Rundfunk: Unterschied zwischen den Versionen

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Rundfunk (offiziell auch "Rundspruchwesen").
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Rundfunk (offiziell auch "Rundspruchwesen")
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=== Von der Gründung bis 1945 ===
Gründung bis 1945: Nach dem Ansuchen von 13. September 1921 und
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Nach dem Ansuchen von 13. September 1921 und schwierigen Finanz- und Politverhandlungen erhielt ein von Dr. [[Oskar Czeija]] begründetes und durch Seipel gefördertes Konsortium die Konzession. Am 14. Juli 1924 bildete sich ein Proponentenkomitee, am 18. Juli 1924 wurde ein Telegrafengesetz erlassen, am 1. Oktober 1924 nahm die am 30. September gegründete RAVAG ("Österreichische Radio-Verkehrs AG"; Aktionäre Handelsministerium, Gemeinde Wien und regierungsabhängige Banken) den offiziellen
schwierigen Finanz- und Politverhandlungen erhielt ein von Dr.
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Sendebetrieb auf ("Hallo, hallo - hier Radio Wien"). Das Studio (14 Räume und 350-Watt-Sender mit 40 m hoher Antenne) befand sich ab Februar 1924 im heutigen Regierungsgebäude. 1925 hatte die RAVAG rund 100.000 Teilnehmer (Monatsgebühr zwei Schilling), das Studio befand sich nun l, Johannesgasse 4a. Am 30. Jänner 1926 nahm ein 7-Kilowatt-Sender auf dem Rosenhügel den Betrieb auf (drei Sendemaste mit 85 m Höhe), am 21. Dezember 1933 der 100-Kilowatt-Großsender Bisamberg. 1935-1937 wurde das [[Funkhaus]] errichtet (4). Das Programm konzentrierte sich auf gehobene Musik, Literatur und Bildung (schon 1924 "Radio-Volkshochschule", aber erst 1937 eigene Unterhaltungsabteilung). Musikchef war Max Ast, die Literatur betreute [[Hans Nüchtern]], die Wissenschaft Leopold Richtera (ab 1931 [[Rudolf Henz]]; ab 24. August 1925 gab es Direktübertragungen von den Salzburger Festspielen, ab 18. März 1925 ("Zauberflöte" aus der Staatsoper) einen mitteleuropäischen Programmaustausch, ab 1928 Sportreportagen ([[Willy Schmieger]]), 1930 erstmals ein "Nationalrat-Wahlstudio", am 25. Februar 1932 die erste Direktübertragung aus dem Parlament; am 20. Jänner 1934 wurde die Welt-Uraufführung von Lehars "Giuditta" aus der Staatsoper übertragen. Ab 1933 (auch während der Februarkämpfe 1934) stand die RAVAG (mit politisch gesäubertem Personal) im Dienst der autoritären Regierung. Am 30. Juni 1934 explodierte im Funkhaus eine von Nationalsozialisten eingeschleuste Zeitbombe; am 25. Juli 1934 stürmten die Nationalsozialisten das Studio in der Johannesgasse, am 9. März 1938 sendete die RAVAG [[Schuschnigg|Schuschniggs]] Innsbrucker Rede und am 11. März seine letzte Ansprache. Am nächsten Morgen lautete die Ansage bereits "Hier ist der deutsch-österreichische Rundfunk" ("Radio Wien" wurde der "Reichssender Wien", Innsbruck und Salzburg kamen zum Reichssender München, Dornbirn zum Reichssender Stuttgart). 1942 wurde im Funkhaus der Sendebetrieb für das besetzte Südost-Europa installiert. Die (ab 22. März 1944 stündlich gesendeten) Luftlagemeldungen wurden durch den "Kuckucksruf" eingeleitet. Am 6. April 1945 stellte der Reichssender
[[Oskar Czeija]] begründetes und durch Seipel gefördertes Konsortium
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Wien den Betrieb ein, am 13. April 1945 wurde der Sender Bisamberg von abziehender SS gesprengt.
die Konzession. Am 14. Juli 1924 bildete sich ein Proponentenkomitee,
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am 18. Juli 1924 wurde ein Telegrafengesetz
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=== Besatzungszeit (1945-1955)===
erlassen, am 1. Oktober 1924 nahm die am 30. September gegründete RAVAG
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Am 14. April 1945 begann Czeija mit 14 ehemaligen Mitarbeitern im sowjetisch besetzten Funkhaus mit dem Wiederaufbau der RAVAG; am 29. April 1945 hieß es erstmals "Achtung! Achtung! Hier ist Radio Wien", am 30. April 1945 wurde der regelmäßige Sendebetrieb aufgenommen (allerdings auf die sowjetrussische Zone [Wien, Niederösterreich, Burgenland] beschränkt und unter sowjetischer Zensur). Ab 7. Juni 1945 mußte täglich die "Russische Stunde" mit sowjetisch-kommunistischer Propaganda gesendet werden (Einstellung 27. Juli 1955). Als erster österreichische Stimme im Westen meldete sich am 1. Mai 1945 der frühere RAVAG-Mitarbeiter [[Andreas Reischek]] über einen von Partisanen besetzten Sender im Ausseerland. In Wien waren außer zwei RAVAG-Programmen noch die Sendergruppe [[Rot-Weiß-Rot]] (US; Studio Wien am 26. Juli 1955 Österreich übergeben), "Alpenland" (GB) und alliierte Soldatensender zu hören (besonders beliebt die "schräge Musik" von US-"Blue Danube Network"). Rot-Weiß-Rot besaß in Wien (Elbemühl-Pressehaus, 7, Seidengasse 13) Studios und adaptierte 1954 das [[Bürgertheater]] zu einem Funkhaus. Am 8. August 1945 wurde Czeija offiziell zum Öffentlichen Verwalter bestellt, aber schon am 17. November 1945, unter kommunistischem Druck, als angeblicher "Parteianwärter" verleumdet, von Programmplaner Dr. Siegmund Guggenberger abgelöst. Am 10. März 1952 kam die Proporzlösung: Guggenberger (ÖVP) und Dipl.-lng. Walter Füchsl (SPÖ) wurden Öffentliche Verwalter. Die seither
("Österreichische Radio-Verkehrs AG"; Aktionäre Handels-
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permanente Auseinandersetzung um die Kontrolle über den Rundfunk wurde durch die Entscheidung von Bundeskanzler Raab für den Hörfunk als ÖVP-Domäne geprägt. Sein legendärer Ausspruch zum TV - "In dös Kastl schaut eh keiner eini!" - überließ der SPÖ das Fernsehen, dessen Aufbau (Vorarbeit ab 1950) durch [[Gerhard Freund]] erfolgte. Am 19. Mai 1953 erfolgte die Umbenennung der RAVAG in "Österreichischer Rundfunk" (Signet ÖRF, ab 1967 ORF). Ab 6. August 1953 wurde aus Wien und verschiedenen Landesstudios ein von den Alliierten unabhängiges österreichisches Programm über UKW ausgestrahlt (Ansage "Radio Österreich"); am 1. September 1953 hoben die Alliierten die Rundfunkkontrolle auf. Am 5. Oktober 1954 entschied der Verfassungsgerichtshof, daß Rundfunk Bundessache sei und verhinderte damit eine staatspolitisch bedenkliche und ökonomisch ruinöse Aufsplitterung.  
ministerium, Gemeinde Wien und regierungsabhängige Banken) den offiziellen
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Sendebetrieb auf ("Hallo, hallo - hier Radio Wien"). Das
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=== Zweite Republik ===
Studio (14 Räume und 350-Watt-Sender mit 40 m hoher Antenne)
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Schneller Aufbau des Fernsehens trotz drückender Raumnot. 1955 TV Behelfsstudios in der ehemaligen Schule 12, Singrienergasse, später in Gebäuden im Schönbrunner Botanischen Garten an der Maxingstraße, 1961 das TV-Studio im [[Ronacher]]; in der Nähe des Funkhauses wurde das "Grohhaus" (4, Argentinierstraße) für das Fernsehen angemietet; 1966 erfolgte der Kauf der Film-Ateliers Rosenhügel (Verpachtung 1994 an die "Filmstadt Wien Studio-GmbH"). Am 1. August 1955 begannen Fernsehsendungen (zweites Programm ab 11. September 1961). Die 1963 erfolgte Aufteilung der Kompetenzen nach Proporz auf das ÖVP-Unterrichts- und das SPÖ-Verkehrsministerium waren Anlaß für das spektakuläre Rundfunk-Volksbegehren 1964 der parteiungebundenen Presse, die im eigenen Interesse auch eine Beschränkung der Werbung im Rundfunk forderte
befand sich ab Februar 1924 im heutigen Regierungsgebäude.
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([[Volksbegehren]]); am 8. Juli 1966 beschloß die ÖVP-Alleinregierung mit der FPÖ das neue Rundfunkgesetz (Ausschluß von Politikern von Führungspositionen, Geschäftsführung durch einen Generalintendanten [GI] mit Weisungsrecht in Programmfragen [Wahl Gerd Bachers am 3. September 1967]); die Unabhängigkeit blieb jedoch durch den von den Bundesländern dominierten und damit parteipolitisch strukturierten Aufsichtsrat der neuen GmbH eingeschränkt. Bachers Führungsteam bestand aus Dr. Alfred Hartner (Hörfunk), Dr. Helmut Zilk (TV; Ausbau des zweiten Programms), Dr. Georg Skala, später Dipl.-Ing. Norbert Wassiczek (Technik) und Helmut Lenhard (Kaufmännische Leitung); Landesintendant für Wien wurde Dr. Ernst Glaser. Der "Reform-ORF" war stark journalistisch geprägt (Alfons Dalma, Franz Kreuzer, Dr. Hugo Portisch, Karl Löbl, Kuno Knöbl, Alfred Payrleitner); Ergebnis war eine "Informationsexplosion"; Erich Sokol entwarf das ORF-Logo (1992/1994 durch eines von Neville Brody ersetzt). Für den Hörfunk wurden 1967 auf österreichische Bedürfnisse ausgerichtete Strukturprogramme entwickelt: Ö l erfüllte den Kultur- und Bildungsauftrag des
1925 hatte die RAVAG rund 100.000 Teilnehmer (Monatsgebühr
