Johann Böhm (Gewerkschafter): Unterschied zwischen den Versionen

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Johann Böhm, * 26. Jänner 1886 Stögersbach, Niederösterreich, † 13. Mai 1959 Wien, sozialdemokratischer Politiker und Gewerkschafter.  
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Johann Böhm, * 26. Jänner 1886 Stögersbach (Niederösterreich), † 13. Mai 1959 Wien, Politiker, Gewerkschafter.  
  
 
==Biographie==
 
==Biographie==
  
 
=== Herkunft und Familie ===
 
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Johann Böhm wuchs in ärmlichen Verhältnissen im niederösterreichischen Waldviertel auf. Nach Besuch der Volksschule und Bürgerschule in Waidhofen an der Thaya musste Böhm, der als intelligenter und wissbegieriger Junge galt, das Maurerhandwerk erlernen und arbeitete als Bauarbeiter. Mit seiner ersten Gattin Rosa Geppert, die 1930 einem Herzleiden erlag, hatte er drei Kinder. Kurz nach dem Tod von Rosa heiratete er Marianne Grem.
Johann Böhm wuchs in ärmlichen Verhältnissen im niederösterreichischen Waldviertel auf. Nach Besuch der Volksschule und Bürgerschule in Waidhofen an der Thaya musste Böhm, der als intelligenter und wissbegieriger Junge galt, das Maurerhandwerk erlernen. Mit seiner ersten Gattin Rosa Geppert, die 1930 einem Herzleiden erlag, hatte er drei Kinder. Kurz nach dem Tod von Rosa heiratete er Marianne Grem.
 
  
 
=== Erstes gewerkschaftliches Engagement ===
 
=== Erstes gewerkschaftliches Engagement ===
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Nach Absolvierung einer Maurerlehre in Wien trat Böhm 1903 der Gewerkschaft der Maurer bei und wurde Funktionär einer Ortsgruppe. Als erst 18-Jähriger wurde er zum gewerkschaftlichen Vertrauensmann auf einer Wiener Baustelle gewählt, 1905 erfolgte seine Wahl zum Hauptvertrauensmann, gleichzeitig wurde Böhm auch Mitglied der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]]. Obmann der Ortsgruppe Währing der Maurergewerkschaft wurde Böhm 1905 und Obmann der Vereinigung der Wiener Ortsgruppen der Gewerkschaft der Maurer 1912.
  
Nach Absolvierung einer Maurerlehre in Wien wurde Böhm 1903 Gewerkschaftsmitglied und Funktionär einer Ortsgruppe. Als erst 18-Jähriger wurde er zum gewerkschaftlichen Vertrauensmann auf einer Wiener Baustelle gewählt, 1905 erfolgte seine Wahl zum Hauptvertrauensmann, gleichzeitig wurde Böhm auch Mitglied der SDAP.
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1909 kam Böhm in den Vorstand der Baugewerkschaft und wurde 1912 als deren Vertreter in die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt entsandt, dessen Vorstand er 1913 wurde. Er bildete sich auf Arbeiterschulen und in technischen Kursen weiter. Nach Absolvierung des Kriegsdiensts, Böhm wurde 1915 an der russischen Fron schwer verwundet, wandte er sich neuerlich gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeiten zu. Im Jahr 1918 fungierte er als Geschäftsführer des Arbeitsamtes für das Baugewerbe in Wien sowie als stellvertretender Vorsitzender des Landesarbeitsamtes, wurde zudem in den Vorstand der Freien Gewerkschaften gewählt und war stellvertretender Vorsitzender der Industriellen Bezirkskommission. Auch in der [[Gewerkschaft]] machte er weiter Karriere: So wurde er 1918 Sekretär, 1921 auch Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft für die er von 1929 bis 1934 als Obmann fungierte. Zudem war er 1927 Vorsitzender der Baugewerkschaft.  
  
