Hofjagd- und Rüstkammer

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Die Waffensammlung (heute Hofjagd- und Rüstkammer) im Kunsthistorischen Museum, um 1910
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1806
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 54199
GND
WikidataID
Objektbezug Hofburg
Quelle
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
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Bildunterschrift Die Waffensammlung (heute Hofjagd- und Rüstkammer) im Kunsthistorischen Museum, um 1910
  • 1., Heldenplatz

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48° 12' 17.68" N, 16° 21' 49.34" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hofjagd- und Rüstkammer (ehemalige Waffensammlung) des Kunsthistorischen Museums (1., Heldenplatz, Neue Burg (Corps de Logis)). Die Wiener Sammlung ist die bestdokumentierte höfische Rüstkammer der abendländischen Welt, da die Objekte durchwegs im Zusammenhang mit hochpolitischen Ereignissen entstanden oder in die Sammlung kamen: anlässlich von Feldzügen, Reichstagen, Huldigungen, Krönungen, Verlobungen, Hochzeiten oder Taufen.

Die Habsburger erwarben erbmäßig Objekte aus den verschiedensten Ländern: aus den alten Kron- und Nebenländern, aus Böhmen und Ungarn, Galizien und weiteren Balkangebieten, ebenso aus den heutigen BENELUX-Ländern, also den alten Niederlanden, aus Provinzen des heutigen Frankreichs wie Burgund, Elsass, Lothringen, nicht zuletzt aus Spanien und großen Teilen Italiens. Diplomatische Beziehungen und kriegerische Auseinandersetzungen bereicherten die Sammlung um Objekte des Nahen Orients, sei es der feindlichen Türken oder der zeitweise mit den Habsburgern verbündeten Perser und Ägypter. Im 19. Jahrhundert wurden nahezu alle Rüstkammern des österreichischen Zweiges des Hauses Habsburg in Wien vereinigt und die Sammlung, wie sie in heutiger Form existiert, entstand. Grundpfeiler des heutigen Bestandes sind drei Sammlungsgruppen: die kaiserliche Leibrüstkammer, die "Hofgewehr- oder Hofjagdkammer", die unter Kaiser Ferdinand II. angelegt wurde, und die "Heldenrüstkammer" Erzherzog Ferdinands von Tirol (1529–1595), die Teil seiner Ambraser Sammlung war.


Die Rüstkammer in der Stallburg

In der kaiserlichen Leibrüstkammer wurden seit 1436 Ausrüstungsgegenstände, vor allem Harnische und Prunkwaffen des Herrschergeschlechtes und seines Gefolges, dokumentiert und verwahrt. Im Frühbarock verlor der Harnisch sowohl als Gebrauchs- als auch Prestigeobjekt seine Bedeutung, darum wurden die Objekte der kaiserlichen Leibrüstkammer bald zu Museumsgegenständen. In der "Hofgewehr- oder Hofjagdkammer" finden sich Jagd- und Sportwaffen sowie Hofdegen, deren Ausgestaltung ab dem Barock besonders dekorativ und technisch anspruchsvoll war. Ein erster greifbarer Standort war der Schweizerhof, wo Mitte 16. Jahrhunderts im 3. Obergeschoß des Südwest-Traktes oberhalb des Großen Saals die Leibrüstkammer Ferdinands I. untergebracht war. Der Standort wurde wegen Bauschäden 1583 dauerhaft aufgelassen. Wahrscheinlich 1578 wurde die bis dahin im Augustinerkloster untergebrachte Leibrüstkammer Maximilians II. in die Stallburg gebracht. Sie befand sich im Dachgeschoß des westlichen oder nördlichen Flügels und wurde zum Kernbestand des dortigen Bestandes. Das älteste überlieferte Inventar aus dem Jahr 1678[1], Damals enthielt sie Turnierharnische Maximilian II. bis Leopold I., Feldharnische vom späten 16. zum frühen 17. Jahrhundert, dynastische Erinnerungsstücke und Kriegstrophäen (v.a. Fahnen) aus der Zeit Rudolfs II. bis in die Frühzeit des Dreißigjährigen Krieges, Schwerter, Feuerwaffen, Hellebarden, Trommeln, einige Gemälde, Tragsessel und einen Schlitten. Obwohl die kaiserliche Rüstkammer in der Stallburg beachtliche Stücke enthielt, war sie offenbar nicht allgemein zugänglich. Jedenfalls wird sie in keinem Reiseführer des 17.und 18.Jahrhunderts erwähnt. Als 1750 Platz für Hofquartiere und Kanzleien benötigt wurde, überführte man den Bestand in das Zeughaus am Rennweg.


