Johann Leopold Nehez

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Daten zur Person
Personenname Nehez, Johann Leopold
Abweichende Namensform Nehez, Leopold
Titel
Geschlecht männlich
PageID 69010
GND
Wikidata
Geburtsdatum 28. Dezember 1874
Geburtsort Wien
Sterbedatum 14. Dezember 1963
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsetzer, Kinobesitzer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Kino, Film
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 10.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum 19. Dezember 1963
Friedhof Friedhof Hernals
Grabstelle Gruppe 14A, G23
  • 16., Johann-Nepomuk-Berger-Platz 6 (Wohnadresse)
  • 16., Johann-Nepomuk-Berger-Platz 6 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Leopold Nehez, * 28. Dezember 1874 Wien, † 14. Dezember 1963 Wien (Hernalser Friedhof), Kinobesitzer, 1. Gattin (1920): Sophie Nehez, geborene Peter (* 7. April 1882 Wien, † 13. Jänner 1953 Wien), 2. Gattin (1961): Berta Nehez, geborene Pammer, ab 1947 Schmalzbauer (* 10. April 1906 Rogendorf, Ungarn, † 4. März 1969 Wien).

Biografie

Johann Leopold Nehez arbeitete als gelernter Schriftsetzer bis 1907 in der Hof- und Verlagsbuchdruckerei Manz. Daneben gehörte Nehez wie aus der "Österreichischen Film- und Kinozeitung" anlässlich seines Todes 1963 hervorging, bereits zu den Pionieren der Film- und Kinowirtschaft und hatte schon 1904/1904 "mit seinem Bruder Stefan in Favoriten das erste Kinematographenspiel veranstaltet und 1905 in der Josefstädterstraße 61 das erste ständige Kino eingerichtet." Dieses Kino umfasste 85 Plätze. Sein Fachwissen hatte er in Paris erworben, und die Filme, die er spielte, im Eigentum erworben und auch selbst vorgeführt. "Damals war es noch so, dass er nach Absolvierung des Repertoires seinen Standort [1906] verlegte und so im 10. Bezirk einen neuen Betrieb eröffnete". Der Standort dieses Kinos war in der Gudrunstraße. 1907 eröffnete Nehez, der bis dahin noch in seinem erlernten Beruf als Schriftsetzer arbeitete, ein neues Kino, das Elektrotheater (auch American Bioscop) in der Ottakringer Straße 79. Noch 1909 erfolgte der Umbau von 120 auf 200 Plätze.

Bereits um 1902 lernte Leopold Nehez seine spätere Frau Sophie Nehez kennen. 1903 kam ihr erster Sohn, Hanns Nehez (*23. Juli 1903 Wien als Hans Franz Peter, † seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vermisst) zur Welt. 1905 und 1906 folgten Stefan Hermann (* 19. Februar 1905 Wien, † 14. September 1982) und Felix Leopold (* 8. August 1906 Wien, † 5. Juni 1940 bei Amiens). Alle drei Söhne wurden laut Eintragung in den Taufbüchern der Reformierten Stadtkirche H.B. von Leopold Nehez legitimiert und erhielten seinen Nachnamen, das Paar schloss jedoch erst am 9. Juli 1918 die Zivilehe vor dem Magistrat der Stadt Wien und heiratete am 27. März 1920 in der Reformierten Stadtkirche H.B.

1910/1911 ließen Leopold und Sophie Nehez am Johann-Nepomuk-Berger-Platz ein Gründerzeithaus errichten, das je zur Hälfte in ihrem Eigentum war, und transferierten dorthin ihre Kinolizenz. Das Kino am neuen Standort mit 652 Sitzplätzen erhielt den Namen Zentraltheater. Zudem gründete er die Kino-Verbands-Filmleihanstalt. Er war darüber hinaus Gründungsmitglied der Berufsorganisation und unter dem Obmann Juhász dessen Stellvertreter im Reichsverband der Kinematographenbesitzer in Österreich.

Zwar wurde nur Leopold Nehez als Kinobesitzer angeführt und Sophie als Kinobesitzersgattin, sie stand dem Kino jedoch als Geschäftsführerin vor und arbeitete auch sonst tatkräftig im Kino mit.

Während der NS-Zeit wurde das Zentraltheater als "ostmärkisches" Kino geführt. Sowohl Leopold als auch Sophie Nehez traten mit 1. Mai 1938 der NSDAP bei sowie auch der Reichsfilmkammer. Beide waren bei der Ortsgruppe Vorortelinie – allerdings ohne weitere Daten und Funktionen – eingetragen. Wie aus dem NS-Registrierungsakt hervorgeht, erhielten sie eine reguläre Mitgliedskarte und eine Mitgliedsnummer im reservierten Nummernblock zwischen 6.100.001 und 6.420.000 mit dem symbolischen, aber rechtlich bindenden Aufnahmedatum 1. Mai 1918, das ihn als "Illegalen" auswies. Nehez argumentierte ebenso wie seine Frau, einerseits nur auf Druck der Reichsfilmkammer NSDAP-Mitglied geworden zu sein, um ihr Kino nicht zu verlieren und weiterhin die Spielbewilligung zu erhalten, und andererseits von seinem Sohn, der "lllegaler" war und in der NSDAP eine höhere Funktion hatte sowie auch als Ratsherr in Wien tätig gewesen war, ohne sein Wissen die Mitgliedsnummer bekommen zu haben. Im Juli 1947 wurde Leopold Nehez sie als minderbelastet eingestuft.

Nach Kriegsende übernahm das Ehepaar Nehez das Zentraltheater wieder, bevor es an ihren Sohn Stefan überging. Das Kino schloss 1966.

Nach dem Tod seiner Frau am 19. Jänner 1953 heiratete er am 2. Oktober 1961 ein zweites Mal. Er starb am 14. Dezember 1963. Seine zweite Frau Berta Nehez, geborene Pammer, starb am 4. März 1969 (zuletzt Wien 1, Lugeck 5/I/I/36A)

Quellen