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staatlichen Monopolsenders (1969 Gründung des ORF-Symphonieorchesters), Ö 2 (Regionalprogramm) war den Grundprinzipien des föderativen Bundesstaats verpflichtet, Ö 3 wurde als modernes Musik- und Informationsmedium mit stündlichen Nachrichten installiert. Dazu kamen noch das Fremdsprachen-Kurzwellen-Programm Radio Österreich International und später "Blue Danube"-Radio ("FM 4") mit einem Jugend-Musik-Programm. Das Fernsehen wurde zu zwei Vollprogrammen (mit erstmals in Europa täglich ausgestrahlten Kulturberichten) ausgebaut. Die Berichterstattung vom "Prager Frühling" 1968 war eine international anerkannte Spitzenleistung. Am 1. Jänner 1969 begann das Farb-TV-Versuchsprogramm. Die mit [[Erich Neuberg]] begonnene Fernsehspiel-Produktion wurde durch Zilk zu vielfach preisgekrönten Co-Produktionen mit ZDF, ARD
2 Schilling), das Studio befand sich nun l, Johannesgasse 4a.
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und SRG erweitert (1972-1994 Realisierung von 724 Projekten mit einem österreichischen Kostenanteil von fast 1,4 Milliarden Schilling). Im Rahmen eines 10-Jahres-Investitionsplans (1967) begann 1968 der Bau des [[ORF-Zentrum|ORF-Zentrums]]; den Wettbewerb für Landesstudios gewann Gustav Peichl. Unter der Regierung [[Kreisky]] kam zum Gebot der Objektivität die ausdrücklich gesellschaftspolitische Forderung nach "ausgewogener" und "umfassender" Information sowie "Meinungsvielfalt" bis hin zu den Randerscheinungen im öffentlichen Leben. Gegen den Widerstand Bachers beschloß die SPÖ am 10. Juli 1974 allein (nach einem Rückzieher von ÖVP und FPÖ) ein neues
Am 30. Jänner 1926 nahm ein 7-kiloWatt-Sender auf dem Rosenhügel
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Rundfunkgesetz, das einerseits die Unabhängigkeit des Rundfunks durch ein Verfassungsgesetz absicherte, andererseits das Schwergewicht aus den Ländern ins Parlament verlegte. Der ORF wurde in eine Körperschaft öffentlichen Rechts umgewandelt, dem Generalintendanten das Weisungsrecht für das Programm entzogen, der Aufsichtsrat
den Betrieb auf (drei Sendemaste mit 85 m Höhe), am
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durch ein Kuratorium ersetzt sowie eine Hörer- und Sehervertretung und eine Juristische Kommission zur Wahrung des Rundfunkgesetzes geschaffen. Eine Schlüsselrolle erhielt der mit fünf Mitgliedern im Kuratorium vertretene Zentralbetriebsrat (dessen Stimmen 1974 und 1986 über Bachers Abwahl sowie 1978 und 1990 über seine Wiederwahl entschieden). Als Bachers Nachfolger wurde am 11. Oktober 1974 mit 16:14 Stimmen Dr. Otto Oberhammer provisorisch und am 10. Jänner 1975 definitiv gewählt; das am 14. Oktober gewählte Direktorium bestand aus Gerhard Weis (FS 1), Franz Kreuzer (FS 2), Wolf In der Maur (Hörfunk), Wassiczek (Technik) und Dr. Walter Skala (Kaufmännische Leitung); Wiener Landesintendant wurde Gundomar Eibegger. Kreiskys Vorstellungen entsprachen neue Sendungen, wie der damals sensationelle, im gesamten deutschen Sprachraum kopierte "Club 2", die Jugendsendung "Ohne Maulkorb" und die Service-Leiste "Wir". Die von Oberhammer favorisierte TV-Regionalisierung wurde von der SPÖ nur
21. Dezember 1933 der 100-kiloWatt-Großsender Bisamberg. 1935-1937
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zögernd mitgetragen. 1978, nach SPÖ-internen Differenzen, unterlag Oberhammer dem sich neuerlich bewerbenden Bacher (provisorische Wahl am 28. September 1978 mit 16:14 Stimmen). Die am 13. Oktober 1978 gewählten Intendanten waren Podgorski (FS 1) und Ernst Wolfram Marboe (FS 2); als Podgorski wenig später auf eigenen Wunsch ausschied, folgte ihm In der Maur (sein Nachfolger beim Hörfunk wurde Ernst Grissemann). Bacher ging sofort daran, durch Neuordnung der Programmschiene statt zwei einander konkurrenzierenden Vollprogrammen ein Programm auf zwei Kanäle verteilt zu realisieren. Der Erfolg gab ihm recht, und Kreisky ließ ihn gewähren. Am 22. September 1982 wurde er mit 25 Stimmen (Zweidrittelmehrheit) zum Generalintendaten wiedergewählt. Die Landesintendanz Wien übernahm Othmar Urban. Ab 1980 gibt es ein Teletext-Vollprogramm (1995 täglich bis 1.200 Seiten). Am 1. Dezember 1984 begann die teilweise TV-Ausstrahlung über das Satellitenprogramm 3SAT (gemeinsam mit SRG, ZDF und seit 1993 ARD). Ab 1974 verstärkte sich die Konfliktsituation mit den Printmedien, die später eigene Radio- und TV-Ambitionen entwickelten. 1984 revidierte die Regierung Sinowatz nach zweijährigen Bemühungen Bachers Kreiskys Rundfunkgesetz von 1974. Die TV-Doppelintendanz wurde durch eine Informationsintendanz (Kreuzer) und eine Programmintendanz (Marboe) für alle anderen Sendungen ersetzt; In der Maur schied aus. Der ORF mußte die Regelung mit einer Aufstockung des Kuratoriums auf 35 Mitglieder und einen dadurch wachsendem Regierungseinfluß honorieren. Die ORF-Berichterstattung über Turbulenzen in der "Kleinen Koalition" (Hainburger Aubesetzung,  
wurde das [[Funkhaus]] errichtet (4). Das Programm konzentrierte
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VÖEST-Krise) führten Ende 1985 zu Spannungen zwischen Sinowatz und Bacher. Nach dem Eintritt von Kreuzer in die Regierung akzeptierte es Bacher zunächst, den als seinen Nachfolger vorgesehenen Sportchef Podgorski zum Informationsintendanten zu bestellen, lehnte dann aber ab und berief Johannes Kunz. Daraufhin wählte das Kuratorium am 6. Juli 1986 mit 25:10 Stimmen Podgorski zum Generalintendanten. Die Leitung bestand weiterhin aus Marboe (Programm), Kunz (Information) und Grissemann (Hörfunk), neu gewählt wurden Dr. Peter Radi (ÖVP; kaufmännischer Direktor) und Heinz Doucha (SPÖ; technischer Direktor); zum Generalsekretär bestellte Podgorski den Sinowatz-Sekretär Gerhard Zeiler, dem er einen Großteil der Geschäftsführung überließ. Unter Podgorski wurde die Lokalisierung der Programmgestaltung vorangetrieben. Eine besonders erfolgreiche Innovation waren die "Seitenblicke". Ab 1985 sah sich der ORF mit der wachsenden Konkurrenz privater Kommerzsender und einer mit zunehmender Erbitterung
sich auf gehobene Musik, Literatur und Bildung (schon
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geführten Monopol-Diskussion konfrontiert. 1989 sprach sich der Rechnungshof aus ökonomischen Erwägungen für das Monopol aus, im selben Jahr hatte ein FPÖ-Volksbegehren
1924 "Radio-Volkshochschule", aber erst 1937 eigene Unterhaltungsabteilung).
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gegen das Monopol wenig Erfolg. Im Überlebenskampf gegen die Konkurrenz über Kabel und Satellit und gegen die Zerschlagung des ORF als öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Musikchef war Max Ast, die Literatur betreute [[Hans
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wurde Bacher nochmals zurückgeholt (Wahl zum provisorischen Generalintendanten am 13. Juli 1990 mit 22:13 Stimmen, definitive Wahl am 25. Oktober 1990 mit 23:11 Stimmen). Die Geschäftsführung (Marboe, Kunz, Doucha, Radi) blieb bis auf einen neuen Hörfunkintendanten (Dr. Rudolf Nagiller) unverändert. Dem Studio-Wien-Chef Othmar Urban folgte Gerhard Weis. 1992 wurde "Radio Wien" als gesondertes Großstadt-Programm mit eigener Information, Kultur, Unterhaltung und Service neu strukturiert. Am 17. September 1993 enthob das Kuratorium gegen ÖVP-Protest den Programmintendanten Marboe seines Amts; die Folge war ein zerstrittenes Kuratorium, in dem Bachers Reform- und Einsparungsanträge unerledigt blieben. Da Bacher nicht mehr kandidieren wollte, wurde nach heftigen Kontroversen und mehreren Durchgängen der sozialdemokratische Kandidat Gerhard Zeiler, zuletzt Chef des deutschen Kommerzsenders RTL 2, mit 20:13 Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen provisorisch und am 17. Oktober 1994 mit 31 Stimmen definitiv gewählt. "Radio Wien"-Chef wurde Dr. Reinhard Scolik. 1994 betrug die ORF-Bilanzsumme 13.051 Milliarden Schilling (43% der Einnahmen aus Gebühren, 47%
Nüchtern]], die Wissenschaft Leopold Richtera (ab 1931 [[Rudolf
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aus Werbung, 10% aus sonstigen Erträgen.) Netto-Anlagevermögen Ende 1994: 9,729 Milliarden. 1994 lieferte der ORF 14.864 Stunden TV- und 64.921 Stunden Radio-Programme.
Henz]]; ab 24. August 1925 gab es Direktübertragungen von
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1986-1994 wurden für die Aufarbeitung österreichischer Zeitgeschichte 400 Milliarden Schilling aufgewendet. 1994 flossen 800 Mio Schilling in die private österreichische Filmwirtschaft. Für die in der Europäischen Gemeinschaft geforderten privaten Radio- und TV-Sender erarbeitete die Regierung Anfang 1997 einen restriktiven Gesetzesentwurf, der Medienkonzentration und Vorteile gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verhindern soll.  
den Salzburger Festspielen, ab 18. März 1925 ("Zauberflöte" aus
 
