Unterkammeramt (Behörde)

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Erste Seite der Unterkammeramtsrechnung von 1626
Daten zur Organisation
Art der Organisation Behörde
Datum von 1485 JL
Datum bis 1848
Benannt nach
Prominente Personen Anton Behsel
PageID 2162
GND 1049668928
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Architektur
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 28.05.2021 durch WIEN1.lanm08gat
Bildname Unterkammeramt Behörde.jpg
Bildunterschrift Erste Seite der Unterkammeramtsrechnung von 1626
  • 1., Am Hof 9

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Das Unterkammeramt entstand aus dem Oberkammeramt, dessen Amtsgeschäfte die wirtschaftlichen und finanziellen Agenden der Stadt umfassten und ständig wuchsen. 1485 wurde es als eigenes Amt eingerichtet. Im Gegensatz zum Oberkammeramt hat das Unterkammeramt lediglich eine ausführende Funktion hinsichtlich technischer Angelegenheiten. Besonders durch diese Tätigkeit war es ein essentielles städtisches Amt, weil es für die Agenden der Straßensäuberung, Straßenpflege und Straßenpflasterung, der Möringen beziehungsweise Kanalisation, der Verwaltung und Erhaltung städtischer Gebäude und der Markteinrichtungen sowie das Feuerlöschwesen verantwortlich war. Der Aufgabenkreis erweiterte sich stets in Abhängigkeit von der technischen Entwicklung und deren Auswirkungen auf den Städtebau. So kamen die Wasserversorgung und die öffentliche Beleuchtung dazu.

Das Unterkammeramt als Baubehörde

Darüber hinaus war das Unterkammeramt auch die städtische Baubehörde beziehungsweise Baupolizei. Wer im städtischen Jurisdiktionsbereich ein Haus bauen oder eine Veränderung an einem bestehenden Gebäude vornehmen wollte, musste beim Stadtrat um eine Genehmigung ansuchen. Hier führte der Oberkämmerer - seit den Reformen Josephs II. der Unterkämmerer selbst - das entsprechende Referat. Im 18. Jahrhundert nahmen Ober- und Unterkämmerer in einer Kommission zusammen mit Werkleuten und den betroffenen Nachbarn, gegebenenfalls mit dem Grundrichter einen Augenschein vor. Für diese Tätigkeit war eine Taxe zu bezahlen. Neben den rechtlichen Aspekten zur Vermeidung von Nachbarschaftskonflikten wurde das wesentliche Augenmerk auf die Feuersicherheit der Gebäude gelegt. Der Stadtrat entschied aufgrund des Berichts der Kommission. Der Unterkämmerer überwachte die Bauführung. Entsprechend dem Hofkanzleidekret von 3. Jänner 1835 wurde das Unterkammeramt aus dem politisch-ökonomischen Senat ausgegliedert und ein reines Bauamt.[1] Ab 1849 führte das Unterkammeramt offiziell die Benennung 'Stadtbauamt' (Gemeinderatsbeschluss vom 9. Oktober 1849), die Bezeichnung "Unterkämmerer" wurde durch "Bau-Direktor" abgelöst.[2]

Das Personal

Das Personal und dessen Entwicklung ist demnach hauptsächlich hinsichtlich bautechnischer Angelegenheiten zu sehen. Seine Einnahmen bestanden aus Einkünften von Miethäusern, Standgeldern bei Märkten sowie der Fleischhauer, Bäcker, Lebzelter, Zuckerbäcker), Gutachtertaxen, Bestandzinsen et cetera, Ausgaben entstanden beispielsweise durch die Erhaltung städtischer Einrichtungen. Nach der Magistratsreform 1783, wurde durch ein Regierungsdekret von Joseph II. vom März 1789 der Stadtunterkämmerer in die Reihe der Magistratsräte aufgenommen. Das Personal bestand im 17. Jahrhundert aus einem Wasserknecht, Übergehern, Zimmer-, Maurer-, Pflaster- und Brunnenmeister, einem Möhrungsräumer, Stadtsäuberer, Mistrichtern und dem Scharfrichter. Nach 1683 kamen dazu noch Poliere, Adjunkte, ab 1721 vier ständige Feuerknechte. Um 1800 waren im Unterkammeramt ein Unterkämmerer (bis 1805 war das Stephan Wohlleben), ein Journalist, ein Kassier, drei Amtsschreiber, zwei Materialschreiber, drei Bauübergeher, ein Pflasteraufseher, ein Stadtzimmermeister, ein Stadtbrunnenmeister, ein Stadtmaurermeister, ein Stadtzimmerpolier, ein Maurerpolier (zum Beispiel Anton Behsel), ein Brunnenpolier und zwei Zimmerpolieradjunkten tätig. Dieser Personalstand wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts merklich erweitert.

Für weitere Informationen siehe Kämmerer, Unterkämmerer, Unterkammeramtsgebäude, Unterkammeramtsrechnung, Unterkämmerer, Stadtbauamt, und vergleiche Oberkammeramt.

Quellen

Literatur

  • Heinrich Berg: Die Baukonsensakten des Unterkammeramtes. Dokumente des Wiener Baugeschehens vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 45/2 (1990), S. 113 f.
  • Josef Pauser: Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien, in: Karl Vocelka - Anita Traninger [Hg.]: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (Peter Csendes - Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2), Wien/Köln/Weimar: 2003, S. 65 f.
  • Elfriede Sheriff: Die Ämter der Stadt Wien von 1783-1848 in verwaltungsgeschichtlicher und personeller Hinsicht. Diss. Univ. Wien. Wien 1977, S. 29-40

Einzelnachweise