige Spielkarten bereichern die Bestände der Kunstkammer, der Gemäldegalerie und der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums. 2001 wurden die hundert bedeutendsten Kunstwerke aus der Ambraser Sammlung in der Sonderausstellung "Alle Wunder dieser Welt" an ihrem ursprünglichen Ausstellungsort, auf Schloss Ambras, präsentiert.

Schloss Ambras

Während der Zeit der Statthalterei Erzherzog Karl Ludwigs (1833–1896) erfuhr das Schloss tiefe Einschnitte in seiner charakteristischen Bauweise, für die es zu Ferdinands II. Lebzeiten bekannt gewesen war. Nachdem Karl Ludwig die Statthalterei 1861 aufgegeben hatte, verkam das Schloss. Erst 1880 wurde es zu einem Museum wiederhergestellt und saniert, wobei das vom Hochschloss südwestliche Ballspielhaus und die Heldenrüstkammer zerstört wurden.
1919 ging Schloss Ambras in den Besitz der Republik Österreich über. Kurz darauf erhob das Land Tirol Anspruch auf das Schloss Ambras. 1920 wurden die Forderungen durch das Denkmalamt allerdings abschlägig beantwortet und das Schloss samt Sammlungen verblieb im Kunsthistorischen Museum. 1950 übernahm das Kunsthistorische Museum Wien seine Verwaltung. In den 1970er Jahren wurde mit einer umfassenden Restaurierung des Spanischen Saals, der Wohnräume des Hochschlosses und der Malereien im Innenhof des Hochschlosses begonnen. 1974 wurden die Kunst- und Wunderkammer, 1980/1981 die Rüstkammern im Unterschloss wieder aufgestellt. Dabei sollte die damalige Ausstellungspraxis von Erzherzog Ferdinand II. so gut wie möglich nachempfunden werden. Daher wurden Originalausstellungskästen verwendet. 1976 wurde die Habsburger Porträtgalerie des 15. bis 19. Jahrhunderts eingerichtet. Die Sammlung Gotischer Skulpturen wurde ab 1880 in die Ausstellung mitaufgenommen. Die Glassammlung Strasser stieß 2004 als jüngster Zuwachs zu den Ambraser Sammlungen hinzu, wo sie seit 2013 bis auf 60 Gläser, die in der Wiener Kunstkammer gezeigt werden, eine Dauerausstellung hat. Heute gehört Schloss Ambras Innsbruck zum KHM-Museumsverband.

Literatur

  • Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Wien: F. Berger 1941 (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 1), Register
  • Kunst- und Wunderkammer. Die Bibliothek. Katalog der Ausstellung im Prunksaal, 28. Mai bis 30. September 1965. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 1965
  • Bruno Thomas / Ortwin Gamber: Katalog der Leibrüstkammer. 2 Bände. Wien: Schroll 1976-1990 (Führer durch das Kunsthistorische Museum, 13 und 39)
  • Kunsthistorisches Museum: Die Geschichte von Schloss Ambras [Stand: 15.12.2017]
  • Kunsthistorisches Museum: Archiv: Alle Wunder dieser Welt [Stand: 15.12.2017]
  • Herbert Haupt: Das Kunsthistorische Museum. Die Geschichte des Hauses am Ring. 100 Jahre im Spiegel historischer Ereignisse. 1991

Weblinks