Zweite Hochquellenleitung

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"Nach der Eröffnung der neuen II. Hochquellenleitung im Rathause durch den Kaiser Franz Josef I. überreicht die Tochter des Vice Bürgermeisters Fräulein Grete Hierhammer in der künstlerisch geschmückten Turmnische des Festaales dem Monarchen den ersten Trunk des neuen Wassers, 2. Dezember 1910"
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges Bauwerk
Datum von 1910
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 18273
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 4.05.2021 durch DYN.krabina
Bildname Eroeffnunghochquellenleitung.jpg
Bildunterschrift "Nach der Eröffnung der neuen II. Hochquellenleitung im Rathause durch den Kaiser Franz Josef I. überreicht die Tochter des Vice Bürgermeisters Fräulein Grete Hierhammer in der künstlerisch geschmückten Turmnische des Festaales dem Monarchen den ersten Trunk des neuen Wassers, 2. Dezember 1910"

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Zweite Hochquellenleitung. Die Eingemeindung der Vororte (1890/1892) führte trotz des Ausbaus der Ersten Hochquellenleitung zu Versorgungsschwierigkeiten mit Trinkwasser. Bei einer Debatte im Gemeinderat (13. Jänner 1893) wurden als Grundprinzipien festgelegt, dass die Wasserversorgung nicht in die Hände Privater gelegt werden, die Trinkwasserqualität sich nicht verschlechtern dürfe und alle Bezirke in gleicher Weise versorgt werden müssten. Daraufhin gab Bürgermeister Prix dem Stadtbauamt den Auftrag, entsprechende Studien vorzunehmen und Quellmessungen durchzuführen; nach eingehender Prüfung entschied man sich aus verschiedenen Gründen für die Fassung und Einleitung der Quellen im steirischen Salzagebiet.

Bürgermeister Dr. Karl Lueger nahm sogleich nach seinem Amtsantritt die Lösung der Wasserversorgung in Angriff, setzte sich für die Nutzung der in den Vorbergen und Hängen des Hochschwabs entspringenden Quellen des Salzatals zwischen Wildalpen und Mariazell in der Steiermark ein und führte persönlich die grundlegenden Verhandlungen mit dem Stift Admont zum Erwerb der Quellgebiete.[1]

Nach Durchführung eines Lokalaugenscheins seitens des Stadtrats und Abschluss der technischen Vorarbeiten - bei denen sich der städtische Oberbaurat Dr. Karl Kinzer besondere Verdienste erwarb - beschloss der Gemeinderat am 21. März 1900 die Errichtung einer "Zweiten Hochquellenleitung" zur Ergänzung der Wasserversorgung Wiens ("Zweite Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung"; Grundsteinlegung am 11. August 1900). Am 28. Februar 1903 erteilten die Bezirkshauptmannschaften Liezen und Bruck an der Mur die Bewilligung zur Ableitung einer Wassermenge im täglichen Höchstausmaß von 200.000 m3.

"Die letzten Arbeiten der Zweiten Hochquellenleitung" (1909)

Die Kosten für den Bau von 100 Millionen Kronen wurde mittels Anleihen (1902, 1908) finanziert. Bis zu 10.000 Arbeiter waren mit dem Bau der über 180 Kilometer langen Wasserleitung von den Quellwässern aus dem steirischen Salzatal im Hochschwabgebiet bis nach Wien beschäftigt. Über 100 Aquädukte und 19 Düker (auf dem Gesetz der kommunizierenden Gefäße basierende Rohrsiphone) mit Längen bis zu 2,5 Kilometern mussten zur Über- beziehungsweise Unterquerung von Flüssen und Tälern errichtet werden. Aufgrund der Nachteile der Ziegelbauweise bei der Ersten Hochquellenleitung verwendete man bei der Zweiten Hochquellenleitung örtliches Steinmaterial auf Betonfundamenten.

