Stephan von Wohlleben

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Kaiser Franz erhob Stephan Wohlleben den erblichen Adelsstand. Aus dem Adelsdiplom, 1801.
Daten zur Person
Personenname Wohlleben, Stephan
Abweichende Namensform
Titel Edler
Geschlecht männlich
PageID 9618
GND 129294845
Wikidata
Geburtsdatum 1751
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. Juli 1823
Sterbeort Wien
Beruf Bürgermeister der Stadt Wien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 9.09.2020 durch WIEN1.lanm08swa
Begräbnisdatum
Friedhof Allgemeiner Währinger Friedhof
Grabstelle
Bildname Wohlleben Wappen.jpg
Bildunterschrift Kaiser Franz erhob Stephan Wohlleben den erblichen Adelsstand. Aus dem Adelsdiplom, 1801.
  • 1., Am Hof 9 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Kaiserlicher Rat
  • Wirklicher Regierungsrat (Verleihung: 1810)
  • Ritterkreuz des königlich ungarischen Stephans-Ordens
  • Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (Verleihung: 1803, Übernahme: 1803)

  • Bürgermeister der Stadt Wien (1804 bis 30.07.1823)

Wohlleben Stephan (20. Juni 1801, Edler von), * um 1751 Wien, † 30. Juli 1823 Wien 1, Am Hof 9 (Dienstwohnung im Unterkammeramtsgebäude; Währinger Allgemeiner Friedhof [Grabstätte im Grabmalhain des Währinger Parks erhalten]), Magistratsrat, 1801 Stadtoberkämmerer, von 1804 bis 1823 Bürgermeister, Gattin (7. November 1778 Wien) Theresia Schober (* um 1755 Wien, † 2. Juli 1822 Wien), Sohn des evanglischen Regimentsprofosen Johann Friedrich Christian Wohlleben (* 1717 Neustadt, Sachsen, † 29. Februar 1760 Dresden) und dessen Gattin Franziska.

Er verlor frühzeitig seine Eltern und wurde deshalb im Chaosschen Waisenhaus erzogen. Im Baufach ausgebildet, trat Wohlleben 1771 als Accessist ins städtische Unterkammeramt ein, erwarb sich durch besondere Leistungen die Anerkennung seiner Vorgesetzten, wurde 1784 Unterkämmerer und noch unter Joseph II. Magistratsrat.

In den Jahren des Bürgeraufgebots betätigte er sich 1797 und 1800 als Stabsoffizier des Bürgerregiments, organisierte die Waffenübungen der Bürgerschaft, kontrollierte die Befestigungswerke sowie die Beschaffung und Einlagerung des Proviants.

Durch die Pflasterung von Straßen in der Stadt und die Verschönerung des Glacis (Pflanzung von Alleen, Anlage von Wiesen) erwarb er sich das Wohlwollen von Kaiser Franz II., der ihn 1801 (obgleich er kein juridisches Studium absolviert hatte) zum Oberkämmerer ernannte und am 20. Juni 1801 in den erblichen Adelsstand erhob. Das Wohlleben verliehene Wappen kombinierte den Wiener Kreuzschild mit dem kaiserlichen Doppeladler. Das Monogramm des Herrschers auf der Brust des Doppeladlers ist als besondere Gunst des Herrschers zu werten. Als Oberkämmerer bemühte sich Wohlleben um die Verbesserung des Wirtschaftswesens, organisierte insbesonders das Kreditwesen und erließ zu diesem Zweck eine Reihe wichtiger Instruktionen; besondere Verdienste erwarb er sich um den Bau der Albertinische Wasserleitung und um den Anschluss der in der Währinger und Alser Straße gelegenen Häuser an die bestehende Hernalser Wasserleitung; weiters verbesserte er die Straßenbeleuchtung. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Josef Georg Hörl wurde er am 30. Oktober 1804 als Bürgermeister vereidigt.

In seine Amtszeit (1804-1823) fallen die zweimalige Besetzung Wiens durch die Franzosen (1805 und 1809), die Verhandlungen mit dem Staat wegen der Entschädigungsfrage, die Finanzkrise des Jahres 1811, der Wiener Kongress (1814/1815) und die Gründung der Österreichischen Nationalbank (1816). Er hatte jedoch auch (teils ohne Erfolg) gegen die sich steigernde Bevormundung der Stadt durch die staatlichen Behörden und die Niederösterreichische Landesregierung, die als drückend empfunden wurde, sowie gegen die Anfänge des Metternichschen Polizeistaats zu kämpfen: 1808 wurde dem Äußeren Rat das Wahlrecht für die Magistratsräte und Vizebürgermeister entzogen, 1811/1812 fanden Untersuchungen der Vermögensgebarung des Magistrats statt, 1819 wurde diese einer ständigen Regierungskontrolle unterworfen. Wohlleben gelang es nicht, die Stadt aus ihrer immer misslicher werdenden Lage zu befreien, um so weniger, als er in der Wiener Bevölkerung keinen Rückhalt hatte.

Kaiserlicher Rat, Wirklicher Regierungsrat (1810), Träger hoher österreichischer und ungarischer Orden (beispieslweise Ritter des Stephans-Ordens), Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (1803). Statue von Viktor Tilgner im Festsaal des (neuen) Rathauses. Wohllebengasse.


Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Band 57,1889
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 257 ff.
  • Bürgerfeyer am 30. October 1804 bey der Einsetzung des Wohlgeborenen Herrn Stephan Edlen von Wohlleben, K.K. Rathes, Beysitzers der K.K. Hof-Commission in Wohltätigkeits-Anstalten und Ehrenmitgliedes der k.k. Akademie der bildenden Künste, in die Würde eines Bürgermeisters der K.K. Haupt- und Residenz-Stadt Wien, dann Ernennung desselben zum Obersten des löblichen Wiener Bürger-Regiments. Wien: Rötzl 1804
  • Österreichischer Wappenalmanach. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler 1969, S.24 f.
  • Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk. Band 99. 1984/85, II. Teil, S. 237
  • Anna Schmutzer: Stephan Edler v. Wohlleben. Der Bürgermeister des von den Franzosen besetzten Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1955