Zu den sieben Schwertern: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gebäude nimmt fast die ganze Westseite der [[Schwertgasse]] ein. Das unter [[Denkmalschutz]] stehende Haus "Zu den sieben Schwertern" wurde im Lauf des 17. Jahrhunderts aus drei alten Häusern zusammengebaut (der heutige Bauzustand entspricht dem Umbau um 1720/1730).
 
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==Bau==
 
==Bau==
Das Haus besitzt ein prächtiges Hauptportal mit einer Pietágruppe als Bekrönung, Atlantenhermen und, in eigenartiger Asymmetrie die Wappenkartusche haltenden, schwebenden Putti. Es zählt damit zu den schönsten Barockhäusern Wiens.
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Das Haus besitzt ein prächtiges Hauptportal mit einer Pietágruppe als Bekrönung, Atlantenhermen und, in eigenartiger Asymmetrie die Wappenkartusche haltenden, schwebenden Putti. Es zählt damit zu den schönsten [[Barock]]häusern Wiens.
 
 
Durch die sieben Schwerter auf dem Hauswappen sollen die Sieben Wunden Mariens versinnbildlicht werden. Die Auslegung, dass das gewählte Motiv dem Umstand verdanke, dass sich hier der Sitz der Schwertfeger befunden habe, ist falsch. Das Haus war niemals Innungshaus dieser Gilde und kein einziger seiner Besitzer gehörte dieser Zunft an. Dem Wahrzeichen liegt ein religiöses Motiv zu Grunde, das der Marienverehrung entsprang und in unmittelbarer Nähe der Kirche [[Maria am Gestade]] hinreichende Erklärung findet.
 
  
Im Stiegenhaus befindet sich eine Statue, die fälschlich als Darstellung des heiligen Rochus (nach Wagner-Rieger und anderen) beziehungsweise des heiligen Jakobus des Älteren (nach Nemeischke und Kugler) bezeichnet wird, aufgrund neuer Untersuchungen (Franz Hawla, Claus von Baldass) handelt es sich jedoch (Reliefs am Sockel und Attribute!) um den heiligen Alexius (den "Stiegenheiligen"). Alexius, Sohn des römischen Senators Euphemius, verließ nach seiner Hochzeit Eltern und Frau, lebte 17 Jahre als Bettler vor einer Kirche in Edessa, floh (als der Küster in ihm einen heiligen Mann erkannte) und gelangte wieder nach Rom, wo er unerkannt im Haus des Vaters als Pilger aufgenommen wurde. Er lebte dann weitere 17 Jahre hier unter der Treppe des Elternhauses, vom Gesinde mit Spülwasser übergossen, bis er sich sterbend durch ein Schreiben zu erkennen gab.
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Im Stiegenhaus befindet sich eine Statue, die fälschlich als Darstellung des [[heilige]]n [[Rochus (Heiliger)|Rochus]] (nach Wagner-Rieger und anderen) beziehungsweise des heiligen [[Jacobus (der Ältere)|Jakobus des Älteren]] (nach Nemeischke und Kugler) bezeichnet wird, aufgrund neuer Untersuchungen (Franz Hawla, Claus von Baldass) handelt es sich jedoch (Reliefs am Sockel und Attribute!) um den heiligen Alexius (den "Stiegenheiligen"). Alexius, Sohn des römischen Senators Euphemius, verließ nach seiner Hochzeit Eltern und Frau, lebte 17 Jahre als Bettler vor einer Kirche in Edessa, floh (als der Küster in ihm einen heiligen Mann erkannte) und gelangte wieder nach Rom, wo er unerkannt im Haus des Vaters als Pilger aufgenommen wurde. Er lebte dann weitere 17 Jahre hier unter der Treppe des Elternhauses, vom Gesinde mit Spülwasser übergossen, bis er sich sterbend durch ein Schreiben zu erkennen gab.
  
 
==Hausgeschichte==
 
==Hausgeschichte==
Bis zur Aufhebung der [[Judenstadt (1)|Judenstadt]] im Jahr 1421, zu welcher das Haus noch gehörte, war die damals noch namenlose Gasse durch eine Mauer von den anschließenden christlichen Häusern abgeschlossen. Der letzte jüdische Eigentümer des Hauses war Moidlein, das Gebäude wurde von [[Albrecht V. (Österreich)|Herzog Albrecht V.]] eingezogen und der Gemeinde überlassen und von dem [[Bürgermeister]] [[Hans Scharfenperger (der Ältere)|Hans Scharfenperger]] und dem [[Stadtrat|Rat der Stadt]] um 80 [[Pfund]] [[Wiener Pfennig]] weiterverkauft.
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Bis zur Aufhebung der [[Judenstadt (1)|Judenstadt]] im [[Geserah|Jahr 1421]], zu welcher das Haus noch gehörte, war die damals noch namenlose Gasse durch eine Mauer von den anschließenden christlichen Häusern abgeschlossen. Der letzte jüdische Eigentümer des Hauses war Moidlein, das Gebäude wurde von [[Albrecht V. (Österreich)|Herzog Albrecht V.]] eingezogen und der Gemeinde überlassen und von dem [[Bürgermeister]] [[Hans Scharfenperger (der Ältere)|Hans Scharfenperger]] und dem [[Innerer Rat|Rat der Stadt]] um 80 [[Pfund]] [[Wiener Pfennig]] weiterverkauft.
  
