Landstraßer Hauptstraße
48° 11' 9.25" N, 16° 23' 46.26" E zur Karte im Wien Kulturgut
Landstraßer Hauptstraße (3), ben. zur Wahrung des Vorstadtnamens -»• Landstraße; bedeutende Geschäftsstr. Bis zum (bis E. des 19. Jh.s unregulierten) Wienfluß er- streckte sich der ->• Ochsengries (später Hafen des -*• Wie- ner Neustädter Kanals [nach Auflassung Eislaufpl.]). Ab M. 19. Jh. überquerte die Verbindungsbahn die Ungarg. u. die L. H. westl. der Invalidenstr. auf einer Brücke; im Zuge des Baus der -»• Stadtbahn entstand in Tieflage deren Station Hauptzollamt u. (in der Gigerg.) die End- station der W.-Preßburger Bahn. Das Areal bis zum Wienfluß wurde verbaut (->• Invalidenstraße [Markthal- len], -*• Vordere Zollamtsstraße, Gebäude). Durch die In- betriebnahme der Schnellbahn (1962) u. der U-Bahn (1978) entstand die Station W.-Mitte. - Gebäude: Nr. I (Vordere Zollamtsstr. 15): Wr. Bürgerhof; hier befand sich der Sitz des 1908 von Josef Parzer begr. „Bratwurstglök- kerls". Nr. 2 (Vordere Zollamtsstr. 17): Hotel -»• Hilton (mit Air Terminal); hier stand zuvor die 1865 eröffnete ->• Großmarkthalle. Nr. 2a: Warenhaus -»• AEZ. Nr. 2b: Miethaus der -+ Elisabethinen; hier starb der Kaffeesieder Johann Ducati. Nr. 3 (Invalidenstr. 11): An der Fassade Sgraffiti eines säenden u. mähenden Bauern. Nr. 4: Wohn- haus mit neoklassizist. Fassade (Anklänge an die Wr Werkstätte); an der Fassade Steinrelief (Gnadenstuhl, 18. Jh.) vom Vorgängerbau Josef Gerls (erb. 1796-99). GT für Rudolf v. ->• Eichthal, der hier 1919-74 wohnte. Nr. 4A: -> Elisabethinenkirche (mit Elisabethinenkloster, ->• Elisabethinenapotheke u. St.-Elisabeth-Spital). Nr. 6: Wohn- u. Sterbehaus von Matthäus Edl. v. Rosthorn (t 3. 5. 1855), Chef des Handlungshauses Gebr. Rosthorn u. Dir. der Ks.-Ferdinands-Nordbahn; Wohnhaus von FM Josef Frh. v. Smola (1764-1820), Emil Tietze (1845- 1918; Dir. der Geolog. Reichsanst.) u. des Schriftstellers Karl Junker (1876-1928). Nr. 7: Wohnhaus von Franz -»• Gräffer u. Josef ->• Staudigl. Nr. 9: Hier wohnte Johann Nepomuk -»• Hoechle. Nr. 10: Einkehrwirtshaus der un- gar. Ochsenhändler „Zum schwarzen Bock"; im Eisen- bahnzeitalter wandelte sich das Wirtshaus in ein beliebtes Volkssängerlokal um, in dem Johann Baptist -*• Moser u. Johann ->• Kwapil Triumphe feierten. Nr. II: Wohnhaus von Basilio ->• Calafati. Nr. 13 (Gärtnerg. 14): Wohnhaus, erb. 1853 von Eduard Kuschee; in den Hausfluren Ma- rienkrönung bzw. Dreifaltigkeitsgruppe (Sandstein, 18. Jh.) vom Vorgängerbau. Nr. 17: Zu den Stammgästen des Lokals gehörten Viktor ->• Keldorfer, Karl -»• Lueger, Max ->• Pallenberg, Carl Michael -»• Ziehrer u. Mizzi ->• Zwe- renz. Nr. 18: Hier war der Sitz der von Michael Powolny u. Berthold Löffler gegr. Arbeitsgemeinschaft „Wr. Kera- mik". Nr. 21: „Widterhaus" (Braumeister der Dreherschen Brauerei Anton Widter, 1808-87); das 1911 demolierte Gebäude besaß ein prächt. Portal, das ins Haus l, Gra- ben 12 übertragen wurde. Zu den Bewohnern gehörte Ja- kob -»• Giger. Nr. 23: „Fuchshaus" (1765-1912 im Besitz der Familie Fuchs); der Garten reichte bis zum Donau- kanal. Hier wohnten u. a. Ladislaus Eugen -*• Petrovits, Josef -»• Bermann, Karl ->• Lueger (der hier seine Kanzlei hatte) u. der Komponist Karl Schön. Nr. 24: ehem. Gast- haus „Zum braunen Hirschen"; im Haus wohnte Hans ->• Grasberger u. starb der Bildhauer Johann Georg Hille- brand (1667-1747; schuf Altar für die Elisabethinenkir- che). Nr. 26: Im Vorgängerbau (demoliert 1973) wohnte 1817-19 Ludwig van -> Beethoven (-*• Beethoven-Woh- nungen). Nr. 27: Hier wohnte Raoul -»• Aslan. A'ir. 28 (Un- garg. 13): ->• Sünnhof; Sommerwohnung von Karl -»• Ma- rinelli. Nr. 29: Wohnhaus, erb. 1902; im Hausflur Marien-
statue (barocke Immaculata; 2. H. 18. Jh.; viell. von Karl Georg ->• Merville, der im letzten Viertel des 18. Jh.s hier wohnte). Nr. 31: Hier befand sich die Gaststätte „Zur gold. -+ Birne" (1833-70 berühmter Tanzsaal); 1823/24 zählte Beethoven (wh. damals 3, Ungarg. 5) zu den Gä- sten; im Hinterhaus des Gasthofs wohnte Adalbert ->• Stif- ter; am 31. 1. 1828 starb hier der griech. Freiheitsheld Alexander Fst. Ypsilanti (GT mit Porträtrelief). GT (vom Altbau 1935 auf den Neubau übertragen) für Honore de -> Balzac, der hier 1835 logierte. A. 20. Jh. wurde der Gasthof aufgelassen. Nr. 32: Hier wohnte Hofsekr. Anton Josef Paradis (Vater der blinden Pianistin Maria Theresia ->• Paradis). Nr. 34: Geburtshaus von Johann Baptist -»• Moser, Sterbehaus von Hans ->• Grasberger. Nr. 39: al- tes Gemeindehaus „Zum gold. Adler" (1665-1805 im Be- sitz von Ortsrichter u. Gmde.); hier waren die Schule, der Bäcker u. der Fleischhauer untergebracht. Nr. 40: Einkehr- wirtshof (bzw. Hotel) „Zum roten ->• Hahn", der etwa 1800 seinen guten Ruf begr.; er war M. 18. Jh. eine Art Künstlerkolonie. Nr. 41-43: Wohnhaus von Oskar ->• Fronz jun. Nr. 42: Wohnhaus „Zur Weintraube", erb. 1769 von Peter Mollner (umgestaltet); Zwerchhof mit langgestrecktem Hoftrakt, offener Stiegenaufgang, im Obergeschoß in rundbog. Nische „Schwarze Madonna". Nr. 45: In H. Schmeikals Tegetthoff- u. Adelensaal traten in den 80er Jahren des 19. Jh.s zahlr. Volkssängergruppen auf (dar. Seidl u. Wiesberg). Ni. 46: Wohnhaus von Josef ->• Folnesics. Nr. 40: Hausschild „Zu den 6 Krügen" (Be- sitzer 1740 der bürgerl. Geschirrhändler u. Bierleitgeb Si- mon Anderer); im Vormärz war hier das Bergamt der Vor- städte Landstr., Erdberg, Weißgerber u. Leopoldstadt un- tergebracht. Nr. 55: ehem. Haus „Zum guten Hirten". Nr. 56: Hier wohnte Ludwig -»• Montoyer. Bei Nr. 56: ->• Rochuskirche. Nr. 60 (Rochusg. 2): „Zum schwarzen ->• Adler" (samt gleichnam. Apotheke), auch Augustiner- zinshaus gen. (heute Neubau); hier wohnte 1821/22 Lud- wig van Beethoven (->• Beethoven-Wohnungen). A'ir. 74: Haus -»• Fernolendt (ab 1849). In diesem Haus wohnte 1863/64 u. 1867 Marie v. -> Ebner-Eschenbach; 1914 starb hier der Bildhauer Rudolf -> Weyr. Nr. 75: Im ehem. Gartentrakt wohnte 1787 W. A. ->• Mozart mit seiner Fami- lie. Nr. 79: Wohnhaus von Johann Georg v. ->• Hamilton. Nr. 81: „Zum silbernen Ochsen"; hier wohnten Richard ->• Luksch u. der Komponist Camillo Andreas -> Hörn (1860-1941). Nr. 88: Im Haus „Zur gold. Sonne" stieg Dr. Friedrich Schlegel ab, als er am 22. 6. 