Kinderklinik Glanzing: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. April 2021, 15:49 Uhr
48° 14' 30.90" N, 16° 18' 57.02" E zur Karte im Wien Kulturgut
Glanzing, ehemalige Kinderklinik der Stadt Wien (19., Glanzinggasse 35-39). Nachdem anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. (1908) eine große Sammlung "Für das Kind" veranstaltet worden war, wurde aus deren Ertrag (zwei Millionen Kronen) der "Kaiser-Jubiläumsfonds für Kinderschutz und Jugendfürsorge" geschaffen, der die Grundlage für ein Kinderfürsorgewerk in der gesamten Monarchie werden sollte.
Dazu konstituierte sich 1910 die "Große Kommission" des genannten Fonds, die mit der Planung und Organisation dieses Kinderschutzwerks Prof. Dr. Theodor Escherich, den geistigen Vater der Mutter- und Säuglingsfürsorge in Österreich und Universität-Dozent Dr. Leopold Moll beauftragte. Über Vorschlag Molls entstand eine zentrale "Reichsanstalt" (erbaut 1912-1914), deren erster Direktor Moll wurde ("Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge"). Dieses wurde von Karl Badstieber und Eduard Thumb in Grünlage an der Grenze von Pötzleinsdorf und Döbling errichtet. 1914 wurde es kurzzeitig als Kriegsspital benützt, 1915 erfolgte die Inbetriebnahme als Kinderspital). Moll (1921 zum Universität-Professor ernannt) war der Initiator der Mutterberatung und Schwangerenfürsorge in Wien, welche später von Julius Tandler ausgebaut und auf eine rechtliche Basis gestellt wurde.
Im heutigen Ambulanzgebäude von Glanzing befand sich die erste Mutterberatungsstelle Wiens. Die anfangs "Pflege- und Fürsorgeschule" genannte Lehranstalt für Kinderkrankenschwestern in Glanzing erlangte bald Weltgeltung ("Moll-Schwestern"). 1934 wurde nach Molls Tod Prof. Dr. August von Reuss bestellt, der sich vor allem bei der Erforschung von Säuglingskrankheiten Verdienste erwarb (seit 1949 Lehrstuhl für Kinderheilkunde an der Universität Wien); ihm folgten Dr. Olaf Jürgenssen (1949-1955, später Leiter des Zentralkinderheims), Primarius Dr. Walter Lesigang (1955-1964), Univ.-Prof. Dr. Alfred Rosenkranz (1964-1991), der die zentrale Neugeborenen-Intensivversorgung einrichtete (1974 als erste solche Station österreichweit), und Univ.-Prof. Dr. Andreas Lischka (1. Oktober 1991 - 2012).
Nach der Schließung der Klinik 1999 und der Verlegung in das Wilhelminenspital wurde das Areal mit dem denkmalgeschützten Gebäude von der RBM Wohnbau (einer Tochter der Raiffeisen Bausparkasse) erworben. In den unter Denkmalschutz stehenden Bauten entstanden Eigentumswohnungen und villenähnlich konzipierte Neubauten.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 212, A23 - Ausgeschiedene Krankenanstalten: 6/2 Kinderklinik Glanzing 19., Glanzingg. 37 (1919-1999)
- Wienbibliothek Digital: Leopold Moll: Die Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge in Wien. Wien: Volksgesundheitsamt im deutschösterr. Staatsamt für soziale Verwaltung 1919
- Wienbibliothek Digital: Leopold Moll: Zehn Jahre Kinderfürsorge der Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge in Wien und der ihr angeschlossenen Fürsorgeaktionen 1915 - 1925. Zehn Jahre Säuglings- und Kleinkinderfürsorge der "Kriegspatenschaft" und der mit ihr verbündeten Krankenkassen. Fünf Jahre Erholungsfürsorge der "Vereinigten österreichischen Krankenkassenhilfe für tuberkulös gefährdete Kinder". Wien: Verlag der Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge 1926
Literatur
- Presse und Informationsdienst der Stadt Wien [Hg.]: Kinderklinik Glanzing. 1986
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, S. 546
- Kurier, 28.06.2003, S. 33