VS Quellenstraße 142

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1904
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 68481
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 10., Quellenstraße 142

Frühere Adressierung
  • Bernhardtstalgasse 19
  • Die Bernhardtstal

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48° 10' 35.65" N, 16° 21' 43.42" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Volksschule Quellenstraße 142 (vormals Bernhardtstalgasse 19) ist eine öffentliche Volksschule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten.

Im selben Gebäude, allerdings mit einem anderen Eingang und deshalb unter der Adresse Sonnleithnergasse 32, befand sich eine weitere Volksschule für Knaben. Die Volksschule in der ursprünglichen Bernhardtstalgasse 19 wurde hingegen als Mädchenvolksschule gegründet.

Schulgründung

Im Jahr 1902 erwarb die Gemeinde Wien mit Gemeinderatsbeschluss vom 2. September 1902 von den Fürstinnen Rosine und Ignatia Wrede zwei Baustellen an der Quellengasse (frühere Bezeichnung der Quellenstraße) zwischen Sonnleithnergasse 32 und Bernhardtstalgasse 19 im ungefähren Ausmaße von 1.456 Quadratmeter zur Erbauung einer Doppelvolksschule, also einer Volksschule für Knaben und Mädchen in jeweils getrennten Abteilungen.

Das Projekt für Schulbau und -einrichtung wurde erst mit Gemeinderatsbeschluss vom 27. Februar 1903 genehmigt und angeordnet. Der Trakt in der Sonnleithnergasse war für die Knabenvolksschule bestimmt und sollte bereits bis zum Beginn des Schuljahres 1903/1904 fertiggestellt sein. Der Trakt in der Bernhardtstalgasse 19 war für die Mädchenvolksschule bestimmt, sollte jedoch wohl aus Zeit- und/oder Kostengründen erst bis zum Beginn des Schuljahres 1904/1905 benützungsfähig eingerichtet sein.

Der Bau wurde am 23. März 1903 begonnen und Anfang September vollendet. Gegen Mitte September war der Knabentrakt in der Sonnleithnergasse wie vorhergesehen vollständig benützungsfähig eingerichtet und diente zunächst zur Unterbringung der Knaben- und Mädchenvolksschule. Am 27. Oktober 1903 wurde der Trakt feierlich eingeweiht. Der bereits im September 1903 baulich vollendete Mädchentrakt des Schulgebäudes wurde dann im Jahr 1904 eingerichtet, zu Beginn des Schuljahres 1904/1905 in Benützung genommen und am 14. Oktober 1904 eingeweiht.

Die beiden Volksschulen hatten jeweils eine eigene Leitung. Im Schuljahr 1905/1906 wurde die Volksschule für Mädchen von Oberlehrer Rudolf Friepeß geleitet und beherbergte im gleichen Schuljahr 708 Schülerinnen, die auf elf Klassen aufgeteilt waren. Davon waren zwei Schülerinnen altkatholisch, 34 waren evangelisch, sechs Schülerinnen jüdisch und der Rest römisch-katholisch. Bis auf eine altkatholische Lehrerin waren alle Lehrkräfte römisch-katholisch.

Schulausstattung

Das Schulgebäude bestand aus drei dreistöckigen, mit Falzziegeln gedeckten Gassentrakten, vor welchen sich kleine, abgeschlossene Vorgärten befanden. Das Gebäude enthielt für jede der beiden Volksschulen 14 Lehrzimmer, einen Turnsaal samt Ankleideraum, eine Kanzlei, ein Konferenzzimmer, drei Lehrmittelzimmer, eine Schuldienerwohnung und eine Waschküche. Der geräumige gemeinsame Hof wurde als Sommerturn- und Spielplatz benützt. Die Zwischendecken der Innenräume waren als Tramböden zwischen Traversen ausgeführt, während jene der Gänge, Stiegen und Aborträume als Flachziegelgewölbe konstruiert waren. Dreiarmige 1,7 Meter breite Pfeilerstiegen mit eisernen Geländern und Stufen aus Granit vermittelten die Verbindung der 4,4 Meter hohen Geschoße. Die beiden Portale und der Gebäudesockel wurden aus Kunststein ausgeführt.