1808 von Paris nach W. kam. Nr. 96: Hier stand bis 1958 das Arenbergsche Gar- tenpalais bzw. Esterhäzypalais. In der Einfahrt des Neu- baus GT (mit Porträtrelief) für Johannes ->• Brahms, der hier 1893-97 viele Stunden im Kreis der Familie Fellinger verbrachte; zahlr. seiner Kompositionen erklangen hier zum ersten Mal. Nr. 97-101: ehem. -»• Schwechater Hof. Nr. 98: Hier wohnte Josef Maria ->• Eder. Nr. 106: Bieder- meierhaus „Zum grünen Kopf", erb. 1822 von Joseph Klee; Fensterlünetten mit mytholog. Szenen u. Ornamenten, rei- cher Reliefschmuck. Nr. 110: Biedermeierhaus „Zum Bo- densee", das in seinem Aussehen an den dörfl. Charakter der Gegend erinnert; über dem Mitteltor Relief mit Dar- stellung des Bodensees. Nr. 112: Biedermeierhaus „Zum -»• Kometstern". A'ir. 116: Hier wohnte BV Josef Pfeifer.
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Landstraßer Hof
Nr. 137 (Keinerg. 37): -> Herz-Jesu-Kirche. Hier befand sich das Rosenthalsche Haus (Johann Konrad Rosenthal erwarb die Liegenschaft mit seiner G. Barbara 1823, da- nach weiterhin im Familienbesitz); Konrad Rosenthal be- saß eine große Gärtnerei u. Baumschule auf der Landstr. (der Garten umfaßte das Gelände zw. Landstr. Hauptstr., Petrusg. u. Baumg.); er legte u. a. den Park für Fst. Rasu- mofsky an. 1903 wurde anstelle des Hauses das Herz-Jesu- Kloster err. Nr. 138: GT für Kolo -> Moser, der 1905-18 hier wohnte. Nr. 140: erb. 1902 durch Bmstr. Lukeneder für Hertha Jäger, geb. Mautner-Markhof, G. Gustav ->• Jä- ger. Hier wohnte auch Museumsdir. Franz ->• Glück. Nr. 146-148:^ Rennweger Kaserne. Nr. 147:GT (gestiftet von der Ostern-Israel. Ges., enth. 27. 5. 1981) für Teddy Kollek (*1911, Bgm. von Jerusalem 1965-93), der 1918-34 hier wohnte, als seine Eltern von Herzogenburg nach W. übersiedelt waren; 1934 wanderte Kollek mit der Familie nach Jerusalem aus. Nr. 173 (Rennweg 95-97): -»• St. Marx (Hospital, Versorgungshaus, Brauerei). Nr. 173-175: städt. Wohnhausanlage, err. 1953-56; GT (mit Porträtrelief, gestaltet von Viktor Theodor Slama) für Josef -+ Madersperger (der 1850 im Bürgerversorgungs- haus von St. Marx, das hier stand, starb). Nr. 177-187 (Grasbergerg. 4, Leberstr. 2): städt. Wohnhausanlage -» Wildganshof, erb. 1931/32; in der Gartenanlage Wild- gansbüste von Josef Riedl, an der Fassade Terrakottarelief „Pflügender Bauer" von A. Riedel.
Literatur
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 55 ff.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 115 ff
- Ricarda Oettinger: Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger 1889 - lfd. (archivalische Vorarbeiten 3. Bezirk) 1971, S. 24 ff.
- Hans Pemmer: Die Landstraßer Hauptstraße im Wandel der Zeiten. In: Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964 - lfd. (ab 1971 u.d.T.: "Mitteilungen des Bezirksmuseums Landstraße") Band 5, 1966, Sonderheft, S. 2 ff.
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S: 24 ff.
- Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 116 ff., insbesondere 117 ff., 158 ff., 175 ff. (vergleiche Register, S. 182)
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Erdberg. Ein Dorf in der Stadt. Wien: Mohl 1992, S. 147
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 126