Sophie Nehez

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Daten zur Person
Personenname Nehez, Sophie
Abweichende Namensform Nehez, Sofie Franziska; Nehez, Sofie; Peter, Sofie Franziska; Peter, Sofie; Eckhart, Sofie Franziska; Eckhart, Sofie
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 68114
GND
Wikidata
Geburtsdatum 7. April 1882
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. Jänner 1953
Sterbeort Wien
Beruf Kinobesitzerin, Kinooperateurin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Kino, Film, Zentraltheater (Ottakring), Hanns Nehez
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 25.08.2020 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Hernals
Grabstelle Gruppe 14A, G23
Ehrengrab nein„nein“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 6., Mondscheingasse 9 (Geburtsadresse)
  • 16., Johann-Nepomuk-Berger-Platz 6 (Wohnadresse)
  • 16., Johann-Nepomuk-Berger-Platz 6 (Wirkungsadresse)
  • 19., Obersteinergasse 18-24 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Sophie Nehez, * 7. April 1882 Wien (Pfarre Mariahilf als Sofie Franziska Peter), † 13. Jänner 1953 Wien (19., Obersteinergasse 18-24, Sanatorium Görgen, letzte Wohnadresse 16., Johann-Nepomuk-Berger-Platz 6, Hernalser Friedhof), Kinobesitzersgattin, erste Kinooperateuerin Österreichs; Gatte: Leopold Nehez (* 28. Dezember 1874 Wien, † 14. Dezember 1963 Wien).

Biografie

Sophie Nehez wurde als Tochter des Maurers Franz Peter (* 21. Juli 1837 Gatterschlag, Böhmen, † 12. Juni 1911 Peigarten, Niederösterreich) und seiner Gattin Thekla, geborene Binder (* 16. September 1837 Peigarten, † 1. August 1918 Peigarten), am 7. April 1882 in 7., Mondscheingasse 9 geboren und am 13. April 1882 in Wien-Mariahilf getauft. Ihre Eltern hatten bereits am 12. Mai 1861 in Pfarre Wien-Reindorf geheiratet.

18-jährig heiratete sie am 7. Oktober 1900 Leopold Eckhart, wurde jedoch nicht einmal drei Jahre später, am 2. Juli 1903, vor dem Bezirksgericht Hietzing wieder geschieden. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits vom Schriftsetzer Leopold Nehez mit dem ersten gemeinsamen Sohn, Hanns Nehez (*23. Juli 1903 Wien als Hans Franz Peter, † seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vermisst), hochschwanger. 1905 und 1906 folgten Stefan Hermann (* 19. Februar 1905 Wien, † 14. September 1982) und Felix Leopold (* 8. August 1906 Wien, † 5. Juni 1940 bei Amiens). Alle drei Söhne wurden laut Eintragung in den Taufbüchern der Reformierten Stadtkirche H.B. von Leopold Nehez legitimiert und erhielten seinen Nachnamen, das Paar schloss jedoch erst am 9. Juli 1918 die Zivilehe vor dem Magistrat der Stadt Wien und heiratete am 27. März 1920 in der Reformierten Stadtkirche H.B.

Zu diesem Zeitpunkt waren Leopold und Sophie Nehez bereits „alte Hasen“ unter Wiens Kinobesitzern. 1904 gründete Leopold Nehez, der bis noch 1907 in seinem erlernten Beruf als Schriftsetzer in der Hof- und Verlagsbuchdruckerei Manz arbeitete, mit seinem Bruder ein Kinotheater in Wien 10. 1907 machte er sich mit einem eigenem, neu gegründetem Kino selbständig, dem Elektrotheater (auch American Bioscop) in der Ottakringer Straße 79. Noch 1909 erfolgte der Umbau von 120 auf 200 Plätze. 1911 ließen Leopold und Sophie am Johann-Nepomuk-Berger-Platz ein Gründerzeithaus errichten, das je zur Hälfte in ihrem Eigentum war, und transferierten dorthin ihre Kinolizenz. Das Kino am neuen Standort erhielt den Namen Zentraltheater. Zudem gründete er die Kino-Verbands-Filmleihanstalt.

Zwar wurde nur Leopold Nehez als Kinobesitzer angeführt und Sophie als Kinobesitzersgattin, sie stand dem Kino jedoch als Geschäftsführerin vor und arbeitete auch sonst tatkräftig im Kino mit. Bereits 1908 bestand sie als erste Frau Österreichs die Kinooperateursprüfung, sodass sie nicht nur an der Kassa des Zentraltheaters saß, sondern auch fallweise Filme vorführte.

