Nationalsozialismus

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Großkundgebung mit Reichsbeamtenführer Hermann Neef am 8. April 1938
Daten zum Eintrag
Datum von 1918
Datum bis 1945
Objektbezug NS-Zeit, Zweiter Weltkrieg
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 13.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
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Bildunterschrift Großkundgebung mit Reichsbeamtenführer Hermann Neef am 8. April 1938

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Der Nationalsozialismus war eine politische Bewegung beziehungsweise System, deren Ursprünge in die deutschsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie zurückreichen.

Anfänge als Bewegung

Politische Bedeutung erlangte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nach 1918 im Deutschen Reich unter ihrem aus Österreich (Braunau/Inn) stammendem „Führer" (Bezeichnung seit 1925) Adolf Hitler, der mit Unterstützung einflussreicher Wirtschaftskreise und mittels geschickter Demagogie und Propaganda aus einer kleinen rechtsextremen, deutschnationalen und rassistischen Splittergruppe eine mächtige politische Bewegung formte.

Machtergreifung und Ausbau der Diktatur in Deutschland

Nach einem ersten großen Wahlsieg (1930) wurde Hitler 1933 deutscher Reichskanzler und wandelte innerhalb weniger Monate die demokratische Weimarer Republik in eine totalitäre Diktatur um. Innenpolitisch wurden alle anderen politischen Parteien ausgeschaltet, und es wurde (ab 1933 in Deutschland, ab 1938 in Österreich) ein umfassender und brutaler Repressionsapparat errichtet (Gestapo, Sondergerichte, Konzentrationslager; vergleiche Emigration, Vertreibung, Platz der Opfer der Deportation). Der nationalsozialistische Antisemitismus und Rassismus mündete im Massenmord an Juden (Holocaust), Roma und Sinti sowie geistig und körperlich Behinderten (Euthanasie). Außenpolitisch ging es Hitler um die Revision der Pariser Friedensverträge von 1919, um die Einverleibung Österreichs und anderer Gebiete, letztlich um die Vormachtstellung in Europa und um die Weltherrschaft. Die Politik der Aufrüstung und Aggression führte 1939 zum Zweiten Weltkrieg, der am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und dem Untergang des Großdeutschen Reiches endete.

Nationalsozialismus in Österreich

Nach dem Scheitern des ersten Versuchs einer Machtergreifung der in Österreich ab 19.6.1933 verbotenen Nationalsozialisten am 25. Juli 1934 (SS-Putsch, Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß; Juliputsch) wurde der politische, militärische und wirtschaftliche Druck des nationalsozialistischen Deutschland auf Österreich immer stärker, bis Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 11. März 1938 kapitulierte und der einmarschierenden deutschen Wehrmacht keinen Widerstand entgegensetzte. Österreich wurde am 13. März 1938 zum Bestandteil des Deutschen Reichs proklamiert. Die österreichischen Nationalsozialisten ergriffen die Macht und rechneten mit ihren Gegnern blutig ab; insbesondere in Wien kam es zu schweren Ausschreitungen gegen Juden, die in der „Reichskristallnacht" im November 1938 (Novemberpogrom) ihren ersten Höhepunkt fanden.

Verwaltung

Am 24. Mai 1938 wurde Österreich in sieben Reichsgaue eingeteilt (Wien, Niederdonau, Oberdonau, Tirol, Salzburg, Steiermark, Kärnten); am 14. April 1939 erging das „Ostmarkgesetz", 1942 wurde die Bezeichnung „Ostmark" durch „Donau- und Alpengaue" ersetzt. Im Reichsgau Wien wurden „Reichsdeutsche" (zuerst Josef Bürckel, ab 1940 Baldur von Schirach) als Gauleiter beziehungsweise Reichsstatthalter eingesetzt, während Wiener Nationalsozialisten (wie Odilo Globocnik und Arthur Seyß-Inquart) in Polen beziehungsweise in den Niederlanden tätig waren und Verbrechen begingen. Wien wurde 1938 durch die Eingemeindung von 97 niederösterreichischen Ortsgemeinden vergrößert (Groß-Wien). Zahlreiche Wiener Gebäude erhielten neue Funktionen und Namen (beispielsweise wurde das Bundeskanzleramt zur Reichsstatthalterei und das Parlament zum Gauhaus umfunktioniert). Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei hatte in Österreich 1942 rund 638.000 Mitglieder (davon rund 173.000 in Wien) und verfügte über zahlreiche Nebenorganisationen und Gliederungen (beispielsweise SA, SS, HJ [ Hitlerjugend ], BdM [ Bund deutscher Mädel ]).

Verbot der NSDAP

Mit Verfassungsgesetz vom 8. Mai 1945 wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei samt ihren Gliederungen in Österreich verboten und jede nationalsozialistische Wiederbetätigung untersagt (Verbotsgesetz, Nationalsozialistengesetz, Entnazifizierung, Neonazismus).

Siehe auch:

Literatur

  • Gerhard Botz: Wien vom „Anschluß" zum Krieg. Nationalsozialistische Machtübernahme und politisch-soziale Umgestaltung am Beispiel der Stadt Wien 1938/39. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1978
  • Felix Czeike [Hg.]: Wien 1938. Wien: Verlag für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 2)
  • Emmerich Talos [u.a.] [Hg.]: NS-Herrschaft in Österreich. 1938 - 1945. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1988

Weblinks

  • NS-Quellen: Übersicht zu Unterlagen österreichischer Archive zum Nationalsozialismus
  • Memento: Datenbank des DÖWs zur Opfersuche nach Namen bzw. Adressen.