Elisabethinenkirche

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Landstraßer Hauptstraße 2-6 (Elisabethinen) mit Elisabethinenkirche am 27. Mai 1912
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1709
Datum bis
Andere Bezeichnung Kirche der Elisabethinen „Zur heiligen Elisabeth", Elisabethkirche
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Elisabeth von Thüringen
Einlagezahl
Architekt Franz Jänggl
Prominente Bewohner
PageID 12812
GND
WikidataID Q1330552
Objektbezug Kirchen, Sakralbauten, Erzdiözese Wien, Elisabethkirche (3), Elisabethinen, Katholische Kirche, Orden, Elisabethinenapotheke, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Elisabethinerinnen.jpg
Bildunterschrift Landstraßer Hauptstraße 2-6 (Elisabethinen) mit Elisabethinenkirche am 27. Mai 1912
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 4a

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48° 12' 19.28" N, 16° 23' 11.20" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Elisabethinenkirche (3., Landstraßer Hauptstraße 4a; Kirche der Elisabethinen „Zur heiligen Elisabeth"; Elisabethinenkloster mit Klosterspital und Hausapotheke: Nummer 4).

Die Elisabethinen in Wien

Die Elisabethinen kamen 1709 über Veranlassung von Maria Gräfin Leslie, geborene Liechtenstein von Graz nach Wien und wurden interimistisch im Haus „Zum schwarzen Ochsen" (3., Ungargasse 37) untergebracht, dann im Haus des Dr. Thron. Fürstin Montecuccoli kaufte den Nonnen, die sich der Pflege armer, erkrankter Frauen widmeten, den ausgedehnten Bartolottischen Garten zur Erbauung einer Kirche, eines Klosters und eines Spitals. Mit maßgeblicher Unterstützung der Kaiserin-Witwe Eleonore (Witwe Leopolds I.), der Fürstin Montecuccoli und des Hauses Liechtenstein wurde der Bau ermöglicht. 1710 wurde der Grundstein zu Kloster und Spital gelegt. Das Kloster war 1718 vollendet. Es besitzt eine große Zahl wertvoller Bildwerke und Gemälde. Die anschließende Kirche „Zur heiligen Elisabeth" erbaute wahrscheinlich Franz Jänggl (nicht, wie in der Literatur des öfteren angegeben, Matthias Gerl der Ältere). Baubeginn war 1709, die Weihe erfolgte am 6. September 1711. Es ist aus verschiedenen Gründen (weil Jänggl ständig für ihn arbeitete und weil es sich um eine Hofstiftung handelte) nicht auszuschließen, dass die Pläne von Johann Lukas von Hildebrandt stammen.

Wiederherstellung der Kirche

Elisabethinenkirche, Landstraßer Hauptstraße (Fuhrmann, 1767)

Nachdem ein Hochwasser des Wienflusses am 5. Juni 1741 (an das noch heute die Johannes-Nepomuk-Gruppe im Garten erinnert) die Fundamente beschädigte, wurde die Kirche durch Franz Anton Pilgram (Jänggls Vetter, Erbe und Nachfolger in der Firma) wiederhergestellt, umgebaut und vergrößert (Baubeginn 18. September 1743, Schließung des Kirchengewölbes 1. September 1744). Der Bau zog sich infolge Geldmangels in die Länge, doch konnte 1748 dank der Finanzhilfe Maria Theresias der Turm vollendet werden (Beginn der Eindeckung des Turmdachs am 1. Juli); am 20. Juli 1748 wurde das Turmkreuz aufgezogen, am 28. Juni 1749 erfolgte durch Weihbischof Marxer die Weihe.

Spital und Kloster

1749 wurde der Bau des Spitals, 1754 jener des Konvents vollendet. Einer der Hauptstifter des Baus war der Fürstprimas von Ungarn, Erzbischof Emmerich Esterházy, der ein Drittel der Baukosten übernahm. Esterházy war auch der Stifter des Preßburger Elisabethinenklosters, das 1739/1742 ebenfalls von Pilgram erbaut wurde. 1834-1836 wurde von Josef Eyselt ein neuer Spitalstrakt (mit Kapelle) errichtet (Anfang des 20. Jahrhunderts gründliche Umgestaltung, wobei 1900 auch die Kirche restauriert wurde).

1838/1839 wurde von Eyselt das Miethaus Ungargasse 3 errichtet, nachdem Josef Gerl bereits 1776 das ehemalige Todtische Haus (Landstraßer Hauptstraße 4) neu fassadiert und 1796-1799 das Miethaus Landstraßer Hauptstraße 2 (Ecke Invalidenstraße) erbaut hatte. 1912 erfolgte ein Umbau des Spitalstrakts sowie der Neubau des Hauses Landstraßer Hauptstraße 4. 1932 wurde das Haus Landstraßer Hauptstraße 2 abgerissen.