1909 kam Böhm in den Vorstand der Baugewerkschaft und wurde 1912 als deren Vertreter in die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt entsandt. Er bildete sich auf Arbeiterschulen und in technischen Kursen weiter. Nach Absolvierung des Kriegsdiensts wandte sich Böhm neuerlich gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeiten zu. Im Jahr 1918 fungierte er als erster Leiter des Landesarbeitsamtes und wurde zudem in den Vorstand der Freien Gewerkschaften gewählt. Auch in der [[Gewerkschaft]] machte er weiter Karriere: So wurde er 1918 Sekretär, 1921 auch Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft (1929-1934 Obmann), war 1927-1930 sozialdemokratischer Gemeinderat in Wien und 1930-1934 Abgeordneter zum Nationalrat. In der [[Wiener Gebietskrankenkasse]] nahm er die Funktion eines Vizepräsidenten ein. Daneben war er seit 1921 auch als Vorstand der Baugenossenschaft "Grundstein" tätig. Zu den politischen und gewerkschaftlichen Schwerpunkten Böhms in der Zwischenkriegszeit gehörten die Bereiche Sozialpolitik, Wohnungswesen und technische Angelegenheiten.
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Auf kommunaler Ebene kandidierte er 1927 im [[Floridsdorf|21. Bezirk]] bei den Gemeinderatswahlen und war von 1927 bis 1930 sozialdemokratischer [[Gemeinderat]] der Stadt Wien und Abgeordneter zum [[Wiener Landtag]]. Auf nationaler Ebene gehörte er von 1930 bis 1934 dem [[Nationalrat]] an. In der [[Wiener Gebietskrankenkasse]] nahm er die Funktion eines Vizepräsidenten ein und er war Vorstandsmitglied in der Wiener [[Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien|Arbeiterkammer]]. Daneben war er seit 1921 auch als Vorstand der Baugenossenschaft "Grundstein" tätig. Zu den politischen und gewerkschaftlichen Schwerpunkten Böhms in der Zwischenkriegszeit gehörten die Bereiche Sozialpolitik, Wohnungswesen und technische Angelegenheiten.
  
 
=== Böhm in den Jahren 1934 bis 1945 ===
 
=== Böhm in den Jahren 1934 bis 1945 ===
 
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Am 12. [[Februar 1934]] wurde er vom [[Ständestaat|Dollfuß-Schuschnigg-Regime]] aus politischen Gründen festgenommen und ins Anhaltelager Wöllersdorf gebracht, welches er im September desselben Jahres wieder verlassen konnte. Nach Verlust seiner politischen und gewerkschaftlichen Ämter musste er seinen Lebensunterhalt als Angestellter bei der Urlaubskommission der Bauarbeiter bestreiten. Auch für die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] blieb Böhm ein politisches Feindbild. Nach dem "[[Anschluss]]" 1938 wurde er mehrfach verhaftet und stand unter Polizeiaufsicht. 1939 wurde er Polier, ab 1940 war er bei einer Bauberufsgenossenschaft tätig. Am 20. Juli 1944 wurde er neuerlich aus politischen Gründen inhaftiert, jedoch kurz vor Jahresende wieder aus der Haft entlassen.
Während der Zeit des austrofaschistischen [[Ständestaat | "Ständestaates"]] befand sich Böhm mehrfach in Haft. Nach Verlust seiner politischen und gewerkschaftlichen Ämter musste er seinen Lebensunterhalt als Angestellter bei der Urlaubskommission der Bauarbeiter bestreiten. Auch für die Nationalsozialisten blieb Böhm ein politisches Feindbild; nach dem "Anschluss" 1938 wurde er mehrfach verhaftet und stand unter Polizeiaufsicht. 1939 wurde er Polier, ab 1940 war er bei einer Bauberufsgenossenschaft tätig.
 
  
 
=== Politische Karriere nach 1945 ===
 
=== Politische Karriere nach 1945 ===
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Das Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] bedeutete auch für Böhm einen Wiederbeginn seiner politischen Karriere. Am 27. April 1945 wurde er auf Seiten der [[Sozialdemokratische Partei Österreichs]] zum Staatssekretär für soziale Verwaltung (bis 20. Dezember 1945) ernannt. Am 25. November 1945 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1959 angehörte. Dabei fungierte er in dieser Zeit als Zweiter Nationalratpräsident.
  
Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch für Böhm einen Wiederbeginn seiner politischen Karriere. Am 27. April 1945 wurde er auf Seiten der [[SPÖ]] zum Staatssekretär für soziale Verwaltung (bis 20. Dezember 1945) ernannt; am 25. November 1945 zum sozialdemokratischen Nationalrats-Abgeordneten gewählt.
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Johann Böhm hatte maßgeblichen Anteil an der Wiedergründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes im Jahr 1945. In den letzten Kriegstagen trafen sich sozialdemokratische Gewerkschafter, darunter auch Böhm, in der Wiener Wohnung von Josef Battisti und berieten über die Gründung einer neuen Gewerkschaft. Auf Böhms Initiative hin wurde die Schaffung eines überparteilichen Gewerkschaftsbundes beschlossen, dessen provisorischen Vorsitz Böhm übernahm. Von 1948 bis zu seinem Tod 1959 amtierte er als "ordentlicher" Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Im selben Zeitraum war er auch Mitglied im Vorstand der Sozialdemokratische Partei Österreichs und Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.  
 
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Gewerkschaftlichen und politischen Erfolgen, etwa im Zusammenhang mit der Einführung von Kollektivverträgen, standen auch umstrittene Maßnahmen wie die fünf Lohn- und Preisabkommen gegenüber, die in den Jahren 1947 bis 1951 unter Böhms Präsidentschaft abgeschlossen wurden. Für die Stabilisierung der Währung und die Ankurbelung der Wirtschaft war er bereit, Kompromisse zulasten der Arbeiterschaft zu schließen, da er vom perspektivischen Erfolg dieser Politik überzeugt war.
Johann Böhm hatte maßgeblichen Anteil an der Wiedergründung des ÖGB im Jahr 1945. In den letzten Kriegstagen trafen sich sozialdemokratische Gewerkschafter, darunter auch Böhm, in der Wiener Wohnung von Josef Battisti und berieten über die Gründung einer neuen Gewerkschaft. Auf Böhms Initiative hin wurde die Schaffung eines überparteilichen Gewerkschaftsbundes beschlossen, dessen provisorischen Vorsitz (bis 1948) Böhm übernahm. Von 1948 bis zu seinem Tod 1959 amtierte er als "ordentlicher" Präsident des ÖGB. Im selben Zeitraum war er auch Zweiter Präsident des Nationalrates, Mitglied im SPÖ-Vorstand und Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.  
 
Gewerkschaftlichen und politischen Erfolgen, etwa im Zusammenhang mit der Einführung von Kollektivverträgen, standen auch umstrittene Maßnahmen wie die fünf Lohn- und Preisabkommen gegenüber, die in den Jahren 1947-1951 unter Böhms ÖGB-Präsidentschaft abgeschlossen wurden. Für die Stabilisierung der Währung und die Ankurbelung der Wirtschaft war er bereit, Kompromisse zulasten der Arbeiterschaft zu schließen, da er vom perspektivischen Erfolg dieser Politik überzeugt war.
 
  
 
==Ehrungen==
 
==Ehrungen==
 
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Böhm erhielt 1951 den Karl-Renner-Preises und 1954 das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich. 1958 wurde er zum [[Ehrenbürger]] der Stadt Wien ernannt. 1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll. 1966 wurde in [[Brigittenau]] die städtische Wohnhausanlage [[Johann-Böhm-Hof]] nach dem Politiker benannt. Im Jahr 2009 erfolgte die Benennung des [[Johann-Böhm-Platz|Johann-Böhm-Platzs]] in [[Leopoldstadt]], an dem sich seit 2010 die Zentrale des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ("Catamaran") befindet. Die Johann-Böhm-Plakette ist die höchste vom Österreichischen Gewerkschaftsbund vergebene Auszeichnung und der Johann-Böhm-Fond dient der Förderung von Abschlussarbeiten an Universitäten, Fachhochschulen und entsprechenden Akademien zu gewerkschaftsrelevanten Themen.
1951 war er einer der Preisträger des Karl-Renner-Preises; 1954 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich; Ehrenbürger der Stadt Wien (21. November 1958).
 