Die Hochquellenleitung, eine rund 200 Kilometer lange Aquäduktstrecke (die mehrere politische Bezirke von Steiermark und Niederösterreich berührte und sich daher den Wasserrechtsgesellschaften dieser Kronländer anzupassen hatte), erreicht über Lunz, Gaming, Scheibbs, Wilhelmsburg und Rekawinkel den Süden Wiens.

Nach 10-jähriger Bauzeit konnte die Hochquellenleitung am 2. Dezember 1910 in Betrieb genommen werden. Sie wurde von Kaiser Franz Joseph I. im Festsaal des Wiener Rathauses eröffnet. Aus diesem Anlass wurden die beiden Springbrunnen im Rathauspark erstmals mit Hochquellenwasser betrieben. Bis zu 10.000 Arbeiter waren beim Bau der Wasserleitung beschäftigt. Als Grundlage für die Versorgung nahm man einen täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 140 Liter an, sodass die beiden Hochquellenleitungen für eine Einwohnerzahl von über zwei Millionen ausreichten. Die Fließzeit des Wassers beträgt etwa 36 Stunden.

Im Wiener Stadtgebiet wurde eine Reihe von Wasserbehältern errichtet, von denen jener am Hackenberg (19, Hackenberggasse 130) architektonisch besonders repräsentativ war. Die Behälter wiesen ein Gesamtfassungsvermögen von 306.000 m3 auf; das Verteilungsrohrnetz innerhalb der Stadt erreichte 1910 eine Länge von rund 1.000 Kilometer - 1873 waren es noch 138 Kilometer.

Stollenneubau: Neubrucker Lehnenstollen

Nach rund eineinhalbjähriger Bauzeit wurde der 1,1 Kilometer lange Ersatzstollen "Neubrucker Lehnenstollen" bei Scheibbs in Niederösterreich im Februar 2016 fertiggestellt. Am 4. März erfolgte der Anschluss des neuen Stollens an die II. Wiener Hochquellenleitung.

Irreparable Schäden am ursprünglichen Stollen, verursacht durch natürliche Hangbewegungen während der vergangenen Jahrzehnte, machten den Neubau notwendig. Nach der Fertigstellung und der Aufnahme des Normalbetriebs werden täglich bis zu 217.000 Kubikmeter Wasser durch den neuen Stollen nach Wien strömen.

Der neue Stollen beginnt am längsten Aquädukt der Hochquellenleitung in Neubruck bei Scheibbs. Er läuft tief in den Wolfsgrubkogel hinein, wo er mit der ursprünglichen Leitung zusammentrifft. Insgesamt wurden für den rund einen Kilometer langen Stollen 20.000 Kubikmeter Ausbruchmaterial ausgehoben und 6.000 Kubikmeter Spritzbeton zur Stabilisierung aufgetragen. Die Innenschale mit einem Durchmesser von 2,4 Metern besteht aus 3.500 Kubikmetern Beton. Die Gesamtbaukosten betragen 17 Millionen Euro.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Ingenieurgeologische & geophysikalische Kartierung von Instabilitätszonen an der II. Wiener Hochquellenleitung. Wien: Geol. Bundesanstalt 2003
  • Gerhard Meissl, Umwelt-Geschichte: Hochquellenleitungen und Unratschiffe: Zur Geschichte der Wiener Wasserver- und -entsorgung vor 1914. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 2001
  • Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ... Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: Norka-Verlag 1990, S. 70 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 11: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße. Wiesbaden: Steiner 1979, S. 399 ff.
  • Josef Donner: Die Zweite Wiener Hochquellenleitung - Eine Dokumentation. In: Rathaus-Korrespondenz 1976
  • Josef Donner: Wiener Wasser- Eine Dokumentation. In: Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt 41 (1973) bis 9 (1974)
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: Jugend & Volk 1958, S. 578 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 58 ff.

Links

Einzelnachweise

  1. 1899; käuflich erworben wurden die Quellen Kläfferbrünne, Schreyerklammquelle, Säusensteinquelle, Höllbachquellen und Brunngrabenquellen