der Staatsoper) einen mitteleuropäischen Programmaustausch,
 
ab 1928 Sportreportagen ([[Willy Schmieger]]), 1930
 
erstmals ein "Nationalrat-Wahlstudio", am 25. Februar 1932 die erste Direktübertragung aus dem Parlament; am 20. Jänner 1934 wurde die
 
Welt-Uraufführung von Lehars "Giuditta" aus der Staatsoper übertragen.
 
Ab 1933 (auch während der Februarkämpfe 1934)
 
stand die RAVAG (mit politisch gesäubertem Personal) im
 
Dienst der autoritären Regierung. Am 30. Juni 1934 explodierte
 
im Funkhaus eine von Nationalsozialisten eingeschleuste Zeitbombe;
 
am 25. Julia 1934 stürmten die Nationalsozialisten das Studio in der Johannesgasse,
 
am 9. März 1938 sendete die RAVAG [[Schuschnigg|Schuschniggs]]
 
Innsbrucker Rede und am 11. März seine letzte Ansprache.
 
Am nächsten Morgen lautete die Ansage bereits
 
"Hier ist der deutsch-österreichische Rundfunk" ("Radio Wien" wurde der
 
"Reichssender Wien", Innsbruck und Salzburg kamen zum Reichssender
 
München, Dornbirn zum Reichssender Stuttgart).
 