Im Jahr 2009 wurde in Wien-[[Leopoldstadt]] (2. Bezirk) der [[Johann-Böhm-Platz]] nach ihm benannt, an dem sich seit 2010 die Zentrale des ÖGB ("Catamaran") befindet.
 
1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll.  
 
 
 
In Wien-[[Brigittenau]] (20. Bezirk) wurde der [[Johann-Böhm-Hof]] nach ihm benannt.
 
  
 
==Werke==
 
==Werke==
 
 
* Johann Böhm. Eine Auswahl seiner Reden und Veröffentlichungen. Wien: Verlag des ÖGB 1951
 
* Johann Böhm. Eine Auswahl seiner Reden und Veröffentlichungen. Wien: Verlag des ÖGB 1951
 
* Erinnerungen aus meinem Leben. Wien: Verlag des ÖGB 1986
 
* Erinnerungen aus meinem Leben. Wien: Verlag des ÖGB 1986
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==Quellen==
 
==Quellen==
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++5cf0267e-4e6e-4852-88a4-1c07c3558a62VERA#Akt_____5cf0267e-4e6e-4852-88a4-1c07c3558a62VERA Meldezettel von Johann Böhm (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]
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*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++5cf0267e-4e6e-4852-88a4-1c07c3558a62VERA#Akt_____5cf0267e-4e6e-4852-88a4-1c07c3558a62VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 - Prominentensammlung, 19.Jh.-20.Jh.: Meldezettel von Johann Böhm]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++9341febc-04d7-4779-8c80-71eab5bbfcb1VERA#Stueck__9341febc-04d7-4779-8c80-71eab5bbfcb1VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gestapo, K1 - Gestapo-Kartei: Erkennungsdienstliche Kartei von Johann Böhm]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
 
* Karin Holzer: Johann Böhm, eine Biographie. 2., neu bearb. Auflage. Wien: Verlag des ÖGB 1998
 
* Karin Holzer: Johann Böhm, eine Biographie. 2., neu bearb. Auflage. Wien: Verlag des ÖGB 1998
 
* Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 85 ff.  
 
* Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 85 ff.  
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* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
 
* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
 
* Johann Böhm zum Gedenken. In: Amtsblatt der Stadt Wien, 1. Februar 1961, S. 1
 
* Johann Böhm zum Gedenken. In: Amtsblatt der Stadt Wien, 1. Februar 1961, S. 1
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/1811455 Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963]
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* Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995
  
 
==Links==
 
==Links==
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_B%C3%B6hm_%28SP%C3%96%29 Wikipedia: Johann Böhm]
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*[http://www.dasrotewien.at/seite/boehm-johann.html Das Rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Böhm, Johann]
* [http://www.dasrotewien.at/seite/boehm-johann.html Das Rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Johann Böhm]
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*[https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_00149/ Österreichisches Parlament: Johann Böhm]
* [https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_00149/ Österreichisches Parlament: Johann Böhm]
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*[https://www.wien.gv.at/advuew/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=politiker&Type=K&PERSONCD=2014091107285120&POLLAY=histpolsuche&HP=Y&RF=01&ICD=2011021810214075 POLAR - Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv 1918-1934: Johann Böhm]

Version vom 29. September 2019, 01:34 Uhr

Johann Böhm (1958)
Daten zur Person
Personenname Böhm, Johann
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 1362
GND 118660667
Wikidata
Geburtsdatum 26. Jänner 1886
Geburtsort Stögersbach (Niederösterreich)
Sterbedatum 13. Mai 1959
Sterbeort Wien
Beruf Gewerkschafter, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialistische Partei Österreichs, Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), Sozialdemokratische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 29.09.2019 durch DYN.elisb
Begräbnisdatum 20. Mai 1959
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Ehrengrab Gr. 32C, Nr. 21
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Johannboehmgewerkschafter.jpg
Bildunterschrift Johann Böhm (1958)
  • 18., Gersthofer Straße 158 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 21. November 1958, Übernahme: 6. Dezember 1958)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 5. Mai 1954)
  • Dr.-Karl-Renner-Preis der Stadt Wien (Verleihung: 1951)

