Kinderklinik Glanzing: Unterschied zwischen den Versionen

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Glanzing, ehemalige Kinderklinik der Stadt Wien ([[19]]., [[Glanzinggasse]] 35-39). Nachdem anläßlich des 60jährigen Regierungsjubiläums [[Franz Joseph I.|Franz Josephs I.]] (1908) eine große Sammlung "Für das Kind" veranstaltet worden war, wurde aus deren Ertrag (2 Millionen Kronen) der "Kaiser-Jubiläumsfonds für Kinderschutz und Jugendfürsorge" geschaffen, der die Grundlage für ein Kinderfürsorgewerk in der gesamten Monarchie werden sollte.  
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Glanzing, ehemalige Kinderklinik der Stadt Wien ([[19]]., [[Glanzinggasse]] 35-39). Nachdem anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Josephs I.]] (1908) eine große Sammlung "Für das Kind" veranstaltet worden war, wurde aus deren Ertrag (zwei Millionen Kronen) der "Kaiser-Jubiläumsfonds für Kinderschutz und Jugendfürsorge" geschaffen, der die Grundlage für ein Kinderfürsorgewerk in der gesamten Monarchie werden sollte.  
  
Dazu konstituierte sich 1910 die "Große Kommission" des genannten Fonds, die mit der Planung und Organisation dieses Kinderschutzwerks Prof. Dr. [[Theodor Escherich]], den geistigen Vater der Mutter- und Säuglingsfürsorge in Österreich und Universität-Dozent Dr. [[Leopold Moll]] beauftragte. Über Vorschlag Molls entstand eine zentrale "Reichsanstalt" (erbaut 1912-1914), deren erster Direktor Moll wurde ("Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge", erbaut von [[Karl Badstieber]] und Eduard Thumb; dieses Krankenhaus wurde in Grünlage an der Grenze von [[Pötzleinsdorf (Vorort)|Pötzleinsdorf]] und [[Döbling]] errichtet, [[Erster Weltkrieg|1914]] kurzzeitig als Kriegsspital benützt, erfolgte 1915 die Inbetriebnahme als [[Kinderspital]]). Moll (1921 zum Universität-Professor ernannt) war der Initiator der Mutterberatung und Schwangerenfürsorge in Wien, welche später von [[Julius Tandler]] ausgebaut und auf eine rechtliche Basis gestellt wurde.  
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Dazu konstituierte sich 1910 die "Große Kommission" des genannten Fonds, die mit der Planung und Organisation dieses Kinderschutzwerks Prof. Dr. [[Theodor Escherich]], den geistigen Vater der Mutter- und Säuglingsfürsorge in Österreich und Universität-Dozent Dr. [[Leopold Moll]] beauftragte. Über Vorschlag Molls entstand eine zentrale "Reichsanstalt" (erbaut 1912-1914), deren erster Direktor Moll wurde ("Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge"). Dieses wurde von [[Karl Badstieber]] und Eduard Thumb in Grünlage an der Grenze von [[Pötzleinsdorf (Vorort)|Pötzleinsdorf]] und [[Döbling]] errichtet. [[Erster Weltkrieg|1914]] wurde es kurzzeitig als [[Kriegsspitäler|Kriegsspital]] benützt, 1915 erfolgte die Inbetriebnahme als [[Kinderspital]]). Moll (1921 zum Universität-Professor ernannt) war der Initiator der [[Mutterberatungsstellen|Mutterberatung]] und Schwangerenfürsorge in Wien, welche später von [[Julius Tandler]] ausgebaut und auf eine rechtliche Basis gestellt wurde.  
  
Im heutigen Ambulanzgebäude von Glanzing befand sich die erste [[Mutterberatungsstellen|Mutterberatungsstelle]] Wiens. Die anfangs "Pflege- und Fürsorgeschule" genannte Lehranstalt für Kinderkrankenschwestern in Glanzing erlangte bald Weltgeltung ("Moll-Schwestern"). 1934 wurde nach Molls Tod [[August von Reuss|Prof. Dr. August von Reuss]] bestellt, der sich vor allem bei der Erforschung von Säuglingskrankheiten Verdienste erwarb (seit 1949 Lehrstuhl für Kinderheilkunde an der [[Universität Wien (Institution)|Universität Wien]]); ihm folgten Dr. Olaf Jürgenssen (1949-1955, später Leiter des Zentralkinderheims), Primarius Dr. Walter Lesigang (1955-1964), [[Alfred Rosenkranz|Universität-Professor Dr. Alfred Rosenkranz]] (1964-1991), der die zentrale Neugeborenen-Intensivversorgung einrichtete (Mitte der 1970er Jahre als erste solche Station österreichweit), und Universität-Professor Dr. Andreas Lischka (ab 1. Oktober 1991).
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Im heutigen Ambulanzgebäude von Glanzing befand sich die erste [[Mutterberatungsstellen|Mutterberatungsstelle]] Wiens. Die anfangs "Pflege- und Fürsorgeschule" genannte Lehranstalt für Kinderkrankenschwestern in Glanzing erlangte bald Weltgeltung ("Moll-Schwestern"). 1934 wurde nach Molls Tod Prof. Dr. [[August von Reuss]] bestellt, der sich vor allem bei der Erforschung von Säuglingskrankheiten Verdienste erwarb (seit 1949 Lehrstuhl für Kinderheilkunde an der [[Universität Wien (Institution)|Universität Wien]]); ihm folgten Dr. Olaf Jürgenssen (1949-1955, später Leiter des [[Zentralkinderheim]]s), Primarius Dr. Walter Lesigang (1955-1964), Univ.-Prof. Dr. [[Alfred Rosenkranz]] (1964-1991), der die zentrale Neugeborenen-Intensivversorgung einrichtete (Mitte der 1970er Jahre als erste solche Station österreichweit), und Univ.-Prof. Dr. Andreas Lischka (1. Oktober 1991 - 2012).
  