1942 wurde im Funkhaus der Sendebetrieb für das besetzte
 
Südost-Europa installiert. Die (ab 22. März 1944 stündlich
 
gesendeten) Luftlagemeldungen wurden durch den "Kuckucksruf'
 
eingeleitet. Am 6. April 1945 stellte der Reichssender
 
Wien den Betrieb ein, am 13. April 1945 wurde der Sender
 
Bisamberg von abziehender SS gesprengt.  
 
  2) Besatzungszeit
 
(1945-1955): Am 14. April 1945 begann Czeija mit 14
 
ehemaligen Mitarbeitern im Sowjetisch besetzten Funkhaus mit dem
 
Wiederaufbau der RAVAG; am 29. April 1945 hieß es erstmals
 
"Achtung! Achtung! Hier ist Radio Wien", am 30. April 1945
 
wurde der regelmäßige Sendebetrieb aufgenommen (allerdings
 
auf die sowjetrussische Zone [Wien, Niederösterreich, Burgenland] beschränkt
 
und unter Sowjetischer Zensur). Ab 7. Juni 1945 mußte täglich die
 
"Russische Stunde" mit sowjetisch-kommunistischer Propaganda gesendet
 
werden (Einstellung 27. Juli 1955). Als erster österreichische
 
Stimme im Westen meldete sich am 1. Mai 1945 der frühere
 
RAVAG-Mitarbeiter [[Andreas Reischek]] über einen von
 
Partisanen besetzten Sender im Ausseerland. In Wien waren
 
außer zwei RAVAG-Programmen noch die Sendergruppe
 
[[Rot-Weiß-Rot]] (US; Studio Wien am 26. Julia 1955 Österreich
 
übergeben), "Alpenland" (GB) und alliierte Soldatensender
 
zu hören (besonders beliebt die "schräge Musik" von US-"Blue
 
Danube Network"). Rot-Weiß-Rot besaß in Wien (Elbemühl-Pressehaus,
 
7, Seidengasse 13) Studios und adaptierte 1954 das
 
[[Bürgertheater]] zu einem Funkhaus. Am 8. August 1945
 
wurde Czeija offiziell zum Öffentlichen Verwalter bestellt, aber schon
 
am 17. November 1945, unter kommunistischem Druck, als angeblicher
 
"Parteianwärter" verleumdet, von Programmplaner Dr.
 
Siegmund Guggenberger abgelöst. Am 10. März 1952 kam
 
die Proporzlösung: Guggenberger (ÖVP) und Dipl.-lng.
 
Walter Füchsl (SPÖ) wurden Öffentliche Verwalter. Die seither
 
permanente Auseinandersetzung um die Kontrolle über
 
den Rundfunk wurde durch die Entscheidung von Bundeskanzler
 
Raab für den Hörfunk als ÖVP-Domäne geprägt. Sein legendärer
 
Ausspruch zum TV - "In dös Kastl schaut eh
 
keiner eini!" - überließ der SPÖ das Fernsehen, dessen
 
Aufbau (Vorarbeit ab 1950) durch [[Gerhard Freund]] erfolgte.
 
Am 19. Mai 1953 erfolgte die Umbenennung der RAVAG
 
in "Österreichischer Rundfunk" (Signet ÖRF, ab 1967 ORF).
 
Ab 6. August 1953 wurde aus Wien und verschiedenen Landesstudios ein
 
von den Alliierten unabhängiges österreichisches Programm über
 
UKW ausgestrahlt (Ansage "Radio Österreich"); am 1. September
 
1953 hoben die Alliierten die Rundfunkkontrolle auf. Am 5. Oktober
 
1954 entschied der Verfassungsgerichtshof, daß Rundfunk Bundessache
 
sei und verhinderte damit eine staatspolitisch bedenklich und ökonomisch
 
ruinöse Aufsplitterung.  
 
3) 2. Republik: Schneller
 
Aufbau des Fernsehens trotz drückender Raumnot. 1955
 
TV Behelfsstudios in der ehemaligen Schule 12, Singrienergasse,
 
später in Gebäuden im Schönbrunner Botanischen Garten an
 
der Maxingstraße, 1961 das TV-Studio im [[Ronacher]]; in
 
der Nähe des Funkhauses wurde das "Grohhaus" (4, Argentinierstraße)
 
für das Fernsehen angemietet; 1966 erfolgte
 
der Kauf der Film-Ateliers Rosenhügel (Verpachtung 1994
 
an die "Filmstadt Wien Studio-GmbH"). Am 1. August 1955 begannen
 
Fernsehsendungen (zweites Programm ab 11. September 1961).
 
Die 1963 erfolgte Aufteilung der Kompetenzen nach Proporz
 
auf das ÖVP-Unterrichts- und das SPÖ-Verkehrsministerium
 
waren Anlaß für das spektakuläre Rundfunk-Volksbegehren
 
1964 der parteiungebundenen Presse, die im eigenen
 
Interesse auch eine Beschränkung der Werbung im Rundfunk forderte
 
([[Volksbegehren]]); am 8. Juli 1966 beschloß die
 
ÖVP-Alleinregierung mit der FPÖ das neue Rundfunkgesetz (Ausschluß
 
von Politikern von Führungspositionen, Geschäftsführung
 
durch einen Generalintendanten [GI] mit Weisungsrecht
 
in Programmfragen [Wahl Gerd Bachers am 3. September 1967]);
 
die Unabhängigkeit blieb jedoch durch den von den Bundesländern
 
dominierten und damit parteipolitisch strukturierten
 
Aufsichtsrat der neuen GmbH eingeschränkt. Bachers
 
Führungsteam bestand aus Dr. Alfred Hartner (Hörfunk),
 
Dr. Helmut Zilk (TV; Ausbau des zweiten Programms), Dr.
 
Georg Skala, später Dipl.-Ing. Norbert Wassiczek (Technik)
 
und Helmut Lenhard (Kaufmännische Leitung); Landesintendant
 
für Wien wurde Dr. Ernst Glaser. Der "Reform-ORF
 
war stark Journalistisch geprägt (Alfons Dalma, Franz Kreuzer,
 
Dr. Hugo Portisch, Karl Löbl, Kuno Knöbl, Alfred
 
Payrleitner); Ergebnis war eine "Informationsexplosion";
 
Erich Sokol entwarf das ORF-Logo (1992/1994 durch eines
 
von Neville Brody ersetzt). Für den Hörfunk wurden 1967
 
auf österreichische Bedürfnisse ausgerichtete Strukturprogramme
 
entwickelt: Ö l erfüllte den Kultur- und Bildungsauftrag des
 
staatlichen Monopolsenders (1969 Gründung des ORF-Symphonieorchesters),
 
Ö 2 (Regionalprogramm) war den
 
Grundprinzipien des föderativen Bundesstaats verpflichtet,
 
Ö 3 wurde als modernes Musik- und Informationsmedium
 
mit stündlichen Nachrichten installiert. Dazu kamen
 
noch das Fremdsprachen-Kurzwellen-Programm Radio
 
Österreich International und später "Blue Danube"-Radio
 
("FM 4") mit einem Jugend-Musik-Programm. Das Fernsehen
 
wurde zu zwei Vollprogrammen (mit erstmals in Europa
 
täglich ausgestrahlten Kulturberichten) ausgebaut. Die Berichterstattung
 
vom "Prager Frühling" 1968 war eine international
 
anerkannte Spitzenleistung. Am 1. Jänner 1969 begann das
 
Farb-TV-Versuchsprogramm. Die mit [[Erich Neuberg]]
 