Die Kirche

Äußeres

Der Bau Pilgrams ist durch die Verschmelzung von Kirche und Klostergebäude charakterisiert; die Kirchenlängsfront (mit ihrer Pilastergliederung und dem geschwungenen Giebel) wurde zur Schauseite gestaltet. Der übergiebelte Mittelrisalit (mit Kirchturm) bildet mit dem Kircheneingang eine funktionelle und optische Verbindung zwischen Kirche und Kloster. In den Türflügeln sieht man Symbole des Franziskanerordens (gekreuzte Arme unter einem Kreuz), darüber eine Krone (Landgräfin Elisabeth, Ordensheilige), oben das Monogramm „E".

Inneres

Grundriss der Elisabethinenkirche in Anton Behsels Kirchenmappe

Von besonderer Bedeutung ist die einheitliche und qualitätvolle Ausgestaltung; einer Ordenskirche entsprechend, besitzt die Kirche über dem Musikchor den Betchor der Nonnen (an der Brüstung Kartusche mit Inschrift „Te Deum laudamus", darüber drei Kronen [Ordenswappen der Elisabethinen; Krone der Ehre, des Lebens beziehungsweise der Glorie]). Der Hochaltar, der die ganze Südwand der Kirche bedeckt, wurde nach einem Entwurf Pilgrams von Josef Pendl ausgeführt, das Altarbild („Aufnahme der heiligen Elisabeth in den Himmel") malte Quirin Johann Zimbal der Ältere (1711); am Sockel sechs vergoldete Reliefs mit Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth, vor den Säulen Heiligenstatuen (Franziskus, Josef, Anna, Antonius).

Hervorzuheben sind der Livinus-AItar (1749, rechts) mit Altarbild des Kapuzinerpaters Norbert (Johann Georg Baumgartner; 1711) und einem Glassarkophag (Gebeine der heiligen Columba, einer Katakombenheiligen) sowie der Kreuzaltar (1749, links) mit dem Arme-Seelen-Bild von Johann Georg Herrmann (1824). An der rechten Seitenwand befindet sich ein kleiner Altar mit einem byzantisierenden Madonnenbild („Maria Freuden", auch als Schwarze Muttergottes bezeichnet; 18. Jahrhundert) und beim dritten Joch (vom Hochaltar aus) der Epitaph der Ordensgründerin Maria Josepha Rupe (Inschrifttafel mit Reliefbüste und Wappen des Dritten Ordens in Kartuschenfeld). In der Kapelle an der Rückseite der Kirche lebensgroße, an eine Martersäule gekettete Christusfigur; um die Handeisen rankt sich eine Legende.

Die Schädel- und Beinreliquien der heiligen Elisabeth kamen in das im 16. Jahrhundert gestiftete Clarissinnenkloster, nach dessen Aufhebung durch Joseph II. (1782) in die Klausur des Elisabethinenklosters, wo sie im Betchor in einem (neu angefertigten) klassizistischen Glasschrein mit Silberfassung (der alte Reliquienbehälter war vom Staat konfisziert worden) aufbewahrt werden (öffentliche Zurschaustellung zur Verehrung nur am 19. November [Festtag der heiligen Elisabeth]). Über die Echtheit der Reliquie besteht (nach einer 1931 durchgeführten anthropologischen Untersuchung [Einkerbung eines Goldreifens, den Elisabeth schon als Kind getragen hat, am Schädel] kein Zweifel mehr.

Die Orgel ist ein Werk von J. M. Kaufmann (1894); die Septimglocke stammt von Johann Achamer (1710), die Oktavglocke von Josef Solonati (1748). Die künstlerische Ausstattung der Kirche ist überaus wertvoll.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Literatur

  • Friedhof offenbart unbekannte Geschichte. orf.at, 06.02.2020
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 126 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 96
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 25 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde 1929, S. 235
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 224 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 55
  • Géza Hajós: Die Kunstdenkmäler Wiens 1. Die Kirchen des III. Bezirks. Mit einer Einleitung über die topographische Entwicklung des Bezirks. Wien: Schroll 1974 (Österreichische Kunsttopographie 41), S. 51 ff.
  • Helmut Kretschmer: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 3), S. 97
  • F. Kück: Zur Geschichte der Reliquien der heiligen Elisabeth. In: Zeitschrift der Kirchengeschichte. Heft 45. 1926
  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 175 ff.
  • Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 133
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 118 f.