Stephansfreithof

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Umgebung von St. Stephan mit dem Stephansfreithof. Rechts oben ist die Maria-Magdalena-Kapelle zu erkennen. Ausschnitt aus dem Stadtplan von Steinhausen 1710.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Friedhof
Datum von 1255
Datum bis 1732
Name seit 1587
Andere Bezeichnung Leichhof, Stephansfreithof, Steffanskirchhof
Frühere Bezeichnung
Benannt nach St. Stephan (Pfarre)
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 17597
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Mittelalter, Friedhöfe, Erzdiözese Wien, Stephansdom
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 31.10.2022 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Steinhausen_St_Stephan.jpg
Bildunterschrift Umgebung von St. Stephan mit dem Stephansfreithof. Rechts oben ist die Maria-Magdalena-Kapelle zu erkennen. Ausschnitt aus dem Stadtplan von Steinhausen 1710.

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48° 12' 30.77" N, 16° 22' 26.71" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Stephansfreithof (1.; ehemals um den Stephansdom gelegen), größte und berühmteste Totenstätte innerhalb der babenbergischen Ringmauer.

Die ältesten, mittelalterlichen Bestattungen im Bereich des späteren Stephansfreithofes lassen sich auf das 9. Jahrhundert datieren. Spätestens ab dem 10. Jahrhundert ist von christlichen Bestattungen auszugehen. Der ursprünglich von einer Mauer umgebene Stephansfreithof wird 1255 erstmals urkundlich erwähnt. Dem Bau des gotischen Chors (1304-1340) und der Erweiterung der Kirche (1359-1511) fielen Teile des Freithofgeländes zum Opfer, weshalb bereits 1309 ein Stück der Kommende des Deutschen Ordens (1., Stephansplatz 4) erworben und zum Freithofgelände umgewidmet wurde. Der Name Stephansfreithof scheint erstmals 1587 auf. Zuvor findet man für den süd-westlichen Teil (1386 und noch 1513) die Bezeichnung Leichhof, ansonsten jedoch (1566) Stephansfreithof, Steffanskirchhof.

Der Stephansdom mit dem Stephansfreithof im Jahr 1721, getuschte Federzeichnung von Salomon Kleiner

Die durch Wege voneinander getrennten Gräberfelder führten (um 1700) folgende Namen: Fürstenbühel (nördlich des Langhauses), Palmbühel (nördlich des Chors), Studentenbühel (gegen die Schulerstraße) und Römerbühel (gegen das Deutsche Haus und die Churhausgasse). Der Stephansfreithof war durch Tore, die zur Nachtzeit geschlossen wurden, zugänglich: Mesnertor (1466 neu erbaut; Zugang von der Bischofsgasse [Rotenturmstraße] zwischen Bischofshof und Mesnerhaus [das nördlichste Gebäude der bis 1792/1803 vor dem romanischen Westwerk verlaufenden Häuserzeile]), Zinnertor (auch Neidhartstor [Nähe des Neidhart-Grabdenkmals; Neidhart Fuchs ]) zwischen Kirchenschließerhaus und Domkantorei [ Kantor ]; 1466 errichtet, 1675 erneuert, 1788 abgebrochen), Stephanstor (oder Hüttentor; an der Einmündung der Churhausgasse in die Singerstraße [zwischen Nummer 5 und 7], benannt nach einer am Tor angebrachten Statue des heiligen Stephan beziehungsweise nach der nahegelegenen Dombauhütte; 1674 renoviert) und Schulertor (oder Leopoldstor; gelegen an der Ausmündung der Großen Schulerstraße zwischen Stephansplatz 5 und 6); die Tore wurden 1788 abgebrochen. Am Stephansfreithof lag die Maria-Magdalena-Kapelle, die im 14. Jahrhundert auf die unterirdische Virgilkapelle gebaut worden war.

Kaiser Maximilian I. ordnete 1510 die Einstellung der Begräbnisse auf dem Stephansfreithof an, dies wurde jedoch erst unter Ferdinand I. umgesetzt. Ab 1571 wurd ein Teil des Bürgerspitalsfriedhofes jenseits des Wienflusses außerhalb des Kärntertors als Friedhof für St. Stephan genutzt. Da dieser Teil des Friedhofs ab 1640 jedoch wieder an das Bürgerspital abgetreten werden musste, wurde der Stephansfreithof bis zu seiner endgültigen Auflassung 1732 wieder belegt.

Der Stephansfreithof wurde unter Karl VI. 1732 für Beerdigungen gesperrt. Dafür wurde auf einem Teil der Schießstätte der Neue Stephansfreithof errichtet (1784 aufgelassen). 1783 beseitigte am Stephansfreithof man die vorhandenen Gräber, brachte jedoch bedeutende Grabsteine an der Kirchenfassade an. Die vor der Westfassade der Stephanskirche stehende Häuserzeile wurde zwischen 1792 und 1803 abgebrochen (Stephansplatz). Als Franz II. 1792 von seiner Krönungsreise aus Frankfurt am Main nach Wien zurückkehrte, waren das Mesner-, Barleiher- und Kirchenschließerhaus bereits abgebrochen, sodass der Weg zum Riesentor frei war.

Literatur

  • Erich Bamer: Betrachtungen zum Bau des Wiener Stefansturms. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 4 (1949), S. 5 ff.
  • Walther Brauneis: Zur Topographie des Stephansplatzes: In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 26 (1971), S. 161 ff.
  • Albert R. von Camesina: Die Maria-Magdaiena-Capelle am Stephansfreithof zu Wien und dessen Umgebung. In: ebenda 11 (1870), S. 216 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 69
  • Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 33-35