begonnene Fernsehspiel-Produktion wurde durch Zilk zu
 
vielfach preisgekrönten Co-Produktionen mit ZDF, ARD
 
und SRG erweitert (1972-1994 Realisierung von 724 Projekten
 
mit einem österreichischen Kostenanteil von fast 1,4 Mia Schilling). Im
 
Rahmen eines 10-Jahres-Investitionsplans (1967) begann
 
1968 der Bau des [[ORF-Zentrum|ORF-Zentrums]]; den Wettbewerb für
 
Landesstudios gewann Gustav Peichl. Unter der Regierung
 
[[Kreisky]] kam zum Gebot der Objektivität die ausdrücklich
 
gesellschaftspolitische Forderung nach "ausgewogener" und
 
"umfassender" Information sowie "Meinungsvielfalt" bis
 
hin zu den Randerscheinungen im öffentlichen Leben. Gegen
 
den Widerstand Bachers beschloß die SPÖ am 10. Juli 1974
 
allein (nach einem Rückzieher von ÖVP und FPÖ) ein neues
 
Rundfunkgesetz, das einerseits die Unabhängigkeit des Rundfunks durch
 
ein Verfassungsgesetz absicherte, andererseits das Schwergewicht
 
aus den Ländern ins Parlament verlegte. Der ORF wurde
 
in eine Körperschaft öffentlichen Rechts umgewandelt, dem Generalintendanten
 
das Weisungsrecht für das Programm entzogen, der Aufsichtsrat
 
durch ein Kuratorium ersetzt sowie eine Hörer- und
 
Sehervertretung und eine Juristische Kommission zur Wahrung des
 
Rundfunkgesetzes geschaffen. Eine Schlüsselrolle erhielt der mit fünf
 
Mitgliedern im Kuratorium vertretene Zentralbetriebsrat
 
(dessen Stimmen 1974 und 1986 über Bachers Abwahl sowie
 
1978 und 1990 über seine Wiederwahl entschieden). Als
 
Bachers Nachfolger wurde am 11. Oktober 1974 mit 16:14 Stimmen
 
Dr. Otto Oberhammer provisorisch und am 10. Jänner 1975 definitiv gewählt;
 
das am 14. Oktober gewählte Direktorium bestand aus
 
Gerhard Weis (FS 1), Franz Kreuzer (FS 2), Wolf In der
 
Maur (Hörfunk), Wassiczek (Technik) und Dr. Walter Skala
 
(Kaufmännische Leitung); Wiener Landesintendant wurde Gundomar
 
Eibegger. Kreiskys Vorstellungen entsprachen neue Sendungen,
 
wie der damals sensationelle, im gesamten deutschen Sprachraum
 
kopierte "Club 2", die Jugendsendung "Ohne Maulkorb"
 
und die Service-Leiste "Wir". Die von Oberhammer
 
favorisierte TV-Regionalisierung wurde von der SPÖ nur
 
zögernd mitgetragen. 1978, nach SPÖ-internen Differenzen,
 
unterlag Oberhammer dem sich neuerlich bewerbenden
 
Bacher (provisorische Wahl am 28. September 1978 mit 16:14 Stimmen).
 
Die am 13. Oktober 1978 gewählten Intendanten waren Podgorski
 
(FS 1) und Ernst Wolfram Marboe (FS 2); als Podgorski
 
wenig später auf eigenen Wunsch ausschied, folgte
 
ihm In der Maur (sein Nachfolger beim Hörfunk wurde Ernst
 
Grissemann). Bacher ging sofort daran, durch Neuordnung
 
der Programmschiene statt zwei einander konkurrenzierenden
 
Vollprogrammen ein Programm auf zwei Kanäle verteilt
 
zu realisieren. Der Erfolg gab ihm recht, und Kreisky
 
ließ ihn gewähren. Am 22. September 1982 wurde er mit 25 Stimmen
 
(Zweidrittelmehrheit) zum Generalintendaten wiedergewählt. Die
 
Landesintendanz Wien übernahm Othmar Urban. Ab 1980
 
gibt es ein Teletext-Vollprogramm (1995 täglich bis 1.200
 
Seiten). Am 1. Dezember 1984 begann die teilweise TV-Ausstrahlung
 
über das Satellitenprogramm 3SAT (gemeinsam mit SRG, ZDF
 
und seit 1993 ARD). Ab 1974 verstärkte sich die Konfliktsituation
 
mit den Printmedien, die später eigene Radio- und
 
TV-Ambitionen entwickelten. 1984 revidierte die Regierung Sinowatz
 
nach zweijähriger Bemühungen Bachers Kreiskys
 
Rundfunkgesetz von 1974. Die TV-Doppelintendanz wurde
 
durch eine Informationsintendanz (Kreuzer) und eine Programmintendanz
 
(Marboe) für alle anderen Sendungen
 
ersetzt; In der Maur schied aus. Der ORF mußte die Regelung
 
mit einer Aufstockung des Kuratoriums auf 35
 
Mitglieder und einen dadurch wachsendem Regierungseinfluß honorieren.
 
Die ORF-Berichterstattung über Turbulenzen in
 
der "Kleinen Koalition" (Hainburger Aubesetzung, VÖ-
 
EST-Krise) führten Ende 1985 zu Spannungen zwischen Sinowatz
 
und Bacher. Nach dem Eintritt von Kreuzer in die Regierung akzeptierte
 
es Bacher zunächst, den als seinen Nachfolger vorgesehenen
 
Sportchef Podgorski zum Informationsintendanten
 
zu bestellen, lehnte dann aber ab und berief Johannes Kunz.
 
Daraufhin wählte das Kuratorium am 6. Julia 1986 mit 25:10
 
Stimmen Podgorski zum Generalintendanten. Die Leitung bestand weiterhin
 
aus Marboe (Programm), Kunz (Information) und Grissemann
 
(Hörfunk), neu gewählt wurden Dr. Peter Radi
 
(ÖVP; kaufmännischer Direktor) und Heinz Doucha (SPÖ; technischer Direktor);
 
zum Generalsekretär bestellte Podgorski den Sinowatz-
 
Sekretär Gerhard Zeiler, dem er einen Großteil der Geschäftsführung
 
überließ. Unter Podgorski wurde die Lokalisierung
 
der Programmgestaltung vorangetrieben. Eine
 
besonders erfolgreiche Innovation waren die "Seitenblicke". Ab 1985
 
sah sich der ORF mit der wachsenden Konkurrenz privater Kommerzsender und einer mit zunehmender Erbitterung
 
geführten Monopol-Diskussion konfrontiert. 1989
 
sprach sich der Rechnungshof aus ökonomischen Erwägungen
 
für das Monopol aus, im selben Jahr hatte ein FPÖ-Volksbegehren
 
gegen das Monopol wenig Erfolg. Im Überlebenskampf
 
gegen die Konkurrenz über Kabel und Satellit und
 
gegen die Zerschlagung des ORF als öffentlich-rechtlicher Rundfunk
 
wurde Bacher nochmals zurückgeholt (Wahl zum provisorsichen Generalintendanten
 
am 13. Juli 1990 mit 22:13 Stimmen, definitive Wahl am
 
25. Oktober 1990 mit 23:11 Stimmen). Die Geschäftsführung
 
(Marboe, Kunz, Doucha, Radi) blieb bis auf einen neuen
 
Hörfunkintendanten (Dr. Rudolf Nagiller) unverändert.
 