Nach der Schließung der Klinik wurde das Areal mit dem denkmalgeschützten Gebäude von der RBM Wohnbau (einer Tochter der [[Raiffeisen|Raiffeisen Bausparkasse]]) erworben. In den unter Denkmalschutz stehenden Bauten sollen 40 Eigentumswohnungen entstehen, in villenähnliche konzipierten Neubauten 38 Appartements.
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Nach der Schließung der Klinik 1999 und der Verlegung in das [[Klinik Ottakring|Wilhelminenspital]] wurde das Areal mit dem denkmalgeschützten Gebäude von der RBM Wohnbau (einer Tochter der [[Raiffeisen|Raiffeisen Bausparkasse]]) erworben. In den unter Denkmalschutz stehenden Bauten entstanden Eigentumswohnungen und villenähnlich konzipierte Neubauten.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 5. Januar 2021, 16:48 Uhr

Kinderklinik Glanzing (1949)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Spital
Datum von 1912
Datum bis 1999
Benannt nach
Prominente Personen Theodor Escherich, Leopold Moll
PageID 23920
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.01.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Kinderklinik Glanzing.jpg
Bildunterschrift Kinderklinik Glanzing (1949)
  • 19., Glanzinggasse 35-39
  • Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge (1912)

Es wurden noch keine Personen erfasst.

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48° 14' 30.90" N, 16° 18' 57.02" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Glanzing, ehemalige Kinderklinik der Stadt Wien (19., Glanzinggasse 35-39). Nachdem anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. (1908) eine große Sammlung "Für das Kind" veranstaltet worden war, wurde aus deren Ertrag (zwei Millionen Kronen) der "Kaiser-Jubiläumsfonds für Kinderschutz und Jugendfürsorge" geschaffen, der die Grundlage für ein Kinderfürsorgewerk in der gesamten Monarchie werden sollte.

Dazu konstituierte sich 1910 die "Große Kommission" des genannten Fonds, die mit der Planung und Organisation dieses Kinderschutzwerks Prof. Dr. Theodor Escherich, den geistigen Vater der Mutter- und Säuglingsfürsorge in Österreich und Universität-Dozent Dr. Leopold Moll beauftragte. Über Vorschlag Molls entstand eine zentrale "Reichsanstalt" (erbaut 1912-1914), deren erster Direktor Moll wurde ("Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge"). Dieses wurde von Karl Badstieber und Eduard Thumb in Grünlage an der Grenze von Pötzleinsdorf und Döbling errichtet. 1914 wurde es kurzzeitig als Kriegsspital benützt, 1915 erfolgte die Inbetriebnahme als Kinderspital). Moll (1921 zum Universität-Professor ernannt) war der Initiator der Mutterberatung und Schwangerenfürsorge in Wien, welche später von Julius Tandler ausgebaut und auf eine rechtliche Basis gestellt wurde.

Im heutigen Ambulanzgebäude von Glanzing befand sich die erste Mutterberatungsstelle Wiens. Die anfangs "Pflege- und Fürsorgeschule" genannte Lehranstalt für Kinderkrankenschwestern in Glanzing erlangte bald Weltgeltung ("Moll-Schwestern"). 1934 wurde nach Molls Tod Prof. Dr. August von Reuss bestellt, der sich vor allem bei der Erforschung von Säuglingskrankheiten Verdienste erwarb (seit 1949 Lehrstuhl für Kinderheilkunde an der Universität Wien); ihm folgten Dr. Olaf Jürgenssen (1949-1955, später Leiter des Zentralkinderheims), Primarius Dr. Walter Lesigang (1955-1964), Univ.-Prof. Dr. Alfred Rosenkranz (1964-1991), der die zentrale Neugeborenen-Intensivversorgung einrichtete (Mitte der 1970er Jahre als erste solche Station österreichweit), und Univ.-Prof. Dr. Andreas Lischka (1. Oktober 1991 - 2012).

Nach der Schließung der Klinik 1999 und der Verlegung in das Wilhelminenspital wurde das Areal mit dem denkmalgeschützten Gebäude von der RBM Wohnbau (einer Tochter der Raiffeisen Bausparkasse) erworben. In den unter Denkmalschutz stehenden Bauten entstanden Eigentumswohnungen und villenähnlich konzipierte Neubauten.

Quellen

Literatur

  • Presse und Informationsdienst der Stadt Wien [Hg.]: Kinderklinik Glanzing. 1986
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, S. 546
  • Kurier, 28.06.2003, S. 33