  • Abgeordneter zum Nationalrat (02.12.1930 bis 17.02.1934)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (19.12.1945 bis 13.05.1959)
  • Zweiter Präsident des Nationalrates (19.12.1945 bis 13.05.1959)
  • Staatssekretär für Soziale Verwaltung (27.04.1945 bis 20.12.1945)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (20.5.1927 bis 30.11.1930)
  • Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1945 bis 1959)
  • Obmann der Ortsgruppe Währing der Gewerkschaft der Maurer (1905)
  • Vorstand der Baugewerkschaft (1909)
  • Obmann der Vereinigung der Wiener Ortsgruppen der Gewerkschaft der Maurer (1912)
  • Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft (1921)
  • Vorsitzenden der Baugewerkschaf (1927)
  • Obmann der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft (1929 bis 1934)
  • Vorstandsmitglied der Wiener Arbeiterkammer )
  • Provisorischer Vorsitzender des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1945)

Johann Böhm, * 26. Jänner 1886 Stögersbach (Niederösterreich), † 13. Mai 1959 Wien, Politiker, Gewerkschafter.

Biographie

Herkunft und Familie

Johann Böhm wuchs in ärmlichen Verhältnissen im niederösterreichischen Waldviertel auf. Nach Besuch der Volksschule und Bürgerschule in Waidhofen an der Thaya musste Böhm, der als intelligenter und wissbegieriger Junge galt, das Maurerhandwerk erlernen und arbeitete als Bauarbeiter. Mit seiner ersten Gattin Rosa Geppert, die 1930 einem Herzleiden erlag, hatte er drei Kinder. Kurz nach dem Tod von Rosa heiratete er Marianne Grem.

Erstes gewerkschaftliches Engagement

Nach Absolvierung einer Maurerlehre in Wien trat Böhm 1903 der Gewerkschaft der Maurer bei und wurde Funktionär einer Ortsgruppe. Als erst 18-Jähriger wurde er zum gewerkschaftlichen Vertrauensmann auf einer Wiener Baustelle gewählt, 1905 erfolgte seine Wahl zum Hauptvertrauensmann, gleichzeitig wurde Böhm auch Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Obmann der Ortsgruppe Währing der Maurergewerkschaft wurde Böhm 1905 und Obmann der Vereinigung der Wiener Ortsgruppen der Gewerkschaft der Maurer 1912.

1909 kam Böhm in den Vorstand der Baugewerkschaft und wurde 1912 als deren Vertreter in die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt entsandt, dessen Vorstand er 1913 wurde. Er bildete sich auf Arbeiterschulen und in technischen Kursen weiter. Nach Absolvierung des Kriegsdiensts, Böhm wurde 1915 an der russischen Fron schwer verwundet, wandte er sich neuerlich gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeiten zu. Im Jahr 1918 fungierte er als Geschäftsführer des Arbeitsamtes für das Baugewerbe in Wien sowie als stellvertretender Vorsitzender des Landesarbeitsamtes, wurde zudem in den Vorstand der Freien Gewerkschaften gewählt und war stellvertretender Vorsitzender der Industriellen Bezirkskommission. Auch in der Gewerkschaft machte er weiter Karriere: So wurde er 1918 Sekretär, 1921 auch Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft für die er von 1929 bis 1934 als Obmann fungierte. Zudem war er 1927 Vorsitzender der Baugewerkschaft.

Auf kommunaler Ebene kandidierte er 1927 im 21. Bezirk bei den Gemeinderatswahlen und war von 1927 bis 1930 sozialdemokratischer Gemeinderat der Stadt Wien und Abgeordneter zum Wiener Landtag. Auf nationaler Ebene gehörte er von 1930 bis 1934 dem Nationalrat an. In der Wiener Gebietskrankenkasse nahm er die Funktion eines Vizepräsidenten ein und er war Vorstandsmitglied in der Wiener Arbeiterkammer. Daneben war er seit 1921 auch als Vorstand der Baugenossenschaft "Grundstein" tätig. Zu den politischen und gewerkschaftlichen Schwerpunkten Böhms in der Zwischenkriegszeit gehörten die Bereiche Sozialpolitik, Wohnungswesen und technische Angelegenheiten.