Dem Studio-Wien-Chef Othmar Urban folgte Gerhard Weis.
 
1992 wurde "Radio Wien" als gesondertes Großstadt-Programm
 
mit eigener Information, Kultur, Unterhaltung und
 
Service neu strukturiert. Am 17. September 1993 enthob das Kuratorium
 
gegen ÖVP-Protest den Programmintendanten
 
Marboe seines Amts; die Folge war ein zerstrittenes Kuratorium,
 
in dem Bachers Reform- und Einsparungsanträge
 
unerledigt blieben. Da Bacher nicht mehr kandidieren
 
wollte, wurde nach heftigen Kontroversen und mehreren Durchgängen
 
der sozialdemokratische Kandidat Gerhard Zeiler, zuletzt Chef
 
des deutschen Kommerzsenders RTL 2, mit 20:13 Stimmen bei zwei
 
Stimmenthaltungen provisorisch und am 17. Oktober 1994 mit 31 Stimmen
 
definitiv gewählt. "Radio Wien"-Chef wurde Dr.
 
Reinhard Scolik. 1994 betrug die ORF-Bilanzsumme
 
13.051 Mia Schilling (43% der Einnahmen aus Gebühren, 47%
 
aus Werbung, 10% aus sonstigen Erträgen.) Netto-Anlagevermögen
 
Ende 1994: 9,729 Mia. 1994 lieferte der ORF 14.864
 
Stunden TV- und 64.921 Stunden Radio-Programme.
 
1986-1994 wurden für die Aufarbeitung österreichischer Zeitgeschichte
 
400 Mia Schilling aufgewendet. 1994 flossen 800 Mio Schilling
 
in die private österreichische Filmwirtschaft. Für die in der Europäischen Gemeinschaft geforderten
 
privaten Radio- und TV-Sender erarbeitete die
 
Regierung Anfang 1997 einen restriktiven Gesetzesentwurf, der Medienkonzentration
 
und Vorteile gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk
 
verhindern soll.  
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
Lit.: Andics-Ergert-Kriechbaum, Die Gesch .des österr. R.s (4
+
* Andics / Ergert / Kriechbaum, Die Geschichte des österreichischen Rundfunks. 4 Bände. <sup>2</sup>1994
Bde., 21994); Medien-Berichte 1-4 (zuletzt 1993); ORF-Almanache
+
* Medien-Berichte 1-4 (zuletzt 1993)
(zuletzt 1996); bei der ORF-Medienforschung gesammelte,
+
* ORF-Almanache (zuletzt 1996)
ungedruckte Materialien. - Ernst Glaser, Die „Russ. Stunde" in
+
* bei der ORF-Medienforschung gesammelte, ungedruckte Materialien
Radio W. (1945-55), in: WGB11. 46 (1991), l ff.
+
* Ernst Glaser: Die "Russische Stunde" in Radio Wien (1945-1955). In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 46 (1991), S. l ff.

Version vom 27. Juli 2013, 20:50 Uhr

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Rundfunk (offiziell auch "Rundspruchwesen")

Von der Gründung bis 1945

Nach dem Ansuchen von 13. September 1921 und schwierigen Finanz- und Politverhandlungen erhielt ein von Dr. Oskar Czeija begründetes und durch Seipel gefördertes Konsortium die Konzession. Am 14. Juli 1924 bildete sich ein Proponentenkomitee, am 18. Juli 1924 wurde ein Telegrafengesetz erlassen, am 1. Oktober 1924 nahm die am 30. September gegründete RAVAG ("Österreichische Radio-Verkehrs AG"; Aktionäre Handelsministerium, Gemeinde Wien und regierungsabhängige Banken) den offiziellen Sendebetrieb auf ("Hallo, hallo - hier Radio Wien"). Das Studio (14 Räume und 350-Watt-Sender mit 40 m hoher Antenne) befand sich ab Februar 1924 im heutigen Regierungsgebäude. 1925 hatte die RAVAG rund 100.000 Teilnehmer (Monatsgebühr zwei Schilling), das Studio befand sich nun l, Johannesgasse 4a. Am 30. Jänner 1926 nahm ein 7-Kilowatt-Sender auf dem Rosenhügel den Betrieb auf (drei Sendemaste mit 85 m Höhe), am 21. Dezember 1933 der 100-Kilowatt-Großsender Bisamberg. 1935-1937 wurde das Funkhaus errichtet (4). Das Programm konzentrierte sich auf gehobene Musik, Literatur und Bildung (schon 1924 "Radio-Volkshochschule", aber erst 1937 eigene Unterhaltungsabteilung). Musikchef war Max Ast, die Literatur betreute Hans Nüchtern, die Wissenschaft Leopold Richtera (ab 1931 Rudolf Henz; ab 24. August 1925 gab es Direktübertragungen von den Salzburger Festspielen, ab 18. März 1925 ("Zauberflöte" aus der Staatsoper) einen mitteleuropäischen Programmaustausch, ab 1928 Sportreportagen (Willy Schmieger), 1930 erstmals ein "Nationalrat-Wahlstudio", am 25. Februar 1932 die erste Direktübertragung aus dem Parlament; am 20. Jänner 1934 wurde die Welt-Uraufführung von Lehars "Giuditta" aus der Staatsoper übertragen. Ab 1933 (auch während der Februarkämpfe 1934) stand die RAVAG (mit politisch gesäubertem Personal) im Dienst der autoritären Regierung. Am 30. Juni 1934 explodierte im Funkhaus eine von Nationalsozialisten eingeschleuste Zeitbombe; am 25. Juli 1934 stürmten die Nationalsozialisten das Studio in der Johannesgasse, am 9. März 1938 sendete die RAVAG Schuschniggs Innsbrucker Rede und am 11. März seine letzte Ansprache. Am nächsten Morgen lautete die Ansage bereits "Hier ist der deutsch-österreichische Rundfunk" ("Radio Wien" wurde der "Reichssender Wien", Innsbruck und Salzburg kamen zum Reichssender München, Dornbirn zum Reichssender Stuttgart). 1942 wurde im Funkhaus der Sendebetrieb für das besetzte Südost-Europa installiert. Die (ab 22. März 1944 stündlich gesendeten) Luftlagemeldungen wurden durch den "Kuckucksruf" eingeleitet. Am 6. April 1945 stellte der Reichssender Wien den Betrieb ein, am 13. April 1945 wurde der Sender Bisamberg von abziehender SS gesprengt.