Ständestaat

Nach Friederike Kraus wurde nach dem Dekret vom 12. September 1934 Margarete Engstler als provisorische Leiterin der Mädchenvolksschule bestellt. Ein kausaler Zusammenhang mit dem politischen Wechsel nach den bürgerkriegsähnlichen Ereignissen im Februar 1934 des gleichen Jahres als Aufstand gegen die Errichtung des Ständestaats ist denkbar, aber nicht belegt. Die ohnehin schon geringe Zahl an jüdischen Schülerinnen sank in den 1930er Jahren rapide.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Nach der Verkündung des "Anschlusses" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 blieben die Schulen, darunter auch die Doppelvolksschule in der Bernhardtstalgasse/Sonnleithnergasse, während der "Tage des Umbruches" vom 12. bis 19. März 1938 vorerst geschlossen. Anschließend folgten die Agenden der Schule sowie der fluide Wechsel im Lehrpersonal der Gleichschaltung durch das NS-Regime. Der neue Bezirksschulinspektor Hubert Kugler übernahm die Vereidigung der Lehrkräfte. Für die "Volksabstimmung" am 10. April 1938 beherbergte das Schulgebäude sechs "Wahllokale".

Bereits am 14. Mai 1938 wurden die drei jüdischen Schülerinnen, die noch nach dem Stand vom 31. Oktober 1937 im Standesausweis des Schuljahres 1937/1938 aufgeführt waren, in die Volksschule Eslarngasse 23 im 3. Bezirk ausgeschult.

Die Kriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs hatten für die Mädchenvolksschule in der Bernhardtstalgasse 19 vor allem eine sehr beschränkte Nützung ihrer eigenen Räumlichkeiten zur Folge. Die immer wiederkehrende Einquartierung der (Feuer-)Schutzpolizei, vor allem im Trakt der Knabenvolksschule Sonnleithnergasse 32, führte zu Wechselunterricht. Auch der Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD), der dem Zweck des Luftschutzes diente und für den Einsatz nach Luftangriffen aufgebaut wurde, belegte ab 5. April 1941 die Knabenschule der Sonnleithnergasse 32 vollständig sowie das dritte Stockwerk der Mädchenvolksschule der Bernhardtstalgasse 19. Die Knaben und Mädchen der beiden Volksschulen erhielten wiederum Wechselunterricht in den verbleibenden Stockwerken des Mädchentraktes. Am 29. April 1941 wurden beide Schulen von der Polizei geräumt, aber noch nicht freigegeben. Dies passierte erst am 15. Mai 1941, normaler Unterricht war kurzzeitig möglich. Zehn Tage später, am 24. Mai wurde die Knabenschule wiederum von der Polizei belegt, es wurde wieder Wechselunterricht im Mädchentrakt erteilt, der bis 1944/1945 andauerte.

Die Kartenstelle 64 zur Vergabe von Lebensmittelkarten war ebenfalls ab 1941 bis zum Ende des Krieges im Schulgebäude der Bernhardtstalgasse 19 untergebracht. Hinzu kam die Unterbringung weiterer Klassen von anderen Schulen, wie etwa zwei Klassen der Hilfsschule Uhlandgasse 1/1a sowie zwei Klassen der staatlichen Gewerbeschule von der Pernerstorfergasse 30-32. Ab 21. Dezember 1941 wurde die Schule außerdem Standschule für den katholischen Konfessionsunterricht. Der Turnsaal wurde von weiteren Schulen mitbenützt, wie etwa der Knabenvolksschule Sonnleithnergasse 32, der Mädchenvolksschule Knöllgasse 61 und dem Pädagogischen Institut.

Während der zwischen 26. Jänner und 15. März 1942 verhängten Schulsperre, während welcher Wärmeschulen für die Schulkinder eingerichtet wurden, wurde die Doppelvolksschule Bernhardtstalgasse/Sonnleithnergasse der Wärmeschule in der Mädchenvolksschule Herzgasse 27 zugeteilt.

Im Juli und Oktober 1943 kam es dann zur fast vollständig das Schulgebäude einnehmenden Einquartierung der Feuerschutzpolizei, weshalb die Schule am 8. und 9. September 1943 samt einem Teil der Schulmöbel in die Räume der Doppelvolksschule Herzgasse 27 übersiedelte, wo ab 11. Oktober 1943 regelmäßiger Unterricht im Rahmen des Wechselunterrichts mit dieser Schule erteilt wurde. Die Knabenvolksschule Sonnleithnergasse 32 übersiedelte ebenfalls in die Herzgasse 27 und hatte Wechselunterricht mit der dort untergebrachten Knabenvolksschule Rotenhofgasse 35-37.

