Joseph von Sonnenfels: Unterschied zwischen den Versionen

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Joseph von Sonnenfels (1746 Freiherr, 1792 Reichsfreiherr), * 1733 Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechische Republik), †  25. April 1817 Wien, Jurist, Schriftsteller, Staatsmann.
 
Joseph von Sonnenfels (1746 Freiherr, 1792 Reichsfreiherr), * 1733 Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechische Republik), †  25. April 1817 Wien, Jurist, Schriftsteller, Staatsmann.
  
==Biographie==
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==Biografie==
 
Sonnenfels war jüdischer Abstammung; sein Großvater, Rabbi Michael "der Fromme", war 1715 bis 1725 Stadtrabbiner von Berlin; sein Vater nannte sich zunächst Perlin Lipmann, verließ Preußen und kam über Eisenstadt nach Nikolsburg, wo er mit seinen Söhnen zum katholischen Glauben übertrat und den Namen Alois Wiener annahm. Er ließ sich als Orientalist in Wien nieder und wurde 1746 mit dem Prädikat "von Sonnenfels" in den Adelsstand erhoben.  
 
Sonnenfels war jüdischer Abstammung; sein Großvater, Rabbi Michael "der Fromme", war 1715 bis 1725 Stadtrabbiner von Berlin; sein Vater nannte sich zunächst Perlin Lipmann, verließ Preußen und kam über Eisenstadt nach Nikolsburg, wo er mit seinen Söhnen zum katholischen Glauben übertrat und den Namen Alois Wiener annahm. Er ließ sich als Orientalist in Wien nieder und wurde 1746 mit dem Prädikat "von Sonnenfels" in den Adelsstand erhoben.  
  

Version vom 3. Juli 2019, 13:35 Uhr

Joseph von Sonnenfels um 1800 auf einem Bild von Hieronymus Löschenkohl
Daten zur Person
Personenname Sonnenfels, Joseph von
Abweichende Namensform
Titel Freiherr, Reichsfreiherr, Prof., Hofrat
Geschlecht männlich
PageID 3999
GND 118615610
Wikidata
Geburtsdatum 1733
Geburtsort Nikolsburg, Mähren
Sterbedatum 25. April 1817
Sterbeort Wien
Beruf Jurist, Schriftsteller, Staatsmann
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 3.07.2019 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Nikolsburg
Grabstelle
Bildname HMW 062139.jpg
Bildunterschrift Joseph von Sonnenfels um 1800 auf einem Bild von Hieronymus Löschenkohl
  • 1., Wollzeile 21 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 11. November 1806)
  • Ritter des ungarischen Stephans-Ordens (Verleihung: 1804)

  • Präsident der Akademie der bildenden Künste (1810 bis 1811)
  • Rektor der Universität Wien (1794 bis 1796)

Joseph von Sonnenfels (1746 Freiherr, 1792 Reichsfreiherr), * 1733 Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechische Republik), † 25. April 1817 Wien, Jurist, Schriftsteller, Staatsmann.

Biografie

Sonnenfels war jüdischer Abstammung; sein Großvater, Rabbi Michael "der Fromme", war 1715 bis 1725 Stadtrabbiner von Berlin; sein Vater nannte sich zunächst Perlin Lipmann, verließ Preußen und kam über Eisenstadt nach Nikolsburg, wo er mit seinen Söhnen zum katholischen Glauben übertrat und den Namen Alois Wiener annahm. Er ließ sich als Orientalist in Wien nieder und wurde 1746 mit dem Prädikat "von Sonnenfels" in den Adelsstand erhoben.

Joseph von Sonnenfels schlug zunächst die Militärlaufbahn ein und diente als Soldat der Deutschmeister in Garnisonen fast aller österreichischen Kronländer; in dieser Zeit erwarb er seine Sprachkenntnisse. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Sein großes literarisches Interesse trieb ihn dazu, selbst Schriftsteller zu werden, der deutschen Hochsprache Geltung zu verschaffen und das Theater (im Sinn von Christoph Friedrich Nicolai und Gotthold Ephraim Lessing) zu reformieren. Obwohl er dem erbitterten Kampf gegen den "Hanswurst" (damals verkörpert durch Kurz-Bernardon) und seine Stegreifbühne scheinbar unterlag, verdankte ihm doch das Burgtheater Grundlage und Aufstieg. Seine persönliche Laufbahn begann mit der Ernennung zum Professor für politische Wissenschaften an der Universität Wien (1763). Über die Kameralistik, die Staatslehre des deutschen Absolutismus, hinausgehend, verbreitete er die Ideen der Aufklärung in Österreich, diente vier Regenten, übte jedoch vor allem auf Maria Theresia und Joseph II. Einfluss aus. So setzte er 1776 die Abschaffung der Folter durch und wirkte an der Justizreform Joseph II. mit.