Besatzungszeit (1945-1955)

Am 14. April 1945 begann Czeija mit 14 ehemaligen Mitarbeitern im sowjetisch besetzten Funkhaus mit dem Wiederaufbau der RAVAG; am 29. April 1945 hieß es erstmals "Achtung! Achtung! Hier ist Radio Wien", am 30. April 1945 wurde der regelmäßige Sendebetrieb aufgenommen (allerdings auf die sowjetrussische Zone [Wien, Niederösterreich, Burgenland] beschränkt und unter sowjetischer Zensur). Ab 7. Juni 1945 mußte täglich die "Russische Stunde" mit sowjetisch-kommunistischer Propaganda gesendet werden (Einstellung 27. Juli 1955). Als erster österreichische Stimme im Westen meldete sich am 1. Mai 1945 der frühere RAVAG-Mitarbeiter Andreas Reischek über einen von Partisanen besetzten Sender im Ausseerland. In Wien waren außer zwei RAVAG-Programmen noch die Sendergruppe Rot-Weiß-Rot (US; Studio Wien am 26. Juli 1955 Österreich übergeben), "Alpenland" (GB) und alliierte Soldatensender zu hören (besonders beliebt die "schräge Musik" von US-"Blue Danube Network"). Rot-Weiß-Rot besaß in Wien (Elbemühl-Pressehaus, 7, Seidengasse 13) Studios und adaptierte 1954 das Bürgertheater zu einem Funkhaus. Am 8. August 1945 wurde Czeija offiziell zum Öffentlichen Verwalter bestellt, aber schon am 17. November 1945, unter kommunistischem Druck, als angeblicher "Parteianwärter" verleumdet, von Programmplaner Dr. Siegmund Guggenberger abgelöst. Am 10. März 1952 kam die Proporzlösung: Guggenberger (ÖVP) und Dipl.-lng. Walter Füchsl (SPÖ) wurden Öffentliche Verwalter. Die seither permanente Auseinandersetzung um die Kontrolle über den Rundfunk wurde durch die Entscheidung von Bundeskanzler Raab für den Hörfunk als ÖVP-Domäne geprägt. Sein legendärer Ausspruch zum TV - "In dös Kastl schaut eh keiner eini!" - überließ der SPÖ das Fernsehen, dessen Aufbau (Vorarbeit ab 1950) durch Gerhard Freund erfolgte. Am 19. Mai 1953 erfolgte die Umbenennung der RAVAG in "Österreichischer Rundfunk" (Signet ÖRF, ab 1967 ORF). Ab 6. August 1953 wurde aus Wien und verschiedenen Landesstudios ein von den Alliierten unabhängiges österreichisches Programm über UKW ausgestrahlt (Ansage "Radio Österreich"); am 1. September 1953 hoben die Alliierten die Rundfunkkontrolle auf. Am 5. Oktober 1954 entschied der Verfassungsgerichtshof, daß Rundfunk Bundessache sei und verhinderte damit eine staatspolitisch bedenkliche und ökonomisch ruinöse Aufsplitterung.