Die Sammlung Ferdinands II. von Tirol

Ferdinand von Tirol machte es sich dagegen zur Aufgabe die Rüstungen und Waffen aller berühmten Persönlichkeiten vom Fürsten bis zum Feldherrn seiner Zeit und des vorhergehenden Jahrhunderts zu sammeln. Seine Sammlung umfasste "125 viri illustri", der sich ein Inventar anschloss, das als einer der ersten gedruckten, illustrierten Museumskataloge gilt. Jede Persönlichkeit wurde in seiner Rüstung ganzfigurig im Kupferstich porträtiert und mit seinem Lebenslauf beschrieben.

Die Ambraser Sammlung gelangte in der Zeit der napoleonischen Besetzungen als kaiserliches Privateigentum 1806 nach Wien und wurde mit den zwei anderen Sammlungsbeständen vereinigt. Zunächst war die kaiserliche Waffensammlung im Alten Zeughaus in der Renngasse untergebracht, im Revolutionsjahr 1848 erlitt sie aber große Verluste von 30 historisch bedeutsamen Harnischen und musste übersiedelt werden. Gemeinsam mit aktuellem Kriegsgerät gelangte sie 1863 ins Arsenal und wurde von Quirin Leitner erstmals wissenschaftlich aufgestellt.

Teil des neuen kunsthistorischen Hofmuseums

1889 wurde die Waffensammlung als erste Sammlung des neu erbauten k. k. Kunsthistorischen Hofmuseums eröffnet. 1909 wurde in die Waffensammlung eingebrochen, wertvolle Steigbügel waren entwendet worden, die TäterInnen konnten nicht ausgeforscht werden. Nach der Auflösung der Monarchie am Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wurden die Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses Besitz der Republik Österreich. 1990 erhielt die Waffensammlung im Rahmen der neuen Museumsordnung ihre historische Bezeichnung "Hofjagd- und Rüstkammer" und machte mit der Sonderausstellung "Roben wie Rüstungen - Roberto Capucci" auf sich aufmerksam.


Leitende Personen

  • Camillo List, Direktor der Waffensammlung (1918-1922)
  • August Grosz, ab 1923 Kustos, ab 1928 Leiter der Waffensammlung, 1938 Direktor der Waffensammlung
  • Leopold Ruprecht, Direktor der Waffensammlung (1938-1945)
  • Bruno Thomas, Direktor der Waffensammlung (1946-1975)
  • Ortwin Gamber, Direktor der Waffensammlung (1976-1985)
  • Chrisitan Beaufort-Spontin, ab 1986 Direktor der Waffensammlung, Direktor der Hofjagd- und Rüstkammer (1990-2019)
  • Matthias Pfaffenbichler, Direktor der Hofjagd- und Rüstkammer (seit 2013)


Literatur

  • Stefan Krause / Mario Döberl: Ein Inventar der Wiener kaiserlichen Rüstkammer von 1678. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien (19/20) Böhlau Verlag Wien/Köln/Weimar 2017/2018, S. 147-228
  • Christian Beaufort-Spontin / Matthias Pfaffenbichler: Meisterwerke der Hofjagd- und Rüstkammer. Wien [u.a.]: Kunsthistorisches Museum [u.a.] 2005 (Wilfried Seipel [Hg.]: Kunstführer durch das Kunsthistorische Museum, 3)
  • Herbert Haupt: Die Geschichte des Hauses am Ring. Hundert Jahre im Spiegel historischer Ereignisse. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1991
  • Kunsthistorisches Museum: Die Geschichte der Sammlung der Hofjagd- und Rüstkammer [Stand: 15.12.2017]


Weblinks


Einzelnachweise

  1. Das Inventar vom 1.1.1678 wurde anläßlich der Amtsübernahme von Ferdinand Bonaventura Graf Harrach (1636-1706) als Oberster Stallmeister Leopolds I. angelegt (Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Familienarchiv Harrach, HS 314), vgl. Stefan Krause / Mario Döberl: Ein Inventar der Wiener kaiserlichen Rüstkammer von 1678. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien (19/20) Böhlau Verlag Wien/Köln/Weimar 2017/2018, S. 147-228