Böhm in den Jahren 1934 bis 1945

Am 12. Februar 1934 wurde er vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime aus politischen Gründen festgenommen und ins Anhaltelager Wöllersdorf gebracht, welches er im September desselben Jahres wieder verlassen konnte. Nach Verlust seiner politischen und gewerkschaftlichen Ämter musste er seinen Lebensunterhalt als Angestellter bei der Urlaubskommission der Bauarbeiter bestreiten. Auch für die Nationalsozialisten blieb Böhm ein politisches Feindbild. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er mehrfach verhaftet und stand unter Polizeiaufsicht. 1939 wurde er Polier, ab 1940 war er bei einer Bauberufsgenossenschaft tätig. Am 20. Juli 1944 wurde er neuerlich aus politischen Gründen inhaftiert, jedoch kurz vor Jahresende wieder aus der Haft entlassen.

Politische Karriere nach 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch für Böhm einen Wiederbeginn seiner politischen Karriere. Am 27. April 1945 wurde er auf Seiten der Sozialdemokratische Partei Österreichs zum Staatssekretär für soziale Verwaltung (bis 20. Dezember 1945) ernannt. Am 25. November 1945 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1959 angehörte. Dabei fungierte er in dieser Zeit als Zweiter Nationalratpräsident.

Johann Böhm hatte maßgeblichen Anteil an der Wiedergründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes im Jahr 1945. In den letzten Kriegstagen trafen sich sozialdemokratische Gewerkschafter, darunter auch Böhm, in der Wiener Wohnung von Josef Battisti und berieten über die Gründung einer neuen Gewerkschaft. Auf Böhms Initiative hin wurde die Schaffung eines überparteilichen Gewerkschaftsbundes beschlossen, dessen provisorischen Vorsitz Böhm übernahm. Von 1948 bis zu seinem Tod 1959 amtierte er als "ordentlicher" Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Im selben Zeitraum war er auch Mitglied im Vorstand der Sozialdemokratische Partei Österreichs und Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger. Gewerkschaftlichen und politischen Erfolgen, etwa im Zusammenhang mit der Einführung von Kollektivverträgen, standen auch umstrittene Maßnahmen wie die fünf Lohn- und Preisabkommen gegenüber, die in den Jahren 1947 bis 1951 unter Böhms Präsidentschaft abgeschlossen wurden. Für die Stabilisierung der Währung und die Ankurbelung der Wirtschaft war er bereit, Kompromisse zulasten der Arbeiterschaft zu schließen, da er vom perspektivischen Erfolg dieser Politik überzeugt war.

Ehrungen

Böhm erhielt 1951 den Karl-Renner-Preises und 1954 das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich. 1958 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. 1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll. 1966 wurde in Brigittenau die städtische Wohnhausanlage Johann-Böhm-Hof nach dem Politiker benannt. Im Jahr 2009 erfolgte die Benennung des Johann-Böhm-Platzs in Leopoldstadt, an dem sich seit 2010 die Zentrale des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ("Catamaran") befindet. Die Johann-Böhm-Plakette ist die höchste vom Österreichischen Gewerkschaftsbund vergebene Auszeichnung und der Johann-Böhm-Fond dient der Förderung von Abschlussarbeiten an Universitäten, Fachhochschulen und entsprechenden Akademien zu gewerkschaftsrelevanten Themen.

Werke

  • Johann Böhm. Eine Auswahl seiner Reden und Veröffentlichungen. Wien: Verlag des ÖGB 1951
  • Erinnerungen aus meinem Leben. Wien: Verlag des ÖGB 1986

Quellen

Literatur

  • Karin Holzer: Johann Böhm, eine Biographie. 2., neu bearb. Auflage. Wien: Verlag des ÖGB 1998
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 85 ff.
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 19. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1977
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Johann Böhm zum Gedenken. In: Amtsblatt der Stadt Wien, 1. Februar 1961, S. 1
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995

Links