Zweite Republik

Schneller Aufbau des Fernsehens trotz drückender Raumnot. 1955 TV Behelfsstudios in der ehemaligen Schule 12, Singrienergasse, später in Gebäuden im Schönbrunner Botanischen Garten an der Maxingstraße, 1961 das TV-Studio im Ronacher; in der Nähe des Funkhauses wurde das "Grohhaus" (4, Argentinierstraße) für das Fernsehen angemietet; 1966 erfolgte der Kauf der Film-Ateliers Rosenhügel (Verpachtung 1994 an die "Filmstadt Wien Studio-GmbH"). Am 1. August 1955 begannen Fernsehsendungen (zweites Programm ab 11. September 1961). Die 1963 erfolgte Aufteilung der Kompetenzen nach Proporz auf das ÖVP-Unterrichts- und das SPÖ-Verkehrsministerium waren Anlaß für das spektakuläre Rundfunk-Volksbegehren 1964 der parteiungebundenen Presse, die im eigenen Interesse auch eine Beschränkung der Werbung im Rundfunk forderte (Volksbegehren); am 8. Juli 1966 beschloß die ÖVP-Alleinregierung mit der FPÖ das neue Rundfunkgesetz (Ausschluß von Politikern von Führungspositionen, Geschäftsführung durch einen Generalintendanten [GI] mit Weisungsrecht in Programmfragen [Wahl Gerd Bachers am 3. September 1967]); die Unabhängigkeit blieb jedoch durch den von den Bundesländern dominierten und damit parteipolitisch strukturierten Aufsichtsrat der neuen GmbH eingeschränkt. Bachers Führungsteam bestand aus Dr. Alfred Hartner (Hörfunk), Dr. Helmut Zilk (TV; Ausbau des zweiten Programms), Dr. Georg Skala, später Dipl.-Ing. Norbert Wassiczek (Technik) und Helmut Lenhard (Kaufmännische Leitung); Landesintendant für Wien wurde Dr. Ernst Glaser. Der "Reform-ORF" war stark journalistisch geprägt (Alfons Dalma, Franz Kreuzer, Dr. Hugo Portisch, Karl Löbl, Kuno Knöbl, Alfred Payrleitner); Ergebnis war eine "Informationsexplosion"; Erich Sokol entwarf das ORF-Logo (1992/1994 durch eines von Neville Brody ersetzt). Für den Hörfunk wurden 1967 auf österreichische Bedürfnisse ausgerichtete Strukturprogramme entwickelt: Ö l erfüllte den Kultur- und Bildungsauftrag des staatlichen Monopolsenders (1969 Gründung des ORF-Symphonieorchesters), Ö 2 (Regionalprogramm) war den Grundprinzipien des föderativen Bundesstaats verpflichtet, Ö 3 wurde als modernes Musik- und Informationsmedium mit stündlichen Nachrichten installiert. Dazu kamen noch das Fremdsprachen-Kurzwellen-Programm Radio Österreich International und später "Blue Danube"-Radio ("FM 4") mit einem Jugend-Musik-Programm. Das Fernsehen wurde zu zwei Vollprogrammen (mit erstmals in Europa täglich ausgestrahlten Kulturberichten) ausgebaut. Die Berichterstattung vom "Prager Frühling" 1968 war eine international anerkannte Spitzenleistung. Am 1. Jänner 1969 begann das Farb-TV-Versuchsprogramm. Die mit Erich Neuberg begonnene Fernsehspiel-Produktion wurde durch Zilk zu vielfach preisgekrönten Co-Produktionen mit ZDF, ARD und SRG erweitert (1972-1994 Realisierung von 724 Projekten mit einem österreichischen Kostenanteil von fast 1,4 Milliarden Schilling). Im Rahmen eines 10-Jahres-Investitionsplans (1967) begann 1968 der Bau des ORF-Zentrums; den Wettbewerb für Landesstudios gewann Gustav Peichl. Unter der Regierung Kreisky kam zum Gebot der Objektivität die ausdrücklich gesellschaftspolitische Forderung nach "ausgewogener" und "umfassender" Information sowie "Meinungsvielfalt" bis hin zu den Randerscheinungen im öffentlichen Leben. Gegen den Widerstand Bachers beschloß die SPÖ am 10. Juli 1974 allein (nach einem Rückzieher von ÖVP und FPÖ) ein neues Rundfunkgesetz, das einerseits die Unabhängigkeit des Rundfunks durch ein Verfassungsgesetz absicherte, andererseits das Schwergewicht aus den Ländern ins Parlament verlegte. Der ORF wurde in eine Körperschaft öffentlichen Rechts umgewandelt, dem Generalintendanten das Weisungsrecht für das Programm entzogen, der Aufsichtsrat durch ein Kuratorium ersetzt sowie eine Hörer- und Sehervertretung und eine Juristische Kommission zur Wahrung des Rundfunkgesetzes geschaffen. Eine Schlüsselrolle erhielt der mit fünf Mitgliedern im Kuratorium vertretene Zentralbetriebsrat (dessen Stimmen 1974 und 1986 über Bachers Abwahl sowie 1978 und 1990 über seine Wiederwahl entschieden). Als Bachers Nachfolger wurde am 11. Oktober 1974 mit 16:14 Stimmen Dr. Otto Oberhammer provisorisch und am 10. Jänner 1975 definitiv gewählt; das am 14. Oktober gewählte Direktorium bestand aus Gerhard Weis (FS 1), Franz Kreuzer (FS 2), Wolf In der Maur (Hörfunk), Wassiczek (Technik) und Dr. Walter Skala (Kaufmännische Leitung); Wiener Landesintendant wurde Gundomar Eibegger. Kreiskys Vorstellungen entsprachen neue Sendungen, wie der damals sensationelle, im gesamten deutschen Sprachraum kopierte "Club 2", die Jugendsendung "Ohne Maulkorb" und die Service-Leiste "Wir". Die von Oberhammer favorisierte TV-Regionalisierung wurde von der SPÖ nur zögernd mitgetragen. 1978, nach SPÖ-internen Differenzen, unterlag Oberhammer dem sich neuerlich bewerbenden Bacher (provisorische Wahl am 28. September 1978 mit 16:14 Stimmen). Die am 13. Oktober 1978 gewählten Intendanten waren Podgorski (FS 1) und Ernst Wolfram Marboe (FS 2); als Podgorski wenig später auf eigenen Wunsch ausschied, folgte ihm In der Maur (sein Nachfolger beim Hörfunk wurde Ernst Grissemann). Bacher ging sofort daran, durch Neuordnung der Programmschiene statt zwei einander konkurrenzierenden Vollprogrammen ein Programm auf zwei Kanäle verteilt zu realisieren. Der Erfolg gab ihm recht, und Kreisky ließ ihn gewähren. Am 22. September 1982 wurde er mit 25 Stimmen (Zweidrittelmehrheit) zum Generalintendaten wiedergewählt. Die Landesintendanz Wien übernahm Othmar Urban. Ab 1980 gibt es ein Teletext-Vollprogramm (1995 täglich bis 1.200 Seiten). Am 1. Dezember 1984 begann die teilweise TV-Ausstrahlung über das Satellitenprogramm 3SAT (gemeinsam mit SRG, ZDF und seit 1993 ARD). Ab 1974 verstärkte sich die Konfliktsituation mit den Printmedien, die später eigene Radio- und TV-Ambitionen entwickelten. 1984 revidierte die Regierung Sinowatz nach zweijährigen Bemühungen Bachers Kreiskys Rundfunkgesetz von 1974. Die TV-Doppelintendanz wurde durch eine Informationsintendanz (Kreuzer) und eine Programmintendanz (Marboe) für alle anderen Sendungen ersetzt; In der Maur schied aus. Der ORF mußte die Regelung mit einer Aufstockung des Kuratoriums auf 35 Mitglieder und einen dadurch wachsendem Regierungseinfluß honorieren. Die ORF-Berichterstattung über Turbulenzen in der "Kleinen Koalition" (Hainburger Aubesetzung, VÖEST-Krise) führten Ende 1985 zu Spannungen zwischen Sinowatz und Bacher. Nach dem Eintritt von Kreuzer in die Regierung akzeptierte es Bacher zunächst, den als seinen Nachfolger vorgesehenen Sportchef Podgorski zum Informationsintendanten zu bestellen, lehnte dann aber ab und berief Johannes Kunz. Daraufhin wählte das Kuratorium am 6. Juli 1986 mit 25:10 Stimmen Podgorski zum Generalintendanten. Die Leitung bestand weiterhin aus Marboe (Programm), Kunz (Information) und Grissemann (Hörfunk), neu gewählt wurden Dr. Peter Radi (ÖVP; kaufmännischer Direktor) und Heinz Doucha (SPÖ; technischer Direktor); zum Generalsekretär bestellte Podgorski den Sinowatz-Sekretär Gerhard Zeiler, dem er einen Großteil der Geschäftsführung überließ. Unter Podgorski wurde die Lokalisierung der Programmgestaltung vorangetrieben. Eine besonders erfolgreiche Innovation waren die "Seitenblicke". Ab 1985 sah sich der ORF mit der wachsenden Konkurrenz privater Kommerzsender und einer mit zunehmender Erbitterung geführten Monopol-Diskussion konfrontiert. 1989 sprach sich der Rechnungshof aus ökonomischen Erwägungen für das Monopol aus, im selben Jahr hatte ein FPÖ-Volksbegehren gegen das Monopol wenig Erfolg. Im Überlebenskampf gegen die Konkurrenz über Kabel und Satellit und gegen die Zerschlagung des ORF als öffentlich-rechtlicher Rundfunk wurde Bacher nochmals zurückgeholt (Wahl zum provisorischen Generalintendanten am 13. Juli 1990 mit 22:13 Stimmen, definitive Wahl am 25. Oktober 1990 mit 23:11 Stimmen). Die Geschäftsführung (Marboe, Kunz, Doucha, Radi) blieb bis auf einen neuen Hörfunkintendanten (Dr. Rudolf Nagiller) unverändert. Dem Studio-Wien-Chef Othmar Urban folgte Gerhard Weis. 1992 wurde "Radio Wien" als gesondertes Großstadt-Programm mit eigener Information, Kultur, Unterhaltung und Service neu strukturiert. Am 17. September 1993 enthob das Kuratorium gegen ÖVP-Protest den Programmintendanten Marboe seines Amts; die Folge war ein zerstrittenes Kuratorium, in dem Bachers Reform- und Einsparungsanträge unerledigt blieben. Da Bacher nicht mehr kandidieren wollte, wurde nach heftigen Kontroversen und mehreren Durchgängen der sozialdemokratische Kandidat Gerhard Zeiler, zuletzt Chef des deutschen Kommerzsenders RTL 2, mit 20:13 Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen provisorisch und am 17. Oktober 1994 mit 31 Stimmen definitiv gewählt. "Radio Wien"-Chef wurde Dr. Reinhard Scolik. 1994 betrug die ORF-Bilanzsumme 13.051 Milliarden Schilling (43% der Einnahmen aus Gebühren, 47% aus Werbung, 10% aus sonstigen Erträgen.) Netto-Anlagevermögen Ende 1994: 9,729 Milliarden. 1994 lieferte der ORF 14.864 Stunden TV- und 64.921 Stunden Radio-Programme. 1986-1994 wurden für die Aufarbeitung österreichischer Zeitgeschichte 400 Milliarden Schilling aufgewendet. 1994 flossen 800 Mio Schilling in die private österreichische Filmwirtschaft. Für die in der Europäischen Gemeinschaft geforderten privaten Radio- und TV-Sender erarbeitete die Regierung Anfang 1997 einen restriktiven Gesetzesentwurf, der Medienkonzentration und Vorteile gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verhindern soll.

Literatur

  • Andics / Ergert / Kriechbaum, Die Geschichte des österreichischen Rundfunks. 4 Bände. 21994
  • Medien-Berichte 1-4 (zuletzt 1993)
  • ORF-Almanache (zuletzt 1996)
  • bei der ORF-Medienforschung gesammelte, ungedruckte Materialien
  • Ernst Glaser: Die "Russische Stunde" in Radio Wien (1945-1955). In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 46 (1991), S. l ff.