 
1831/1832 wohnte hier [[Adalbert Stifter]].  
 
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== Literatur ==
 
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 25. Januar 2024, 11:21 Uhr

Schwertgasse 3, "Zu den 7 Schwertern", um 1900
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Schwerthaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Adalbert Stifter
PageID 15185
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname HMW 024059 00001.jpg
Bildunterschrift Schwertgasse 3, "Zu den 7 Schwertern", um 1900
  • 1., Schwertgasse 3
  • Nr.: 357 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 387 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 398 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)

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48° 12' 45.90" N, 16° 22' 10.96" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zu den sieben Schwertern; 1., Schwertgasse 3, (Konskriptionsnummer 357).

Das Gebäude nimmt fast die ganze Westseite der Schwertgasse ein. Das unter Denkmalschutz stehende Haus "Zu den sieben Schwertern" wurde im Lauf des 17. Jahrhunderts aus drei alten Häusern zusammengebaut (der heutige Bauzustand entspricht dem Umbau um 1720/1730).

1., Schwertgasse 3, um 1940

Bau

Das Haus besitzt ein prächtiges Hauptportal mit einer Pietágruppe als Bekrönung, Atlantenhermen und, in eigenartiger Asymmetrie die Wappenkartusche haltenden, schwebenden Putti. Es zählt damit zu den schönsten Barockhäusern Wiens.

Durch die sieben Schwerter auf dem Hauswappen sollen die Sieben Wunden Mariens versinnbildlicht werden. Die Auslegung, dass das gewählte Motiv dem Umstand verdanke, dass sich hier der Sitz der Schwertfeger befunden habe, ist falsch. Das Haus war niemals Innungshaus dieser Gilde und kein einziger seiner Besitzer gehörte dieser Zunft an. Dem Wahrzeichen liegt ein religiöses Motiv zu Grunde, das der Marienverehrung entsprang und in unmittelbarer Nähe der Kirche Maria am Gestade hinreichende Erklärung findet.

Im Stiegenhaus befindet sich eine Statue, die fälschlich als Darstellung des heiligen Rochus (nach Wagner-Rieger und anderen) beziehungsweise des heiligen Jakobus des Älteren (nach Nemeischke und Kugler) bezeichnet wird, aufgrund neuer Untersuchungen (Franz Hawla, Claus von Baldass) handelt es sich jedoch (Reliefs am Sockel und Attribute!) um den heiligen Alexius (den "Stiegenheiligen"). Alexius, Sohn des römischen Senators Euphemius, verließ nach seiner Hochzeit Eltern und Frau, lebte 17 Jahre als Bettler vor einer Kirche in Edessa, floh (als der Küster in ihm einen heiligen Mann erkannte) und gelangte wieder nach Rom, wo er unerkannt im Haus des Vaters als Pilger aufgenommen wurde. Er lebte dann weitere 17 Jahre hier unter der Treppe des Elternhauses, vom Gesinde mit Spülwasser übergossen, bis er sich sterbend durch ein Schreiben zu erkennen gab.

Hausgeschichte

Bis zur Aufhebung der Judenstadt im Jahr 1421, zu welcher das Haus noch gehörte, war die damals noch namenlose Gasse durch eine Mauer von den anschließenden christlichen Häusern abgeschlossen. Der letzte jüdische Eigentümer des Hauses war Moidlein, das Gebäude wurde von Herzog Albrecht V. eingezogen und der Gemeinde überlassen und von dem Bürgermeister Hans Scharfenperger und dem Rat der Stadt um 80 Pfund Wiener Pfennig weiterverkauft.

1831/1832 wohnte hier Adalbert Stifter.

Literatur

  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 160
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 423
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 805-807
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 642
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 34, S. 82
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 78

Zu Alexius:

  • Otto Wimmer: Die Attribute der Heiligen. Innsbruck: Tyrolia-Verlag 1966 (Tyrolia Geschenktaschenbücher, 28)