1944: Vorübergehende Auflassung

Infolge des niedrigen Schülerinnenstands, der im Juli 1943 nur noch 259 Schülerinnen betrug, verfügte der Schulrat Josef Rappold am 1. April 1944 die vorübergehende Auflösung der Mädchenvolksschule Bernhardtstalgasse 19. Die zu diesem Zeitpunkt restlichen rund 250 Schülerinnen der sieben Klassen wurden in folgende Schulen aufgeteilt: vor allem in die Herzgasse 27 sowie in die Herzgasse 87, weiters in die Schule Arthaberplatz 12-13, Hebbelplatz 1/2, in die Mädchenvolksschule Knöllgasse 61 sowie in der Leibnizgasse 33.

Als Nachfolgeschule der aufgelassenen Mädchenvolksschule Bernhardtstalgasse 19 wurde die Knabenmädchenvolksschule Herzgasse 27 bestimmt, in dessen Schulgebäude sich die Mädchenvolksschule Bernhardtstalgasse 19 sowie die Knabenvolksschule Sonnleithnergasse 32 ja ohnehin zu diesem Zeitpunkt befanden. Folglich taucht die Schule Bernhardtstalgasse 19 ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr im Handbuch der Stadt Wien auf.

In der Schulchronik der Doppelvolksschule Herzgasse 27 ist im Mai 1945 allerdings weiterhin von der Volksschule Bernhardtstalgasse 19 die Rede, in deren Schulgebäude die Doppelvolksschule Herzgasse 27 langfristig unterkam, nachdem jenes Gebäude für baufällig erklärt wurde.[1]

Etwaige Umsiedlungen in das Gebäude der Bernhardtstalgasse beziehungsweise die Nutzung des Schulgebäudes durch neue Schulen und/oder durch die Doppelvolksschule Herzgasse 27, durch die die Schule in der Bernhardtstalgasse offenbar weiterhin Bestand behielt, bleiben leider nicht genau nachvollziehbar.

Die lang anberaumte Unterbringung der ursprünglichen Schule Herzgasse 27 in der Bernhardtstalgasse 19 hatte einen Namenswechsel zur Folge, sodass die Schule Herzgasse 27 ebenfalls den offiziellen Namen "Allgemeine öffentliche Volksschule für Knaben und Mädchen / Wien X., Bernhardtstalgasse 19" annahm. Zur Unterscheidung zur noch bestehenden Schule in der Bernhardtstalgasse 19 wurde auf die Verwendung von Anführungszeichen im Stempelzug zurückgegriffen.

Auflassung und Nachfolge Herzgasse 27

Mit Verfügung des Stadtschulrats im September 1952 wurde die Mädchenschule Bernhardtstalgasse 19 wegen geringer Klassenzahl abermals aufgelöst und die restlichen Klassen der Knaben- und Mädchenvolksschule Herzgasse 27, die ja ohnehin auch den Namen Bernhardtstalgasse 19 trug und auch an diesem Ort untergebracht war, zugewiesen. Daraufhin mussten 86 Knaben der ehemaligen Knabenmädchenvolksschule Herzgasse 27 in die Knabenvolksschule der Sonnleithnergasse 32 umgeschult werden.

Demzufolge taucht Josef Souczek ab 1953 im Handbuch der Stadt Wien nicht mehr als Leiter der ehemaligen Volksschule Herzgasse 27 auf, sondern als Leiter einer Knabenmädchenvolksschule in der Bernhardtstalgasse 19.

Die Kriegsschäden der durch die zwischen April 1944 und März 1945 in Wien stattgefundenen Luftangriffe sind in der Schulchronik der Bernhardtstalgasse 19 nicht mehr dokumentiert, da diese im April 1944 mit der Auflassung der Schule endet. Fest steht, dass das Schulgebäude in der Bernhardtstalgasse/Sonnleithnergasse Bombenangriffe erlitten hatte und es beispielsweise aufgrund des beschädigten Daches und des dadurch eintretenden Wassers noch in der Nachkriegszeit zu Wechselunterricht kam.

Gegenwart

Heute ist die Volksschule Quellenstraße 142 eine Halbtags- sowie Ganztagsschule in verschränkter Abfolge. Die Schule führt 27 Klassen, die von ungefähr 570 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Es werden sowohl Halbtagsklassen als auch Ganztagsklassen in verschränkter Form angeboten. Neben den Klassenlehrerinnen und -lehrern arbeitet eine Vielzahl an zusätzlich ausgebildeten Lehrkräften dort.

Quellen

Einzelnachweise

Weblinks