Als Lehrer bildete er durch ein Vierteljahrhundert die bedeutendsten Männer der Epoche des Josephinismus aus und spezialisierte die Staatswissenschaft durch Abspaltung von Nationalökonomie und Finanzwissenschaft. Als Regierungsrat und ab 1779 als Hofrat war der Jurist Mitglied der wichtigsten beratenden Kommissionen des Hofs. In den Jahren 1794 bis 1796 wirkte er als Rektor der Universität Wien. Er wirkte 1810 als Theaterzensor und beschloss 1811 seine Karriere als Präsident der Akademie der bildenden Künste. Auch als Autor von staats- und finanzwissenschaftlichen Werken sowie als Journalist (etwa für die "Wiener Realzeitung" oder die Zeitschrift "Der Vertraute") machte er sich einen Namen.

Sonnenfels gehörte als Mitglied der Wiener Eliteloge "Zur Wahren Eintracht" auch zu den führenden Freimaurern und Illuminaten seiner Zeit; weiteres war er Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften. Die Stadt Wien ernannte ihn 1806 in Anerkennung seiner außerordentlichen Tätigkeit auf wissenschaftlichem und humanitärem Gebiet zum Ehrenbürger. Seine Statue ist über dem Gesims des Mittelrisalits des Erzherzog-Ludwig-Viktor-Palais und am Maria-Theresien-Denkmal zu sehen. Auf dem Rathausplatz befindet sich ein Sonnenfelsdenkmal, ebenso im Arkadenhof der Universität Wien. 1862 wurde in der Inneren Stadt die Sonnenfelsgasse nach dem Reformer benannt.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Band 34: Seuckenberg - Spaignart. Leipzig: Duncker & Humblot 1892
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 5: Generalregister. Wien: Jugend & Volk 1962
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974, S. 300 ff.
  • Joseph Feil: Sonnenfels und Maria Therersia. Sylvester-Spende für Freunde zum Neujahr 1859. Wien: Ueberreuter 1858
  • Franz Kopetzky: Joseph und Franz von Sonnenfels. Das Leben und Wirken eines edlen Brüderpaares nach den besten Quellen dargestellt. Wien: Perles 1882
  • Willibald Müller: Joseph Freiherr von Sonnenfels. Biographische Studie aus dem Zeitalter der Aufklärung in Österreich. Wien: Braumüller 1882
  • Helmut Reinalter [Hg.]: Joseph von Sonnenfels. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1988 (Veröffentlichungen der Kommission für die Geschichte Österreichs, 13)
  • Dolf Lindner: Der Mann ohne Vorurteil. Joseph von Sonnenfels 1733 - 1817. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983
  • Kai Kaufmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1783. In: Literatur in der Geschichte/Geschichte in der Literatur 29 (1994), S. 139 ff.
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Joseph von Sonnenfels, ein Vorkämpfer der „Aufklärung". In: Österreich und seine Verwandtschaft. In: Genealogisches Jahrbuch 10 (1970), S. 5 ff. (Nachdruck: Hanns Jäger-Sunstenau, Wappen, Stammbaum und kein Ende. Ausgewählte Aufsätze aus vier Jahrzehnten. Wien [u.a.]: Böhlau 1986, S. 211 ff.)
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790 – 1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 142
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 28 ff.
  • Marjem Schleien: Die Moral. Wochenschriften des Freiherren Joseph von Sonnenfels. Diss. Uni. Wien. Wien 1936
  • Pamela S. Saur: Joseph von Sonnenfels. In: Enlightenment revolution. URL: http://enlightenment-revolution.org/index.php/Sonnenfels,_Joseph_von [Stand: 07.07.2016]
  • Karl von Görner: Der Hans Wurst-Streit in Wien und Joseph von Sonnenfels. Wien: Konegen 1884
  • Günther Brosche: Joseph von Sonnenfels und das Wiener Theater. Diss. Univ. Wien. Wien 1962
  • Michael Holzmann/Max Portheim: Materialien zu einer Sonnenfels-Biographie. Brünn: Jüdischer Buch- und Kunstverlag 1931
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Sonnenfels, Joseph von [Sign.: TP-045395]

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