Während der NS-Zeit wurde das Zentraltheater als „ostmärkisches“ Kino geführt. Sowohl Leopold als auch Sophie Nehez traten mit 1. Mai 1938 der NSDAP bei sowie auch der Reichsfilmkammer. Beide waren bei der Ortsgruppe Vorortelinie – allerdings ohne weitere Daten und Funktionen – eingetragen. Wie aus dem NS-Registrierungsakt hervorgeht, erhielten sie eine reguläre Mitgliedskarte und eine Mitgliedsnummer im reservierten Nummernblock zwischen 6.100.001 und 6.420.000 mit dem symbolischen, aber rechtlich bindenden Aufnahmedatum 1. Mai 1918, das sie als „Illegale“ auswies. Den Einspruch von Sophie Nehez, sie sei nur Parteianwärterin gewesen, konnte sie – schon allein dadurch, dass sie ihre Mitgliedskarte mit den bezahlten Mitgliedsbeiträgen bei der Einspruchskommission des Magistratischen Bezirksamts für den 16. Bezirk eingereicht hatte – nicht beweisen und er wurde daher abgelehnt. Nehez argumentierte jedoch ebenso wie ihr Mann, einerseits nur auf Druck der Reichsfilmkammer NSDAP-Mitglied geworden zu sein, um ihr Kino nicht zu verlieren und weiterhin die Spielbewilligung zu erhalten, und andererseits von ihren Sohn, der „lllegaler“ war und in der NSDAP eine höhere Funktion hatte sowie auch als Ratsherr in Wien tätig gewesen war, ohne ihr Wissen die Mitgliedsnummer bekommen zu haben. Im Juli 1947 wurde Sophie Nehez sie als minderbelastet eingestuft.

Der erwähnte älteste Sohn des Ehepaars Nehez, war als „Alter Kämpfer“ seit 1. Dezember 1922 in der SA sowie Mitglied der NSDAP, Träger des goldenen Ehrenzeichens, des Nürnberger Abzeichens 1929, des SA-Wehrabzeichens, des Blutordens und der „Erinnerungsmedaille an den 13.3.38“. In einem Brief vom 4. November 1938, der sich im Gauakt befindet, gab er an, dass er „seit 1. Juni 1933 hauptamtlicher S.A-Führer“ (später „SA-Oberführer der Standarte 5“) sei. Er suchte darin um finanzielle Unterstützung an, da er unter anderem seine „Ersparnissen von S 2400—für Sprengstofferzeugung im Jahre 1933 dem Truppführer v. Huttern zur Verfügung gestellt habe.“ Zudem sei er für seine Aktivitäten für die NSDAP in der Verbotszeit zu zwei Jahren schwerem Kerker, einem halben Jahr Polizeistrafe und Anhaltung in Wöllersdorf verurteilt worden. 1943 rückte er in die Wehrmacht ein und galt seit Kriegsende als vermisst wie aus einer Notiz von 1947 zu seinem Meldezettel sowie aus dem Testament (1951) im Verlassenschaftsakt seiner Mutter 1953 hervorgeht. In letzterem wird jedoch ein am 6. März 1947 geborenen Knabe als erbberechtiger sechsten Enkel aus der zweiten Ehe von Hanns Nehez angeführt und auch eine Bestätigung des Standesamtes in Münster, wonach „Johannes Franz Nehez“ in Münster wohnhaft war.

Neben ihrem ältesten Sohn Hanns war auch der jüngste, Felix, bereits in der Verbotszeit bei der NSDAP tätig und SA-Obertruppführer. Er fiel am 5. Juni 1940 südlich von Amiens.

Der zweitgeborene Sohn, Stefan Nehez, trat am 26. Februar 1938 der NSDAP bei (nach Aussage seines Vaters war er bereits seit 1922 bei der Partei), war ab 1940 eingerückt und kehrte nach seiner Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft am 28. Mai 1945 am 13. Oktober 1945 nach Wien zurück.

Nach Kriegsende übernahm das Ehepaar Nehez das Zentraltheater wieder, bevor es an ihren Sohn Stefan überging. Das Kino schloss 1966.

Sophie Nehez starb am 19. Jänner 1953 im Kranknhaus Obersteinergasse (Sanatorium Görgen), ihr Mann zehn Jahre später, am 14. Dezember 1963. Zum Zeitpunkt des Todes gehörte ihr zur Hälfte das Haus in 16., Redtenbachergasse 63.

Quellen