Ständestaat

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Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Epoche
Datum von 1934
Datum bis 1938
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 16203
GND
WikidataID
Objektbezug Zwischenkriegszeit, Stadtverfassung, Erste Republik, Schwarzes Wien, Engelbert Dollfuß, Heimwehr, Vaterländische Front, Kurt Schuschnigg
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns

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Periode in der Spätphase der Ersten Republik, in der die demokratischen Parteien durch ein berufsständisch gegliedertes Einparteisystem (Vaterländische Front) ersetzt wurden. Ausgangspunkt war die Lahmlegung des Nationalrates im März 1933, die von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß als Selbstausschaltung bezeichnet wurde. Bundespräsident Wilhelm Miklas unterließ es einzugreifen, um die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen. Das politische System der Bundesländer blieb vorerst unangetastet.

Am 12. Februar 1934 begann angesichts einer polizeilichen Waffensuche in Linz der Widerstand von Sozialdemokraten gegen die Regierung, die noch am gleichen Tag die Sozialdemokratische Partei verbot. Der nicht zentral koordinierte "Aufstand" (wie die Regierung den Widerstand nannte) war angesichts des massiven Einsatzes von Exekutive und Bundesheer nach drei Tagen zu Ende. Sozialdemokraten wie Karl Münichreiter und Koloman Wallisch wurden standrechtlich exekutiert, andere flohen nach Brünn und gründeten dort das Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokratie (ALÖS). Unbeteiligte Sozialdemokraten wie Theodor Körner und Karl Seitz, der das Rathaus erst nach Androhung der gewaltsamen Entfernung verließ, wurden polizeilich und gerichtlich verfolgt.

Die Bundesverfassung von 1920 wurde von der Dollfuß-Diktatur durch die „Maiverfassung" vom 1. Mai 1934 ersetzt. Der "Ständestaat" wurde von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß begründet, dem nach seiner Ermordung während des nationalsozialistischen Putschversuchs am 25. Juli 1934 Kurt Schuschnigg folgte; repräsentiert wurde er weitgehend durch Vertreter der bisherigen Christlichsozialen Partei. Das selbst gesetzte Ziel einer berufsständischen Ordnung, die schon von Karl von Vogelsang, Alfred von Liechtenstein und F. M. Schindler in der christlichen Soziallehre vertreten und um 1930 von jüngeren christlichssozialen Politikern und Vertretern der Heimwehr neu aufgegriffen wurde, wurde allerdings nur sehr bedingt verwirklicht. Der "Ständestaat" blieb in Ansätzen stecken. Die theoretische Grundlage bildete die Enzyklika „Quadragesimo anno" von Papst Pius XI. (1931), in der er die Katholiken aufrief, „aus einer Auseinandersetzung der Klassen zur einmütigen Zusammenarbeit der Stände" zu gelangen.

Wien wurde 1934-1938 von Richard Schmitz, dem von der Diktatur ernannten Bürgermeister, repräsentiert und verlor seinen Status als Bundesland. Der Ständestaat endete mit dem "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland am 13. März 1938.

Literatur

  • Gertrude Enderle-Burcel: Mandatare im Ständestaat 1934-1938. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [u.a.] 1991
  • Gerhard Jagschitz: Der österreichische Ständestaat. 1934-1938. In: Erika Weinzierl, Kurt Skalnik [Hgg.]: Österreich 1918-1938. 1 (1983)
  • Helmut Wohnout: Regierungsdiktatur oder Ständeparlament? Gesetzgebung im autoritären Österreich. Wien [u.a.]: Böhlau 1993 (Studien zu Politik und Verwaltung, 43)
  • Ulrich Kluge: Der österreichische Ständestaat 1934-1938. Entstehung und Scheitern. Wien: Verl. f. Geschichte u. Politik 1984
  • Franz Baltzarek: Wien 1934-1938. Die Geschichte der Bundeshauptstadt im autoritären Österreich. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 29 (1974), S. 49 ff.
  • Gerhard Melinz, Gerhard Unger: Wohlfahrt und Krise. Wiener Kommunalpolitik 1929-1938. In:Gerhard Melinz / Gerhard Ungar: Wohlfahrt und Krise. Wiener Kommunalpolitik zwischen 1929 und 1938. Wien: Deuticke 1996 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 29)
  • Barbara Feller: Baupolitik in Wien im Austrofaschismus. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1991